Ach, war die Zeit doch schön als ich noch ein Konsolero war. Wollte ich zocken, reichte ein sanftes Streicheln meiner geliebten XBox und eine Minute später ging die Session auch schon los – mit der aktuellen Hardwaregeneration sogar mit nur einem sanften Säuseln als Hintergrundrauschen. In der Welt der Spiele-PC kann sich das unter Umständen anders anhören, konzipiert man den Rechenknecht nicht von Grund auf als Leisetreter.
Lässt man teure Spielereien wie Wasserkühlung außen vor, bleibt einem meist nur der Griff zur Handarbeit – denn die wenigsten Komponenten kommen von Haus aus mit leisen Kühllösungen daher. Zwar hat die Industrie schon länger realisiert, dass Laut in des Konsumenten Augen nicht gleich gut ist, doch wie sollte man sonst Spezialeditionen mit überarbeiteten Lösungen an den Nerd bringen? Normalnutzer scheuen Handanlegen an die Komponenten oft – nicht zu Unrecht, erlischt damit doch zumeist auch die Garantie. Besagte Spezialserien haben dafür meist Nachteile bei Preis oder Leistung. Dem geräuschsensiblen Spieler bleibt somit nur die Baumeister Bob-Mentalität „Jau, wir schaffen das!“.
Als Grafikherz meines Rechenknechtes habe ich mir eine Geforce GTX560Ti 448 gegönnt. Obwohl von NVidia als „Sonderedition“ mit begrenzten Stückzahlen geplant, finden sich noch immer viele Versionen von allen bekannten Anbietern – aber wir wissen ja, wie das mit den Limited Editions so läuft. Meine Entscheidung fiel dann auf die EVGA FTW Version, da sie gerade im Angebot war. Die Karte besticht durch Leistung auf GTX570 Niveau mit hohem Übertaktungspotential für die Zukunft. Doch für den moderaten Preis von EUR 240,– erhält man eben auch nur das Referenzdesign und somit alles andere als einen Leisetreter mit kühlem Kopf. Während im Arbeitsbetrieb (Windows 7 SP1) die Lüfter auf relativ ruhigen 40% der Leistung laufen und den Chip um die 32°C hielten und somit in der Gesamt-Geräuschkulisse des PC ( Prozessorkühler und Zusatzlüfter auf Minimum ) nicht weiter auffielen, ändert sich die Lage bei Spielen radikal. Bei voller Leistung röhrt der Einzellüfter zwar wie unsere Katze im Frühling, doch die Chiptemperatur erreichte an die 85°C. Diese Temperaturen sind zwar kein Grund zur Besorgnis, liegt das Maximum doch bei 100°C, geht einem das ständige Surren und Pusten der Kühlung aber bald ordentlich auf den Senkel. An Übertakten ist da gar nicht zu denken.
Eine Lösung muss her! Doch die Auswahl an VGA Kühllösungen ist relativ eingeschränkt – wohl wegen bereits erwähnten Gründen. Der Liebling des Internets ist derzeit der Peter von Alpenföhn, doch trotz der lustigen Namensgebung sagte mir die immense Größe und die Ausstattung nicht zu, muss man sich doch zusätzlich noch für Lüfter entscheiden. Da ich bereits beim Prozessorkühler Freezer 13 Pro von Arctic sehr gute Erfahrungen gemacht habe, sollte auch die VGA Kühlung aus selben Hause stammen – der Arctic Accelero Twin Turbo II bringt alle Bauteile gleich mit und die Größe gleicht der Karte selbst.
Der Umbau ist, selbst für motorische Halbwerker wie mich, recht einfach zu schaffen – solange man mit Fingerspitzengefühl vorgeht. Die mitgelieferte Anleitung ist klar und anschaulich bebildert. Nach dem Abbau der Referenzkühlung und Reinigung der Bauteile werden mit dem Thermokleber die passiven Kühlelemente montiert. Dabei bedarf es aber einiger Geduld – nimmt das Anmischen zwar nur 5 Minuten in Anspruch, will der Kleber 5 Stunden aushärten. Schade, dass Arctic hier keine Klebepads oder vorgemischte Thermokleber mitliefert. Nach der Wartezeit noch den eigentlichen Kühlkörper mit 6 Schrauben montieren und fertig. Lässt man die Wartezeit außer Acht, hat sich der Umbau in 30 Minuten erledigt.
Wenig Zeit also für die folgenden Ergebnisse. Denn im Betrieb überzeugt der Twin Turbo II voll und ganz. Unter Windows Standardbetrieb sind die beiden Luftwirbler dank geringer Drehzahl nicht zu hören. Erstaunlich dabei: die Chiptemperatur ist mit 32°C gleich mit der Referenzkühlung. Nur selten oder bei manueller Drehzahlmaximierung erreicht man Temperaturen unter 30°C. Die Muskeln lässt Arctics Lösung aber erst unter Volllast spielen. Selbst nach längerer Betriebszeit unter Volllast bleibt die Karte mit durchschnittlich 60°C vergleichsweise kühl. Die Lüfter sind nun zwar hörbar, treten jedoch selbst bei voller Drehzahl nie unangenehm in Erscheinung. Mit diesem Spielraum gönnen wir uns einen weiteren Heimwerker Spruch: Mehr Power! *Grunz*Grunz*Grunz*. Mit Spannungs- und Frequenzübertaktung brachte ich die Karte auf rund 15% Mehrleistung – bei stabilem Betrieb!
Summiert man die Kosten von € 240,– für die EVGA GTX560Ti 448 FTW und € 35,– für den Arctic Accelero Twin Turbo II ist man immer noch unter den Kosten einer GTX570 bei beinahe gleicher Leistung im Normalbetrieb. Dank der Kombination kann man sogar eine wesentlich bessere Preis/Leistung erreichen als mit der großen Schwester. Auch werkseitige Speziallösungen wie die MSI’s Twin Frozer Version lässt man damit hinter sich. Allerdings muss man immer den Garantieverfall im Hinterkopf behalten. Geht man dieses Risiko bewusst ein, ergibt sich mit den beiden Komponenten ein wahres Traumpaar – und man tut dem Handwerker in einem auch etwas gutes.