Die Kollegen von 4Players haben vor einigen Tagen eine Kolumne veröffentlicht, in der sie einen kritischen Herbst ausgerufen haben. Jetzt werden die dunklen Machenschaften der Branche aufgezeigt – die finsteren Verbandelungen zwischen Presse und Marketingabteilungen von Publishern.
Das ist für uns nicht neu – wir predigen hier schon seit Jahren, wem man nicht so recht trauen kann und beäugen Hypes mit kritischen Argusaugen. Und nicht zuletzt war das auch ein Grund für uns, überhaupt ein eigenes Magazin zu eröffnen – der Name unserer Seite deutet es an. Wir wollten in unseren Artikeln frei sein. Aber das liegt alles lange zurück, kommen wir also wieder zum „kritischen Herbst“ bei 4Players, den die Jungs im Anschluss an ihre (äußerst harte) Gothic 3-Wertung gestartet haben.
In der Spielepresse gibt es seit Jahren Bemühungen um eine engere Zusammenarbeit und gemeinsame Standards. Es waren nicht etwa die Publisher, die jemals an mich herangetreten wären, um eine solche Kooperation zu unterbinden – es waren große Spielemagazine die sie torpediert haben – zuletzt etwa bei einem geplanten gemeinsamen Award für die Games Convention. Ich möchte nicht erwähnen, welche Magazine damals „die Bösen“ waren.
Ein Verband war mehrmals im Gespräch. Der hätte zu mehr Transparenz bei den Werbekosten, mehr Handlungsspielraum gegenüber Publishern bei versuchten Einflussnahmen und zahlreichen anderen Vorteilen führen können. Doch der Konkurrenzgedanke einiger war zu groß. Es waren, mit wenigen Ausnahmen, stets die kleineren Magazine, die einer Zusammenarbeit nicht abgeneigt waren und sich dafür engagierten. Das sind aber kurioserweise genau die, die sich ohnehin nicht beeinflussen lassen.
Es wundert mich, dass die Kollegen von 4Players keinen Versuch gestartet haben, aus ihrem kritischen Herbst eine gemeinsame Aktion mehrerer Magazine zu machen. Aus Gesprächen mit Kollegen wüsste ich von vielen Magazinen, die sich mit Begeisterung angeschlossen hätten. Wir wären auf jeden Fall gerne dabei gewesen. Nicht, dass wir es nötig hätten, erst eine solche Aktion auszurufen – bei uns gab es noch nie eine geglückte Einflussnahme auf eine Wertung oder unsere sonstige Berichterstattung (und natürlich waren die Versuche selten, weil wir mit unseren 1500 täglichen Besuchern nicht allzu groß sind).
Welche Auswüchse die Manipulation mitunter erreicht, ist im unten verlinkten Interview gut zu sehen – und ich finde es großartig, dass 4Players das anspricht. Was dort steht, ist für manche sicherlich erschreckend, und vielleicht wundert sich der ein oder andere Leser beim nächsten Mal nicht mehr, warum zum Beispiel das Produkt eines kleinen Herstellers gegenüber einer finanzkräftigen Konkurrenzprodukt so schlecht abschneidet. Alleine wird aber sogar das große 4Players dagegen nicht viel machen können. Die Magazine müssen endlich alle ins selbe Boot steigen. Einzelne Profilierungsaktionen helfen auch niemandem weiter, außer dass der Leser noch weniger weiß, wem er Vertrauen schenken kann. Und – liebe Kollegen von 4Players – ich hoffe ihr seid euch bewusst, dass der kritische Herbst im kommenden Winter nicht enden darf.