Alle Beiträge von Tom Schaffer

Kommentar – 4Players und der kritische Herbst?

Die Kollegen von 4Players haben vor einigen Tagen eine Kolumne veröffentlicht, in der sie einen kritischen Herbst ausgerufen haben. Jetzt werden die dunklen Machenschaften der Branche aufgezeigt – die finsteren Verbandelungen zwischen Presse und Marketingabteilungen von Publishern.

Das ist für uns nicht neu – wir predigen hier schon seit Jahren, wem man nicht so recht trauen kann und beäugen Hypes mit kritischen Argusaugen. Und nicht zuletzt war das auch ein Grund für uns, überhaupt ein eigenes Magazin zu eröffnen – der Name unserer Seite deutet es an. Wir wollten in unseren Artikeln frei sein. Aber das liegt alles lange zurück, kommen wir also wieder zum „kritischen Herbst“ bei 4Players, den die Jungs im Anschluss an ihre (äußerst harte) Gothic 3-Wertung gestartet haben.

In der Spielepresse gibt es seit Jahren Bemühungen um eine engere Zusammenarbeit und gemeinsame Standards. Es waren nicht etwa die Publisher, die jemals an mich herangetreten wären, um eine solche Kooperation zu unterbinden – es waren große Spielemagazine die sie torpediert haben – zuletzt etwa bei einem geplanten gemeinsamen Award für die Games Convention. Ich möchte nicht erwähnen, welche Magazine damals „die Bösen“ waren.

Ein Verband war mehrmals im Gespräch. Der hätte zu mehr Transparenz bei den Werbekosten, mehr Handlungsspielraum gegenüber Publishern bei versuchten Einflussnahmen und zahlreichen anderen Vorteilen führen können. Doch der Konkurrenzgedanke einiger war zu groß. Es waren, mit wenigen Ausnahmen, stets die kleineren Magazine, die einer Zusammenarbeit nicht abgeneigt waren und sich dafür engagierten. Das sind aber kurioserweise genau die, die sich ohnehin nicht beeinflussen lassen.

Es wundert mich, dass die Kollegen von 4Players keinen Versuch gestartet haben, aus ihrem kritischen Herbst eine gemeinsame Aktion mehrerer Magazine zu machen. Aus Gesprächen mit Kollegen wüsste ich von vielen Magazinen, die sich mit Begeisterung angeschlossen hätten. Wir wären auf jeden Fall gerne dabei gewesen. Nicht, dass wir es nötig hätten, erst eine solche Aktion auszurufen – bei uns gab es noch nie eine geglückte Einflussnahme auf eine Wertung oder unsere sonstige Berichterstattung (und natürlich waren die Versuche selten, weil wir mit unseren 1500 täglichen Besuchern nicht allzu groß sind).

Welche Auswüchse die Manipulation mitunter erreicht, ist im unten verlinkten Interview gut zu sehen – und ich finde es großartig, dass 4Players das anspricht. Was dort steht, ist für manche sicherlich erschreckend, und vielleicht wundert sich der ein oder andere Leser beim nächsten Mal nicht mehr, warum zum Beispiel das Produkt eines kleinen Herstellers gegenüber einer finanzkräftigen Konkurrenzprodukt so schlecht abschneidet. Alleine wird aber sogar das große 4Players dagegen nicht viel machen können. Die Magazine müssen endlich alle ins selbe Boot steigen. Einzelne Profilierungsaktionen helfen auch niemandem weiter, außer dass der Leser noch weniger weiß, wem er Vertrauen schenken kann. Und – liebe Kollegen von 4Players – ich hoffe ihr seid euch bewusst, dass der kritische Herbst im kommenden Winter nicht enden darf.

Webtipp – Die Welt entschuldigt sich bei Rebell!

Nach Jahren der Missachtung, der verwehrten Anerkennung – hat die Welt nun erkannt, welch schreckliche Pein wir und das Volk unserer neuen Headerfigur durchleben mussten. Folgt ihr dem unten stehenden Link, werdet ihr verstehen was ich meine.

