Schlagwort-Archive: Rezension

Gutenachtgeschichte

Glum Buster
Glum Buster

Allzuviel habe ich ja nicht erwartet, als ich Glum Buster von Justin Leingang entdeckt habe. Pixelige Grafik oder Minifenster, komischer Name der nach einem schlichten Logikspiel klingt und lediglich 13 mb an Größe erwarteten mich als Ersteindrücke. So wirklich motiviert war ich ja nicht, aber da etwa mit Soldat ein einfaches Actionspiel mit Krümeloptik zu meinen All-Time-Favoriten zählt, lud ich es schließlich doch herunter. Immerhin ist es Charityware, also prinzipiell kostenfrei mit dem Aufruf zu einer freiwilligen Zahlung von der ein bestimmter Betrag an wohltätige Zwecke geht. Doch dazu mehr am Schluß.

Ohne auch nur den Hauch einer echten Story schmeißt mich das Spiel in einen kleinen Startbildschirm, in dem ich nach ein wenig planlosem Herumwandern von so etwas wie einem schwarzen Loch verschluckt werde. Ich lande mit meinem kleinen, gelb bekleideten Männchen in einer surreal anmutenden Welt, schwebe herum, und weiß erstmal nicht, was ich tun soll. Das ist übrigens ein Dauerzustand, denn bis auf ein paar Hinweise zur simplen Steuerung überlässt Glum Buster den Spieler seinem Schicksal.

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Genmanipulierte Bienenkotze zu gewinnen – aber lecker!

Wallace & Gromit: Fright of the Bumblebees
Wallace & Gromit: Fright of the Bumblebees

15 Jahre liegt es jetzt zurück. Ich sitze im Flugzeug über den großen Teich. Meine Gameboy Batterien sind schon wieder leer und alle schlafen. Was soll ein kleiner Junge in einem großen Flugzeug mit sabernden, schnarchenden Leuten neben sich ohne Mario Land machen? Auf den Bildschirmen sehe ich das kleine weiße Flugzeug über einer großen blauen Fläche. Plötzlich springt das Bild um und ich lehne genüsslich mit meinen Kopfhörern zurück. Wallace & Gromit kommt. Die kleinen Knetfiguren wissen eben einfach wie es geht. Unterhaltung mit englischem Humor, zwar nicht zum brüllen, aber extrem unterhaltsam. Das beste sind die Erfindungen und der Fakt, dass der Hund zwar nicht reden kann, ich ihn aber trotzdem verstehe.

Umso mehr habe ich mich über die Mail von Tom gefreut: „Magst dir die neue Wallace & Gromit-Serie von Telltale ansehen?“ (er hat es eindeutig anders gefragt, aber ist zu eitel das zu zugeben!) Na klar! Die beiden waren vor 15 Jahren cool, die sind es hoffentlich immernoch. Das Feeling von damals übermannt mich direkt nach den ersten paar Sekunden. Wallace rutscht durch den Schacht aus dem Bett direkt in seine Kleidung und auf seinen Frühstücksplatz. Kurze Zeit später merke ich, dass sich das Bild nicht mehr bewegt. Genau ich spiele ja selber und da läuft nicht ein neuer Kurzfilm mit den beiden. Die Atmosphäre der Serie aus dem Flugzeug kommt so gut rüber, dass man sich schnell verliert. Die Rätsel sind schlüssig und nie komme ich mir verloren vor.

Das Wichtigste bei einem guten Wallace und Gromit Film waren schon immer die verrückten Erfindungen, die den typischen Engländer in große Probleme stürzen. Ein große Honigbestellung muss her. Viel will ich aber nicht verraten. Nur das: große Blumen, große Bienen, große Probleme. Vor große Probleme haben mich die Rätsel allerdings nicht gestellt. Teilweise kamen sie mir sogar etwas zu einfach vor. Wallace & Gromit: Fright of the Bumblebee lebt von seiner Atmosphäre und alle die schon mit den Filmen nichts anfangen konnten, werden auch hier nicht viel mehr bekommen, als ein relativ einfaches Adventure mit interessanten und schlüssigen Rätseln. Für alle anderen bedeutet die erste Episode der vierteiligen Serie aber ungefähr fünf Stunden (für Profis etwas weniger) Spielspaß mit den Knetfiguren.

Zum Schluss haben wir auch wieder etwas zu verschenken. Ihr könnt insgesamt drei Codes für Fright of the Bumblebee gewinnen. Ihr müsst euch dann nur noch die Demo runterladen und den Code eingeben und schon kann es losgehen. Der erste Eintrag bei den Comments gewinnt dann den Code. Es darf aber nur ein einziges Mal geantwortet werden.

Frage 1: Wie heißt der Erfinder der Knetfiguren Wallace & Gromit?

Frage 2: Welchen Käse mag Wallace am liebsten?

Frage 3: Was ist auf dem Bild im Esszimmer zu sehen, welches den Safe verbirgt?

Turm schlägt Monster

defensegrid
Defense Grid

Manche Spielprinzipe sind zeitlos. Das musste ich feststellen, als mich vor einigen Wochen das Tower Defense-Fieber packte und nicht wieder losließ. Begonnen hat alles mit GemCraft, einer gut gemachten Flashversion eben dieses Konzeptes (Anm, Februar 2021: wir haben den Link auf eine aktuelle HTML5-Version des Spiels aktualisiert, die ursprüngliche Flash-Version von GemCraft ist aufgrund des ausgelaufenen Supports von Adobe Flash nicht mehr ohne weiteres funktionsfähig). Freilich gibt es tausende weitere Versionen im Netz, die oft kostenfrei erhältlich sind. Als ich dann in einer Einschaltung von Steam zufällig den TD-Klon Defense Grid (Hidden Path Studios) sah, wusste mich die Beschreibung eigentlich nicht sonderlich anzusprechen, und auch das SciFi Szenario war nicht mein Ding. Gekauft hab ichs dann trotzdem – fragt mich nicht warum, denn ich weiß es nicht mehr. Bereut hab ichs glücklicherweise nicht. Turm schlägt Monster weiterlesen

Braid – Nur die Gscheiten kommen durch

Braid
Braid

Ich musste drei Mal nachsehen, das gestehe ich. Und glaubt mir ruhig, dass ich das auch stets sofort bereut habe. Denn eigentlich war was mir nicht eingefallen ist ja doch immer ganz offensichtlich. Den Rest von Braid habe ich aber geschafft. Ganz alleine. Den nimmt mir jetzt niemand mehr weg.

Ich habe gerätselt und probiert und bin gestolpert und gefallen. Ich bin sehr oft gestolpert und gefallen. Aber dafür wurde ich nie bestraft. Sowas Dummes tut Braid nicht. Es gibt einem einfach diese unbegrenzte Zurückspul-Funktion, mit der man ohne Angst vor negativen Konsequenzen alles ausprobieren darf. Und damit stellt es einen vor eine durchdachte Hürde nach der anderen. Manchmal scheint einen das Spiel so lange zu verspotten, bis man endlich seinen Grips benutzt und die Hürde überwindet.

Und dann verteilt es Belohnungen.

Vordergründig ist der Preis für die „Arbeit“ nicht berauschend. Braid wirft dir ein Bild hin oder einen kleinen Ausschnitt aus seiner wunderbar gedankenreichen Geschichte. Aber dieses gute Gefühl, etwas geschafft zu haben, entblößt viele der aufwändigen und nichtssagenden Cutscenes anderer Spiele als das was sie sind: funkelige Betrügereien.

