Alle Beiträge von Tom Schaffer

Es ist wieder Krieg

Es kann nur ein Operation Flashpoint geben. Das Spiel der tschechischen Bohemia Interactive-Studios begeisterte einst jeden Freund von virtueller Kriegsaction mit seinem hohen Inversionslevel. Nach einigen Addons wurde es dann ruhig um die Serie. Man wusste, es würde irgendwann ein Nachfolger kommen, mehr nicht.

Während man auf das Sequel aber immer noch wartet, überraschte Bohemia vor einiger Zeit mit der Ankündigung, einen spirtuell ähnlichen Shooter auf den Markt zu bringen: Armed Assault. Der ist jetzt seit einiger Zeit erhältlich und auch auf unserer Festplatte, aus technischem Eigenverschulden, hat sich unsere Besprechung des Spiels aber bis jetzt verzögert. So kommt es, dass er sich mittlerweile auch ohne unserer Unterstützung gut verkauft hat.

Egal. Worum geht es eigentlich? Ums Robben im hohen Gras, ums Sprengen von Panzern, um die Angst beim Warten auf den Feind. Armed Assault knüpft nahtlos am großen OPF an. Zwar wird die Hintergrundgeschichte rund um eine in den Bürgerkrieg stürzende Insel nicht ganz so raffiniert erzählt (de facto nerven die langatmigen, an Fernsehberichterstattung angelehnten Zwischensequenzen sogar etwas), aber die entscheidenden Kernelement sind da: eine schier unendliche Kriegswelt mit packend inszenierten Aufgaben für uns Spieler. Wir entscheiden Schlachten, und diese Schlachten entscheiden den Krieg.

Kleines Beispiel: Als Spezialeinheit (andere Einsätze absolviert man als als Infanterist und Kommandant, oder nachdem man sich in die unterschiedlichen Steuerungen eingearbeitet hat auch als Panzerfahrer, Hubschrauberpilot oder anderes) solle man dem Feind eine Brücke unterm Arsch wegsprengen, wird direkt davor abgesetzt und gerät dannach gleich Mal in richtigen Stress. Es muss schnell gehen. Man springt ins kalte Wasser, platziert einige Sprengsätze unter der Konstruktion und hört, wie währenddessen die Panzer-vorhut des Gegners darüber hinwegfährt. Dann sucht man sich eine geeignete Deckung und malt sich einen Fluchtweg aus, bis das Ziel anrollt. Hier liegen die atmospphärisch stärksten Momente: in den Sekunden des Wartens, in denen man alles nochmal im Kopf durchgeht.

Schafft man seine Aufträge, dann hat das auch Einfluss auf weitere Schlachten. So kann der Gegner im nächsten Einsatz vielleicht weniger Nachschub herankarren oder verliert seine ganz großen Kaliber. Welche Vorbereitungsaufgaben man erfüllt, entscheidet man selbst. Man muss sich aber entscheiden – denn die Zeit im virtuellen Krieg ist zu knapp, um perfekte Umstände für die großen Hauptkämpfe zu schaffen.

Gefechte sollte man im Allgemeinen so gut es geht vermeiden oder aus kontrollierter Position führen (was wegen der Einsatzvorgaben natürlich nicht immer möglich ist). Ein bis zwei Treffer stellen meist schon das Ende dar. Aber auch wenn man nicht die Löffel abgibt, ist es nicht lustig, nach einem Beinschuss durch ein von Feinden durchsähtes Gebiet zu robben. Armed Assault ist so realistisch, wie ein Computerspiel noch sein darf – so nah am Krieg, wie man jemals sein möchte.

Nicht weil es optisch in Schönheit erstrahlt, das tut es auch. Vielmehr ist es aber beklemmende Atmosphäre, die auch durch zeitweise minimalistische Soundeffekte erzeugt wird. Sowas halten alle anderen Entwickler wohl für irrelevant. Denn was Bohemia auftischt ist trotz der Nähe zum bald sechs Jahre alten Quasi-Vorgänger völlig einzigartig und unerreicht. Man hat nie das Gefühl vorgegebene Scripts abzuarbeiten, sondern kämpft ums blanke Überleben – stets darauf gefasst, dass die komplexe Welt etwas Unerwartetes auf Lager hat.

