‚The Ship‘ ist ein ganz untypischer Multiplayer-Shooter, der – wie der Name schon vermuten lässt – auf einem Schiff spielt. Der mysteriöse Gastgeber Mr. X inszeniert eine tödliche Jagd, in der jeder ein Jäger und Gejagter zugleich ist. Aber die Teilnehmer dürfen nicht jeden töten und schon gar nicht überall. Wir sprachen mit Chris Peck, dem Managing Director von Entwickler Outerlight, über sein viel versprechendes Erstlingswerk.
Chris, ihr habt ‚The Ship‘ in diesem Jahr auf der E3 gezeigt. Welche Reaktionen habt ihr von den Leuten bekommen?
Ich weiß das gar nicht so genau, um ehrlich zu sein. Das Spiel war zwar die drei Messetage lang am Vista-Stand, aber ich habe die meiste Zeit damit verbracht, von Meeting zu Meeting zu rennen, so dass ich leider nicht viel Zeit hatte, den Leuten beim Spielen zuzuschauen. Es war außerdem ziemlich nervenaufreibend, die Leute beim Spielen meines Babys zu beobachten, also war ich zu einem gewissen Grade durchaus froh, nicht am Stand zu sein. Den Mitarbeitern am Stand zufolge war das Interesse am Spiel aber recht groß und unsere Stapel mit Visitenkarten sind im Laufe der Messe komplett verschwunden, was ich als eine gute Sache deute. Wir haben auf jeden Fall viel Ansehen dafür gewonnen, am Vista-Stand zu sein, und waren sehr stolz, dafür ausgewählt worden zu sein – und wir möchten Microsoft dafür danken, uns Aufmerksamkeit und Platz zu geben.
Das Spiel hat vor Jahren als eine Mod für ‚Half-Life‘ begonnen. Wann habt ihr die Entscheidung getroffen, kommerziell zu werden, und wie genau ist das letzendlich passiert?
Die Idee war schon immer, einen kommerziellen Titel zu machen. Die Mod wurde erstellt, um den Publishern zu zeigen, wie das Gameplay funktioniert. Und wir haben uns entschlossen, die Mod online zu veröffentlichen, um ein wenig Feedback von der Öffentlichkeit zu bekommen, was für uns außerordentlich hilfreich war, das Gameplay zu verfeinern – auch wenn es zahlreiche tolle Vorschläge gab, die wir aus Zeitgründen nicht umsetzen konnten, weil wir von der ‚Half-Life 1‘-Engine auf Source umgestiegen sind. Der andere Grund, die Mod zu machen, war finanzieller Natur: Zu der Zeit hatten wir ein kleines Team sowie wenig Geld (wir sind ein Unternehmen, das komplett auf eigenem Geld aufbaut und nicht auf dem eines Publishers) und die ‚Half-Life 1‘-Engine war kostenlos und einfach zu benutzen, weshalb sie eine exzellente Plattform für die Demo darstellte.
Von dem was ich bisher gesehen habe, hebt sich ‚The Ship‘ wirklich durch seinen untypischen Grafikstil hervor. Kannst du ein bisschen erklären, wie ihr darauf gekommen seid? Was war eure Inspiration?
Nun, als die Idee [zum Spiel] aufgekommen ist, haben wir entschieden, dass es am besten ungefähr in den 30er-Jahren angesiedelt sein sollte, weil das zum Gameplay zu passen schien und dieser Stil und diese Zeitperiode noch nicht so viel in Spielen verwendet wurden. Für den Cartoon-Stil haben wir uns dann entschieden, weil das Spiel nicht superrealistisch sein sollte, sondern eher komödiantisch – und der Stil passte dazu. Wir hatten außerdem Glück, einen hervorragenden Concept Artist zu bekommen, dessen Stil genau der war, den wir im Sinn hatten.
Fürchtet ihr, dass das ungewöhnliche Aussehen einige Spieler abschrecken könnte?
Hmm. Ja und nein. Ein paar Publisher meinten, dass der Stil Hardcore-Gamer abschrecken könnten, aber sie glaubten auch, dass er das Spiel hervorstechen ließe und zu dem Spiel passte. Ich denke auch einfach, dass er zu dem Spiel passt und hoffe, dass er eine erfrischende Änderung darstellt. Ich würde mich selbst als so etwas wie einen Hardcore-Gamer einordnen und ich mag den Stil. Ich denke, es ist schön, etwas anderes zu sehen?
Die Idee hinter ‚The Ship‘ klingt toll, aber es ist wirklich schwierig, sich vorzustellen, wie es funktioniert – ganz einfach, weil es so anders ist als andere Spiele. Kannst du in ein paar Sätzen erklären, wie ein typisches Multiplayer-Match aussieht? Man ist auf dem Schiff, Mr X nennt den Namen deiner „Beute“… und dann?