Nicht das was der Bildschirm zeigt belohnt den Spieler, in dessen Bauch muss das gute Gefühl sein. Jonathan Blow, der Mann der sich all das ausgedacht hat, dürfte das verstanden haben. Denn Braid ist von vorne bis hinten nur darauf ausgerichtet. Es versucht nicht, für jeden etwas zu haben und mit viel Kleingeld um sich zu werden. Dafür ist es viel zu selbstbewusst entworfen worden. Nur bestimmte Menschen haben ihre Freude daran, aber die dafür dann richtig. Menschen, die im Zweifelsfall auch stundenlang an einem kniffligen Sudoku sitzen, weil sie sich einfach nicht abschütteln lassen wollen.


Braid trailer from David Hellman on Vimeo.

Kombinierte Klasse

Runes of MagicLiebe Leser, nun spielen wir ein kleines Ratespiel. Nach über fünf Jahren hängt es über 11 Millionen Spielern immer noch nicht zum Halse raus, es macht süchtig, krank und glücklich zugleich und soll demnächst in Deutschland eine Altersbegrenzung von 18 Jahren erhalten. Na klar, die Rede ist von World of Warcraft!
Innerhalb dieser fünf Jahre hat die Spieleindustrie in meinen Augen auf dem Sektor der MMORPGs versagt. Kein anderes Online-Rollenspiel kann auch nur annähernd an den kommerziellen Erfolg des Genreprimus anknüpfen. Mehrere ambitionierte Projekte wurden schon nach kurzer Laufzeit eingestampft (Auto Assault) oder sind auf stark absteigendem Ast (Age of Conan).

Nur wenige Titel schaffen es friedlich neben dem „mighty title“ von Blizzard zu existieren und trotzdem schwarze Zahlen zu schreiben. Dazu gehört beispielsweise Guild Wars, was mit einem, für damalige Verhältnisse, neuartigem Gebührensystem aufwartete.

Es sollte sich nicht durch monatliche Zahlung, sondern allein durch den Verkauf des Hauptspiels und der mittlerweile drei Add-Ons finanzieren. Das hat funktioniert und nun gibt es seit geraumer Zeit mehrere MMORPG´s, die auf das Free-2-play Konzept setzen. Diese Spiele können in der Regel gänzlich kostenfrei gespielt werden – Monatliche Gebühren und Kaufpreis fallen nicht an. Dafür möchte man den Spieler für virtuelle Items, wie zusätzliche Reittiere oder Taschen, zur Kasse bitten.
Der Berliner Publisher und Entwickler Frogster möchte sich nun dieses Konzept zu Nutze machen und mit dem hauseigenen Online-Rollenspiel Runes of Magic Spieler mit kleinem Geldbeutel ansprechen. Witzig dabei: Mit der Entwicklung ist ein taiwanesischer Spieleentwickler beauftragt, der besonderen Wert auf westliche Rollenspielkultur legen soll.

Nach knapp dreimonatiger Betaphase ist nun jeder Interessent herzlich eingeladen, in die Spielwelt von Taborea zu schlüpfen, schließlich kostet der ganze Spaß Anfangs nichts. Wir laden uns also den Client herunter und erstellen einen Charakter. Eine Besonderheit des Spiels fällt wird uns etwas später auffallen: Wir dürfen uns anfangs für eine Klasse entscheiden, ab Spielstufe 10 kommt aber noch eine zweite dazu. Runes of Magic setzt nämlich auf ein Klassenkombinationssystem, dazu später mehr.

Als alter Haudegen entscheiden wir uns für den Ritter, der die einzige Tankklasse im Spiel ist (Prädestiniert dazu, viel Schaden einstecken zu können). Was ich nun in den bisherigen 20 Stunden Spielzeit gesehen habe, war im Großen und Ganzen recht positiv.

Wir starten in einem idyllischen, grünen Tal mit kleinen Dörfern und den ersten Dungeons. Davon gibt es in Runes of Magic, ähnlich wie bei World of Warcraft, einige. Auch Schlachtzugsinstanzen, genannt Raids, sind im Spiel enthalten und belohnen die Spieler mit besonders wertvoller Ausrüstung. Schade ist, dass die erste Instanz für Spieler ab Level 20 konzipiert ist. Bis dahin vertreiben wir uns die Zeit also wie? Na klar, mit Quests und Berufen.
Die drei Sammelberufe Holzhacken, Kräutersammeln und Bergbau können zugleich ausgeübt werden. Dazu kommen noch zwei weiterverarbeitende Professionen. Sehr praktisch ist, dass die Resorts der Sammelberufe auf der Minimap angezeigt werden. So kann ich gezielt von einem Baumstamm zum Nächsten stolzieren und habe meine Sammlerfertigkeit in null komma nix auf hoher Stufe.

Mit den Quests sieht es leider nicht ganz so rosig aus. Zum Einen sind viele Questtexte immer noch auf Englisch und zum Anderen finden wir leider viele recht unmotivierende Aufträge á la: „ Sammle 10 Wolfspelze oder überbringe diesen Brief ins nächste Dorf“ vor. Hinzu kommt, dass wir immer nur eine unserer Klasse hochleveln dürfen. Wenn wir unsere Klasse wechseln möchten, müssen wir das bei speziellen NPC´s tun. So kommt es häufig vor, dass man mit seiner Primärklasse alle Quests in einer Region abgegrast hat, die zweite Klasse aber auch noch verbessern möchte. In diesem Falle blieb mir leider recht oft nur das stupide „grinden“. Schade ist auch, dass sich über weite Teile des Spiels gespenstische Stille gelegt hat. Nur sporadisch wird die immer gleiche Hintergrundmusik eingespielt, außerdem sind viele Aktionen wie Holzhacken oder Emotes noch ohne jeweilige Sounds ausgestattet.

Die erste und einzige Instanz, die ich mitbekommen habe, hat mir übrigens gut gefallen. Mit 5 Mitstreitern durfte ich „Die Mühle“ betreten und habe mich bis zum anspruchsvollen Endboss durchgekämpft. Am Ende sind dabei sogar ein paar wertvolle Handschuhe für mich herumgekommen.

Nach über 20 Spielstufen fragte ich mich bald, wozu ich denn nun die käuflichen Items überhaupt gebrauchen könne? Denn bislang war ich auch sehr gut ohne einen Cent auszugeben zurechtgekommen. Je länger das Spiel allerdings andauert, desto verlockender ist die Versuchung, sich für ein paar Euros ein Reittier, zusätzliche Taschen oder Erfahrungsboosts zu kaufen.De facto kann man Runes of Magic zwar völlig kostenfrei spielen, um aber ganz oben in Gilden, Raids und Instanzen mitmischen zu können, wird man nicht umhin kommen, seine Brieftasche um den einen oder anderen Taler zu erleichtern.

Insgesamt finde ich es sehr beachtlich, was Frogster hier auf die Beine gestellt hat. Hier wird motivierende Rollenspielkost mit Berufen, Quests, Dungeons und Zweiklassensystem geboten, die sich ein wenig wie der Mix aus World of Warcraft und Guild Wars spielt. Zwar gibt es an Quests und Geräuschkulisse sicherlich noch einiges zu verbessern, aber einem (fast) geschenkten Gaul schaut man schließlich nicht ins Maul. Wenn sich das Spiel durch die Itemeinnahmen refinanzieren- und langfristig auf dem Markt etablieren kann, sehe ich Free-to-play, richtig eingesetzt, als das Gebührensystem der Zukunft.

No More Heroes – Nicht der Rede wert

Wir haben eine Wii-Fernbedienung und ein Laserschwert, liebe Leute! Die lang ersehnte Kombination. Aber wir haben immer noch kein Star Wars-Spiel sondern No More Heroes. Das Spiel ist der inoffizielle Nachfolger des Gamecube-Kultspiels Killer 7 und galt im Vorfeld als Hoffnung für Hardcorespieler am Wii.