Zugegeben, als unser heutiger Webtipp entstand, war die Figur noch nicht in unser Design integriert, aber ich schiebe das mal auf die seherischen Fähigkeiten des Zeichners.

Lange Rede, ganz anderer, kurzer Sinn: Wer’s noch nicht kennt sollte ab und zu bei Gegen den Strich vorbei sehen. Der Webcomic von Miguel Fernandez ist durchaus für so manchen Lacher gut.

Nintendo – Wii gegen Gamecube: Der Vergleich

Dass der Wii keine High-Ende Maschine wird, wissen wir alle. Dass mir selbst heute noch GameCube-Spiele gut gefallen, weiß ich auch. Die französische Seite NGC France hat nun einige Vergleichsbilder zwischen Wii- und GC-Spielen veröffentlicht. Einige davon machen deutlich, dass sich seit dem GameCube schon sehr viel getan hat. Wer GC-Spiele also nicht abartig hässlich findet, braucht sich um den Wii keine Sorgen zu machen.

Besonders schön sieht man die Unterschied bei Madden NFL, Cars, Sonic und Battalion Wars – die restlichen Vergleiche sind eigentlich ziemlich unbrauchbar. Die Fortschritte der letzten Jahre in der Animationstechnik, muss man sich freilich vor dem geistigen Auge dazudenken – in Bewegung könnte der Umstieg von Wii auf GC also schon viel ausmachen.

Sacred 2 – Erste Bilder vom nächsten Oktober

Ascaron hat den Releasetermin für Sacred 2 heute auf nächsten Oktober festgelegt. In vollem 3D wird man sich diesmal durch die Welt von Ancaria klicken. Dabei setzen die Entwickler einen Schwerpunkt auf die Charakterentwicklung. Eure aus sechs Grundklassen ausgewählte Figur wird Kampfkünste erlenen können, und jede einzelne dieser Kampfkünste (leider ist für mich aus der Pressemeldung heraus nicht klar, wie viele das nun sind) wird bis zu acht Ausprägungen erleben können. Dann gibts noch vier Fertigkeitsbäume und drei völlig unterschiedliche (und miteinander kombinierbare) Spielweisen – lauter funkelndes Zeug das mir im Moment viel zu kompliziert vorkommt, aber im Spiel dann wahrscheinlich kein großes Problem ergibt.

Die Geschichte lässt sich aus zwei Perspektiven (Licht und Schatten) spielen, die jeweils andere Storyverläufe ergeben. Eine hohe Wiederspielbarkeit sollte also garantiert sein. Wir halten euch auf dem Laufenden. Bis wir etwas Neues wissen, dürft ihr euch erstmal zwei Screenshots anschauen.

Gefallen euch die Dinger?

Kommentar – C.S.I. boykottieren?

C.S.I. ist schlecht, verdammt schlecht. Das war mir schon länger bewusst und doch hab ich es immer ganz gerne gesehen. Das hat sich jetzt zwar nicht geändert, aber ich werde zukünftig noch eine ganze Ecke skeptischer an die Serie heran gehen.

Warum? Gerade eben lief im ORF die Folge „Spiel mit uns“. Darin geht es um eine Bande von Actionspielern, die ein ominöses Spiel in die Realität umsetzen und dabei massenhaft Leute killen, um Punkte zu bekommen. Level um Level wird verwirklicht. Im Mittelpunkt steht nur der sinnlose Tod von Menschen. Die Spieler werden dabei psychisch degeneriert dargestellt. Niemand scheint einfach nur gerne zu spielen. Alle die in der Folge vorkommen und spielen sind geisteskrank. Manche hat der Gruppenzwang zu Gamern gemacht. Ein Basketballer zeigt sich im Laufe der Folge sogar schockiert. „Ich bin keiner von denen! Ich bin kein Spieler!“, schreit er in die Kamera. Das Komplott geht schlussendlich ganz bis zum Hersteller, der sich als Drahtzieher entpuppt. Die Töterei war ein PR-Gag. Schon vorher wird der Entwickler einmal festgenommen, als er eigentlich noch gar nicht in Verdacht steht. Genüsslich grinst David Caruso dabei, wie er es sonst bei Vergewaltigern tut.