Wenn man die ersten Updates installiert, kann man das auch mit erträglicher Performance und ohne größere Fehler erleben. Ein paar Mängel lassen sich bei einem solchen Mammutprojekt aber anscheinend nicht vermeiden. So steckt man schon mal kurz vor dem Einsatzende ziwschen zwei Objekten fest. Selten aber trotzdem ärgerlich. Schwer nachvollziehbar: Mit stark heruntergedrehten Einstellungen sieht das Spiel zwar nicht besser aus als Operation Flashpoint, läuft aber mit deutlich langsamer.

Wer die nötige Kiste hat, sollte sich davon aber nicht abschrecken lassen. Armed Assault ist perfekt für alle, die im Wartesaal zu Operation Flashpont 2 sitzen und ein beruhigender Beweis dafür, dass Bohemia es nicht verlernt hat.

Wir sind 4

So, der vierte Geburtstag nähert sich auch schon seinem Ende. Ich möchte mich kurz halten und nur kurz allen Lesern für ihr Vertrauen, allen Partnern für die Unterstützung und allen Mitgliedern der Redaktion und Community für ihr Engagment danken. Ohne euch alle, gäbe es Rebell.at nicht.

Ein besonderer Danke an die Crew von Working-Title, die uns anscheinend für das einzig würdige Magazin hält, um ihre mühsam erarbeiteten Meisterwerke weiterleben zu lassen. Die Fähigkeit zu dieser Erkenntnis zeigt umso mehr, wie schade es ist, dass es WT nicht zu mindestens vier Jahrestagen geschafft hat.

Und zum Abschluss noch einen kurzen Ausblick: Wir werden uns zukünftig noch breiter entwickeln. Während wir als PC-only Magazin gestartet sind, haben wir nun die Vorzüge anderer Plattformen erkannt. In den nächsten zwölf Monaten werden wir deshalb vor allem die Nintendo-Plattformen verstärkt behandeln, da sie die momentan beste Ergänzung zum PC darstellen.

Guitar Hero – Kommt auf Wii!

Guitar Hero wird für Wii erscheinen. Das hat Activision diese Woche auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben. Man wolle seine starken Marken (auch die weniger aufregenden Transformers, Shrek und Spider Man wurden genannt) im kommenden Finanzjahr auch auf die beiden Plattformen für Big-N bringen.

Damit hat also einer der größten Publisher erneut die verstärkte Oritentierung an Nintendo-Produkten angekündigt. Man will die Angebote für beide wachsenden Plattformen verdoppeln.

Guitar Hero ist eines der stärksten Playstation-Brands der vergangenen Jahre. Jetzt darf auch auf anderen Geräten gerockt werden – wohl zum Unbehagen Sony’s wird auch die Xbox 360 ein Spiel der Reihe spendiert bekommen.

Happy Birthday – Geschichte lernen unnötig, fragt suit!

Es hat sich durch zahlreiche körperliche Gebrechen bereits seit einigen Monaten abgezeichnet: unser zweiter Chefredakteur suit hat den Zenit überschritten. Mit dem heutigen 25. Geburtstag wird auch eine symbolische Grenze erreicht, denn besonders fiese Zeitgenossen würden also sagen, dass Sigi jetzt auf die 30 zu geht und das Leben so gut wie vorbei ist.

Wir freuen uns natürlich, wenn in der Rebell-Statistik das Durchschnittsalter steigt. Das hilft unserer statistischen Seriösität, auch wenn das Geburtstagskind natürlich immer noch derselbe kindische Hund ist. Ich gratuliere im Namen der gesamten Redaktion. :)

Supreme Commander – Demo & Entwickler-Tour durch Wien

Schlappe 1051 Megabyte trennen euch von der Demo des kommenden Strategiespiels Supreme Commander, wenn ihr dem untenstehenden Link folgt. Zwar waren die ersten Reviews zum Game nicht mit besonders prickelnden Wertungen ausgestattet, bevor ich es aber nicht selbst gespielt hab, glaub ich den Dreckssäcken von der Konkurrenz sowieso nicht.