Aber immer noch dürfen wir unser Schwert nicht frei schwingen. Anstatt mit coolen Moves zu fechten ist Button Mashing angesagt. Nur ganz am Ende eines einzelnen Kampfes, für den finalen Todesstoß, haben sich die Entwickler erbarmt, doch noch eine Wiimote-Bewegung zuzulassen. Davor kann man die Gegner kicken oder mit einem hohen oder niedrigen Schlag treffen. Das ist enttäuschend, das ist zu wenig, das ist eigentlich sogar unverzeihlich. No More Heroes sollte einst für die Xbox 360 entwickelt werden, wurde dann aber wegen den Möglichkeiten der Wiimote umgesattelt. Nachträglich betrachtet weiß wohl niemand so genau warum. Vielleicht wollte man doch nur einige Stellen im Grafik-Department einsparen?

Die Geschichte um Travis Touchdown, einen Profikiller mit Laserschwert, ist bewusst trashig. Sie ist brutal, aber nicht erwachsen. In gewisser Weise hat mir das gefallen, in vielerlei Hinsicht wirkt es aber wie eine peinliche Fantasie eines Teenagers. Gespeichert wird zum Beispiel auf Klos. Das ist beim ersten Mal lustig, beim zweiten Mal nicht mehr interessant, bei der dritten Hinsetz-Animation nur noch nervig. Irgendwie ist Travis auf die Liste der besten Profikiller gerutscht und will nun auch gleich die Nummer 1 werden. Dazu muss er, angestachelt von einer kühlen Blondine der er nachgeifert wie Gollum dem Ring der Ringe, nur 10 andere Meisterkiller töten. Und damit ist auch schon erzählt, welche Bossgegner euch erwarten. Es sind nicht minder schräge, nicht weniger skrupellose Gestalten – etwa ein korrupter Cop mit einer Vorliebe für Revolver. Sie sind die Motivationssticheleien im Spiel. Man hetzt von einem zum anderen, weil sie die einzige Abwechslung und die einzige Herausforderung sind.

Ansonsten trifft man nur auf die immergleichen Gegner und killt sie mit den immergleichen Knopfdrückereien. Und zwischendurch muss man wie ein Blöder seine Wiimote schütteln – nur so wird die verlorene Laserenergie des Schwertes wieder aufgeladen.

In No More Heroes stecken schon eine Menge lustiger Ideen, gerade wenn man selbst ein wenig nerdig drauf ist und auf stupiden Trash steht. Aber das kommt auch nicht immer durch. Entweder die Übersetzung der Untertitel ist schlecht (die zu wenigen Sprachdateien bleiben englisch), oder die Dialogschreiber waren teilweise einfach meschugge. Apropos Eindeutschung: In der hiesigen Version gibt es kein Blut. Die Gegner zerspringen in digitale Teilchen.

Packen will einen die versuchte aber missglückte Mixtur aus Kill Bill, Red Steel und GTA einfach nicht. Selbst wenn man sich bemüht es zu mögen, schreckt einen No More Heroes mit Anfängerfehlern einfach wieder ab. Der GTA-Aspekt, also das freie Erkunden der Stadt, ist sogar richtig mies. Santa Destroy ist völlig leblos und bietet keinen Grund Erkundungstouren zu starten. Ja, man kann noch nicht einmal Autos klauen oder Passanten anpöbeln. Klingt blöd, anders macht böse sein aber keinen Spaß. Stattdessen erarbeitet man sich das Startgeld für die Rangkämpfe mit langweiligen Nebenjobs wie Rasenmähen oder Kokosnussaufsammeln. Selbst das Mörder-Motorrad von Travis ist langweilig, weil man damit bestenfalls gegen Wände knallen kann. Das war alles schon in GTA 3 besser. Noch dazu sieht Santa Destroy grafisch hässlich aus – und das ist nicht auf den beabsichtigt eigenwilligen Stil zurück zu führen. Der Wii kann mehr, das wissen wir. Der Kasten muss mehr können.

Vor allem kann er Bewegungen erkennen. Mit einem feinen Schwertkampfsystem wäre No More Heroes sicher wahnsinnig motivierend. So fühlt man sich schon nach einer guten Stunde eher verarscht. In manchen Reviews wird das Spiel Leuten empfohlen, die einen Sinn für Andersartigkeit haben. Für einen solchen Menschen halte ich mich. Ich mag die Darwinias und Psychonauts dieser Welt. Aber No More Heroes ist nicht anders. Es tut einfach nur so und ist dabei ein grundschwaches Spiel.

Nur ganz wenige Worte

Eigentlich hatte ich die Überschrift zu diesem Artikel „Ohne Worte“ genannt, aber ok, ganz ohne Worte komme ich hier nicht aus – das wär ja auch irgendwie Beschiss am Leser. Aber ich werde mich kurz halten. Relativ. Weil zu Super Mario Galaxy wurde schon eine ganze Menge geschrieben, und so ziemlich alles was ich davon gelesen habe, ist richtig. Es wäre also eine große Herausforderung, euch das neueste Abenteuer des kleinen rotgekleideten Klempners in anderen, immer noch richtigen aber gut klingenden Superlativen zu beschreiben. Und das will ich mir nicht antun. Um das Spiel zu beschreiben fehlen einem ohnehin schon „fast die Worte„. (Gbase.ch, 10.0/10)

Denn Super Mario Galaxy ist schon als „Eins für die Ewigkeit“ (EG.de, 10/10) bezeichnet worden, das „ab sofort in den Büros eines jeden Spielentwicklers als Pflichtlektüre vorhanden sein“ (GW.de, 95/100) sollte. Und das kann ich nicht mehr toppen. Es ist „die erhoffte Offenbarung geworden und untermauert, dass Nintendo in Sachen Gameplay niemand so schnell das Wasser reichen kann.“ (WiiInsider.de, 10/10) Und das ist richtig und ein bisschen schön. Weil es das ist, was Sony und Microsoft nie haben werden, und wenn ihre Konsolen noch 1000 Mal leistungsfähiger werden. „Es ist eigentlich eine Schande, dass ich nur einen so ‚kleinen‘ Bericht zu Super Mario Galaxy schreiben kann. Aber es braucht auch nicht vieler Worte, um dieses Meisterwerk sondergleichen zu würdigen.“ (Demonews.de, 95/100)

Ein quietschbuntes Jump & Run benebelt die Sinne aller Reviewer. Und es ist schon das laueste Statement, wenn einer von einer Spielqualität schreibt „die zumindest im 3D-Bereich alles überragt“ (K-Videogames.de, 96/100). Das ist wohl ein Faustschlag ins Gesicht aller Technikfanatiker, die vergessen haben, was das Wort Spiel bedeutet und was „spielen“ ausmacht. Super Mario Galaxy ist bis ins letzte Detail liebevoll und lustig und schön und verspielt und macht Spaß. Und wem das nicht genug ist, der sollte sich seine Ratschläge über Computerspiele bitte anderswo holen, denn ich kann ihm oder ihr nicht mehr helfen. Aber hey, sonst ganz offensichtlich auch niemand.

Am Ende des Reviews stehen nun 10/10. Dass wir bei Rebell diese Wertung jemals auspacken, haben wir eigentlich ausgeschlossen, weil wir nicht an das absolut perfekte Spiel glauben. Das ist Super Mario Galaxy auch nicht, aber wenn jemals ein Spiel dieses Dogma ins Wanken gebracht hat, dann war es dieses – und damals Monkey Island, aber das war einfach unserer Zeit voraus (und wer mich kennt weiß, wie enorm viel dieser Vergleich wirklich wert ist). Es sind diese wenigen Kulturgüter, die es verdienen, dass man Traditionen zerschmettert um die gebotene Anerkennung auszudrücken und den Machern „Danke“ zu sagen.