Hehe, nur zu wahr. Wir hatten echte Probleme mit Publishern, weil das Spiel sich so von anderen Spielen unterscheidet – das ist einer der Gründe, warum wir die Mod gemacht haben. Hmm. Okay, du bekommst einen Namen [deiner Beute] und dann… beginnst du, nach brauchbaren Waffen zu suchen und dich auf den Weg zu deiner Beute zu machen. Du triffst auf andere Spieler und beobachtest immer ihre Reaktion auf dich: Wenn jemand auf dich fixiert ist, dann ist er wahrscheinlich dein Jäger, also wird es Zeit, sich zu verteidigen. Wenn sie dich ignorieren, dann sind sie entweder Profis oder können ignoriert werden.
Während du deine Beute suchst, hältst du auch weiter nach Waffen Ausschau, gehst deinen Bedürfnissen nach und sammelst vielleicht schon ein paar nützliche Gegenstände für später an. Sobald du deine Beute gefunden hast, musst du cool bleiben und versuchen, sie nicht anzustarren oder ihr wie ein Hündchen zu folgen. Mit ein bisschen Glück kannst du ihr in eine ruhige Ecke folgen (wo es keine Kameras oder Wachen gibt) und sie töten. Oft wirst du dich auch umdrehen und jemanden einen anderen Spieler angreifen oder sogar auf dich selbst lauern sehen. Manchmal wirst du den Typen hinter dir aber auch gar nicht bemerken, weil er vom Sicherheitsdienst verhaftet wird, während er dich töten will. Ebenso oft wirst du gezwungen sein, dich zu verteidigen, indem du entweder direkt kämpfst, aus dem Hinterhalt angreifst, um dein Leben läufst oder zu den Sicherheitsleuten und Kameras rennst. Und, fast unausweichlich, wirst du überrascht werden und getötet, wenn du es am wenigsten erwartest… das ist die Natur des Spiels.
Wie groß ist das Schiff selbst? Und wie stellt ihr sicher, dass es genug Action gibt und die Beute nicht ewig vor einem flieht?
Es gibt verschieden große Schiffe, von zwei Decks bis zu sieben Decks, und jedes spielt sich ein wenig anders. Größere Maps sind langsamer, kleine Maps ein bisschen heftiger. Auf diese Weise können die Spieler die Maps auswählen, die zu der Spielweise passen, welche sie mögen.
Die Spieler bekommen außerdem immer wieder Updates bezüglich der Position (Deck und Raum) ihrer Beute, was wirklich hilft, das Gameplay zu fokussieren und die Jäger auf ihre Beute zu richten. Die Spieler haben zudem ein „Sprint-Meter“, was das Sprinten limitiert. Das Sprinten macht sie zugleich müder, so dass sie öfter schlafen müssen, was sie wiederum für eine kurze Zeit verwundbar macht. Diese Mechaniken funktionieren auch als eine Kontrolle über Spieler, die von einem Ende des Schiffs zum anderen rennen. Neben dem Jagen ihrer Beute können die Spieler auch Items und Waffen suchen, sich um ihre Bedürfnisse kümmern, was ihnen mehr zu tun gibt. Und natürlich sollte es sie wachhalten, jederzeit von ihrem Jäger angegriffen werden zu können.
Was ist die ideale Spielerzahl für ein Multiplayer-Match in ‚The Ship‘? Ich nehme an, man braucht eine ganze Menge, damit es wirklich funktioniert?
Es gibt nicht die eine ideale Zahl. Das hängt natürlich von der Größe der Map ab und auch von der Spielweise, die man wünscht. Wir haben empfohlene Spielerzahlen für jede Map (welche die KI-Passagiere miteinkalkulieren), aber indem sie die Spieleranzahl auf jeder Maps verändern, können die Spieler bestimmen, wie schnell oder langsam das Spiel sein soll. Manche Leute machen den Fehler, zu glauben, dass mehr Spieler bedeutet, dass man mehr töten kann, aber da du nur einen der anderen Spieler jagst, macht das keinen großen Unterschied. Das Spiel funktioniert am besten mit mehr als 4 Spielern, weil es so unwahrscheinlich ist, dass dein Jäger auch deine Beute ist. Wir werden wahrscheinlich auch einen Duell-Modus entwerfen, der für One-on-One geeignet ist, aber ich glaube, das ist nicht die beste Art, ‚The Ship‘ zu spielen.
Das wahrscheinlich Seltsamste, was mir an ‚The Ship‘ aufgefallen ist, ist, dass der Spieler nicht nur essen, sondern manchmal auch die Toilette benutzen muss. Welche Idee steckt dahinter?
Die Bedürfnisse wurden anfangs eingebaut, um Spieler vom Campen in ihren Kabinen oder sonstwo abzuhalten. Sie ziehen die Spieler aber auch in offene Areale (wie Restaurants für Nahrung oder gemeinschaftliche Räume für Sozial- und Unterhaltungsbedürfnisse) sowie ruhige Areale (Toiletten zum Wasserlassen und Kabinen zum Schlafen). Das kreiert zweifellos einige ziemlich einzigartige Erlebnisse, wenn man beispielsweise jemanden auf die Toilette gehen sieht oder jemanden tötet, der gerade duscht oder schläft.