Was ich allerdings cool finde ist, dass Publisher THQ den Chefentwickler Chris Taylor (früher u.a. Total Anihilation, Dungeon Siege) auf PR-Tour durch Österreich und Deutschland schickt. Wer sich ein Autogramm holen oder einige Worte mit Chris wechseln möchte, sollte sich an den folgenden Terminen frei nehmen:

Österreich
Wien: Montag, den 19.02.2007
14 bis 16 Uhr im Saturn (Einkaufscenter Gerngross, Mariahilfer Str. 42-48)

Piefkistan
Nürnberg: Mittwoch, den 21.02.2007
16 bis 17 Uhr, Saturn (Vordere Ledergasse 30)

Hamburg: Donnerstag, den 22.02.2007
16 bis 17 Uhr, Saturn (Mönckebergstraße 1)

Oberhausen: Freitag, den 23.02.2007
16 bis 17 Uhr, GameStop (Centroallee 1000)

Oh nein! Keine Unreal Engine 3 am Wii!

Jetzt sagt bloß…! Eine Welle des Erstaunens überschwappt mich. Mark Rein hat doch tatsächlich erklärt, dass die Unreal Eninge 3 nicht mit dem Wii kompatibel sein wird. Sensation! Der Seitenhieb des Jahrhunderts wird da auf so mancher Seite gefeiert.

Mich stören solche Nicht-News eigentlich im Grunde eher.

  1. Wen interessierts? Wir haben es mittlerweile alle kapiert, dass der Wii keine High End-Maschine ist. Wer das Gerät kauft oder mag, wird sich auch daran nicht stören lassen.
  2. Es gibt genug andere gute Engines, die es für den Wii gibt (unter anderem auch frühere andere Unreal-Technologien), die das Potential der Konsole zukünftig bestimmt voll ausreizen werden.
  3. Und was die Unreal-Spiele anbelangt: Alles nach Unreal Tournament war sowieso uninteressanter Standard-Krimskrams. Sowas braucht echt niemand.

[/Grantscherben Ende]

Blizzard – Diablo 3 kommt exklusiv für Wii!1!

Interessant. Auf einer Jobseite im Internet fand ein Blogger ein Angebot für eine Stelle als Wii-Playtester in einem „erfolreichen Entwicklerstudio“ in San Mateo County. Seine Recherchen haben ergeben, dass es in diesem Bezirk nur ein Studio von Blizzard gibt, das dieser Beschreibung gerecht werden könnte (ein User warf in den Kommentaren ein, dass es auch die neue Schmiede von John Romero sein könnte).

Ich bin zu faul, das jetzt genauer zu überprüfen (zwei Prüfungen auf der Uni in der kommenden Woche schlauchen). Darum werfe ich einfach die haltlose Spekulation in den Raum, dass entweder StarCraft: Ghost oder Diablo 3 exklusiv für Wii erscheinen werden und Sony und Microsoft deshalb demnächst dicht machen müssen. Spread the word!

SEK – Ihr seid fast alle Idioten!

Es ist eine beschissene Branche mit verblödeten Konsumenten – der Gedanke kann einem bei der Nachricht schon mal kommen. SEK muss schließen.

Das Entwicklerstudio aus Berlin zeichnete sich zuletzt für das hervorragende ParaWorld verantwortlich und beschenkte die Spielerschaft vorher mit der ewigen Geheimtipp Wiggles. Verkauft hat sich vor allem das Millionenprojekt ParaWorld grauenhaft.

Was das im Endeffekt bedeutet? Jeder von euch, der es nicht gekauft hat, trägt eine unverzeihliche Teilschuld an dieser Pleite. Wie ihr es immer tut, wenn ein geniales Entwicklerstudio geschlossen wird, deren Spiele ihr konservativen Wahnsinnigen nicht gekauft habt!