Im Westen also nichts Neues. Jedes Klischee gegenüber Spielern wird in einer der populärsten TV-Serien der Welt eingesetzt. Das ist Usus in C.S.I.. Jede Subkultur wird in der konservativen Serie verteufelt und verhöhnt. Egal ob es schräge Vampir-Fans sind (die nicht nur Blut trinken, sondern dafür auch noch Leute ermorden), brave Frauen (die am Ehemann-freien Wochenende mit dem Poolboy vögeln) oder eben Spieler. Was anders ist, als das Establishment erlaubt, ist unheimlich – wird unheimlich dargstellt. Für Vertreter der wissenschaftlichen Kritischen Theorie ist die Serie ein Freudenfest. Die Herrschaftsklasse (alte, weisse, reiche Männer) versucht ihre Macht durch Verunglimpfung von „verdächtigen“ Subkulturen zu festigen. Auf diese Weise kann man übrigens auch viele Spiele analysieren.

Als Konsequenz daraus könnte man die Serie zukünftig boykottieren. Ich persönlich will das nicht. Ich mag Trash und denke, dass ich seine Inhalte auch recht gut einordnen kann. Wer künftig nicht auf C.S.I. verzichten möchte, sollte also zumindest eine ordentliche Portion Skepsis gegenüber den Darstellungen mit sich bringen. Warum muss jeder Spieler wissen, nachdem er die heute ausgestrahlte Folge einmal gesehen hat. Heute Nacht wird sie wiederholt.

Wie reagiert ihr darauf? Boykottiert ihr die Serie oder habt ihr sie ohnehin noch nie gesehen? Ist es euch egal? Ein paar Meldungen in den Kommentaren würden mich freuen.

Anno 1701: Nachfolger in Planung

Wegen dem Nationalfeiertag können Österreicher erst morgen Anno 1701 kaufen, während in Deutschland schon heute neues Land entdeckt und besiedelt wird. Die ersten Eindrücke, die mir so mitgeteilt wurden, sind auf jeden Fall durchwegs positiv bis überschwänglich.

Wie im hessischen Fernsehen bekannt wurde, wird auch bereits an einem Nachfolger getüftelt. Was denkt ihr, wird denn wohl kommen? Anno 1404, 1800 oder – ganz kreativ – Anno 4?

Big Brother Awards – Und die Verlierer sind…

Wie es bereits Tradition ist, sind diese Woche im Wiener Rabenhof-Theater wieder die Big Brother Awards (BBA) vergeben worden. Wer es nicht weiß: das Besondere am BBA ist, dass es ein Preis ist, den keiner haben will. Hier werden die größten Auf-Privatsphäre-und-Datenschutz-Scheisser für ihren herausragenden Leistungen geehrt.

Die diesjährigen Gewinner sind wie folgt:

* Kategorie „Business und Finanzen“: Günther Gall, SWIFT / europäische Bankdaten für die CIA
* Kategorie „Politik“: Innenministerin Liese Prokop [ÖVP] für ihren Überwachungskreuzzug
* Kategorie „Behörden und Verwaltung“: Johann Janisch, EDV HAK Grazbachgasse, für Hochsicherheit im Klassentrakt oder das überwachte Klassenzimmer
* Kategorie „Kommunikation und Marketing“:Chris Hibbert, Walt Disney TV International, für die digitale Entmündigung
* Kategorie „Lebenslanges Ärgernis“: Jörg Haider / Big Brother als Landeshauptmann
* Kategorie „Pro-Stupiditate“: Brigitte Ederer (Siemens AG Österreich) für die „Dümmste Ausrede“

* Positivpreis „Defensor Libertatis“: Hans Zeger, ARGE Daten

Eine genaue Begründung der Vergabe findet ihr auf der offiziellen Webseite. Wir gratulieren den glücklichen Verlierern.

