In The Chosen ist die Welt noch recht einfach und übersichtlich. Ihr, dass heisst euer virtueller Alter-Ego, ja, ihr seid die Guten. Ihr helft den wehrlosen Zivilisten und metzelt alles nieder, was sich euch dabei in die Quere stellt. Die Anderen, diese fiesen Kreaturen direkt aus der Hölle, das sind die Bösen. Die Bösen gilt es zu flambieren, zu spalten, schock zu gefrieren oder einfach nur zu zerstückeln. Kurz gesagt: das Böse muss weg, und da ihr das Gute seid, ist das also euer Auftrag. Verstanden?
Mehr braucht man wirklich nicht über die Hintergrundgeschichte von The Chosen erfahren. Klar, es gibt natürlich den Oberbösewicht in Form des Magiers Markus Dominus Ingens. Markus, das wußte schon seine Mutter, leidet unter latentem Größenwahn. Nicht nur, dass er neben sich keine weiteren Zauberer und Alchemisten dudelt, nein, er möchte am liebsten auch noch die ganze Welt beherrschen. Dafür baut er sich eine riesige Armee aus Untoten, Höllenkreaturen und sonstigem, liebenswürdigem Gesocks auf. Das alleine reicht nur leider nicht. Um wirklich auf Gottes Thron Platz nehmen zu dürfen, müsste Markus schlussendlich den "Gesanden Gottes" vernichten. Eben dieser Gesandte versteckt sich aber gut gesichert im Equilibrium. Markus hat bis jetzt jedoch noch nicht genug Kraft, um das Equilibrium betreten zu können. Bis jetzt wohl gemerkt. Seine Armee wird immer größer, die Gefahr also steigt an. Zeit für die Wächter der Bruderschaft, zu der ihr als Spieler auch gehört, das alte Mächteverhältnis wieder her zu stellen.
Die Wächter der Bruderschaft, das sind im einzelnen Frater Simon, Jäger und Alchemist, Elena, Jägerin mit einer Vorliebe für Werwölfe und Tong Wong, ein klassischer asiatischer Schwertkämpfer. Alle Charaktere haben natürlich so ihre Vor- und Nachteile. Elena zum Beispiel ist sehr geübt im Umgang mit Schusswaffen jeglicher Art, dafür im Nahkampf aber recht schwach. Genau anders herum sieht es bei Tong Wong aus. Er liebt den Nahkampf, kann dafür gegen Gegner mit Schusswaffen schnell den Kürzeren ziehen. Welchen Charakter ihr schlussendlich aussucht, bleibt dabei natürlich euren Vorlieben geschuldet. Ich persönlich war schon immer ein großer Anhänger der Frauen-Power-Bewegung, Elena ist folglich meine Wahl. Keine schlechte, wie sich später noch zeigen sollte.
Mein erster Auftrag ist leicht. Den Unterschlupf der Alchemisten-Gilde muss ich finden. Ich mache mich also auf den Weg und komme an einem Dorf vorbei. Zwei Wachen passen mich am Eingang ab und halten mich zuerst für einen feindlichen Spion. Ob er ihn aufhalten solle, will der Eine wissen. Der gute Herr scheint wohl eine Brille nötig zu haben, meine weiblichen Reize können so unverhüllt nicht sein. Die Beiden lassen mich dennoch passieren, irgendwer scheint ihnen mitgeteilt zu haben, wer ich bin. Mein Vorhaben stößt nicht gerade auf Gegenliebe, schließlich befindet sich das Dorf im Belagerunszustand. Nur ein Dorfmitglied schließt sich meiner Reise an.