Jawohl! Das gehört mal gesagt. Die Spielerschaft darf mit ihrem dämlichen Kaufverhalten nicht mehr länger ungestraft davon kommen. Ha!

Wie es mit den sympathischen Entwicklern weiter geht, ist im Moment nicht bekannt.

Nintendo Wii – Gabe Newell begeistert

„Die PS3 ist in vielfacher Hinsicht ein totales Desaster. Ich denke, dass es ziemlich offensichtlich ist, dass Sony irgendwann den Faden verloren und vergessen hat, was Kunden und Entwicklern eigentlich wichtig war. Ich würde sagen, sie sollten sie (die PS3) – selbst zum jetzigen Zeitpunkt – einfach einstampfen und alles überarbeiten. Sagt einfach: „Das war ein totales Desaster, tut uns leid, wir werden es nicht mehr verkaufen, und wir werden auch aufhören, Leute davon überzeugen zu wollen, für dieses Gerät zu enwicklen. Mit dem Wii sieht das ganz anders aus. Ich wette, dass der Wii die Xbox 360 (von den Verkaufzahlen her) bis zum nächsten Weihnachtsfest überholt hat. Andere halten mich für verrückt. Mir gefällt wirklich alles, was Nintendo so macht.“ – Gabe Newell, Valve, in der nächsten Game Informer-Ausgabe.

Der ganz normale TV-Wahnsinn

Nach der gelungenen Eingangsepisode der ersten Sam & Max Staffel, lehnt sich Telltale nun nicht nur beim Distributionsmodell, sondern auch beim Setting an die TV-Branche an. In Situation: Comedy begeben sich Hund und Hase in den ganz normalen Fernsehwahnsinn und befreien in einer TV-Station das Publikum vor einer Amok-sendenden Talkshomoderatorin. Weil man nun nicht in jeder Episode das grundlegende Prinzip erklären und die Grafik beschreiben muss, beschränke ich mich nur auf das Wesentliche.

Auch in der zweiten Ausgabe der neuen Reihe wird wieder gelacht, bis sich die Balken biegen, und man kann sich erstmals ein Bild von den Kontinuitäten innerhalb der Staffel machen. So gibt es einen festen Kern an Charakteren, die scheinbar immer wieder auftreten werden, die sich aber im Laufe der Zeit verändern. Der paranoide Ladenbesitzer Bosco ist etwa wieder mit von der Partie, auch wenn er sich als jemand anderes ausgibt.

Situation: Comedy hat wieder einen ähnlichen, 2-3 Stunden fassenden Umfang und nicht wesentlich schwieriger als Culture Shock. Alles beginnt wieder im Büro der Freelance Police und in der Straße, in der dieses liegt. Deren vier Örtlichkeiten spielen zwar auch wieder eine Rolle, man muss aber seltener hierher zurückkehren. Der größte Teil der Handlung spielt in den fünf Locations der angesprochenen TV-Station, wo logische Rätsel lösen und krasse Dialoge auf uns warten.

Im Großen und Ganzen hat Situation: Comedy eine ganz ähnliche Qualität wie die erste Episode. Ein kleiner Nachteil ist aber, dass man gut die Hälfte aller Locations schon kennt, und dort auch nur wenige neue Gags versteckt wurden. Deshalb verspührt man in diesen Bereichen deutlich weniger Motivation dafür, sich mit damit zu vergnügen, jedes Objekt zu untersuchen. Wenn das auch in zukünftigen Episoden so aussieht, könnte es sich als etwas öde herausstellen. Nichts desto trotz, Spaß macht es diesmal definitiv immer noch.

Ein Gespräch über 2006

Weil das Gespräch über 2005 so gut angekommen ist und Rebellen bekanntlich Aufmerksamkeitshuren sind, haben wir uns auch dieses Jahr wieder zu einer Tasse Kakao (mit Rum statt Milch und Bier statt Keksen) zusammengesetzt, um über die letzten 12 Monate zu plaudern. Honk lud ein, Chefredakteur Tom Schaffer und Aufmüpfigkeitsfanatiker Konrad Kelch folgten seinem Ruf. (Wenn jemand nicht weiß, worum sich ein Thema dreht, auf der letzten Seite findet ihr einige Links zum Weiterlesen.)

