Marios Rückkehr in zwei Dimensionen

Für den Game Boy war ‚Super Mario Land 2‘ vor rund 13 Jahren der allererste Titel, den ich auf einem Handheld gespielt habe und zugleich das letzte ‚Mario‘-Jump’n’Run in 2D von Nintendo. Nach zwei Auftritten in drei Dimensionen und zahlreichen Neuauflagen der NES- und SNES-Klassiker hat man sich in Japan nun aber doch noch zu einem neuen 2D-‚Mario‘ bequemt: ‚New Super Mario Bros.‘ für den Nintendo DS. Ungeduldig wie ich bin, konnte ich natürlich nicht bis zum Europa-Release Ende Juni warten, sondern habe mir die seit wenigen Tagen erhältliche US-Version importiert, so dass ihr schon jetzt in den Genuss meiner Eindrücke kommt.

Bowser mal wieder
Da sich bei einem Jump’n’Run sowieso kein Spieler für die Geschichte interessiert, hat sich Nintendo gar nicht erst die Mühe gemacht, eine neue auszudenken: Wie schon so oft entführt der böse, böse Bowser die zuckersüße Prinzessin Peach direkt vor Marios Nase. Das kann sich der Klempner selbstverständlich nicht gefallen lassen und jagt den beiden sowie Bowsers Sohnemann durch acht verschiedene Welten nach.

Wie bei ‚Super Mario Bros. 3‘ und ‚Super Mario World‘ gibt es in ‚New Super Mario Bros.‘ eine Oberwelt, welche es euch erlaubt, verschiedene Wege zum Ziel zu nehmen. Natürlich ist das Ziel jeder Welt ein Schloss (bzw. sogar zwei), in dem sich Bowser versteckt hält, aber die Stationen, die euch dahin führen, sind variabel. Das ist vor allem angesichts des Umfangs interessant, denn zum einmaligen Durchspielen müsst ihr lediglich sechs der acht Welten durchlaufen, was in gut vier Stunden durchaus zu schaffen ist. Da es aber wirklich überall viel zu entdecken gibt, ist ein zweiter Anlauf Pflicht.

Fast wie früher
Wer schon einmal ein ‚Mario‘-Jump’n’Run gespielt hat, dem wird die Auswahl der Welten sehr bekannt vorkommen: Wieder einmal geht es in die Wüste, unter Wasser, auf’s Eis und auch in Geisterhäuser, was in mir mitunter den Eindruck erweckte, es eher mit einem „Best of“ als mit einem tatsächlich neuen Teil zu tun zu haben.

Gleiches gilt für die Gegner; von den harmlosen, kleinen Gumbas über die unterschiedlichen Koopa-Varianten bis hin zu fiesen Hammerbrüdern sind fast alle alten Bekannten mit von der Partie. Ein wenig mehr Einfallsreichtum hätte ich mir schon gewünscht. Geradezu enttäuschend sind gar die Bosskämpfe, die im Vergleich zu einem ‚Yoshi’s Island‘ Witz und Spritzigkeit vermissen lassen.

Das Leveldesign ist dann aber wieder über jeden Zweifel erhaben und steht in Nichts dem nach, was man von der ‚Mario‘-Serie gewohnt ist. Die beiden wichtigsten neuen Bewegungen Marios entstammen interessanterweise den 3D-Spielen: Zum einen kann er von Wänden abspringen und so höher gelegene Plattformen erreichen, zum anderen auf schmalen Vorsprüngen balancieren und sich bei Bedarf sogar daran entlang hangeln, um Angriffen auszuweichen. Außerdem gibt es eine Reihe neuer Power-Ups, die Mario zu einem Zwerg oder Riesen machen oder ihm einen blauen Panzer verpassen, der zum Schutz und zugleich dem Auseinandernehmen mehrerer Gegner dient. Spielerisch relevant ist insbesondere das Verkleinern, kann Mario doch so enge Stellen passieren, bei denen es andernfalls kein Durchkommen gäbe. Yoshi kommt zu meinem Bedauern übrigens nicht zum Einsatz.

Schick präsentiert
Was das Gameplay angeht, so erfindet Nintendo das Rad mit ‚New Super Mario Bros.‘ zweifelsfrei nicht neu, allerdings darf man nicht vergessen, dass das Genre der 2D-Jump’n’Runs seit fast zehn Jahren im Grunde genommen tot ist und ernstzunehmende Vertreter äußerst spärlich gesäht sind. In der Tradition eines ‚Super Mario World‘ stehend verkauft sich ‚New Super Mario Bros.‘ aber erstaunlich gut; es spielt sich flüssig wie eh und je, konfrontiert den Spieler mit ein paar wirklich knackigen Aufgaben und ist hübsch aufgemacht: Die Kombination aus 3D-Figuren und 2D-Hintergründen funktioniert richtig gut, zumal die Umgebungen deutlich lebendiger und dynamischer wirken als in der Vergangenheit.

Wenn man von der vielleicht etwas zu mutlosen Gestaltung des Spiels absieht, muss man schon sehr nach weiteren Kritikpunkten suchen. Die Steuerung war für mich anfangs einer, weil Mario hin und wieder ein bisschen weiter gelaufen ist, als ich es gerne gehabt hätte, aber das war vor allem eine Sache der Gewöhnung. Er läuft eben anders als vor über zehn Jahren, es ist ein anderes Spiel und ohnehin stellt es nach der ersten Welt kein echtes Problem mehr dar.

Spiele für zwei
Erneut hat Nintendo etliche Minispiele eingebaut, die als kleiner Bonus auf dem Modul schlummern und die Käufer von ‚Super Mario 64 DS‘ größtenteils bereits gesehen haben. Hier kommen – im Gegensatz zum Hauptspiel – dann auch der Touchscreen sowie der zweite Bildschirm (sinnvoll) ins Spiel, indem ihr etwa Bomben auf Schnelligkeit nach ihrer Farbe sortiert oder Bälle mit Hilfe einer Schleuder in schwebende Schüsseln befördert. Im Multiplayer-Part, für den lobenswerterweise kein zweites Spiel benötigt wird, kann man damit durchaus die ein oder andere halbe Stunde verbringen. In einem zweiten Multiplayermodus jagen Mario und Luigi in 2D-Levels Sternen nach, was nach ein paar Runden auf uns aber keine große Faszination mehr ausübte.

Das Fazit
Kommen wir zum Punkt: ‚New Super Mario Bros.‘ ist nicht das beste ‚Mario‘, das die Welt je gesehen hat. Diese Auszeichnung steht weiterhin ‚Super Mario World‘ oder ‚Super Mario Bros. 3‘ zu und auch der Ableger ‚Yoshi’s Island‘ platziert sich noch vor dem DS-Abenteuer. Mir fehlt etwas richtig Neues; eine Welt oder ein Feature, bei dem ich sagen würde: „Wow, darauf kann nur Nintendo kommen.“ Nichtdestotrotz ist ‚New Super Mario Bros.‘ ein sehr gutes Jump’n’Run und – wenn man von besagten GBA-Neuauflagen der alten Teile absieht – wahrscheinlich sogar das beste 2D-Jump’n’Run, das man für einen Handheld bekommen kann. Und das ist mehr als genug.

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