Nur kurz darauf befinden wir uns im ersten Kampf. Ein paar undefinierbare Wesen scheinen akutes Interesse daran zu haben, uns den Weg zum Haus der Alchimisten so schwer wie möglich zu machen. Zum Glück unterstüzt mich mein Kollege dabei mit seiner Schrotflinte so gut wie möglich. Mit meinem schwachen Bogen auf mich alleine gestellt, wäre ich schon schnell den Weg alles Irdischen gegangen. So befinde ich mich stets etwas außerhalb vom Getümmel und schieße in schnellen Frequenzen Pfeile auf meiner Widersacher ab. Bei den Massen weiß man garnicht auf was man als nächstes zielen soll. Gut für uns, dass unsere Kontrahenden nicht die cleversten sind. Auch wenn keine Chance mehr auf einen Sieg besteht, rückt selbst der letzte Gegner zum Kampf an. Ab und zu bleib dennoch etwas Zeit, in der die bedrückende Kulisse auf mich wirken kann. Dauerregen, sowie eher spärliche Lichtverhältnisse sind dabei noch das geringere Übel. Die einst wunderschöne Architektur der Häuser ist mittlerweile zu einem schaurigen Abbild des einstiegen Glanzes geworden. Überall sieht man zerschlagene Fenster und verrotete Dächer. Keine Frage, das hier ist kein Ort zum Verweilen.
Ein paar verdächtig idyllisch plätschernde Bäche später sehen wir uns mit einer weiteren Herausforderung konfrontiert. Eine Gruppe von Dorfbewohnen versucht sich gegen einige Zombies zur Wehr zu setzten. Leider ist die Gruppe zu schwach und die Zombies haben sich hinter einer Absperrung verschanzt. Zeit für uns also, Verstärkung zu organisieren und die fiesen Zombies von der Rückseite zu attackieren. Dank unserer Übermacht war der Kampf schnell vorrüber und meine Fähigkeiten verbesserten sich. Ich entschied mich dazu, meine Wiederstandsfähigkeit, sowie meine Treffsicherheit zu steigern, nebenbei wählte ich noch eine Offensiv-Fähigkeit aus, um mich besser im Kampf behaupten zu können.
Endlich im Lager der Alchimisten angekommen, konnte ich auch noch meine eklatanteste Schwäche ausbessern: im Nahkampf steht mir nun ein mächtiger Golem zur Seite. Diese Kreatur kann ich, ebenso wie einen Kampfvogel, jederzeit beschwören. Genau wie ich, sammelt auch mein lieber Wegbegleiter Erfahrungspunkte, die ich entweder in Stärke oder Ausdauer investieren kann. Das Lager der Alchmisten steht mir übrigens immer als Rückzugsmöglichkeit offen. Ein Klick auf den Auge-Buttom im Menü am unteren Bildschirmrand und ich bin sofort wieder auf sicherem Terrain. Hier kann ich meine Ausrüstung und Waffen reparieren, verbessern oder gleich Neue kaufen. Auch Heiltränke und Zaubersrpüche sind hier zu Discountpreisen zu erweben. Zu guter Letzt ist dieser heimeliche Platz auch noch der Ausgang aller meiner Abenteuer. Praktisch so eine Einrichtung, wie ich finde. Hoffentlich langweilt mich irgendwann die Inneneinrichtung nicht…
So, meinen Auftrag hab ich bekommen, der Golem ist beschwört, auf gehts in den Kampf. Mit der linken Maustaste schieße ich gekommt auf alles, was sich mir in den Weg stellt. Per Rechtsklick brenne, gefriere oder elektrisiere ich mehrere Gegner per Zauberspruch auf einmal. Zaubersprüche kann ich aktuell übrigens noch keine Erlernen, dafür brauche ich die einzelnen Sprüche als Rolle. Einmal eingesetzt, muss ich mir diese dann erneut kaufen. Dieses Mal fällt meine Reise übrigens deutlich beschwerlicher aus. Gerade die Werwölfe machen mir das Leben schwer. Zum Glück zieht mein Golem zuerst ihr Interesse auf sich. So schützt er mich indirekt vor den harten Attacken dieser Biester. Langsam werde ich im Kampf aber geübter, mein Golem steigt auch einige Level auf. Zu meinem Glück finde ich zudem noch ein besseres Gewehr. So kann ich erstens schneller schießen als mit meiner gefunden Schrotflinte und bleibe zweitens agiler. Nachdem der erste Gegneransturm niedergeschlagen wurde, wendet sich das Blatt. Die Sonne erfüllt den vorher dunklen Himmel mit seichten Herbsttönen. Das Licht wirft wunderbare Reflexionen auf den friedlich dahinfließenden Bach, während die Äste der Bäume das Licht der Sonne in einzelne, gelblich schimmernde Strahlen brechen. Die dadurch erzeugt Idylle ist fast schon ein wenig zu beschaulich. Nur ein paar Meter weiter tun sich dann auch schon wieder neue Gegnerhorden auf. Dieses Mal gilt es einem riesigen Feuer-Damön den gar auszumachen. Ohne meinen Golem wäre ich hier hoffnungslos unterlegen. Da helfen auch bessere Fähigkeiten, sowie eine verbesserte Rüstung nichts.
