Blasphemie: Spiel von USK „ab 16“ eingestuft

The Binding of Isaac

Das in Comicgrafik gehaltene Action-RPG „The Binding of Isaac“ hat eine Altersempfehlung „ab 16“ erhalten. Dies steht auf einem angeblichen Bescheid der USK, der aktuell auf Facebook seine Kreise zieht. Die Webseite der „Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle“ bestätigt die Einstufung gemäß § 14 JuSchG. Folglich gehe ich davon aus, dass es sich um eine echte Kopie des Schriftwerks zur USK Nummer 32453/11 handelt. Und als Konsequenz empfiehlt sich eigentlich nur die Auflösung der Prüfstelle, wenn dort Entscheidungen auf Basis bizarrer Begründungen gefällt werden, die die Trennung von Kirche und Staat untergraben.

The Binding of Common Sense

Da heißt es etwa in den vorhergehenden Absätzen, dass „The Binding of Isaac“ nicht einmal ansatzweise über realistische Gewaltdarstellung verfügt, nein sogar ausgesprochen „schräg“ und  „distanzierend“ zur Realität sei. Deswegen hätte man ursprünglich auch eine Freigabe ab 12 Jahren erwogen.

Aber halt! Das war offenbar, bevor der USK-eigene Hauspfarrer, hellhörig geworden, aus seiner Kapelle eilte und die Beratungssitzung gestürmt hat. Denn der „Prüfbericht“ setzt mit diesen Zeilen fort: „Gegen diese weitergehende Freigabe sprach jedoch die biblische Hintergrundthematik. Hierbei kann durch die tendenziell blasphemische Botschaft eine Beeinträchtigung religiöser Kinder unter 16 Jahren nicht ausgeschlossen werden. Das Prüfgremium befürchtete hier, dass die Grundidee des Spieles als verletzend oder gar desorientierend wahrgenommen werden könnte.“

In weiterer Folge stört man sich dann doch an der „durchgehend düsteren Atmosphäre“ und den davor nach als „genretypisch schlichtes Spielprinzip“ beschriebenen, häufigen Kampfhandlungen. Auch die „schrägen“ Blutkleckse fallen auf einmal ins Gewicht. Die USK vollbringt das Kunststück, sich zu selbst massiv zu widersprechen und es nicht einmal zu bemerken. Wohlgemerkt ist die USK als private Organisation für die Abwicklung der Prüfungen zuständig, die eigentliche Altersfreigabe wird von Sachverständigen der deutschen Bundesländer festgelegt. Das Urteil fällt also der Staat und es hat für den Handel in Deutschland bindende Wirkung (Österreich verwendet das PEGI-System).

USK-Entscheid

 Macht die USK dicht!

Ja, die Geschichte von „The Binding of Isaac“ läßt natürlich kein gutes Haar an Religion. Immerhin flüchtet der kleine Titelheld mit dem liturgisch einschlägigen Vornamen vor seiner Mutter, die ihn auf Befehl einer inneren Stimme nach dem exzessiven Konsum christlicher Fernsehshows opfern möchte. Die Frage, ob man dies religiösen Kindern von 12-15 Jahren zumuten darf, fällt aber schlicht nicht in den Verantwortungsbereich der USK und ihrer Prüfer. Religion ist Privatsache, auch wenn die Trennung zwischen Kirche und Staat, der sogenannte Laizismus, in Österreich und Deutschland nicht wirklich sauber umgesetzt ist. Ob ein 12jähriger Katholike vom Genuss des Spieles in seinem Glauben erschüttert werden könnte oder nicht, ist eine Einschätzung, die ihm selbst und seinen Eltern obliegt (ja, die gibts auch noch).

Schließlich besteht eine zeitlich unbeschränkte Option, das Spiel zu deinstallieren, wenn es dem eigenen, spirituellen Empfinden nicht behagt. Man könnte sich gar entschließen, die Software gar nicht erst zu erwerben, denn die meisten vernunftbegabten Menschen beschäftigen sich mit Produkten, bevor sie Geld dafür ausgeben. Und last but not least gibt es auch noch Teenager, für die Religion nur eine untergeordente oder gar keine Rolle spielt. Diese werden von der Prüfstelle unter „Rücksichtnahme“ auf den Glauben ihrer Altersgenossen bevormundet.

Ich sehe Altersbeschränkungen allgemein mit gewisser Skepsis. Wenn diese jedoch explizit mit „Gotteslästerung“ begründet werden, sollten nicht nur bei mir die Alarmglocken schrillen. Die USK hat den Verstand verloren, macht sie bitte dicht.

Hier gehts zur Demo von „The Binding of Isaac“.

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