Honk: Kommen wir gleich zu den Themen, die die Welt wirklich interessieren. Introversion fiel heuer bei der IGF Preisverleihung mit dem Spruch auf: "We didn’t take money from publishers because we didn’t want publishers to fuck with our game.". Was ist damit?

Tom: Ich habe gelacht und wahr echt saumäßig dankbar, dass endlich einmal etwas Interessantes in dieser Branche gesagt wurde. Das passiert ja leider nur alle heiligen Zeiten, und die Typen von Introversion haben auch sicher die richtige Position um diese Kritik zu üben.

Honk: Ist sie denn gerechtfertigt?

Tom: Meiner Meinung nach ja. Natürlich kann man nicht allen Publishern pauschal eine fragwürdige Geschäftspolitik vorwerfen, aber bei manchen – insbesondere einigen größeren – ist das der berühmte Nagel-auf-den-Kopf-Treffer.

Konrad: Gewichtige Worte sind in dieser Branche an Seltenheit sicherlich kaum zu überbieten, kommen leider nur meistens immer aus den falschen Reihen. Die Jungs von Introversion mögen in der Tat ein paar außerordentlich interessante Spiele entwickelt haben und das mit einem minimalen Budget, dennoch gibt ihnen das noch lange nicht das Recht, sich dermaßen im Ton zu vergreifen. Sicherlich, Publisher üben Druck aus, haben Angst, dass ihre Kosten nicht gedeckt werden. Aber warum? Nicht nur, weil dann der Aktienkurs bei manchen in den Keller geht, sondern eben auch weil daran Arbeitsplätze hängen. Bei manch kleinerem Publisher manchmal bei Großprojekten auch die Existenz. Ich glaube ganz stark, dass z.B. JoWood nicht mit solchen harschen Mittel bei Gothic 3 agiert hat, weils sie Lust dazu hatten, sondern einfach weile ihre Existenz an diesem Titel hang. Im Endeffekt hat Introversion eine leicht zu vertretenden Position zu verteidigen. Sie sind halt immer noch ein kleiner Garagenentwickler, der nicht unbedingt Profit machen muss. Wenns Spiel floppt, dann geht man halt seinem Hauptberuf eine Weile nach und überlegt sich dann was anderes. Die Jungs von JoWood und Co. können das erst einmal nicht so locker nehmen.

Tom: Ähm, Introversion macht das hauptberuflich, du Nixblicker. Das sind Indies, keine Amateure. Und gerade JoWooD und Gothic 3 sind für mich ein unverzeihliches Beispiel dafür, wie es nicht sein darf. Geschäftliche Interessen muss man akzeptieren, aber der Kunde darf nicht der Leidtragende sein. Und eigentlich ging es bei dem Zitat glaube ich um etwas anderes: Geistiges Eigentum, Arbeitsbedingungen und Gewinnbeteiligungen etwa. Da gibt es in der Branche zum Himmel schreiende Ungerechtigkeiten.

Konrad: Nunja, derlei Ungerechtigkeiten wie du sie beschreibst gibt es jedoch auch in anderen Branchen. Klar, rechtfertigt dies keinerlei ausbeuterischen Verhältnisse, dennoch machen es sich die Herren von Introversion meiner Meinung nach mit ihrer Pauschalaussage zu einfach. Aber von solchen Pauschalaussagen hatten wir dieses Jahr ja ohnehin genung, nicht wahr?

Tom: Wo, wenn nicht in einer 30 Sekunden Rede, sind Verallgemeinerungen angebracht? Da ging es doch darum, Aufmerksamkeit auf ein Problem zu richten – nicht um eine differenzierte Abhandlung. Das sollte jeder verstehen. In einem Punkt liegst du richtig: Dass andere Branchen nicht besser sind, rechtfertigt gar nichts.

Honk: Ich würde sagen, wir lassen das Thema so stehen. Wie steht ihr zu den aktuellen Plattformen?

