Review – A Plague Tale: Innocence

Mit A Plague Tale: Innocence setzt uns Asobo ein Action-Adventure mit Horror- und Stealth-Elementen für PC, Xbox One und Playstation 4 vor. Das wandelt in den Spuren von The Last of Us. Tom und Konrad habens gespielt. Hier unsere Liste an Pros und Contras.

Wenn ihr lieber zuhört, wie wir über Games reden, ist unser Podcast die beste Wahl. Auch über A Plague Tale: Innocence haben wir kürzlich gesprochen.

A Plague Tale: Innocence spielt in einem Mittelalter-Setting mit fiktiven Elementen. Es setzt zu Beginn der großen Pestseuche im 14. Jahrhundert an, die historisch ja tatsächlich passiert ist und ein Viertel der europäischen Bevölkerung dahingerafft hat.

Amicia de Rune ist die Tochter einer kleineren Adelsfamilie irgendwo im ländlichen Frankreich. Ihr Leben wird komplett aus den Fugen gehoben, als eines Morgens ihr Hund von einer Höllenmenge an Ratten gefressen wird und dann auch noch am Nachmittag die Inquisition auf ihren Hof stürmt und auf der Suche nach ihrem kleinen kranken Bruder Hugo alles wegmördert, was sich ihr in den Weg stellt. Sie verliert Mutter, Vater und Heim und nimmt Hugo an der Hand um mit ihm vor dem sicheren Tod zu fliehen.

Auf der Flucht und Suche nach Hilfe stolpern die beiden durch eine zerrüttete, entrückte Welt, die von Pest, Krieg und daraus resultierendem Wahnsinn heimgesucht wird. Überall verenden Menschen, morden Menschen und wird man Zeuge von grauenvollen Geschehnissen.

Das Spiel erinnert später teilweise an einen Jugendroman, ist wie eine brutalere Knickerbocker Bande. Das liegt daran, dass die Charaktere, mit denen man sich  im Spielverlauf zusammentut, Jugendliche sind. Was man mit denen dann gemeinsam so unternimmt, hat was von grausamem Abenteuerurlaub. Es gibt einen Punkt im Spiel, da wirkt es so, als würden Amicia & Co das Ruder in die Hand bekommen und nicht mehr nur getrieben davon hetzen.

Hat uns gefallen:

  • unverbrauchtes Setting, sieht auch ganz gut aus (ohne High End zu sein) und auch das Sounddesign ist gut gelungen (Musik untermalt die Stimmung, Gegner unterhalten sich und geben Infos preis, stark vertont)
  • es ist auch ein ziemlich brutales Setting, eigentlich im Horror-Genre, das aber nicht gegen die Grausamkeit abstumpfen lässt, weil auch die Charaktere nicht abstumpfen
  • gut geschriebene Charaktere und interessante Beziehungen zueinander
  • vom Pacing her gut erzählte, wenn auch etwas Klischee-hafte Geschichte
  • Geschichte hat viele gute, erinnerungswürdige Hero-Momente, an die man sich gerne zurückerinnert und die man sich auch, so suggeriert es zumindest das Spiel er erfolgreich, hart erarbeitet hat und man sich daher sehr gut belohnt fühlt.
  • Abwechslungsreicher Spielverlauf, was auch am wirklich abwechslungsreichen Leveldesign liegt. Man durchkreuzt Anwesen, Städte, Schlösser, Kirchen, Ruinen, Schlachtfelder, Armeestützpunkte, Wälder, Wiesen und anderes.
  • Die verdammten Rattenschwärme sind mit die grauslichsten Game-Gegner, die mir je untergekommen sind
  • Rollen bzw. Elemente des Gameplay innerhalb des Spielverlaufs ändern sich:  erst sind Ratten böse, später nützlich (ergo: das Licht und Feuer, vor dem sie Angst haben ist als Instrument erst gut, später hinderlich)
  • Spiel gibt dem Spieler ein sehr großes Repertoire an Möglichkeiten an die Hand, brenzlige/gefährliche Situationen auf verschiedene Arten zu lösen (Wachen umlaufen, oder auf verschiedene Arten ausschalten, Ratten so oder so benutzen)
  • in der Spielwelt sind zwar selten, aber immerhin immer wieder kleine Verstecke zu erkunden, teilweise bringen diese auch die Nebenhandlung der Spielcharaktere weiter. Das Erkunden der Spielwelt wird mit kleinen Schätzen, Crafting-Goods und so weiter belohnt.
  • Die Speicherpunkte sind ziemlich gut gesetzt, es gibt kaum Stellen, in denen man zu große Gebiete wiederholen musste

Wir haben eine gespaltene Meinung zu:

  • Hugo als Begleiter und sein Verhältnis zu Amicia
    • Konrad sagt: Hugo kann stark nerven, gerade Anfangs ist die Motivation warum Amicia ihn mit durchschleppt auf reines Mitleid/seine Hilfsbedürftigkeit/den Familienzusammenhalt beschränkt, was ihn als Charakter eher uninteressant macht
    • Tom sagt: Au contraire! Erstens ist der kleine süß und zweitens ziemlich tough. Ich hatte so nach der ersten Spielstunde ein wenig Angst, dass er mir auf den Arsch gehen wird, aber tatsächlich hab ich das später nie so empfunden. Die Momente wo er auf Amicias Verhalten reagiert oder sich an die Eltern erinnert sind ziemlich rührend und ohne ihn würde das ganze Spiel für mich nicht funktionieren. (Ganz spannend außerdem, nach all den männlichen Hauptcharakteren, denen spannende weibliche Sidekicks zur Seite gestellt werden, das ganze auch mal umgedreht zu sehen. Wobei Amicia natürlich die Zügel gegen den kleinen Buben viel mehr in der Hand behält als Joel in The Last of Us gegen Ellie)
  • Crafting:
    • Konrad sagt: Crafting an sich okay und nachvollziehbar, dennoch an manchen Stellen unlogisch (man braucht Schwefel um eine größere Munitionstasche herstellen zu können) und allgemein nicht so sehr für den Spielverlauf interessant/wichtig (Ausnahme: Größe Munitions- Crafting-Item-Beutel, lautlose Schleuder). Item-Verteilung in der Spielwelt stellenweise unglücklich (prinzipiell findet man zu viele Items für die Munitionsherstellung und zu wenig zum Craften der Verbesserungen, d.h. man muss immer wieder Items liegen lassen).
    • Tom sagt: Liegt daran, dass es im Prinzip und ohne dass es ausgeschildert ist, zwei Arten von Crafting gibt: Eines zur Verbesserung der Ausrüstung, was zwangsläufig langsam gehen muss, damit man nicht von Beginn weg losrocken kann und dann die Herstellung von Munition, die man dauernd und überall braucht. Das ist nicht so mein Problem. Das Problem ist, dass man kaum zielgerichtet auf ein Craftingitem hinarbeiten kann, weil man ohnehin an den Limits der einzelnen Ressourcen nichts ändern kann. Also man kann nicht 15 Leder aufsammeln und dafür 5 Schwefel liegenlassen, sondern hat für jede Ressource ein oberes Limit. (War mir aber ehrlich gesagt alles wurscht und hat ich hab weder mehr Crafting vermisst noch hat es mich gestört.)
  • Das Spiel ist ziemlich einfach. Es gibt schon Stellen, die man ein paar Mal probieren muss, aber im Prinzip geht es sehr flüssig dahin.

Hat uns nicht gefallen:

  • Steuerung stellenweise hakelig und ungenau, Trigger manchmal unsauber gesetzt
  • Kollisionsabfrage gerade im Bezug auf die Rattenströme nicht immer sehr genau
  • Interaktion mit Spielwelt sehr beschränkt und limitiert (Level werden künstlich abgeschnitten, man kann vielerorts nicht einfach so in einem Level zurückgehen, was im Widerspruch zum Loot-System steht bzw. das behindern kann)
  • Spielverlauf sehr linear, man bekommt z.B. neue Spielelemente vom Spiel auf dem Silbertablett präsentiert, und zwar immer dann, wenn man sie gebrauchen kann: anfänglich okay, zieht sich aber durchs gesamte Spiel und torpediert so ein wenig den Gameplay-Ansatz des kreativen Austobens, den sie bei der Umgehung von Feinden allgemein anschlagen.
  • Gameplay stellenweise repetitiv, an sich wenig “innovatives Gameplay”, sondern Standard-Elemente ein bisschen “anders” gemischt.
  • Macht zu wenig aus seiner Team-Work-Komponente.

Fazit

Tom: Insgesamt würde ich sagen, A Plague Tale: Innocence ist ein The Last of Us mit etwas weniger Production Value aber sehr ähnlichen Stärken. Ich hab außerdem zur Vorbereitung nochmal mein The Last of Us-Review gelesen und muss sagen: Da haben mich damals Dinge gestört, an die ich mich gar nicht mehr so erinnert habe, die A Plague Tale vielleicht sogar besser macht (Stichwort: Die Sichtbarkeit von Sidekicks – gegenüber dem was The Last of Us da abzieht, sind die Kompagnons in A Plage Tale ja geradezu Genies).

Gemessen am tatsächlichen Spiel und weniger an der Erinnerung an The Last of Us ist das also wahrscheinlich ziemlich nah dran. Deshalb glaub ich, dass in unserer Erinnerung an A Plague Tale dann auch nur die spannende Geschichte und die Charaktere übrig bleiben und die kleinen Schwächen verblassen werden. Klare Kaufempfehlung von meiner Seite.

Konrad stimmt zu.

Cool? Dann erzähl doch anderen davon! Danke! :)