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The Tiny Bang Story – Nettes Pixelhunting und mehr

The Tiny Bang Story - Das Spiel, für das man das Wort "nett" erfinden müsste

Es gab einen Meteoreinschlagt und eine Welt hat sich in ihre Puzzle-Teile zerlegt. Mehr muss man nicht wissen, mehr erfährt man auch nicht. Nach dieser winzigen Introsequenz setzt euch The Tiny Bang Story schnell vor die Aufgabe, die Spielwelt wieder zusammenzusetzen. Dabei ist es mehr als nur ein Puzzler, eure Gehirnzellen sind auf verschiedenste Arten gefragt. The Tiny Bang Story – Nettes Pixelhunting und mehr weiterlesen

Portal 2 – Das Glück ist, ein Spieler zu sein

Ich erinnere mich an einen der ersten Texte, die ich hier für Rebell geschrieben habe. Ein Interview mit dem Großmeister des schlüpfrigen Adventures: Al Lowe. Wir haben dieses Gespräch damals über E-Mail geführt, aber bei einer Antwort konnte ich die Melancholie von Al durch den Text durchfühlen. Angesprochen auf eine Rückkehr seiner Larry-Adventures (vom schrecklichen Nicht-Aventure Larry 8 war damals noch keine Rede und Al hatte damit ja auch nichts zu tun) meinte er.

„Was ich nicht verstehe ist, wie populär Comedy in Filmen oder dem Fernsehen ist aber nicht auf Computern. Es erscheint mir unglaublich, dass das Publikum so unterschiedlich ist. Meine Vermutung ist, dass es das eben nicht ist, und dass es dieses Publikum auch auf Computern gibt. Die Spielepublisher sehen es einfach nur nicht.“

Das ist nun über acht Jahre her. Aber Al könnte es auch gestern gesagt haben. Habt ihr euch eigentlich schon mal selbst beim Gamen gefilmt? Klingt komisch, aber ihr solltet es mal tun. Man sitzt eigentlich wahnsinnig stupdie da, verzieht kaum ein Gesicht. Manchmal kriegt man einen Anfall, weil das Spiel so frustrierend ist. Manchmal beißt man die Lippen zusammen, weil es so spannend ist. Aber lachen? Lachen tut man selten.

Bei Portal 2 ist das schon nach wenigen Sekunden anders. Portal 2 ist vom Grundprinzip her das unlustigste Spiel der Welt – wie sein Vorgänger. Als zum Testobjekt einer Militäreinrichtung degradierter Mensch muss man sich durch eine halsbrecherisches Rätselkammer nach der anderen knobeln. Aber schon in den ersten Minuten wird man darauf vorbereitet, dass man in den kommenden Spielstunden öfters lachen wird. Nicht verschmitzt grinsen, wohlgemerkt, sondern lauthals lachen.

Der Grund dafür ist, dass Valves Meisterwerk aus dieser absurden Situation einfach alles rauskitzelt. Da ist dieser nervöse Bot-Sidekick, der vorlaut und verwirrt Anweisungen gibt, die er eigentlich besser wissen müsste. Und da ist der nachtragende Mastercomputer, der euch mit fiesen Sprüchen piesackt und provoziert. Das sind Gemütszustände, die man bei einer künstlichen Intelligenz einfach nicht erwartet – selbst wenn man es täte, wäre man noch von der Cleverness ihrer Sätze entzückt. Es ist erwachsene Comedy, die euch bei eurem Run von einem Test zum anderen begleitet. Sie vermittelt euch die Geschichte der Anlage, durch deren sterile Räume, industriellen Eingeweide oder verfallene Ruinen früherer Testgelände ihr rennt – sie nähert euch dem „Warum?“ an. All dies wird immer noch prächtig und pfeilschnell von der Source-Engine in Szene gesetzt, die nur durch die regelmäßigen kurzen Ladephasen mittlerweile ihr Alter andeutet.

Die Rätsel basieren natürlich immer auf eurem Umgang mit der Portalkanone. An bestimmten Stellen, die man dank dem durchdachten Leveldesign sofort erkennt, könnt ihr bis zu zwei Portale in die Wände schießen. Schlüpft man ins eine, kommt man beim anderen raus. Aber mit zahlreichen Objekten und Besonderheiten kitzelt das Spiel dir das letzte aus dem räumlichen Vorstellungsvermögen raus. Mal gilt es Laserstrahlen umzuleiten, mal Geschwindigkeit durch Fall-Kombinationen aufzunehmen, dann mit einer experimentellen Farbe bestimmte Stellen markieren an denen man schneller laufen oder höher springen kann. Ihr lernt schrittweise mit diesen Werkzeugen zu denken. Immer wieder führt das Spiel sachte ein neues Objekt ein um euch dann mit kniffligen Kombinationen aller Möglichkeiten herauszufordern.

Dabei – und vielleicht ist es auch das, was mich an Portal 2 so begeistert – nimmt es den Spieler absolut ernst. Es hält uns nicht für Vollidioten. Es gibt kein Interface, keine wichtige Stelle wird euch penetrant offensichtlich vor die Nase gesetzt, keine Leiter die man erklimmen muss mit einem leuchtenden Rahmen verraten. Sowas ist n00b-Stuff! Alle Informationen die ihr benötigt, sind in die Levels glaubwürdig integriert. Im Prinzip ist immer klar, was das Ziel des aktuellen Rätsels ist. Das ist Gamedesign, Baby!

HIER spielt IHR! Ihr müsst hier herausfinden, was zu tun ist. Manchmal ist das eben, einen hohen Punkt im Raum mit dem Zoom auszumachen, dort ein Portal hinzufetzen, dort rauszustüzen um unter sich das nächste Portal anzubringen, mit mehr Schwung oben wieder rauszukommen und gegen eine blau angemalte Gummiwand zu knallen, um so in den Lift zur nächsten Aufgabe zu gelangen. Und wenn ihr das geschafft habt und euch gerade darüber freut, ertönt der nächste sarkastische Spruch des Supercomputers. Und ihr lacht. Und ihr seht, dass das gut ist.

Crayon Physics hat was World of Goo fehlt

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Crayon Physics Deluxe

Spiele mit Physikengine liegen derzeit im Trend. Valve hat vor nicht all zu langer Zeit mit Portal bewiesen, wie man das in Hightech und 3D umsetzt, doch auch Indie Entwickler haben die Vorzüge der Schwerkraftspielerein für sich entdeckt. Vor wenigen Monaten verzauberte 2D Boy uns mit World of Goo und veranlasste den Kollegen, Chefred und Sklaventreiber Tom höchstselbst, in pathosschwangeren Kindheitserinnerungen zu schwelgen.

Was uns in World of Goo dereinst ans lieblich-infantile Matschburgenwettbauen erinnerte, erinnert uns heute in Kloonigames‘ Crayon Physics Deluxe irgendwie an unsere ersten Experimente mit Buntstiften. Genau so und nicht anders sieht es nämlich aus und man mag auf den ersten Blick nicht erkennen, dass es sich um eine Art höchst spielerisches Sequel der altehrwürdigen „Incredible Machine“ handelt. Und so gesehen war diese wohl die Urmutter aller Physikspielchen.

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