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Halo: Spartan Assault könnte gut sein, aber …

Halo: Spartan Assault
Halo: Spartan Assault wird auch für die Xbox One aufgewärmt. Inklusive kurzer Coop-Kampagne gegen die Flood.

Kürzlich haben wir unsere heiligen Redaktionshallen mit einer Xbox One ausstatten können. Hooray! Das erste Spielefutter, das bei uns dafür eingetroffen ist, war dann der Download-Titel Halo: Spartan Assault. Das wurde ursprünglich für mobile Windows-Plattformen entwickelt erschien auch für Windows 8. Nun nutzt Microsoft das Spin-off seiner Flagship-Marke natürlich auch auf seiner neuen Konsole. Halo: Spartan Assault könnte gut sein, aber … weiterlesen

Broken Age im Test: Hoffnungen erfüllt?

Broken Age
Broken Age – Wunderschönes, fantasievolles Adventure mit liebenswerten Charakteren

Ich fühle mich wieder einmal bestätigt. Als vor einigen Monaten klar wurde, dass Double Fine mit dem Kickstarter-Geld nicht auskommen und Broken Age auf zwei Releases verteilen würde, war in vielen Foren Feuer am Dach. Zeter und Mordio wurde geschrien, gespottet, ein Flop ausgerufen. Ich konnte die Hysterie nicht nachvollziehen, denn als Backer hatte ich die Entwicklung des Spiels über die hervorragende Dokumentation von 2 Player Productions verfolgt und war mir sicher: Hier streckt sich ein sehr talentiertes Team nach der Decke und tut sein Bestes. Jetzt ist der erste Akt von Broken Age (offiziell als Beta) da. Und der gibt allen vollkommen recht, die gelassen geblieben sind: also mir.

Broken Age ist ein ganz großartiges Adventure geworden. Allein dieses unvorhersehbare Storyskript! Es lässt uns in gut bemessenen Abständen in neue Gefilde vordringen, die völlig anders als die davorliegenden sind und sich doch bruchfrei in eine logische Linie fügen, nur um dann mit einem Knall zu enden, der Kinnladen nach unten fallen lässt. Und das ist nicht schnell dahin gesagt, das ist mir am Ende so ziemlich zum ersten Mal in meinem Leben tatsächlich spontan passiert.

Die herrlichen Areale werden bevölkert von originellen Charakteren, die man gerade lang genug kennenlernt um zu bemerken, dass die meisten von ihnen vielleicht auch eine eigenständige Geschichte tragen würden. Etwa der Hipster-Holzfäller, der sich mit den Bäumen seines Waldes angelegt hat. Oder der von (Jack Black vertonte) Sektenführer, der seine Anhänger in ein Leben in den Wolken führt. (Ich wäre gespannt, wie und ob der Gag mit dem in Hinsicht Erleichterung/Erleuchtung doppeldeutigen Wort „Enlightenment“ ins Deutsche gerettet wurde – vielleicht mag ja jemand das posten, der es mit deutschen Untertiteln gespielt hat.) Diese Umgebungen sind allesamt gut voneinander abgetrennt. Dass man noch einmal zurück muss, um vorwärts zu kommen, kommt eigentlich kaum vor.

Liebenswerte Protagonisten

Broken Age ist aber nicht einfach nur abgedreht und schräg, womit sich andere schon oft zufrieden geben. Das liegt an seinen Protagonisten, die der erkundeten Welt einen Sinn verleihen. Der Junge Shay (von Herr der Ringe-Star Elijah Wood gesprochen), der sich auf einer einsamen Raumstation von seinen allzu fürsorglichen „Eltern“ zu emanzipieren versucht, die ihn vor der „echten“ Welt abschotten, um ihn zu behüten. Dementsprechend ist sein Part im Spiel auch wesentlich isolierter. Das kecke Mädchen Vella hingegen hat den Road Trip-Teil bekommen, in dem man ständig neue Gegenden erkundet, während sie gegen unhinterfragte Traditionen rebelliert, um vielleicht eine andere Welt zu ermöglichen, die ihr besser gefällt. Ich erwarte von Double Fine ja eh schon nur die schönsten Charaktere, aber besonders Vella hat mich trotzdem noch positiv überrascht.