Mein Rat ist: Wer bis jetzt noch keinen Wii hat und nicht eines der verspieltesten Spiele aller Zeiten verpassen will, der sollte schon morgen Montag losgehen und das Spiel mitsamt Konsole kaufen. „Ist es 250€ wert?“, hat jemand in einem meiner liebsten Foren kürzlich gefragt. Und ich schließe mit meinen eigenen Worten: Ohne Frage, das ist es.

10/10 Punkte

Schäbige Absteigen sind klasse

Erinnert sich noch irgendjemand an Another Code? Genau! Jenes Adventure für den Nintendo DS, das kurz nach dessen Launch erschien, beste Wertungen einheimste und sicher eine Menge Fans begeisterte – aber auch trauern ließ. Zwar freute man sich über schöne, teilweise sehr knackige, Rätsel, eine interessante Story und das spannende Gameplay, andererseits war der Spaß schon nach sechs, sieben Stunden vorbei. Ein Graus. Danach wurde es auch eine ganze Weile ruhig um Entwickler „CING“. Jetzt kommen sie zurück. Ihr neues Machwerk heißt Hotel Dusk: Room 215.

Ich bin Kyle Hyde (für diesen saucoolen Namen gibt es einen Zusatzpunkt), ein Cop. Das heißt, eigentlich ein Ex-Cop. Ich wurde verraten – von meinem Partner. Seitdem bin ich in eine Depression verfallen, und arbeite nun als Vertreter für eine Firma namens Red Crown. Klingt nicht nach einem spannenden Job. Allerdings ist Red Crown kein normaler Konzern. Ich treibe für die Leute Dinge auf, die vielleicht nicht immer gefunden werden wollen. „Wer weiß was er sucht ist bei Red Crown richtig“. Einer dieser Aufträge treibt mich in die Nähe von Los Angeles im Jahre 1979. In das kleine „Hotel Dusk“. Tja und hier beginnt das Abenteuer, alles geschieht innerhalb von einer Nacht.

Im Grunde ist der Plot nicht einmal das Spannendste. Aber es wirkt alles enorm echt. Nicht abgefahren, nicht unlogisch, nein, realitätsnah. Die Geschichte entwickelt sich langsam, der Einstieg ist etwas zäh. Schnell stellt man fest, dass „Room 215“ nur etwas für diejenigen ist, die sich nicht scheuen, ein paar Zeilen zu lesen. Wer sich jedoch darauf einlässt, löst nach und nach den Schleier um das ominöse Zimmer mit der Nummer 215 (wen überrascht das nun wirklich?), von dem der knurrige Hotelbesitzer sagt, dass es Wünsche erfüllt.

Reden ist der Hauptbestandteil des Spiels. Jeder Charakter hat euch nach und nach viel zu sagen und jeder hat seine eigene Geschichte. Irgendwie sind alle Leute auf die ein oder andere Art und Weise miteinander verwoben. Das schlägt sich enorm auf die Atmosphäre nieder. Die Dialoge sind mal spannend, mal lustig, mal ernst, mal traurig. Die gesammte Emotionsbandbreite wird angesprochen. Man leidet mit dem Protagonisten und wünscht sich einfach nichts sehnlicher, als dass er endlich seinen alten Partner findet – endlich seinen Frieden findet.

Bevor das allerdings soweit ist, muss Mr. Hyde eine Menge tun. Die Rätsel sind nie langweilig und vielfältig. Ein Beispiel gefällig? Der Held findet einen Füller mit Gravur. Die ist allerdings nicht mehr zu lesen. Also suchen wir uns ein Stückchen Kreide und reiben den Stift damit ein. Langsam abklopfen und schon wissen wir wem der Füller gehört. Das ganze Geschehen steuert man übrigens mit dem Stylus. Geht leicht von der Hand. Alle Funktionen sind bald in Fleisch und Blut übergegangen. Der „DS“ wird dabei wie ein Buch gehalten. „Dr. Kawashimas Gehirnjogging“-Spieler sind das bereits gewohnt.

Im Übrigen sind Cing noch ein paar weitere designtechnische Höchstleistungen gelungen. Beispielsweise fasst Kyle nach jedem Kapitel die Geschehnisse noch einmal zusammen. Das ist dann jederzeit im Notizheft abrufbar. So weiß der Spieler sofort wo er stehen geblieben war, auch wenn er ein paar Tage Pause dazwischen hatte. Absolut praktisch. Warum das in der Form erst jetzt aufgetaucht ist bleibt mir ein Rätsel. Außerdem darf sich der Spieler eigene Notizen ins Heft schreiben. Ebenfalls hilfreich.

Sehr erwähnenswert ist auch (beim Nintendo DS muss man ja schon bald endlich sagen) der Grafikstil. Falls einmal jemand das Video zu „Take on me“ von „A-HA“ gesehen hat, weiß er was ich meine. Die Personen sind lebendiggewordene Zeichnungen mit ausdrucksstarken Animationen. Das Spiel hat einen gewissen Film-Noir-Stil, gut unterstrichen durch die musikalische Untermalung. Eine Sprachausgabe fehlt leider – wie immer. Ist In diesem Fall aber nicht wirklich schlimm.

Alles in allem ist Hotel Dusk: Room 215 für mich das beste Adventure am NDS. Und auch den Vergleich mit den großen Adventures auf dem PC braucht das Spiel definitiv nicht zu scheuen.

Der Wahnsinn hat Methode und Witz

Nachdem wir die ersten Episoden der ersten Sam & Max-Staffel unter die Lupe genommen hatten, wurde es ein bißchen mühsam für jeden Teil einen eigenen Artikel zu schreiben. Wir haben also auf den Release aller sechs Ausgaben gewartet, um euch jetzt die Serie in geballter Form schmackhaft zu machen.

Wir gehen also erstmal davon aus, dass es die bisherigen Artikel gar nie gegeben hat und fangen ganz von vorne an. Das Comic-Duo aus der Feder von Genie Steve Purcell besteht aus dem Hund Sam (einem intellektuellen Hund mit scharfer Zunge) und Max (einem gewaltsüchtigen Hasen mit dem stets passenden Spruch). Sam und Max sind Freelance Police, also sowas wie freie Mitarbeiter beim Freund und Helfer-Verein. In der ersten Staffel dürfen sie sechs verschiedene Fälle lösen, die jeweils einzeln oder im Paket über die offizielle Webseite zu bekommen sind (extrem günstig – und ab August bringt JoWooD sie dann hierzulande auf DVD). Die unterschiedlichen Episoden haben eine zusammenhängende Story, funktionieren aber stets auch eigenständig. So gilt es zwar im Großen und Ganzen einer Hypnose-Verschwörung auf die Spur zu kommen, während man in den einzelnen Fällen aber immer bestimmte Bösewichte dieser Geschichte zu fassen versucht.

Eigentlich hat Telltale die Fälle schön abwechslungsreich gestaltet. Stets wird in je 3 bis 5 Stunden Spielzeit ein anderes Setting auf die Schaufel genommen – etwa die Spielebranche, das Fernsehbusiness und die Politik. Leider durchstreigt das Duo in jedem Fall unter anderem die selben vier Locations, die sich zwar leicht verändern aber doch beim fünften und sechsten Mal nicht mehr so richtig Pepp ins Geschehen bringen – auch weil die neuen, zusätzlichen Schauplätze nie ohne das Altbekannte auskommen.

Die Rätsel sind vor allem in den ersten drei Episoden sehr einfach, dann zieht der Schwierigkeitsgrad ganz leicht an. Für zwei bis drei Rätsel wurd es im großen Finale unlogisch, ansonsten bleibt man nicht allzu oft an Stellen hängen. Das Highlight sind immer die Dialoge. Wer auch immer dafür verantwortlich war, er oder sie verdient eine Gehaltserhöhung. Mit spitzer Feder werden vor allem die herrlich vertonten Schlagabtäusche zwischen den beiden Protagonisten zum Zwerchfellkiller. Obwohl man irgendwann schon das Unerwartete erwartet, überrascht das Duo trotzdem auch am Ende noch immer. Und so lohnt es sich auch die Umgebung zu betrachten und sich einfach die Kommentare zu gönnen.