They Came From Hollywood – So sieht das Gameplay im Moment aus

Nach unserem Interview mit Octopus Motor können wir euch jetzt auch erste Videos aus TCFH zeigen.

Auf dem ersten Video sieht man die 52ft-Frau im New Yorker Central Park, wie sie ihre Charme-Attacke einsetzt. Alle männlichen (und auch ein gewisser Prozentsatz der weiblichen) Widersacher (sprich: Menschen) verliebt sich nach der Verwendung des Skills in das Monster und attackiert es nicht (markiert durch die kleinen Herzen über ihren Köpfen).

Im zweiten Video sehen wir Harry das Riesenskelett. Er hat es schon mit gewaltigeren Gegnern zu tun. Einige sehr feine grafische Effekte sind hier anhand eines Spezialskills des Monsters zu sehen: Er verwandelt umherlaufende Menschen kurzerhand in Zombies, die wiederum den Zombie-Virus auf andere Menschen zu verteilen versuchen.

Grafik und Animationen sind natürlich noch nicht final, haben aber schon einen wunderbaren Wusel-Charme. Einen Releasetermin gibt es weiterhin noch nicht. Es dürfte den Entwicklern also genug Zeit bleiben, die Performance des Spiels noch zu verbessern.

Ankh: Herz des Osiris – Demo erschienen

170 Megabyte ist sie groß, die Demo zum Standalone Addon von Ankh. Ihr bekommt sie unter dem unten stehenden Link, und könnt darin schon mal einige Rätsel des Adventures antesten.

Herz des Osiris wird am Montag dann auch selbst erscheinen. 30€ soll der Spaß rund um den Ägypter Assil kosten. Besonders cool (oder besonders schön geklaut): Wie schon in Monkey Island, legt der Hersteller auch hier eine Codescheibe bei, die als Kopierschutz dient.

Ich glaube ja, dass die meisten Raubkopierer zwar schnell mal einen Crack runterladen, den Aufwand sich eine Scheibe zu basteln aber scheuen. Vielleicht ist das also sogar der ultimative Kopierschutz des 21. Jahrhunerts. Insofern: Ein Hoch auf die Papierrädchen!

Far Cry: Vengeance – Wie schauts denn am Wii aus?

Unlängst hat Ubisoft auch ein FarCry für den Wii angekündigt. Weil wir Rebellen zukünftig unsere Berichterstattung auch auf Nintendos kommende Wunderkonsole ausweiten wollen, sei euch deshalb nicht vorenthalten, dass es dazu auch erste Screenshots gibt.

Die sehen selbstverständlich nicht so gut aus, wie die Versionen der anderen Konsolen. In Bewegung sollte der Shooter aber recht ansehnlich werden. Die neue Geschichte rund um den Helden Jack Carver bekommt übrigens auch einen Multiplayermodus spendiert. Da bin ich ja mal gespannt, ob FarCry auch beeindrucken kann, wenn das Eye-Candy wegfällt.

Kommentar – An jedem verdammten Sonntag

Nachdem Ayrton Senna in Imola 1994 in die Wand donnerte und starb, konnte ich mich nie wieder so richtig für die Formel 1 begeistern. Der einzige Grund, warum ich doch ab und zu Sonntags den Fernseher eingeschaltet habe, wenn ein seniler ORF-Kommentator seinen Kommentar zu meist ziemlich langweiligen Autorennen abgab, war der, dass ich den Schumacher verlieren sehen wollte. Zugegeben: die Sache verlief ziemlich oft nicht so befriedigend für mich. Und dieser Grund verabschiedet sich heute auch.