Was für die Charaktere natürlich von großer Bedeutung ist, ist ihre Animation. Ihr ausdrucksstarkes, vielfältiges Mienenspiel macht die Dialoge emotionaler als die oft immergleichen Blicke anderer Adventures. Dezente Kamerafahrten und -schnitte tun das übrige für die Dynamik der unterhaltsamen Gespräche. Der von Nathan „Bagel“ Stapley geprägte Art Style ist unverwechselbar und einzigartig. Dass die 2D-Figuren dynamisch auf Beleuchtungsquellen reagieren ist gerade angesichts des doch aufwändig texturierten Grafikstils auffällig gut gelungen. Kein Wunder ist dabei, dass Broken Age nicht wie einst gedacht binnen weniger Monate fertiggestellt werden konnte: Schöner sah bisher kein Adventure aus. Mit dieser Perfektion und dem damit verbundenen hohen Aufwand dauert es nunmal lange, Content auszuarbeiten.

Broken Age
Shay sitzt auf einem Raumschiff fest

Kein Frust und keine Routine beim Knobeln

Broken Age ist kein Puzzle-lastiges Adventure. Dass jemand frustriert an einer Stelle hängenbleiben wird, halte ich für unwahrscheinlich. Aber der Rätsel-Part gefällt mir trotzdem sehr gut. Erkundungs-, Kombinations-, Dialog- und Manipulationspuzzles werden erfrischend miteinander kombiniert. Dabei wurde ich nie daran erinnert, dass man so ziemlich alles, was es an Knobeleien in einem grafischen 2D-Adventure geben kann, in den bisherigen drei Jahrzehnten der Genregeschichte wohl schon einmal gesehen hat. Sich routiniert durch eine Passage klicken zu müssen, das tut Double Fine uns nicht an. Stattdessen setzte man ein paar etwas schwierigere und komplexere Schwerpunkte mit richtig gut durchdachten Rätseln und unterhält uns mit dem Rest kurzweilig, der sich eher im Vorbeigehen lösen lässt.

Der Preis dieser Vorgehensweise ist, dass Broken Age eher kurz geraten ist. Den ersten Akt hatte ich nach etwa dreieinhalb Stunden durch – also etwas schneller als den von Baphomets Fluch 5, aber etwas länger als eine normale Episode eines Telltale-Games wie The Walking Dead. Wer kein Backer ist und das Spiel nun vor seinem öffentlichen Release am 28. Jänner kauft, zahlt aber auf Steam auch nicht mehr als 20,7€ dafür. Akt 2 ist im Preis selbstverständlich inkludiert.

Broken Age

Erwartungen erfüllt

Broken Age hatte die Last zu tragen, das Posterchild von Kickstarter zu sein und gleichzeitig all der romantischen Verklärung gerecht zu werden, die der Gedanke an frühere Tim-Schafer-Adventures automatisch bei jedem Genrefan auslöst. Umso imposanter ist, dass es selbst die höchsten Erwartungen noch voll erfüllt. Hier wird durchwegs unterhaltsame Kost von herausragend guter Qualität angeboten. Wer das nicht genießen kann, sollte sich ein anderes Hobby suchen. Falls ihr es nicht schon in der Entwicklung unterstützt habt, ist mein Rat deshalb logischerweise: Zieht los und kauft es.

Broken Age erscheint für Windows, MacOS und Linux am 28. Jänner, der zweite Akt kommt als freies Update im März oder April. Offiziell ist das Spiel bis dahin im Beta-Status, erwartet also den ein oder anderen Bug. (In unserem Test kam allerdings keiner vor.) Versionen für Android und iOS folgen.

Baphomets Fluch 5 im Test: Einfach aber charmant

Baphomets Fluch 5

Baphomets Fluch 5 (engl. Titel: Broken Sword 5) wurde über kickstarter mit dem Versprechen finanziert, ein 2D-Point-&-Click-Adventure wie seine ersten Teile zu werden. Insofern ist es nicht überraschend, dass es auch ganz genau das geworden ist. Revolution Software hat seinen Klassiker ganz klassisch weitergeführt, nachdem das britische Unternehmen seine Erfolgsserie für den zweiten und dritten Teil in eine umstrittene und wenig geliebte 3D-Umgebung verpflanzt hatte. Baphomets Fluch 5 im Test: Einfach aber charmant weiterlesen

Playstation 4 im Test: Warten oder jeden Preis zahlen?