Und weil Sam und Max das Geschehen so an sich reissen, bleiben die anderen Charaktere eben zweitrangig. Stört aber nicht, denn als solche funktionieren sie alle. Mehr wäre dann ohnehin nicht ratsam, denn für große Auftritte sind sie zu sehr auf bestimmte Eigenschaften reduziert. So aber schafft Telltale die Balance meist sehr gut. Einzig die nervigen Verkleidungsspielereien von Ladenbesitzer Bosco sind vielleicht einfach zu viel des Guten. Der gibt sich in jeder Episode als jemand anderes aus, weil er eine große Verschwörung vermutet. Während es noch komisch ist, wenn er als Kommunist auftritt, will ich über seine Verkleidung als eigene Mutter eigentlich gar nicht mehr alles wissen. Der Gag nutzt sich ab.

Mit der grafischen Präsentation gewinnen die Entwickler keine Preise für herausragende Technik mehr. Hier werkelt dieselbe Engine wie bei Bone, vielleicht um ein paar kleine Effekte erweitert. Die bunten Schauplätze werden von einigermaßen detaillierten Objekten bevölkert, wirken manchmal etwas zu leer. Trotzdem ist der Gesamteindruck nicht schlecht, insbesondere aufgrund der famosen Charaktermodelle. Ausdrucksstarke Mimik, klasse Animationen – einfach wundervoll. Diese Aspekte der Optik sind definitiv auch für den Humor eine Bereicherung, weil sie ihn unterstreichen.

Auch bei der Auswahl der Sprecher hat man sich bei Telltale keine Blöße gegeben. Hier passt die Stimme zur Situation. Ähnlich die Musik. Wobei die aber nicht hervorsticht, eher unbemerkt im Hintergrund bleibt. Beim großen Finale habe ich dann die Lautsprecher doch einmal lauter gestellt.

Alles in allem empfinde ich die Staffel als ein tolles Argument für den episodischen Vertrieb über das Internet. Jedes Monat kommt so neues Futter nach, mit dem man zwei bis drei Tage beschäftigt ist. Dass Spiele dieser Klasse dann auch noch für weniger als 7€ unters Volk gebracht werden (27€ für die ganze Staffel), ist einfach ein Faustschlag ins Gesicht von Firmen wie Valve, die ihre Spiele online zum Vollpreis anbieten. Ich kann eigentlich jede Episode bedenkenlos empfehlen. Zum Abschluss für unsere Zahlengeilen jetzt noch die einzelnen Wertungen und eine Gesamtnote.

Sam & Max: Staffel 1
Episode 1: Culture Shock – 8/10
Episode 2: Situation Comedy – 9/10
Episode 3: The Mole, The Mob, and the Meatball – 8/10
Episode 4: Abe Lincoln Must Die! – 9/10
Episode 5: Reality 2.0 – 9/10
Episode 6: Bright Side of the Moon – 7/10

Virtuoser Tennisspaß?

Der erste Teil der Virtua Tennis-Reihe war für mich damals ein Kaufgrund für die Dreamcast. Noch nie zuvor hatte ich so hervorragend einfaches Gameplay gepaart mit schöner Grafik, butterweichen Animationen und einem fordernden und spaßigen Karrieremodus erlebt. Bevor ich mir die Dreamcast leisten konnte, verbrachte ich mehrere Stunden täglich im Elektronikmarkt um die Ecke und besetzte die dort ausgestellte Konsole. Auch der zweite Teil tat es mir an und so fragte ich mich die letzten Jahre immer wieder, wie denn die Chancen für einen dritten Teil stünden? Vor etwa einem halben Jahr schien Sega meine Gebete erhört zu haben, und kündigte Virtua Tennis 3 für die Xbox 360, die Playstation 3 und den PC an. Natürlich war ich sofort aus dem Häuschen und wartete fortan nimmerendenwollende Monate auf den Release. Nun ist es seit ein paar Wochen endlich soweit – ich spiele den dritten Teil einer grandiosen Sportspielserie und möchte gleich vorweg sagen, dass ich im Großen und Ganzen nicht entäuscht wurde.

Sega hat ein tolles Tennisspiel abgeliefert, hätte in Detailfragen aber sicher noch einen stärkeren Eindruck hinterlassen können. Welche Schlüsse ich daraus ziehe, das verrate ich am Ende des Reviews. Um erstmal wieder frische Platzluft zu schnuppern, versuche ich es zum Start mit einem Freundschaftsmatch. Aha! Wie gewohnt stehen große Namen zur Auswahl. Insgesamt können wir zwischen zwanzig Weltklassespielern wie Federer, Roddick oder Sharapova wählen. Wie früher haben die Spieler alle ein Spezialgebiet. Während Mario Ancic einen krachenden Aufschlag zu bieten hat, punktet James Blake mit starken Grundschlägen. Als die Spieler dann auf den Platz gehen und die ersten Punkte ausgespielt werden, fällt sofort die Grafikpracht auf. Mit entsprechender Hardware ist die optische Qualität ebenbürtig mit der Playstation 3- oder Xbox 360-Version. Schattenwurf, Animationen, Spielermodels und scharfe Texturen – alles passt ins Bild. Sogar spielertypische Bewegungsabläufe, wie der unverwechselbare Aufschlag von Andy Roddick, wurden toll umgesetzt und sind sofort wieder zu erkennen. Nach den ersten Ballwechseln macht sich Erleichterung breit: Sega ist der hohen Geschwindigkeit und dem arcadelastigen Gameplay treu geblieben. Zum Spielen braucht man lediglich die Richtungs- und drei Schlagtasten für Topspin-, Slice- und Lobschläge.

Wie in den Vorgängern sind die Grundzüge des Spiels also denkbar leicht erlernt, aber der Teufel liegt im Detail: Für die stärke und Platzierung des Schlages sind nicht nur langes Knopfdrücken sondern auch gute Positionierung zum Ball erforderlich. Besonders in höheren Schwierigkeitsgraden erfordert es eine Menge Einarbeitunsgzeit bis man die Spielmuster des Computergegenspielers auf dem Kasten hat. Wer aber Geduld, Spucke und eine Menge Griffbänder in der Tasche hat, der wird früher oder später auch den schwierigsten Gegner in die Wüste schicken können. Und genau da liegt leider ein großes Manko des Spiels: Es gibt keinen Multiplayer-Modus. Wer sein Können also mit dem von anderen Mitspielern über das Internet oder das Netzwerk vergleichen möchte, der schaut in die Röhre. Lediglich die Xbox 360 Version bietet einen solchen und das ist mir völlig unverständlich. Ich hätte mir Onlinespielbetrieb mit Ligen und Rankings besonders bei Virtua Tennis 3 ganz hervorragend vorstellen können. So bleibt man auf den Mehrspielermodus an einem PC beschränkt.

Das eigentliche Herzstück des Spiels bildet also der Karrieremodus. Auf einer Weltkugel sucht man sich erst seinen Startort aus, und arbeitet sich von da an in der Weltrangliste nach oben. Neben den handelsüblichen Turnieren steht natürlich das Training auf dem Programm. Das wurde in Form kleiner Minispiele witzig und motivierend umgesetzt. Je nach Erfolg in den immer schwerer werdenden Trainingsmissionen steigen die Werte unseres vorher erstellten Charakters in der jeweiligen Kategorie. Für den Aufschlag können wir beispielsweise in Bowling-Manier Kegel abräumen. Nach gewonnen Turnieren erhalten wir Lob von unserem Trainer und mitunter auch Belohnungen wie neue Schläger und Kleidung, die dann im trauten Heim direkt angezogen werden können.