Was ich hingegen immer gerne gemacht habe, war Formel 1-Rennen nachzuspielen. Vor allem wenn ich beim TV-Zappen über einen Grand Prix gestolpert bin, überkam mich die Lust. Selber ins Cockpit zu steigen, das hat doch was. Am PC wollte mir diesen Wunsch aber seit Jahren niemand mehr erfüllen – hat soweit ich weiß irgendwas mit der eigenwilligen Vergabe der FIA-Lizenz an Sony zu tun. Dadurch konnten weder EA noch Geoff Crammond und Atari ihre Serien fortsetzen, und so durfte nur auf der PS2 im Kreis herumgefahren werden. Ein weiterer Grund für mich, um Sony oder geldgeile Sportverbände zu „mögen“. So gesehen wäre mir ja sogar Electronic Arts als Lizenzhalter lieber. Deren Methoden sind mir bekanntermaßen auch nicht besonders sympathisch, aber zumindest hält man sich an einen Multi-Plattform-Anspruch.

Bleibt zu hoffen, dass den Herren der FIA irgendwann dieser ewig lange Stecken aus dem Arsch gezogen wird, und ich auch am PC wieder meine Runden drehen kann. Aber den Glauben daran, dass sich Verbände jeglicher Sportart jemals wieder um die Fans anstatt das verfluchte Geld kümmern werden, den hab ich schon vor einigen Jahren verloren.

Naja, gibt’s für mich halt keine Formel 1 mehr.

Sonntag ist sowieso Fußball-Tag.

Kulturschock macht Bock auf mehr

Es war LucasArts Untergang, als man 2004 die Einstellung der Arbeiten an Sam & Max 2 ankündigte. Der endgültige Untergang in meinem Ansehen nämlich. Ganz anders Telltale. Das kleine Team hat sich schon mit Bone in mein Herz entwickelt, und nahm sich nun der großen Aufgabe an, Sam & Max nach 13 Jahren wieder zum Leben zu erwecken. Die erste Episode dieses Experiments erscheint nun am 1. November weltweit per elektronischem Vertrieb. Für umgerechnet 7€, wenn man nur diese kauft, für 28 wenn man sich gleich die ersten sechs Episoden sichert. Diese werden innerhalb von sechs Monaten veröffentlicht, sagt der Plan. Sie ergeben als Ganzes eine Staffel, wie wir es von Fernsehserien kennen, und zeigen somit erstmals, welches Potential in episodischem Internetvertrieb von Spielen wirklich steckt.

Jetzt aber zum Spiel: Ein Schurke namens Brady Culture benutzt ehemalige Kinderstars dazu, hypnotische Videos unters Volk zu jubeln. Sam und Max werden zu Hilfe gerufen, um den Fiesling zu stoppen. Ein Abenteuer voller Gags und Gewalt beginnt.

Das Augenmerk liegt ganz auf Humor und Charakteren. Schon Hund und Hase wissen nicht nur Fans des Vorgängers zu begeistern, auch alle anderen Figuren im Spiel sind liebevoll durchdacht. Gleich am Anfang sind wir etwa mit der erpesserischen Ratte Jimmy Two Teeth konfroniert. Die fantastische (englische) Vertonung tut ihr übriges dazu, dass auch wirklich jeder Gag perfekt sitzt und regelmäßig echtes Gebrüll vorm Monitor ausbrechen kann.

Wie schon Bone ist Sam & Max: Culture Shock vollkommen 3D-modelliert. Dabei hat sich Telltale natürlich keine High-End Engine leisten können, die Sache aber trotzdem toll gemacht. Animationen und Mimik sind vor allem bei den beiden Hauptcharakteren grandios gelungen. Allein für Max hätten sich die 3D-Designer einen Orden verdient. Die Hintergründe sind in liebevoller Kleinarbeit entstanden und sehr schön ausgeleuchtet. Jedem Detail sieht man das durchdachte Grafikkonzept an.