Playstation 4
Die Playstation 4 gibt sich hübsch neben eurem TV-Gerät

Seit wenigen Wochen sind die neuen Konsolen im Handel. Auf Ebay & Co machen Spekulanten derzeit Vorweihnachts-Gewinne, denn die Hersteller rühmen sich damit, dass Spätentschlossene wegen der hohen Nachfrage im regulären Handel kaum an ein Gerät kommen. Aber wie sehr müssen sie sich darüber grämen? Wir hatten die Playstation 4 für einen einwöchigen Testlauf im Haus. Alles, was ihr darüber wissen müsst. Playstation 4 im Test: Warten oder jeden Preis zahlen? weiterlesen

Speedball 2 HD: Spaß von damals für heute?

Speedball 2 HD

Ein Kampf-Ball-Mannschaftssport, den man am PC mit nur einer Taste spielen kann? Jap, wie passionierte Gamer seit 1988 wissen, ist die Rede von Speedball. Jüngst erschien vom zweiten Teil (1990) der Bitmap Brothers-Kultserie ein HD-Remake, das wir uns für euch angesehen haben. Speedball 2 HD: Spaß von damals für heute? weiterlesen

Review: The Shivah stellt euch eine große Frage

The Shiva
Rabbi Russell Stone gerät vom Regen in die Traufe

Im Krimi-Genre gibt es eine Unterkategorie des „Hard-Boiled“-Detektivs. Das ist einer, der am Weg zur Wahrheit ordentlich Schläge einsteckt. Russell Stone, der Hauptcharakter von The Shivah, ist ein solcher Kerl. Nur dass er eigentlich kein Detektiv ist, sondern ein Rabbi in einer herabgewirtschafteten New Yorker Synagoge. Das Leben hat Stone hart gemacht. Er ist ein grantiger Mann, der – gerade als er den Deckel auf das Rabbi-Dasein hauen will – in einen Mordfall eines ehemaligen Gemeindeangehörigen verwickelt wird. Die Polizei hat ihn im Verdacht, etwas damit zu tun zu haben, denn das Opfer hat Stones Gemeinde unerwartet eine Menge Geld hinterlassen. Er sieht keinen anderen Weg, als die Ermittlungen selbst in die Hand zu nehmen.

Die Geschichte von The Shivah glänzt an zwei Ecken: Erstens spielt sie durch den jüdischen Touch in einem recht unverbrauchten Szenario. Zweitens wird der rauhe Tone schön durch das Spiel gezogen. Atmosphärisch ist das Erstlingswerk von Dave Gilbert (wie jedes seiner folgenden Spiele mit Wadjet Eye Games) erstklassig. Mehr Politur hätte er aber auf erzählerischer Ebene brauchen können. Man huscht etwas flott durch die grundsätzlich so spannende Geschiche. Mehrere Charaktere kommen nur enorm kurz vor, manche reden gar nicht mit euch und die meisten Locations laden nur zum mehrmaligen Besuchen ein, wenn ihr beim ersten Mal einen Hinweis übersehen habt. The Shivah hätte mit den vorhandenen Art-Assetts viel länger gestreckt werden können (und dabei zuerst mal an Qualität gewinnen können).

Wollt ihr Gegenstände oder Rätsel?

The Shivah setzt kaum auf die Gameplay-Elemente, die ihm mitgegeben werden: Das System, mit dem man erhaltene Hinweise zu einem neuen Gedankengang kombinieren soll, wäre zum Beispiel eine spannende Sache. Es findet über die rund 2-4 Stunden Spielzeit aber keine fünf Mal Verwendung. Noch spärlicher wird das Inventar eingesetzt. Gerade einmal ein Gegenstand kommt im Spielverlauf hinzu. Das kann man aber auch als interessante Abwechslung begreifen: Pixelhunting und Trial & Error-Kombinationen bleiben außen vor.