Während sich die unterschiedlichen Schuhe, Hemden, Hosen und Accessoires nur optisch voneinander unterscheiden, hat jeder Schläger seine eigenen Werte und kann durchaus ausschlaggebend für das eine oder andere hitzige Match sein. Leider macht sich hier ein zweites Manko von Virtua Tennis 3 bemerkbar: Die Lizenzen wurden nicht mit letzter Konsequenz ausgeschöpft bzw. eingekauft. Im Gegensatz zum Konkurrenten Top Spin 2 dreschen wir die Bälle mit Noname-Schlägern- und Klamotten über den Platz. Wäre dies der einzige Patzer der Entwickler, würde ich vermutlich lachen. Zusammen mit dem nächsten Versäumnis kann ich mitunter leider nur den Kopf schütteln, denn anstatt eine richtige Rangliste aufzusteigen spielt man, egal ob auf Rang 200 oder 10 der Weltrangliste, immer gegen die selben 20 berühmten Spieler. Das geht mit der Zeit kräftig auf die Nerven. Vor allem, weil ich es als eine Art Belohnung ansehe, endlich gegen die Besten der Welt spielen zu können. So trete ich Anfangs gegen lächerlich schwache Nadals und Federers an, die erst in höheren Rängen ihr wahres Können entfalten. Top Spin 2 hat bereits vorgemacht, dass selbst fiktive Gegner eine Menge Ansporn schaffen. Diese immergleichen Gegner hier verpassten meiner Motivation aber einen herben Dämpfer.

Versteht mich jetzt bitte nicht falsch. Virtua Tennis 3 ist beileibe kein schlechtes Spiel – im Gegenteil. Mir macht es eine Menge Spaß die Filzbälle in prachtvollem Ambiente mit rockig-fetziger- und passender Hintergrundmusik über diverse Courts der Welt zu schlagen. In meinen Augen wurde nur eine Menge Potenzial durch Fehlen eines Multiplayer- und Patzern im Karrieremodus verschenkt. Für mich ist Virtua Tennis 3 das beste Tennisspiel auf dem Markt, keine Frage. Wer mit den angesprochenen Fehlern jedoch nicht leben kann, könnte vielleicht auch mit dem simulationslastigeren Top Spin 2 glücklich werden. Das bietet nämlich sowohl Multiplayer, als auch lizenzierte Ausrüstung und mehr als nur die immergleichen 20 Gegner im Karrieremodus, jedoch nicht annähernd so flüssiges und faszinierendes Gameplay wie eben Virtua Tennis 3.

Eat this EA!

Seien wir mal ehrlich: Warum spielen wir eigentlich Rennspiele? Anders gefragt: worin liegt der Reiz, sich hinters virtuelle Lenkrad zu klemmen und wie ein geisteskranker Selbstmordattentäter drauf los zu fahren? Nein, liebe Simulationsfetischisten und Grand-Prix-Legends-Verehrer, ein höhes Maß an realistischem Fahrverhalten ist sicherlich nicht dafür verantwortlich. Es, das Fahren, muss sich nur irgendwie nach Auto anfühlen. Wer Arcade-Racer spielt, nein besser, sie zelebriert, der hat einen ganz simplen Bewegrund: Es sind niedere Instinkte, die uns, das angeblich beste Produkt der Evolution, dazu verleiten, zu einem rücksichtslosen Ignoranten zu werden. Wie von einem unbeirrbaren und allmächtigen Dämon besessen brettern wir mit unseren sündhaft teuren Luxuskarossen über schier endlose Highways, nur, damit der Adrenalinpegel weiter steigt. Damit unser Herz das rasen anfängt, man den Puls im Hals spürt und schließlich erleichtert zur Kenntnis nimmt, das man es schon wieder geschafft hat. Ja, Arcade-Racer oder solche, die sich dafür halten, sind primitiv. Hier braucht es keine ausgeklügelten Spielprinzipchen oder revolutionäre Ideen, der Temporausch alleine reicht schon.

Nur eben hier liegt das größte Problem. So primitiv ein Arcade-Racer funktioniert, so schnell kann er scheitern. Wie schnell so etwas geht, zeigt EA seit geraumer Zeit mit einem erschreckenden Resultat. Anstatt das Rennen an sich und losgelöst vom Rest zu feiern, als wäre es der gottverdammt einzige Grund, warum unsere Spezies diesen Erdball bewohnt, wird etwas von Natur aus Puristisches zu einem Ungetüm aus Tuningpart und virtuellem Schwanzvergleich aufgebläht. Zurück bleiben Rennen, die zu kurz kommen und keiner mehr spielen will.

Auch Test Drive Unlimited versucht sich an diesem unsäglichen Stylefaktor. Zwar weitaus weniger lächerlich als man das von EA mit ihren amateurhaften Zwischensequenzen samt verdammt spätpubertären Dialogen gewohnt ist, dennoch immer noch so präsent, dass man es eher toleriert denn akzeptiert. Das Intro mag mit seiner stark von Oceans Eleven inspirierten Bild- sowie Musikkomposition wenigstens einen Anflug von Ambiente und Stimmung aufbringen, kann aber trotzdem nicht darüber hinweg täuschen, dass so etwas bei einem klassischen Arcade-Racer überflüssig ist.

Wie schon erwähnt versucht euch auch Test Drive Unlimited eine kleine Lektion in Sachen Lebensstil zu erteilen. Mitlerweile scheint sich dieser Gameplay-Askept als Non-Plus-Ultra eingestellt zu haben und so könnt ihr euch für eure Siegprämien nicht nur schicke neue Wagen, sondern auch größere Wohnungen und teure Designer-Klamotten kaufen. Implziert wird mit diesen Möglichkeiten nichts weniger als die simple Formel „du bist, was du hast“. Für manch einen mag darin sicherlich ein erneuter Ansporn bestehen, Kapitalusmusverweigerer und Menschen, deren ihre Besitztümer relativ egal sind, werden von diesem Feature wahrscheinlich weniger angetan sein.

Müssen sie auch nicht. Schließlich entschädigt das satte Brummen eines amerikanischen V8 für diese klischeehaft umgesetzte Design-Sünde. Genau hier ist dann auch der Punkt erreicht an dem Test Drive Unlimited seine komplette Raffinesse ausspielen kann: mag die Extraportion Lifestyle noch für einige Schmunzler sorgen, so fällt ambitionierten Arcade-Fans beim Anblick der erkundbaren Umgebung schier die Kinnladen gen Fußboden. Wo andere Rennspiele Streckenbegrenzungen aufzeigen und den Spieler in seinem unbändigen Vorwärtsdrang stark limitieren, protzt Test Drive Unlimited mit endlosen Highways, Bergpässen, Serpentinen und Strandalleen. Selbst Altmeister GTA muss hier gekonnt seinen Hut ziehen, 08/15-Racer wie Need for Speed Carbon können sich glatt den Gnadenschuss geben. Eden Design präsentiert euch hier nichts weiter als ein komplett erschlossenes und bis in den letzten Winkel per Burn-Out umpflügbares Hawaii.

Wer wirklich jeden Cup, jedes Rennen, jede Herausforderung bestehen will, der hat gut und gerne 100 Spielstunden vor sich. Anfänger dürften davon komplett überfordert sein, gerade weil jede einzelne Herausforderung auf der Karte erst einmal entdeckt werden muss. Trotz dieser unfassbar großen Anzahl von Rennen und verfügbaren Kilometern Asphalt bleibt Test Drive Unlimited trotzdem noch ein reiner Arcade-Racer. So müsst ihr euch wie bei der lieben Konkurenz durch Zeitrennen, Beschleunigungs- und Tempoherausforderungen, sowie klassische Rennen kämpfen um schlussendlich ordentlich Geld zu verdienen. Worin ihr das investieren sollt, dürfte mittlerweile hinlänglich bekannt sein.