Den Feuer-Dämon konnten wir erfolgreich besiegen. Ein neues Level wartet auf mich und damit auch die Möglichkeit, endlich eine Offensiv-Aura um mich herum aufzubauen. Durch diese Aura wird der Angriff untoter Wesen und dessen Schnellgkeit deutlich vermindert. Nun bin ich auch im Nahkampf nicht mehr komplett wehrlos. Mein Golem hingegen entwickelt sich prächtig, musste im Kampf mit dem Feuerdämon leider zu viel einstecken und muss nun wiederbelebt werden. Der dafür nötige Spruch kostet gut Geld, zum Glück konnte ich ein paar nutzlose Waffe und Rüstungen verkaufen und kann mir auch noch gleich einen neuen Zauberspruch kaufen. Unsere Reise ist damit aber immer noch nicht am Ende, wir werden noch viele Untote zur Strecke brigen müssen. Mit dabei sind immer mal wieder computergesteuerte Wegbegleiter, die uns mit ihrer Kampfkraft zur Seite stehen, oder eine Nebenquest von uns erfüllt haben wollen.
Elenas Reise wird also weiter gehen. Sie wird dabei sicherlich noch des Öfteren ihre Fähigkeiten in drei Gebieten (Angriff, Verteidigung und Sonstiges) verbessernn oder Neue dazu lernen. Auch ihre Charaktergrundwerte lassen sich pro Level um insgesamt fünf Punkte ausbauen. Ausgebaut werden dabei die Klassiker Stärke, Glauben, Vitalität und Geschick. Jede Klasse ist dabei für das Handling von Rüstung und Waffen sowie Zaubersprüchen verantwortlich. Grundsolide Rollenspielkost also. Genauso wie der Rest von The Chosen: wie schon im Klassiker und Genre-Begründer Diablo anno 1997 gilt es, möglichst viele Monster zu plätten. Hat man sogar alle Skelette, Zombies, Werwölfe und sonstige Fabelwesen besiegt, bekommt man einen Charakterpunkt als Bonus.
Klingt alles altbekannt und schon oft gespielt. Im Endeffekt ist es das sicherlich auch, nur lebt The Chosen vom schnellen Einstieg, den abwechslungsreichen Kämpfen, und einer dichten Atmosphäre. Immer passiert irgendwas oder irgendwer braucht eure Hilfe. Andauernd wollen neue Gegner euch an den Hals. Daueraction ist also garantiert. Klar, mehr wird nicht geboten und innovative Gameplay-Elemente sucht man vergebns. Mit soetwas will The Chosen aber auch garnicht schmücken. Wer also Action-RPGs mit dichter Atmosphäre und klassischem Gameplay mag, sollte sich The Chosen vormerken. Alle andere gehen bitte weiter, hier gibt es wirkich nichts zu sehen.
P.S.: Eine Sprachausgabe zur Vertonung der langen Dialoge wäre übrigens ein enormes Atmosphäre-Plus. Auch an der zuweilen ungünstig platzierten Kamera sollten die Entwickler noch einmal pfeilen. Ich hingegen freue mich schon aufs gemütliche Monster-Metzeln.