Um die vorhandenen Rätsel zu lösen, müsst ihr euren Gesprächspartnern zuhören und logisch und sinnvoll agieren. Das Dialogsystem gibt euch dabei kontextabhängig in entscheidenden Szenen keine fertigen Sätze zur Auswahl, sondern eine Gemütshaltung. Soll Stone aggressiv, verständnisvoll, ablehnend oder entschuldigend auftreten? Oder soll ganz der Rabbi durchscheinen, der Fragen nur mit Fragen beantwortet? An einigen Stellen könnt ihr auch Story-beeinflussende Entscheidungen treffen und es gibt folglich verschiedenste Arten, wie das Spiel enden kann. Die Geschichte kann zum Beispiel sehr schnell vorbei sein, wenn ihr einer trauernden Witwe falsch gegenübertretet und diese die Polizei ruft.

Was hab ich übersehen?

Anders als andere Adventure-Helden, zählt der Rabbi nicht selbst die Hinweise zusammen, die er findet. Das bleibt euch und eurer eigenen Kombinationsgabe überlassen. Wenn ihr nicht die richtigen Worte für die Suchmaschine auf Stones Computer findet, kommt ihr an einigen Stellen nicht weiter. Diese völlig selbstständige Art zu spielen ist ungewohnt und deshalb nicht ganz einfach. Es ist beinahe frustrierend, aber eben nur beinahe. Denn im Endeffekt ist es schaffbar und erinnert daran, dass es auch Spaß machen kann, nicht alles vorgekaut zu bekommen. Dass Spiele auch anders sein können, als vorgefertigte, offensichtliche Optionen durchzuklicken.

Das macht The Shivah heute vielleicht aktueller als es bei seinem Originalrelase 2006 noch gewesen ist. Während es sich inhaltlich zu wenig mit den angedeuteten, großen philosophischen Fragen auseinandersetzt, ist es selbst auf einer Meta-Ebene eine Auseinandersetzung mit einer Frage, die ihr euch selbst stellen müsst. The Shivah ist an sich ein kurzes, nettes Spiel, das als kleines Indie-Projekt viel gößeres Potential verschenkt. Aber abhängig von eurer Antwort auf die Frage könntet ihr es wie ich auch sehr liebgewinnen: Wollt ihr beim Spielen Lösungen suchen oder Lösungen finden? Da besteht ein Unterschied, nicht wahr?

The Shivah ist in einer Kosher Edition mit überarbeiteter Optik und neuem Sound kürzlich erschienen. Ihr könnt diese auf iOS oder Windows-PC (Humble Store, Steam, offizielle Webseite) spielen, sie kostet ungefähr 3,5€. Integriert ist auch ein Developer’s Cut mit begleitendem Audiokommentar.

The Stanley Parable: Nur noch 5 Minuten, bitte!

The Stanley Parable
The Stanley Parable ist anders

Heute geht der Trend ja eher zu Spielen mit kurzer und knackiger Story, dafür aber mit hohem Wiederspielwert. The Stanley Parable entspricht hierbei genau dem Zeitgeist, allerdings auf eine sehr groteske, schon fast lächerliche Art und Weise: der Haupthandlungsstrang hat grade mal 5 Minuten Spielzeit, dann ist das Spiel vorbei. Neugierig?

Das Spiel startet in einem Büro, Stanley drückt Tag für Tag nur Knöpfe wie ihm befohlen wird – an diesem Tag hören die Befehle aber plötzlich auf, das Büro ist leer, alle seine Mitarbeiter sind verschwunden. Neben Stanley gibt es nur noch einen Erzähler dessen Aufgabe es ist, die Geschichte von Stanley zu erzählen. Das Spiel selbst ist aber nicht diese Geschichte, es ist die Geschichte über diese Geschichte.

Im Prinzip ist das Spiel sehr einfach, der Spieler folgt den Anweisungen des Erzählers: wenn er Erzähler sagt, dass Stanley das Büro verlässt, verlässt der Spieler das Büro. Wenn er sagt, dass Stanley durch die leeren Büroräume geht, geht er durch die leeren Büroräume. Wenn er sagt, Stanley geht durch die Linke von zwei Türen, dann … ja, dann stellt sich heraus, dass der Spieler nicht Stanley ist, es keimt ein kleiner Hauch von freiem Willen auf, ein kleiner Gedanke an Rebellion … Stanley ist so schlecht darin, Anweisungen zu befolgen, es ist ein Wunder, dass er nicht schon vor Jahren gefeuert wurde.