Unterschiede zwischen Test Drive Unlimited und anderen Genrekollegen lassen sich anfangs zumindest in den Rennen eher schwer ausmachen. Erst mit schnelleren Fahrzeugen und fordernderen Rennserien trumpft Eden Designs Xbox360-Konvertierung richtig auf. Zum einen ist das Tempogefühl einfach phänomenal, zum anderen dürfte eine 200 Kilometer lange Inselumrundung gegen sechs Kontrahenten oder später die Uhr jeden noch so abgebrühten Rennprofi den Puls in Richtung 200 befördern. Wer schon einmal mit 360 Sachen in einem Lamborghini quer durch eine Innenstadt gekonnt auf dem Mittelstreifen dem Verkehr ausgewichen ist, weiß, was ihn ungefähr erwarten dürfte. Adrenalin- und Temporausch gepaart mit der endlosen Weite Hawaiis, das sind die drei großen Pluspunkte von Test Drive Unlimited. Besser konnte dieses Gefühl kaum ein Arcade-Racer in den letzten Jahren vermitteln.

Die grafische Aufbereitung des kompletten Renngeschehens sowie der Umgebung kann zwar nicht durch eine künstlerisch anspruchsvolle Umsetzung auftrumpfen, bietet dafür aber alle nur erdenklichen Grafik-Features, die aktuell auf dem Markt zu finden sind. Kombiniert wird diese Effekthascherei noch mit einer sehr individuell designten Landschaft, welche anhand ihrer äußeren Merkmale durchaus Landschaftsunterschiede erkennen lässt. So variieren Vegetation und natürlich auch Städtebau je nachdem, ob man gerade durch eine der wenigen Städte fährt oder eine kleine Landtour durchs Unterholz macht. Euer treuer Untersatz wird dabei übrigens sehr real nachgebaut und verfügt über ein eigenes 3D-Cockpit.

An einer Stelle entwickelt sich die exorbitante Größe leider zum empfindlichen Stolperstein: insgesamt vier Rennmodi werden geboten, dazu kommen noch Zusatzmissionen für das Überführen eines Autos oder die Mitnahme eines Anhalters, das wars dann aber auch schon. Mögen die weiten Strecken Hawaiis noch so spektakulär wirken, irgendwann bilden sie eine gewisse Antithese zu der recht geringen Anzahl von Rennmodi. Mögen die Rennen auch noch so spannend inszeniert sein, irgendwann hat sich die x-te Zeitherausforderung einfach abgenutzt. Irgendwann verlangt der Arcade-Fan nach mehr.

Solisten werden jetzt das Nachsehen haben. Mehr wird nämlich einfach nicht geboten. Multiplayer-Freunde können jedoch noch weitaus mehr erreichen. Wer will, kann nämlich seinen eigenen Club aufbauen, Freunde einladen, Wettbewerbe starten und so seine Solo-Karriere online ausleben. Dafür sollte man sich aber schon tunlichst vorher eine Gamespy-Arcade-ID besorgt haben. Wer sich nachher für den Online-Modus freischalten will, der darf dann wieder bei Null anfangen. Schlecht designt und für mich der Grund, warum ich nur wenig online gespielt hab.

Fairerweise muss man aber auch hier gestehen, dass erste Abnutzungserscheinungen nach 30 bis 40 Spielstunden auftreten werden. Mehr Zeit als ich zum Beispiel mit allen Underground-Teilen zusammen verbracht habe. Wo meine getunten Karren bei Need for Speed also schon wieder in der Garage standen, brause ich bei Test Drive Unlimited immer noch mit meinem Jaguar E-Type quer durch die Landschaft, im Vordergrund das herrliche Geräusch englischer Ingenieurskunst, dezent im Hintergrund ein Ausschnitt aus Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Apropos Tuning: Ja, es ist vorhanden, nein, es kommt keinem Shopping-Orgasmus gleich. Drei Stufen gibt es, nicht für jedes Fahrzeug und auch ohne optischen Einfluss, dafür mit spürbaren Einschnitten im Fahrverhalten. Mal sind diese positiv, mal negativ. Mein hoch gezüchteter TVR z.B. beschleunigt zwar wie wahnsinnig von 0 auf 100, ist dafür schlechter zu kontrollieren als ein Stück Seife in der Badewanne.

Ein klein wenig Realismus im Bereich Fahrverhalten kann eben auch einem Arcade-Racer nicht schaden. Gutes Tempogefühl, schicke Autos, endlose Asphaltpiste sowie ein Geschwindigkeitsrausch nach dem anderen sind jedoch Pflicht, zumindest seitdem Test Drive Unlimited erschienen ist. EA sollte sich fürs nächste Need-for-Speed-Update also eine Menge einfallen lassen.

P.S.: Hawaii ist groß, braucht also auch einen großen Rechner. Darüber hinaus ist Hawaii, wenn auch 50. Bundeststaat der USA, eine Inselstaat mit Problemem und Konflikten, deswegen mag es auch nicht auf jedem Rechner problemlos laufen. Bei mir machte es keine Probleme, andere klagen jedoch über Abstürze und eine schlechte Performance.

Fliegen wie eine explosive Möwe

Komm zur Airforce, haben sie gesagt. Da lernst du die Welt kennen, haben sie gesagt. Alle Frauen stehen auf Piloten, haben sie gesagt. Was sie nicht gesagt haben ist, dass die verdammten Feinde dich vom Himmel pusten wollen. Ja ich weiß, das könnte die Einleitung zu jeder x-beliebigen Flugsimulation sein – aber in dem Fall geht es um die Wii-Version von Blazing Angels.

In der schlüpfen wir in die Rolle eines amerikanischen Piloten, der bei vielen der wichtigsten Schlachten des Zweiten Weltkriegs im Luftkampf dabei war. Er erzählt in kleineren Sequenzen seine Geschichte, die aber in Wahrheit ziemlich nebensächlich ist. Wir wehren die Kamikaze-Spinner über Pearl Harbor ab, wir wehren die deutschen Spinner über London ab und manchmal werden wir Spinner auch abgewehrt. Das Ubisoft Bukarest-Studio war für das Spiel verantwortlich und hat sich alle Mühe gemacht, um stimmungsvolle Einsätze in abwechslungsreichen Gebieten zu gestalten. Das gelang. Mit unserer zum Flugzeug gewordenen Nunchuck-Hand fetzen wir rasant über die Dächer des zerbombten Londons, tasten uns vorsichtig durch einen Wüstensturm in Nordafrika und retten wir unsere Boden-Kammeraden bei Dünkirchen.

Nach den Missionen bekommen wir unsere Genre-typische Bewertung als Flieger. Je besser wir abgeschnitten haben, desto mehr Flugzeuge bekommen wir freigeschaltet. Das ist zwar alles in allem recht nett, aber einen wirklichen Mehrwert bieten die neuen Geräte nicht – trotz spürbarer Unterschiede ist aus irgendeinem Grund einfach kein spielerischer Unterschied gegeben.

Abgesehen von anfänglichen Zielschwierigkeiten, die aber spätestens mit der vierten der ungefähr zwanzig Mission vorbei sein sollten, funktioniert die Steuerung famos. Der Wii macht hier ein intuitives Fluggefühl möglich, wie man es bisher nicht kannte. Unser Vehikel fliegt so, wie wir unseren Nunchuck halten. Leider ist die grundlegende Spielmechanik allerdings relativ simpel gestrickt – sehr arcadig. Dadurch wird die Angelegenheit mit der Zeit etwas monoton.