Gegenstände sollen auf dem Schiff ja eine sehr wichtige Rolle spielen. Werden sie zu Beginn jedes Matches zufällig platziert oder können Spieler lernen, wo es die guten Sachen gibt?
Gegenstände sind wirklich sehr wichtig auf dem Schiff. Abhängig von der Art des Gegenstandes, kann er entweder an einem vorhersehbaren Ort oder zufällig platziert sein, weil beides seine Vorteile hat. Gebrauchsgegenstände wie Nahrung findet man logischerweise in Automaten sowie Rationskisten und so weiter. Ein paar Waffen sind ebenfalls mit logischen Plätzen verbunden, so findet man Werkzeuge im Maschinenraum, Leuchtpistolen auf dem Deck, „Küchenwaffen“ in der Küche. Schränke und andere Container an Bord können aber auch zufällige Waffen enthalten, was die etwas seltsame Natur der Passagiere in ‚The Ship‘ widerspiegelt.
‚The Ship‘ wird nicht nur einen Multiplayer- sondern auch einen Singleplayer-Part enthalten. Sind diese beiden Teile identisch oder gibt es Unterschiede?
Wir haben zwei Hauptformen von Singleplayer im Moment: Den Arcade-Modus und den Story-Modus. Der Arcade-Modus ist im Prinzip das Onlinespiel aber offline gegen die KI. Die Idee dahinter ist es, allen, die keine Internetverbindung haben (als ob es das noch gäbe?!), das Spiel zu spielen sowie sie gegen die KI üben zu lassen, bevor sie online gehen. In dem Sinne ist es ein großartiger Trainingsmodus. Der Story-Modus enthält sowohl ein kleines Tutorial als auch ein paar Missionen, die mehr der traditionellen Singleplayer-Missionsstruktur folgen, die man erwarten würde. Der Story-Modus erlaubt es uns, die ein oder andere nette Idee zu verwirklichen, die in Multiplayer-Spiele schwieriger zu implementieren wäre. Wir hoffen, den Story-Modus mit der Zeit zu erweitern, auch wenn es sein volles Potential erst ausschöpfen mag, wenn wir ‚The Ship 2‘ machen.
Apropos ‚The Ship 2‘: Soll das nicht eine Dating-Simulation werden? Kannst du uns ein bisschen mehr darüber verraten?
Hehe, Neuigkeiten reisen schnell. Nun, das Datingspiel ist eine großartige Idee, glaube ich, und es war immer ein Teil des ursprünglichen Designs. Leider mussten wir es uns aus Zeit- und Geldgründen dann aber für das Sequel aufsparen. Ohne zuviel verraten zu wollen, werden Spieler von Mr X Geld für erfolgreiche Dates an Schlüsselstellen bekommen – zum Beispiel 10.000 $ für das nächste Paar, dem ein Date im Whirl Pool gelingt. Das Datingspiel verwendet viele der gleichen Mechaniken wie die Jagd, aber aus anderen Gründen. Bei Kostümen geht es dann um den Stil, während es als Gegenstände unter anderem Schokolade, Blumen, Schmuck oder Parfüm zu kaufen gibt, die verschenkt werden können, um einem Datepartner zu schmeicheln. Restaurants, Whirl Pools, Nachtclubs und andere Orte können für heiße Dates verwendet werden. Wir würden das außerdem gerne in eine Art echen Dating-Modus einbinden, indem wir etwa Daten über die Spieler sammeln und sie in der Theorie ihren Seelenverwandten finden lassen können… alles, was wir jetzt noch brauchen, ist, eine Kapelle aufzustellen und dann könnten wir unsere erste Hochzeit auf See haben!
Chris, vielen Dank für deine Zeit und viel Glück mit ‚The Ship‘!
Vielen Dank! Oh, und eine Sache würde ich noch gerne sagen, weil es noch immer ein paar Leute gibt, die sich fragen, warum wir diese Version von ‚The Ship‘ nicht als Mod veröffentlichen. Die Antwort ist einfach: Als ein neues Entwicklerstudio haben wir das Geld (über eine Million britische Pfund) für das Spiel selbst aufgebracht und haben das Geld eingesetzt, um ein Team zusammenzustellen, das jetzt 16 Vollzeitmitarbeiter hat. Der Grund, warum ‚The Ship‘ verkauft wird, ist, das Geld zurückzuholen, um damit neue Spiele zu machen, die hoffentlich jedes Mal besser als das vorherige werden. Hurra! Ich sollte außerdem noch darauf hinweisen, dass man keine ‚Half-Life 2‘ braucht, um ‚The Ship‘ zu spielen – es ist ein Stand-Alone-Produkt.