Welche Wahl der Spieler auch immer trifft, die Handlung verzweigt sich, führt zurück zum Anfang, verzweigt sich erneut, endet abrupt und unerwartet – der Erzähler kann seiner Aufgabe nicht nachkommen, er ist ein Gefangener der Handlungen des Spielers. Im Verlauf des Spiels fühlt sich der Erzähler an wie eine bizarre Mischung aus GLaDOS und einem Ariadne-Faden, er ist Antagonist und Getreuer zugleich. Der Spieler ist dem Erzähler gleichermaßen augeliefert wie er ihm. The Stanley Parable ist frustrierend und unterhaltsam, es ist ein Spiel mit der Illusion von Freiheit, es ist ein Spiel über das Ende, aber ein Ende gibt es nicht – selbst wenn man meint bereits alles gesehen hat, kennt das Spiel kein Ende.

PS: Spielt die Android-Version! ;)

Postmortem

Postmortem – Nur eine Person stirbt

Es ist das späte 19. Jahrhundert im bürgerkriegsgebeutelten Galicia. Die Richtung, in die sich das Land entwickeln wird, entscheidet sich an einem Abend auf einer Cocktailparty. Ihr seid ein Sensenmann ohne Sense, der diese Gala besucht. Und euer Auftrag ist simpel: Ihr müsst ein Leben nehmen. Postmortem – Nur eine Person stirbt weiterlesen

The Raven im Test – Agatha Christie-Hommage für ruhige Stunden

The Raven - Nach einer Fahrt mit dem Orient Express steigen wir auf ein Schiff um.
The Raven – Nach einer Fahrt mit dem Orient Express steigen wir auf ein Schiff um.

Ah, The Raven. „Once upon a midnight dreary, while I pondered …“. Ein wunderbares Gedicht aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und ich stolzer Tom, ich kann die ersten beiden Strophen davon (die anderen 16 lerne ich dann in der Pension als Gedächtnistraining). Doch das Poe’sche Gruselwerk hat wenig gemein mit dem Adventure von KING Art, um das es hier gehen soll. Obwohl beide erzählerisch aus einer anderen Zeit stammen.

The Raven folgt in drei Teilen der Geschichte des Diebstahls eines edlen Juwels in dern 1960er-Jahren. Die Perspektive wird in den drei Episoden wechseln. Den Anfang macht ihr in Gestalt des schweizer Polizisten Anton Zellner, der als abkommandierter Helfer ahnungslos im Orient Express sitzt und dem bekannten Detektiv Legrande bei irgendetwas zur Hand gehen soll. Später werdet ihr die Seiten wechseln und in die Haut des Bösewichtes schlüpfen.

Wachtmeister Zellner ist kein typischer Computerspielheld. Er ist schon etwas älter und hat es nicht mehr so mit seinem Herzen. Er will dem großen Meisterdetektiv beweisen, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört, dass er bei den Großen mitspielen kann. So stolpert der Underdog in eine gefährliche Mission, über die wir hier wie immer nicht zuviel verraten wollen. Insbesondere auch deshalb, weil The Raven sehr stark von seiner streng linearen Geschichte lebt.

Die wird erzählt wie ein Agatha-Christie-Roman. Es gibt eine abgeschottete Umwelt in der sich eine überschaubare Zahl an Menschen aufhält. Etwas Kriminelles passiert und alle sind irgendwie verdächtig, und der Held versucht das Verbrechen aufzuklären. Von diesem „Wer hat es getan?“-Element zehrt Kapitel 1 noch recht gekonnt, bis man am Ende aber doch eine vermeintliche Lösung bekommt. Keine Angst, genügend Fragen bleiben offen, um noch so manche Wendung zu erlauben. Wie den Entwicklern das gelingt, ist natürlich eine andere Frage.