Sam & Max: Culture Shock hat keine echten Mankos. Dennoch: so mancher wird sich an Teilen des Konzepts stören. Zum Beispiel dauert das Spiel für ganz schnelle Gesellen nur etwa zwei Stunden. Außerdem gibt es im Wesentlichen nur sieben Locations. Zwar verlängert sich die Spieldauer, wenn man sich die Zeit nmmt, die Umgebung zu untersuchen und alle Dialoge anzuhören (was sich wirklich lohnt), aufgrund des geringen Umfangs liegen die Lösungen für die kreativen und stets logischen Rätsel aber meist sofort auf der Hand. Wir müssen aus normalem Käse, Schweizer Käse machen? Revolver ausgepackt, Löcher reingeschossen, schon ist die Sache perfekt. Das Gute daran: Die Knobeleinlagen wirken nie so, als hätte man irgendwo noch schnell ein billiges Rätsel einbauen wollen, um die Spielzeit zu strecken. Sie ergeben sich immer aus dem Spielverlauf. Löblich.

Wer sich wegen des Vertriebskonzepts gegen den Kauf entscheidet, ist allerdings selber schuld (um nicht engstirnig oder blöd zu sagen). Der Preis ist mehr als fair. Die Wartezeit auf die nächste Episode ist kurz. Telltale liefert mit Sam & Max: Culture Shock das beste Comic-Adventure seit Jahren ab – und einen Anwärter auf das Spiel des Jahres. Das Spiel ist witzig bis zur letzten Sekunde: Bei welchem anderen Spiel lacht man sogar im Abspann? Hier. Die Entwickler danken einem betrunkenen Kerl aus einer Pizzeria, dass er sie nicht getötet hat.

Ich freue mich auf mehr. Kaufbefehl!

Meine Riesenerbse und ich

In den unendlichen Tiefen des Internets ist es für Stöberer ein Leichtes, heutzutage noch echte Perlen von Garagenentwicklern zu finden. Weil ihr faulen Säcke das nicht tut, und diese Helden des Undergrounds aber nicht abstinken dürfen, gibt es uns. They Came From Hollywood von Octopus Motor ist ein solcher Schatz. Wir haben mit den Entwicklern gesprochen.

Rebell.at: Hallo Sparky! Ihr arbeitet gerade an They Came From Hollywood, was das abgefahrenste Spiel zu sein scheint, was ich seit längerem gesehen habe. Worum geht es?
Sparky: Ist es wirklich so seltsam? Ich meine, du kannst bei uns keine Prostituierte mit dem Baseballschläger verprügeln und ihr Geld stehlen. Du kannst keine große Kugel herumrollen und Kühe und Gebäude aufsammeln (obwohl unsere Riesenerbse beide Dinge zertrümmern kann). Es geht einfach darum in ein riesiges Hollywood-Monster zu sein und Städte zu zerstören, während Menschen dich zu stoppen versuchen. :)

Rebell.at: Wie seid ihr auf diese Idee gekommen? Ist das der kleine Terrorist in dir, der da auszubrechen versucht?
Sparky: Oh nein! Ich mag Riesenmonster einfach. Wer tut das auch nicht (abgesehen von meiner Mutter)? In Filmen feuere ich immer das Monster an und bin traurig wenn es getötet wird. Es macht Spaß all diese winzigen Menschen im Spiel herumrennen oder mit ihren Autos fahren zu sehen – das ist wie eine Ameisenfarm. Wenn du Dinge zerstörst, verbreitet sich ein Feuer, Wasserfontänen spritzen aus den Hydranten und Panzer verfolgen dich … es ist einfach ein blöder Spaß. Ich mag realistische Gewalt in Spielen nicht besonders, auch nicht Spiele die generell zu ernst sind.

Rebell.at: Wie stellt ihr sicher, dass das Gameplay nicht monoton wird? Was für Schwierigkeiten hat man so, wenn man eine Riesenerbse ist (das ist mit Sicherheit mein Lieblingsmonster bisweilen)?
Sparky: Das ist unsere größte Herausforderung. Die Städte sind belebt, detailliert und dynamisch, aber nach einer Weile rennst du einfach nur herum und zerstörst. Wir bauen einige Skripte ein, die den Spielern immer wieder Aufgaben vorgeben, die man nebenbei erledigen muss. Die Spieler können solche Skripts auch selbst ändern. Wir haben auch einen Tanzmatten-Modus, wo sich TCFH ein wenig wie ein Konsolenspiel spielt: "Renn einfach rum und schnapp die Goldmünze um Punkte zu sammeln!" – in unserem Fall ist das halt eine goldene Filmrolle. Mit der Tanzmatte ist das Spiel ganz anders.

