Playstation 4 im Test: Warten oder jeden Preis zahlen?

Playstation 4
Die Playstation 4 gibt sich hübsch neben eurem TV-Gerät

Seit wenigen Wochen sind die neuen Konsolen im Handel. Auf Ebay & Co machen Spekulanten derzeit Vorweihnachts-Gewinne, denn die Hersteller rühmen sich damit, dass Spätentschlossene wegen der hohen Nachfrage im regulären Handel kaum an ein Gerät kommen. Aber wie sehr müssen sie sich darüber grämen? Wir hatten die Playstation 4 für einen einwöchigen Testlauf im Haus. Alles, was ihr darüber wissen müsst.

Der heikelste Punkt bei jedem Konsolenlaunch ist gleichzeitig der Grund, warum man eine kauft: Die Games. Sony selbst pusht zwei Exklusivtitel um den Launch, die man sich auf seiner neuen PS4 installieren soll (was flott geht). Man lehnt sich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man sagt, dass bessere nachkommen werden.

Killzone scheint eine dieser prominenten Grafikdemos zu sein. Der Shooter geizte beim Anspielen zwar nicht mit so manch herrlichem Blick, atmosphärisch kam aber schon von der vorhersehbar inszenierten Geschichte weg bei uns kein rechter Spaß auf. Spielerisch entpuppte sich das Spiel (wohlgemerkt: in der etwa ersten Spielstunde) als bloßer Durchschnittsshooter mit stellenweise unübersichtlichen Shootouts.

Knack
Knack ist der weniger gehypte, aber bessere Exklusiv-Launchtitel

Besser gefallen hat uns Knack. Das vielseitige Action-Jump & Run zieht euch mit so manch netter Idee in die Schlacht gegen Trolle. Ihr schlüpft dabei in die Rolle eines Superroboters, der mal niedlicher Mini-Hüpfer, mal vorlauter Riesenkraftprotz ist. Besonders schön: Das Spiel macht es euch nicht zu einfach. Der Pixar-artigen Grafikstil ist hübsch umgesetzt, gleichzeitig weckt er eine Erwartungshaltung an die Charaktere, die diese nicht ganz zu halten scheinen. Alles in allem ein netter Titel für leichtmütige Stunden.

Gutes frühes Angebot an Multiplattformern

Es sind die Multiplattformer, die derzeit den besten Mix aus Gameplay und Technik auf der neuen Konsole bieten. Davon konnten wir bisher drei davon ausprobieren. Das Piratenepos Assassin’s Creed 4, mit dem wir am meisten Zeit verbracht haben, sieht (auch) auf der PS4 in 1080p schlichtweg fantastisch aus. Da lässt sich erahnen, was in den nächsten Jahren so auf uns zukommt. Wenn man dann noch bedenkt, dass Entwickler künftig sicher noch manches mehr aus dem Kasten kitzeln werden, sind das gute Aussichten.

Lego Marvel Super Heroes spielt sich so spaßig, wie man das eben aus LEGO-Spielen mittlerweile kennt. Und wer mit der Call of Duty-Serie seinen Spaß hat, wird den auch mit CoD: Ghosts haben. Ein kleiner Auszug der sonstigen Spiele: Auch schon erhältlich sind (mitunter erweiterte) Versionen der EA-Sportspiele wie FIFA 14 oder deren aktueller Paradeshooter Battlefield 4. Am Free 2 Play-Segment stehen der Shooter Warframe und das MMO DC Universe Online zur Verfügung.

Die Liste der derzeit knapp zwei Dutzend erhältlichen Spiele ist für einen Launch sehr üppig, aber prinzipiell als Auswahl halt doch nicht endlos. Wer all die erhältlichen Multiplattformer nirgends sonst spielen will oder kann, kommt mit dem gegebenen Material sicher durch den Winter. Zu bedenken ist: Playstation-Vollpreisspiele kosten bis zu 70 Euro, was deutlich teurer als vor allem die PC-Pendants ist. Geradezu absurd ist eine Angry Birds: Star Wars-Ausgabe, die im PS-Store derzeit um 35 Euro angeboten wird. Was das soll, weiß niemand. Lasst die schrägen Vögel um Himmels willen einfach am Telefon!