Wie Miss Marples und Poirots Film-Einsätzen setzt auch The Raven auf keinen allzu zähneknirschenden Thrill. Die Atmosphäre ist natürlich im Rahmen der Ereignisse angespannt, Anton Zellner geht aber doch mit einer gewissen Lockerheit durchs Leben. Da KING Art auch auf Quicktime Events und andere Drucksituationen verzichtet, ist es ist ein sehr gemütlicher Krimi. Etwas zum Zurücklehnen.

Ein Spiel Shuffleboard sorgt für willkommene Abwechslung im Spieltrott. Etwas mehr Tempowechsel hätten The Raven nicht geschadet.
Ein Spiel Shuffleboard sorgt für willkommene Abwechslung im Spieltrott. Etwas mehr Tempowechsel hätten The Raven nicht geschadet.

Die Rätsel, die man sich von einem klassischen Adventure erwartet, sind sehr geradlinig. Ihr braucht Licht? Macht etwas mit den Zündhölzern. Ein Kind will nicht mit euch sprechen? Süßigkeiten helfen da doch immer! Hält euch doch einmal eine Knobelei länger auf, liegt das eher daran, dass ihr das Pixelhunting nach einem Gegenstand noch nicht erfolgreich abgeschlossen habt, als dass ihr nicht wisst, wonach zu suchen wäre. Im Zweifelsfall probiert man die wenigen Gegenstände eben an allem aus, das man so findet. Prinzipiell spricht man im genretypischem Trott einfach mit allen Personen über alle möglichen Dialogoptionen, klickt jedes anklickbare Element am Bildschirm an und macht dann das Offensichtliche damit.

Wobei The Raven zusätzlich noch die Eigenart hat, euch manches Objekt nicht sofort als anklickbar anzuzeigen, sondern erst nachdem ihr etwas anderes entdeckt oder getan habt. Das macht die mehrfache Absucherei der Umgebung nötig und war keine designtechnische Glanzentscheidung. Wer sich nach Erleichterung sehnt, kann auch einfach alle Hotspots eines Raums einblenden oder Lösungstipps anzeigen lassen. Doch Vorsicht! Das drückt auf euren Highscore (wurscht) und auf das Ehrgefühl (öha!).

Die deutsche Synchronisation des deutschen Spiels wird anderswo hochgelobt, ich fühlte mich in der englischen Version trotzdem etwas wohler. Insbesondere die Figur eines arroganten österreichischen Musikers ging mir im Deutschen mit ihrem näselden Wienerdeutsch etwas auf die Nerven. Allgemein ist The Raven professionell und ordentlich umgesetzt, aber sicherlich keine groß budgetierte Hochglanzproduktion. Einmal im Spiel wurde der Bildschirm schwarz und ich musste den letzten Speicherstand laden. Bei jedem Spielstart stellte sich die Sprache wieder auf Deutsch zurück und während die Grafik keine gravierenden Irritationen auslöst, sorgt sie auch für keine Aha-Momente. Die Steuerung und Animationen sind etwas behäbiger als gut wäre – auch wenn das zum alternden Protagonisten passt. Während ich diese Dinge nicht unerwähnt lassen wollte, möchte ich aber sagen, dass ich sie nicht als schwerwiegende Spaßbremsen empfunden habe.

Der Perspektivenwechsel als Spannungsmoment: Anton Zellners macht neugierig auf die Blickwinkel der anderen Figuren.
Der Perspektivenwechsel als Spannungsmoment: Anton Zellners macht neugierig auf die Blickwinkel der anderen Figuren.

The Raven könnt ihr übrigens trotz seines episodenförmigen Erscheinens nur im Komplettpack erstehen. „Das ganze Abenteuer oder nichts“, ist da die Devise, was ein seltsames Konzept ist. Mit 23€ für den Download (Windows/Mac) und 30€ für die Boxversion (PC/PS3) ist der Preis zwar erschwinglich und wäre auch dem angemessen, was die erste Episode hergibt. Über die Qualität der folgenden Kapitel (die Ende August und Ende Septemer erscheinen werden) kann man aber natürlich nur spekulieren. Verständlich, wenn so mancher da lieber mit dem Kauf wartet. Umso weniger verständlich, was sich Nordic Games und KING Art dabei gedacht haben.