Konrad: Nintendos Wii ist sicherlich interessant, bietet mir aber noch nicht genügend Futter um auch über einen längeren Zeitraum am Markt bestehen zu können. Bis auf einige Hochkaräter von Nintendo selbst scheint bis jetzt für die Konsole relativ wenig an brauchbarem Material von anderen Herstellern zu kommen. Wenn Nintendo nicht aufpasst, dann ereilt dem Wii dasselbe Schicksal wie dem NDS: Top-Titel kommen meist nur von Nintendo selbst, während Third-Parties so ihre Probleme mit dem einzigartigen Konzept der Konsole zu haben scheinen. Klar, auch hier gibt es das ein oder andere hochwertige Spielefutter, große Marken haben es aber schwer auf dem NDS Fuß zu fassen. Trotzdem muss man Nintendos Mut, neue Spieledimensionen erschließen zu wollen durchaus bewundern. Nicht umsonst hat Sony peinlicherweise mal wieder was von Nintendo abgekupfert ums dann in ihrer neue "Wunderkonsole" mehr schlecht als recht zu integrieren.

Tom: Poah du redest einen Mist zusammen. (lacht) Zum Einen muss ich sagen, dass der NDS meine Plattform des Jahres ist. Was du da von Nintendo-only Hits redest, will mir nicht so in den Kopf? Phoenix Wright 2, Final Fantasy, Starfox Command, um nur mal einige der Releases des letzten Monats zu nennen. Ich find es immer etwas seltsam, dass Leute Nintendo fast vorwerfen, dass sie selbst AUCH viele grandiose Spiele entwickeln. Von anderen Herstellern kommt für den DS mit Sicherheit nicht wirklich wenig. Need for Speed ist auf jeder anderen Plattform besser – mag sein. Aber für sowas hab ich den DS auch nicht.

Honk: Warum ist der Wii nicht dein Favorit?

Tom: Weil ich meinen erst nächste Woche bekomme. Ich hatte aber schon 14 Tage lang einen ausgeborgt und bin begeistert. Da macht plötzlich einfach alles wieder Spaß. Schau dir Rayman an: auf jeder anderen Plattform ist das Bockmist, am Wii ist es purer Sex. Ganz zu schweigen von WiiSports. Ich persönlich finde ja, dass der Wii schon jetzt mehr spielenswerte Games zu bieten hat, als die Xbox 360. Geschmackssache. Aber natürlich muss da noch ordentlich Nachschub kommen – ich bin halt zuversichtlich. Schau dir doch an, was da alles kommt: Elebits, Trauma Center, Batallion Wars 2, die ganzen Nintendo-Spiele… Da wird mir schon nicht langweilig.

Konrad: Halt, stopp, Missverständnis. Ich behaupte nicht, dass für den NDS oder den Wii keine Titel von Thrid-Parties entwickelt werden. Ganz im Gegenteil: Herstelle wie EA, UbiSoft, Atari und Co. werfen schon ordentlich was an Softwarematerial auf den Markt. Nur leider macht sich kaum einer dabei die Mühe, die Möglichkeiten des NDS wirklich zu nutzen. So kommen die meisten Systemseller hauptsächlich von Nintendo selbst, oder eben von kleineren Herstellern. Das Problem dabei ist nur, dass auf lange Sicht, der NDS als Plattform für die "Großen" der Branche uninteressant werden könnte, wenn die Verkäufe nicht stimmen. Beim Wii schauts momentan auch etwas bedenklich aus, wenn ich mir die After-Launch-Releaseliste da so anschaue kommen die interessanteren Titel meist von Nintendo selbst, der Rest ist entweder Lizenzgerümpel oder die ein oder andere Konvertierung. Wie gesagt, angetan bin ich von Nintendos Innovationskraft sehr, nur leider ziehen die großen, westlichen Softwareentwickler da kaum nach.

Tom: Ob ein gutes Spiel nun von einem Großen kommt, ist mir ja erstmal ziemlich egal. Ich freu mich sogar eher, wenn die Kleinen was reissen. Werden die Möglichkeiten genug ausgenutzt? Schwer zu beantworten. Ich hab die Konkurrenzplattformen bisher jedenfalls nicht wirklich vermisst, weil meine Spielbedürfnisse voll erfüllt werden. Aber genug meines Fanboy-Gequatsches.

