Der Rebell.at-Ausblick zur neuen LEC

Die LCS ist tot, es lebe die LEC! Die „League of Legends European Championship“, Europas höchste Spielklasse im eSport League of Legends, startet am Freitag und bringt – neben dem Rebranding – einige Neuerungen mit sich. Unser Saison-Ausblick.

2018 war ein gutes Jahr für League of Legends in Europa. Bei der Weltmeisterschaft schaffte es ein Team (Fnatic) ins Finale, ein weiteres (G2 Esports) ins Semifinale – und das dritte (Team Vitality) konnte immerhin den davor amtierenden Weltmeister aus dem Bewerb schmeißen. Eine hohe Messlatte, anhand derer man 2019 beurteilen wird.

by the way: eSports-Neuling? Hier erklären dir Stefan und Tom League of Legends.

2019 ist das erste Jahr, in dem die Meisterschaft nicht mehr „EU LCS“ heißt, sondern „LEC“, kurz für European League of Legends Championship. Statt (markentechnisch, nicht spielerisch) der kleine Bruder der LCS (League Championship Series) in Nordamerika zu sein, setzt Riot Games jetzt auf ein eigenes Branding, eigenes Design, professionelle Produktion – und auf Franchising.

Was bedeutet Franchising? 

Im Wesentlichen, dass das System von Auf- und Abstieg abgeschafft wurde. Ab jetzt spielen die immer gleichen 10 Teams darum, wer zur Weltmeisterschaft fährt. Für die Teams bringt das finanzielle Stabilität – denn der fixe Verbleib in der Liga sorgt für große Sponsorendeals. Und für die Fans soll es die Liga ansprechender machen, da die Teams alle über genug Budget verfügen, um eigenen Content zu produzieren. (Das war in der Vergangenheit nicht immer so.)

Ob sich das positiv auf die Liga auswirken wird? Gut möglich. 2018 stellte die nordamerikanische LCS ebenfalls auf Franchising um – und das neu in die Liga gekommene Team 100 Thieves schaffte es auf Anhieb zur Weltmeisterschaft. Der Wettbewerb in der Liga wurde härter. Insgesamt ist das ein gutes Zeichen.

2019 wird vor allem spannend, wie sich die neuen Teams schlagen und wer es zur Weltmeisterschaft schafft. Fangen wir zuerst mit der Frage an, wer die Favoriten sind.

Wer sind „die guten Teams“?

Fnatic ist als Vizeweltmeister theoretisch der große Favorit. Das Team konnte vier seiner fünf Positionen halten. Neuzugang in der Mitte ist Nemesis, der mit den MAD Lions spanischer Meister wurde und zumindest vielversprechend aussieht. Superstar Rekkles, vermutlich der beste AD Carry Europas, bleibt genau so wie Bwipo, Broxah und Hylissang, die sich spätestens bei der WM als Topspieler bewiesen haben. Dieses Jahr wird es allerdings schwerer für Fnatic, den Titel zu tragen, denn:

G2 Esports ist der zweite logische Anwärter auf den Titel. Im Halbfinale der WM noch an Invictus Gaming aus China gescheitert, hat das Team um Superstar Perkz aufgerüstet – der frühere Mid Lane-Star wechselt auf die Position des AD Carry, ihn ersetzt Caps von Fnatic. So ziemlich der einzige Mid Laner in Europa, den man besser als Perkz nennen konnte. Mit Wunder in der Top Lane und Jankos im Jungle hat G2 zwei der besten auf den jeweiligen Positionen und sieht aus wie einer der heißen Kandidaten auf den Titel.

Misfits haben sich auch jemanden von Fnatic geholt – einen der beiden Top Laner. Da sOAZ im Spring Split 2018 verletzt war, durfte der Rookie Bwipo einspringen – was den Veteranen (der seit der ersten Weltmeisterschaft dabei ist) den Stammplatz kostete. Er spielt in einem generell starbesetzten Team – Febiven schaffte es mit dem legendären ungeschlagenen Fnatic-Team 2015 ins Halbfinale der WM, und der Koreaner Gorilla spielte die letzten Jahre immer bei Top-Titelanwärtern in der stärksten Liga der Welt. Kann sich sehen lassen.

Wer hat Außenseiterchancen?

Und dann gäbe es da noch Origen. Eigentlich kann man das Team nicht als Titelanwärter sehen. Aber.