Dass Blazing Angels bisher zu den schönsten Spielen der Plattform gehört, kommt hingegen auf der erfreulichen Seite hinzu. Bei hoher Geschwindigkeit setzt ein feiner Blur-Effekt ein, Gewässer spiegeln das Sonnenlicht, Objekte am Boden werfen weiche Schatten. Zwar ist die Terrain-Textur nicht allzu scharf aufgelöst, das fällt aber auf Screenshots eher auf, als beim Spielen. Besonders gelungen sind unter Beschuss geratene Flieger, die sich brennend mit einer Rauchschwade gen Boden verabschieden. Euch selbst passiert das im Normallfall nicht allzu oft: Blazing Angels ist nicht übermäßig herausfordernd.

Wer auf actionlastige Fliegerei steht, ist mit dem Spiel gut beraten. Man sollte halt eher etwas für Zwischendurch als einen tagelang fesselnden Zeitkiller erwarten.

Das ist der Lustige Pete, gib‘ ihm 5 Cent!

Ich werde mein ganzes Leben niemals den Tag vergessen, an dem jemand zu mir allen Ernstes gesagt hat "Ich will Pirat werden!" – dieser jemand wollte aber kein normaler Pirat sein, er wollte mit gelben Ölzeug bekleidet bei strahlendem Sonnenschein auf dem Bodensee eine Totenkopf-Flagge auf seinem Schlauchboot hissen. Sicher könnt ihr euch denken, dass mir seitdem alles mit Piraten eine Riesenfreude bereitet.

Am 26. Jänner 2007 hat Ascaron jedenfalls Tortuga – Two Treasures rausgebraucht, ein Spiel in dem es treffenderweise um Piraten geht. Mein erster Gedanke war natürlich "Muss ich haben!" – schon allein aus dem Grund, weil seit der Neuauflage von Pirates! kein ordentliches und vor allem einfaches Piratenspiel zu haben war (Salvo! zähl‘ ich jetzt mal nicht mit, das ist definitv zu kompliziert gewesen).

Auf der Verpackung des Spiels prangt an erster Stelle "Rasante, actiongeladene Story um Geheimnisse, Verrat und Liebe" – zugegeben, das hört sich an, wie die eierlegende Wollmilchsau – wie Kinderüberaschung oder schlichtweg etwas unglaubwürdig an, Marketing eben. Aber wer Ascaron kennt, ist sich der Qualität der Arbeit und der bisherigen Titel in diesem Themenbereich bewußt – immerhin sind Port Royale und vor allem Hanse – Die Expedition endgeile Spiele. Aber mehr zur Geschichte ein wenig später.

Der nächste Punkt auf der Featureliste ist "Intuitives, leicht erlernbares Gameplay" – auf diesen werde ich sofort etwas näher eingehen. Vorweg: das Spiel teilt sich einerseits in die Schiffsreisen/-kämpfe und andererseits in einen 3rd-Person-Part – in jedem der sich laufend abwechselnden Modi hat man natürlich verschiedene Aufgaben zu erfüllen und treibt somit die lineare Geschichte voran.

Man startet also direkt in die Geschichte und ins Spielgeschehen hinein – der Protagonist Thomas Blythe segelt unter der Flagge von Blackbeard. In einem integrierten Tutorial wird die Schiffsbedienung erklärt und geht sofort ins Blut über. Einfach und intuitiv – wie versprochen. Geschossen wird mit der linken Maustaste, gesteuert auf herkömmliche Weise mit WASD. Nach einem kurzen Aufwärmgefecht darf man selbstredend der Lieblingsbeschäftigung von Piraten nachgehen: kapern! (Anm: eigentlich wollte ich hier diese überaus schlechte Wortspiel-Scherzfrage bez. der Lieblingsspeise von Piraten, nämlich Kapern, anbringen – aber irgendwie konnte ich mich nicht dazu durchringen, oder doch?).

Durch längsseitiges Heransteuern an ein beschädigtes, fremdes Schiff kann man dieses entern, kapern, plündern, versenken oder was auch immer die Story in diesem Moment vorsieht. Hier kommt man jedenfalls zum ersten Mal mit dem intuitiven und leicht erlernbaren Gameplay für den 3rd-Person-Teil in Berührung: und der versetzt dem geübten Spieler einen Schlag ins Gesicht. Einerseits stellt sich mir die Frage, wer sich zur Hölle nochmal so ein Steuerungssystem ausdenkt und zum anderen, wer das auf Anhieb verstehen soll. Man muss sich das vorstellen wie überaus furchtbare Steuerung von Gothic – ja, ich geb’s zu – ich hab‘ viele Jahre lang immer wieder versucht Piranha Bytes‘ Meisterwerk zu spielen, hab aber immer nach wenigen Minuten wieder aufgegeben, da ich die Steuerung zu blöd fand – inzwischen hab‘ ichs aber kapiert und auch mir eröffnete sich die Welt von Gothic – zurück zum Thema, die Steuerung ist richtig mies und keineswegs intuitiv, man muss teilweise schon zwei oder drei Mal nachdenken um zu verstehen, wie die Steuerung per Maus und Tastatur eigentlich funktioniert, da sie wohl eigentlich für Joypads (ja Joypad, ich mag das Wort "Gamepad" nicht!) gedacht war, das lässt sich aber umstellen – aber man sollte zumindest davon ausgehen, dass jemand mit einem PC ein PC-Spiel mit PC-Hardware spielt, naja egal. Wenn die Handlung nicht von Anfang an so interessant gewesen wäre, hätte ich wohl alles hingeschmissen und nicht versucht die Steuerung zu "lernen".

Jetzt aber zur Geschichte: die Autoren haben eine nicht allzu neue Taktik angewandt, eigentlich ist es sogar naheliegend sowas zu tun. Einer der wohl besten Filme der letzten Jahre war Fluch der Karibik. Ich nehme mal an, dass ihr den Film gesehen habt: da gibts gutaussehende Frauen, einen gutaussehenden Piraten, einen verfluchten Schatz und ein gutaussehendes Geisterschiff. Natürlich wäre es jetzt etwas peinlich, die Geschichte einfach zu kopieren, aber man kann schlecht leugnen, dass man sich bei einschlägigen Filmen etwas abgeschaut hat. Nun, wie macht man jetzt eine gute Geschichte? Man nimmt zwei Mal alle Elemente einer erfolgreichen anderen Geschichte, rührt und knetet diese kräftig durch und entnimmt etwa ein Drittel der Storyelemente wieder – den Rest hebt man für später auf.

Tortuga – Two Treasures hat gleich mehrere Pirtatenbräute, es gibt eine Voodoo-Hexe, ein dickes Geisterschiff, einen Fluch und vieles mehr. Obwohl man innerhalb der Geschichte sogut wie keinen Freiraum für irgendwelche Extratouren hat, ist das Spiel enorm fesselnd. Man will immer wissen, wie es weiter geht – das realisiert man spätestens dann, wenn man zwei Stunden nachdem man "noch eine halbe Stunde, dann geh ich ins Bett" gesagt hat, wieder den selben Gedanken fasst.

Was mich etwas stört, ist die teilweise schon sehr absurde Arcadelastigkeit des Titels. Sprengfässer, Flaming Rum (also ein Molotowcocktail) oder Seemonster als Standard-Ausrüstung von Piraten sind teilweise etwas kitschig. So darf man sich auch beim Segeln nicht viel Realismus erwarten, korrekte Segelstellungen und physikalisch 100%ig korrektes Verhalten der Schiffe darf man sich trotz integriertem AGEIA PhysX-Support nicht erwarten.

Zwar ist das Spiel ist in visueller Hinsicht "nur" im guten Mittelfeld zu Hause, die Tonuntermalung ist aber genial und die Story sowieso. Ich erteile hiermit den sofortigen Kaufbefehl (zum 15jährigen Jubiläum von Ascaron liegen dem Spiel übrigens Vollversionen von Patrizier II, Port Royale und Piraten – Herrscher der Karibik bei)!