Normalerweise vermeide ich Überschriften, die die Quintessenz meines Artikels vorwegnehmen. Im Falle von Inazuma Eleven konnte ich aber nicht anders. Zu gut ist die Symbiose aus J-RPG und Fussball-Action, zu perfekt und umfangreich die Übersetzung. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass mich kein Spiel auf Nintendo’s Doppelbildschirm zuvor so lange fesseln konnte und mir letztlich so viel Spaß gemacht hat. Und das, obwohl mir die zugrundeliegende Anime-Serie vorher nicht geläufig war. Diese gibt es (bislang) auch lediglich in Japan und einigen anderen, nicht deutsch- oder englischsprachigen Ländern. Wer Lust und Laune hat, kann sich die inzwischen über 100 Folgen mit entsprechenden Untertiteln auf einschlägigen Anime-Seiten ansehen. Ich sage allerdings vorweg: Dieses Vorwissen wird nicht benötigt, um seinen Spaß mit Inazuma Eleven zu haben. Die Spielhandlung wird auch so durch viel Sprachausgabe, Filmsequenzen und Einblendungen hervorragend erzählt.
Wir übernehmen die Geschicke von Mannschafts-Kapitän und Torhüter der Raimon Jr. High Fussballmannschaft Mark Evans, der in dem 10 Kapitel umfassenden Epos vor der schwierigen Aufgabe steht, mit seinem Team das Football Frontier Turnier zu gewinnen. In diesem Turnier treten Schulmannschaften des ganzen Landes gegeneinander an – allesamt heiß auf den Sieg und mit zahlreichen fiesen Tricks ausgestattet. Um auch nur den Hauch einer Chance gegen diese Gegner zu haben, müssen wir unsere Gurkentruppe möglichst bald in wettkampftaugliche Verfassung bringen und verbringen die ersten beiden Spielkapitel ausschließlich mit dem Erkunden des Schulgeländes und dem Aufstocken unseres dünnen Kaders. Im Verlauf des Spiels können wir bis zu 100 Mitglieder in unseren Club aufnehmen, davon 16 in den Kader für ein Spiel. Mit Hilfe unserer Team-Managerin Celia haben wir nach kurzer Zeit sogar die Möglichkeit, Spieler von anderen Clubs abzuwerben und nach bestimmten Kriterien suchen zu lassen. Das lohnt sich generell immer, denn oft warten wahre Verstärkungen nur darauf, von Celia entdeckt zu werden. Haben wir einen Spieler ausgesucht, müssen wir uns mit ihm und seinen Kumpels duellieren, um ihn in unsere Mannschaft aufnehmen zu können – Pokémon ick hör dir trapsen.
Richtig gut werden wir allerdings nur durch hartes Training. Dazu haben wir drei Möglichkeiten. Das stumpfe, kostenpflichtige Aufwerten bestimmter Charakterwerte unserer Kicker an Trainingsorten in der Spielwelt ist die Option, die ich am wenigsten genutzt habe. Viel spaßiger ist es doch, wenn wir endlich auf den Rasen dürfen. Zu diesem Zwecke gibt es Zufallskämpfe – ihr habt richtig gelesen. In Inazuma Eleven werden wir auf unserem Weg durch die Spielwelt ständig von anderen Schülern „angegriffen“, die ein kleines Match gegen uns spielen wollen. Klein ist dabei wörtlich zu nehmen, schließlich stehen bei diesen Partien pro Mannschaft nur vier Spieler auf dem Feld. Durch das Besiegen unserer Gegner gewinnen wir Erfahrungspunkte, nützliche Gegenstände und Spielwährung, hier Elan genannt, hinzu. Für Elan gönnen wir uns bessere Handschuhe, Schuhe oder andere Items, die die Werte unserer Spieler aufbessern. Die dritte und letzte Möglichkeit bieten Freundschaftsspiele. Gegner, die wir im Laufe unserer Karriere bereits besiegt haben, können wir erneut zu einem Freundschaftsspiel herausfordern.
Dann stehen auch endlich die kompletten 11 Mann pro Team zum Rasenschach auf dem Platz und wollen bewegt werden. Rasenschach passt übrigens ganz gut, wir steuern unsere Spieler nämlich nicht direkt, sondern geben mit unserem Stylus lediglich Laufwege, Pässe und Schüsse vor. Sollte uns das Treiben auf dem Feld zu hektisch werden, können wir das Spielgeschehen sogar pausieren und während der Pause weitere Anweisungen geben, die anschließend umgesetzt werden. Sobald wir in eine ergebniskritische Situation kommen wie Tackling, Dribbling, Torschuss oder Parade, haben wir die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Fähigkeiten auszuwählen. Wollen wir den Ball schießen oder köpfen, wollen wir grätschen oder abdrängen? Oder doch lieber eine der zahlreichen Spezialaktionen, ähnlich mit Zaubern in klassischen Rollenspielen, nutzen, um uns einen Vorteil zu verschaffen? Ob wir mit unseren Aktionen auch erfolgreich sind, hängt maßgeblich von den Charakterwerten unserer Spieler ab. Sollte mein Gegenspieler einen 45er Verteidigungswert und ich selbst nur eine 22 bei Dribbling stehen haben, ist die Warscheinlichkeit groß, dass ich den Ball umgehend wieder los bin. Hier spielt auch noch die Positionierung zum Gegenspieler / Tor eine Rolle über Erfolg oder Misserfolg unserer Aktion. Unterm Strich haben wir bunte, herrlich überzeichnete Schlachten, die sich wie eine Mischung aus Final Fantasy Taktik-Kämpfen und Captain Tsubasa spielen.
Auch den Multiplayer-Modus möchte ich nicht unter den Teppich kehren – mit Internetanschluss haben wir die Möglichkeit, pro Woche einen Spieler online für unser Team zu gewinnen. Freunde, die das Spiel ebenfalls besitzen, können entweder zu einem Freundschaftsspiel herausgefordert- oder mit ihnen eine Art Co-Op Liga bestritten werden, in der wir gegen besonders starke KI-Gegner antreten. Besonders letzteres macht mächtig Laune!
Haben wir das Gefühl, unsere Mannschaft genug gequält zu haben, treiben wir die Handlung voran. Der Spieler verfolgt dabei immer eine Hauptaufgabe, deren Ziel durch Pfeil auf der Karte unverfehlbar markiert wird. Während wir Anfangs unser Team vor der Auflösung bewahren müssen, gilt es später einen Spion in eigenen Reihen ausfindig zu machen oder neue Spezialaktionen zu erlernen. Langweilig wurde mir jedenfalls nie. Die Handlung wird zwischendurch übrigens immer wieder durch schöne Anime-Sequenzen weitergesponnen. Besonders gefreut habe ich mich dabei über die tolle Übersetzung. Titelsong, Sprachausgabe, Texte und sogar Schrifttafeln wurden komplett eingedeutscht – großes Lob an Level 5! Das gilt übrigens für das ganze Spiel. Wie eingangs schon beschrieben, habe ich mich von Inazuma Eleven köstlich unterhalten gefühlt, hatte wahnsinnig viel Spaß damit, mit meinem Team den Weg an die Spitze des Football Frontier Turniers zu beschreiten und kann nur jedem Besitzer eines Nintendo DS empfehlen, selbiges zu tun! Einen Trailer zum Spiel findet ihr übrigens in unserer Preview.