Von der ersten Episode – die rund vier bis sechs Stunden dauert – zu schließen, ist The Raven für Adventure-Fans einen Blick wert. Das Spiel ist kein All-Time-Highlight seiner Zunft und wird den Point & Click-Adventures keine neuen Käuferschichten erschließen. Aber es ist ein solider Vertreter des Genres, das mit einer klassischen Krimigeschichte das Interesse weckt. Gerade seine etwas unmoderne Tempolosigkeit könnte so manchem durchaus gefallen. Die Sommerzeit und ihre Urlaubswochen sind immerhin eine Phase, die der Entschleunigung dienen sollen.

Frozen Synapse – Geniale Rundenstrategie am Tablet gegen den PC spielen

Yay! Frozen Synapse macht bald auch auf Tablets süchtig!
Yay! Frozen Synapse macht bald auch auf Tablets süchtig!

Alle paar Monate erwischt Georg und mich so ein kleiner Virus. Es ist nichts Dramatisches, nur dass einem kurz die Synapsen einfrieren … Haha! Großartige Einleitung, Schaffer! So geschickt den Namen eines Spiels in einen Text zu stricken, preisverdächtig! Es geht um Frozen Synapse – got it? Das ist ein seit 2011 erhältliches fantastisches Indie-Game für eine kleine Multiplayer-Schlacht zwischendurch. Und noch eine. Und noch eine. Und eine geht schon noch, bevor der Wecker klingelt. Nach fünf viel zu spannungsgeladenen Tagen mit viel zu viel Zeit vor dem PC haben wir dann immer die Schnauze voll, bis zwei oder drei Monate später wieder irgendeiner auf die depperte Idee kommt, doch mal wieder kurz zu spielen … Ihr wisst schon wie das ist. Frozen Synapse – Geniale Rundenstrategie am Tablet gegen den PC spielen weiterlesen

Papo & Yo – Brutal gut

Papo & Yo - Indie-Perle mit geglücktem, künstlerischem Anspruch
Papo & Yo – Indie-Perle mit geglücktem, künstlerischem Anspruch

Bis kurz vor seiner PC-Veröffentlichung habe ich von Papo & Yo nie gehört. Ich weiß auch nicht genau, was mich daran interessiert hat. Vermutlich der optische Stil der Screenshots. Ein Rätsel-Jump & Run das ein bisschen so aussieht als würde es in brasilianischen Slums spielen? Das geht doch. Jedenfalls war mein Interesse ein Glücksfall für mich, denn Papo & Yo entpuppte sich als echte Perle. Papo & Yo – Brutal gut weiterlesen

Test zu Omerta: City of Gangsters – Don Tom umarmt seine Feinde

Unser kleines Versteck ist hübsch, sonst spielt es keine größere Rolle im Spiel
Unser kleines Versteck ist hübsch, sonst spielt es keine größere Rolle im Spiel

Natürlich muss ich zum Mafiaboss werden, wenn der Staat den Booze zu verbieten wagt. Die Prohibition hat mir als Thema von Spielen und Filmen schon immer gut gefallen. Rundenstrategie mag ich auch und vor Wirtschaftssimulationen laufe ich zumindest nicht schreiend davon. Klar, dass ich mir Omerta: City of Gangsters ansehen wollte. Test zu Omerta: City of Gangsters – Don Tom umarmt seine Feinde weiterlesen

Test zu Crysis 3 – Der Dschungel in New York

Nach den ersten Feuergefechten sagt mein Sidekick, ich hätte übrigens etwas verpasst in all der Zeit, in der ich in diese Kiste gesperrt war. Er öffnet eine Tür. Hinter ihr liegt ein Zimmer mit einem riesigen Loch in der Außenwand. Und durch das hindurch tut sich mir ein New York auf, wie es nicht einmal Alleinbewohner Will Smith in „I Am Legend“ kennt. Verlassen, runiert, überwuchert von Pflanzen. Der Big Apple ist zum Dschungel im ursprünglichen Wortsinn geworden. Geil. Test zu Crysis 3 – Der Dschungel in New York weiterlesen