Die PS4-Frontseite
Die PS4-Frontseite

Nicht abwärtskompatibel

Die Playstation 4 kann übrigens keine PS3-Spiele abspielen. Zu groß sind die architektonischen Unterschiede der Technik. Wer seine PS3 also am Speicher verstauen oder verkaufen wollte: Für GTA 5 oder das neue Gran Turismo 6 braucht ihr sie weiterhin. Irgendwann soll sich das über einen Cloud-Streamingdienst (oder angepasste Versionen) ändern, aber vor 2015 sollte man in Europa mit diesem Service wohl eher nicht rechnen.

Die Playstation 4 kostet im derzeit erhältlichen Standardpaket 400 Euro. Im Gegensatz zur 100 Euro teureren Xbox One liegt ihr keine Kamera bei, womit der Preisunterschied bereits erschöpfend erklärt wäre. Ob man eine Kamera braucht oder nicht, muss jeder selbst wissen. Für die Spiele, die wir getestet haben, spielte das jedenfalls keine Rolle und da es kein Standardzubehör ist, werden wohl nicht allzu viele PS4-Entwickler ihre Spiele aufwändig auf der Kamera aufbauen. Sofern Microsoft mit Kinect nicht etwas außergewöhnliches gelingt, wird Sony mit seiner Entscheidung gegen das Pflichtbundle recht behalten. Amüsant inkonsequent ist aber, dass das vorinstalllierte und nicht löschbare Playroom – eine Augmented-Reality-Spielwiese für neuartige Steuermethoden – sich ohne Kamera gar nicht erst starten lässt.

Onlinegaming kostenpflichtig: Der Internetzugang ist nicht genug

Online-Gamen ist bekanntermaßen auch nicht mehr gratis im Konsolen-Universum. Da der Xbox One-Onlinedienst nur marginal günstiger ist, ist das vor allem ein Kostenpunkt, der sich im Vergleich zum PC hart auswirkt. Je nachdem, ob ihr euer Playstation Plus-Abo für einen oder gleich zwölf Monate kauft, kostet es zwischen 7 Euro oder 4,2 Euro monatlich (Amazon nimmt für einen 12 Monatscode 48 Euro). Auf den typischen Lebenszyklus einer Konsole hochgerechnet, kosten diese Abos immerhin 300 Euro und aufwärts. Mit dabei im Preis sind bei Sony auch drei Gigabyte Speicher in der Cloud für Savegames. Das Unternehmen verspricht außerdem vorab-exklusive Demos und besondere Rabatte.

Die PS4-Rückseite
Die PS4-Rückseite

DualShock 4: Kabelloser Spitzencontroller

Über den Controller gibt es wenig zu sagen, vor allem wenig Schlechtes. Der DualShock 4 ist in hoher Qualität verarbeitet. In der Form nur leicht überarbeitet, bietet er alle klassischen Stärken der PS-Controller, auf die viele Gamer seit langem schwören. Zudem ist er funktionserweitert: Er ist bewegungssensitiv, hat ein klickbares Touchpad und Lautsprecher.Über einen herkömmlichen Klinken-Anschluss lässt sich auch ein Headset anstecken – etwa den mitgelieferten, der aber von Klangqualität und Tragekomfort eher spärlich ist. Die damit einhergehende Möglichkeit zur Sprachsteuerung kann man für die Konsole selbst getrost vergessen. Sie ist ein Gimmick ohne praktischen Nutzen.

Der Controller ist kabellos (Bluetooth), und da liegt eine kleine Schwäche versteckt: Der Akku ist fest verbaut und lässt sich per Micro-USB laden. Darauf vergessen, ihn regelmäßig anzustecken, sollte man nicht, hält er doch mit Rumblefunktion keine zehn Stunden durch. Die beiliegenden Kabel sind recht kurz und helfen akut nur, wenn man zwischen Konsole und Sitzgelegenheit höchstens 2-3 Meter Abstand hat. Nur über das Kabel ist der Controller dann auch abwärtskompatibel mit der PS3.

Für einen zweiten Controller – und was ist eine Konsole ohne eine Spielmöglichkeit für seine Gäste? – muss man durchaus tiefer in die Tasche greifen: Shops, die ihn derzeit lagernd haben, schreiben ihn bei 65 Euro an.