  1. Das spanische Team, das 2015 um den Season 1-Weltmeister xPeke gegründet wurde, hat eine Partnerschaft mit Astralis, einer der erfolgreichsten Gaming-Brands der Welt.
  2. Auf jeder Position findet sich ein zumindest starker Spieler. Alphari gehört zu den besten Top Lanern der Liga, Mithy war vor seinem Wechsel nach Amerika der beste Support Europas, Jungler Kold verfügt über WM-Erfahrung und Nukeduck gilt seit langem als ein Riesentalent in der Mitte.
  3. Einen früheren Moderator der größten LoL-Turniere hat es als Manager zu Origen gezogen: Deficio ist als League of Legends-Superhirn bekannt. Ihm ist auch zu verdanken, dass Patrik (früher unter dem Namen Sheriff bei H2K-Gaming) das Team als AD Carry abrundet.

Im Wesentlichen werden es sich diese Teams wohl ausmachen. Ein Dark Horse ist allerdings noch Team Vitality. 2018 startete die bis dahin wenig erfolgreiche Marke mit vier Rookies und einem als mittelmäßig verschrienen Jungler in die Saison – und schaffte es bis zur Weltmeisterschaft. Mittlerweile werden sie von Adidas, Omen und Renault gesponsert. Dass ihnen das angesichts der Riesenkonkurrenz wieder gelingt, ist allerdings eher unwahrscheinlich.

by the way: Wir haben auch mal versucht, bei einem Turnier mitzuspielen. Wie das war, hört ihr hier.

Das waren bis jetzt aber keine neuen Teams? 

Yep. Denn anders als in den USA konnten die neuen Teams nicht die besten Spieler für sich begeistern. (Es sei denn, man sieht Origen als „neues“ Team.) exceL eSports setzt auf das Branding als #TeamUK, dazu kommen SK Gaming – das eine Partnerschaft mit dem 1. FC Köln geschlossen hat – und Rogue, das von den Imagine Dragons und Steve Aoki bezahlt wird. Allesamt solide Teams, aber angesichts des allgemeinen Niveaus der Liga nicht mal Außenseiterchancen.

Insgesamt dürften diese Teams trotzdem positiv für die Liga sein. Riot Games hat nach einem langen Auswahlprozess entschieden, wer für die höchste Liga geeignet ist und wer nicht. Teams mit wenigen Fans, schwacher Social Media-Präsenz und geringen finanziellen Mitteln – z. B. Giants Gaming oder H2K – fielen durch, dafür sollen diese neuen Teams es richten. Dass sie in der ersten Saison keine Superstars verpflichten konnten, ist kein Drama – League of Legends wird Jahr für Jahr besser, und jetzt geht es darum, die Marke aufzubauen und sich zu etablieren.

Ausblick

Wir haben Favoriten, wir haben die neuen Teams gecheckt, wir haben Franchising geklärt. Was fehlt? Fixe Prognosen. Aber davor noch: Das Beste an der neuen Saison ist ja, dass man einfach noch nichts weiß. Man kennt die Namen, man kennt die meisten Organisationen, und man hat keine Ahnung, wie sich diese Dynamik entwickelt. Gerade am Anfang der Saison ist Europa berühmt dafür, dass alles passieren kann. Wir sind auf jeden Fall hyped.

Bis auf „es wird eine spannende Saison“ kann man am Anfang der Saison nicht viel sagen. Man kann es zumindest probieren, aber das kann oft nach hinten losgehen – wie damals, als ich vorausgesagt hab, dass Europa Amerika zerstören wird, und dann ist genau das Gegenteil passiert.

Hier also noch ein paar Hot Takes, die ihr am Ende des Jahres auf der Facebook-Seite von Rebell.at posten könnt:

#quotemeonthat

  1. Fnatic, G2 Esports, Misfits – mindestens zwei dieser drei Teams fahren zu den Worlds.
  2. exceL, Rogue und SK Gaming werden sich in der unteren Tabellenhälfte aufhalten.
  3. International wird Europa besser als Nordamerika abschneiden und mindestens einmal ein koreanisches Team aus dem Bewerb schmeißen.
  4. Mindestens zwei europäische Teams schaffen es aus der WM-Gruppenphase.

Und #dontquotemeonthat

Die Tabelle wird so aussehen:

  1. Misfits
  2. Fnatic
  3. G2 Esports
  4. Origen
  5. Team Vitality
  6. Splyce
  7. FC Schalke 04
  8. SK Gaming
  9. exceL eSports
  10. Rogue

Aber das wär wirklich ein Wunder, die Tabelle richtig vorherzusagen.

Cool? Dann erzähl doch anderen davon! Danke! :)