Mit einer Riesenerbse zu spielen ist wie Katamari Damacy, nur dass du alles zerstörst statt es aufzusammeln. Weil sie keine Hände hat, kann die Erbse natürlich im Gegensatz zu den anderen Monstern nichts aufheben und herumwerfen, also werden die Dinge schwieriger.

Rebell.at: Wenn wir grade von den Monstern sprechen. Die meisten stammen aus jahrzehntealten Harold Haxton Filmen. Der Regiesseur verschwand allerdings in den späten 60ern spurlos. Versucht ihr ihn aus einem Versteck zu locken, indem ihr einige Copyright-Gesetze verletzt?
Sparky: Das hatte schon etwas damit zu tun, aber hauptächlich wollte ich mit einem Ed Wood-artigen Regiesseur, seiner Geschichte und seinen Filmmonstern herumspielen. Eine gedruckte Biographie von Harold Haxton wird im Handbuch übrigens enthalten sein.

Rebell.at: Wie du weißt, rennen da draußen Leute herum die Videospiel-Entwickler für alles verklagen, was in der Welt so passiert und irgendwie an ein Spiel erinnert. Habt ihr keine Angst, Probleme zu kriegen, wenn die nächste 200 Tonnen-Ameise San Francisco vernichtet?
Sparky: Wenn eine 200 Tonnen Ameise nach San Francisco kommt, werde ich zu beschäftigt sein zu rennen, und über das Spiel und Klagen nicht viel nachdenken. Wir wohnen nur fünf Minuten außerhalb der Stadt. :)

Rebell.at: Wann und wie werden wir They Came From Hollywood kaufen können? Ist der Onlinevertrieb ein Thema?
Sparky: Wann? Ich kann nur "When it’s done" sagen. Das ist zwar eine lahme Antwort, aber mehr hab ich im Moment nicht. Wir werden es über unsere Webseite verkaufen – nicht den direkten Download, sondern den Postversand einer Box-Version. Weil das Spiel ziemlich groß ist (entweder 2 CDs oder eine DVD) und wir ein Handbuch dazugeben wollen. Wir haben über eine Download nachgedacht, aber es ist uns wichtig dem Käufer einen physischen Datenträger und ein Handbuch in die Hand zu drücken. Vielleicht sind wir nur altmodisch, aber wenn ich etwas kaufe, dann hab ich auch gern etwas aufzubehalten anstatt nur Bits und Bytes zu bekommen.

Rebell.at: Du hast mir einmal erzählt, dass dein Ur-Großvater aus Tirol kam. Wie viel Österreicher steckt in dir? Hast du wenigstens mal ein österreisches Bier getrunken?
Sparky: Einige meiner Verwandten besuchen immer wieder die Familie in Tirol, aber ich war (noch) nicht dort. Ich habe einige Trachten, die sie mir mitgebracht haben – und einen Tirolerhut den ich auch trage. :) Welches österreichische Bier würdest du empfehlen?

Rebell.at: Probier mal ein Murauer oder Puntigamer. Unsere Leser empfehlen dir im Forum sicher noch andere, aber ich finde das sind die Besten. ;)

Was war so das Verrückteste was dir in deinem Leben passiert ist?
Sparky: Meinen Ehemann über das Internet kennen zu lernen. Das war 1995 noch etwas Neues, also war das definitiv verrückt. Ich wusste nicht, ob er sich als Axtmörder entpuppt. Es lief aber gut (zumindest habe ich noch keine Äxte hier herumliegen sehen).

Rebell.at: Gibt’s sonst noch etwas, das du unseren Lesern mitteilen möchtest?
Sparky: Klar! Gebt die Hoffnung nicht auf, wir arbeiten immer noch an TCFH!