PS4-Controller: DualShock 4
PS4-Controller: DualShock 4

Eingeschränkt vernetzt

Das neue Konsolenzeitalter ist ein sozial vernetztes und teil-mobiles: Mit der PS Vita kann man anscheinend auch direkt im WLAN die PS4-Spiele zocken, wenn der große Screen gerade nicht verfügbar ist. Das konnten wir mangels einer Vita aber nicht testen. Die „Playstation(R)App“ liefert das ganze Ökosystem ohne die Spielmöglichkeit auch auf iOS und Android (auf Windows Phone derzeit nicht). Die App dient etwa als Messenger für PSN-Freunde. Denen kann man unterwegs auch beim Spielen zusehen, wenn sie das zulassen. Über die in die Konsole integrierten Services von Twitch oder Ustream lassen sich Spiele (auf Wunsch inklusive Audiokommentar und mit eingeblendetem Chat) ins Web streamen – dazu braucht man auch kein Playstation Plus-Abo.

Gerne hätten wir euch das Ergebnis solcher Sessions hier gezeigt, leider sind die Dienste derzeit nur für Livestreams und nicht für Aufzeichnungen brauchbar. Die Recordingfunktion für Twitch und Ustream hat Sony (noch) nicht aktiviert. Warum, ist uns unbekannt – auch auf Twitch.tv fanden wir den Hinweis nur gut versteckt in den Supportforen.

Die Konsole selbst schneidet auf ihrer 500GB-Festplatte euer Spiel übrigens mit, falls ihr ein Highlight später mit Freunden teilen wollt. Auch hier verstehen wir nicht, warum Sony die Nutzer im Umgang mit ihren Videos so einschränkt: Diese kann man nur auf Facebook stellen. Auf viel naheliegendere Dienste wie Youtube oder Vimeo lässt sich nicht zugreifen. Und noch schwerwiegender: Auch auf einen USB-Stick oder eine WLAN-Speicherquelle lässt sich das Material nicht laden. Selbst Screenshots können nur auf Facebook und Twitter platziert werden. Bleibt zu hoffen, dass hier in den kommenden Monaten noch einige sehr offensichtlich nützliche Funktionen befreit werden.

Multimediafunktionen: Eingeschränkt

Gerade heraus gesagt: Die PS4 ist vorerst schlicht kein Ersatz für ein ordentliches Multimediacenter. Zwar kann sie reguläre DVDs und Blu-Rays abspielen, Bilder, Videos und Musik aus lokalen und Netzwerkquellen aller Art werden aber (noch) nicht unterstützt. Gerade in Österreich herrscht zudem ein eklatanter Mangel an attraktiven Streamingdiensten. Ein Medienkonzern wie Sony muss da schlicht (und wird wohl auch irgendwann) für mehr Angebot sorgen.

Einschätzung: Natürlich großartige Konsole, der Kauf drängt aber nicht

Verständlich, dass mancher betrauert, vor Weihnachten keine Playstation 4 mehr abgegriffen zu haben. Das Ding macht Spaß und ist ein tolles Stück Gamingtechnik mit jeder Menge Potential. Die Hardware ist kräftig und der Controller äußerst hochwertig. Das Ganze ist für ein aktuelles Gaming-System zwar nicht unheimlich teuer, gleichzeitig aber mit der ganzen Zubehör auch nicht wesentlich billiger als ein aktueller Gaming-PC.

Unter anderem deshalb wollen wir verzweifelte Ungeduldige beruhigen: Die PS4 wird im Laufe des nächsten Jahres noch besser werden. Selbst wenn die Hersteller sich enorm um frühes Futter bemühen, auch bei diesem Konsolenlaunch sind die Must-Have-Spiele noch rar gesät oder eben auch auf anderen Plattformen spielbar. Die fehlende Abwärtskompatibilität macht die ersten Monate noch dazu zur Doppelconference mit älteren Plattformen. Dass die PS4 in Sachen Multimediaunterstützung zum Launch schlicht unfertig wirkt, ist eine der größeren Enttäuschungen.

Sicher werden diese Kinderkrankheiten großteils behoben. Wer das Gerät irgendwo regulär ergattern kann oder konnte, soll sich daran deshalb nicht weiter stören. Alle anderen können den Kauf aber guten Gewissens in die ersten 2014er-Monate verschieben, statt jetzt gierigen Spekulanten bei Auktionen die Taschen zu füllen. Dann lässt sich vielleicht auch ein reizvolles Bundle finden, bei dem ihr einige Kröten sparen könnt.

Ob ihr sie noch heute irgendwoher bekommt oder euch tatsächlich noch einige Monate in Geduld üben wollt/könnt/müsst: Sich eine PS4 zugelegt zu haben, wird wohl kein Gamer bereuen. Man wird mit ihr in den nächsten Jahren eine Menge Freude haben.

Haben wir in unserem Test einen Aspekt übersehen? Wir beantworten natürlich gerne Fragen in den Kommentaren.

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