Honk: Keiner von euch spricht über den PC oder die PS3?

Tom: Die PS3 geht mir ebenso wie die PSP am Arsch vorbei. Zu teuer, zu spät, zu uninteressant – für mich halt. Der PC, und das tut einem echten PC-Fan schon etwas weh, verliert bei mir an Bedeutung. Ich hab keine Lust mehr aufzurüsten. Eigentlich ist er für mich zur reinen Indie- und Adventureplattform geworden. In den Bereichen gabs aber einige hochklassige Dinge.

Honk: Killerspiele…

Tom: NEIN!

Honk: Aber …

Konrad: Mannomann, das neue Anno, Mann!

Honk: Anno 1701… Saublöde Werbung. Enorm hohe Wertungen. Da hat der kritische Herbst wohl versagt?

Konrad: Anno ist schon ein gutes, arg konventionelles, schön buntes Spielchen geworden. Obs ein Hochkaräter ist, muss jeder selbst wissen. Zumindest wars nicht so bugverseucht, wie so manch anderer großer Titel dieses Jahr *mitdemzaunpfahlwink*. Ich kanns den Jungs von 4players ja noch nichtmal richtig übel nehmen, dass sie sich nach dem "fiktiven" Telefonat mal den Frust von der Seele schreiben müssen. Nur leider haben die guten Herren dabei wohl so einiges durcheinander gebracht. So heißt Informantenschutz noch lange nicht, dass man wichtige und für die Glaubwürdigkeit notwendige Fakten einfach verschweigt. Was bringt es, wenn ich alle Beteiligten verschweige und auf der anderen Seite dann aber den Vertrag bis auf die Schwärtzung der Namen vom Satz und Layout her unverändert publiziere? Rückschlüsse können die Betroffenen dann immer noch ziehen und nebenbei hat man gleich einen schönen Universalverdacht gegen die komplett Branche gezogen. Nicht gerade die feine, englische Art journalistisch tätig zu werden. Zu allem hatte die Aktion auch noch den faden Beigeschmack der Profilierungssucht. Da kann ein Jörg Luibl sicht tausendfach mit seinen rethorischen Mitteln rausreden wollen; 4players hat mit dieser Aktion bewiesen, dass die ganze Nummer zu groß für sie war und das Spielejournalisten wohl doch noch einiges lernen müssen. Schade, ein paar richtige Worte der Aufklärung hätten sicherlich einiges gebracht.

Tom: Hach, der kritische Herbst. Gute Idee, schlecht umgesetzt – und vor allem äußerst unkollegial. Am Schluss ist man so klug wie vorher: Wer unabhängige Berichterstattung über die Spielewelt will, muss Rebell.at ansurfen. Oder Daddelnews – aber das will man sich nicht wirklich antun.

Honk: Ja, 4Players hat da vermutlich die traurigste Aktion abgezogen, die es in diesem Jahr gab…

Tom: Ach was! Viel schlimmer ist, dass es Working-Title nicht mehr gibt. Wer soll jetzt das nächste Cola testen?

Konrad: Frau Märtens dürfte sicherlich für einen Gastartikel auf Rebell jederzeit zu haben sein, oder?

Tom: Ist das alles woran du denken kannst? Artikel? Typisch deutscher Mann!

Konrad: Wofür war Working-Title bekannt? Rebell.at-Bashen und gute Artikel fabrizieren, wenn ich das richtig sehe. Also, warum nicht um die Artikel trauern? Du denkst ja nur an einen billigen Softdrink einer großen, bösen amerikanischen Firma…

Honk: So ihr Nasen! Kommen wir zum Ende. Wie gefiel euch die Entwicklung von Rebell.at in diesem Jahr?

Tom: Also im Großen und Ganzen bin ich mit dem Jahresabschluss zufrieden. Wir haben wieder zu einiger Aktualität gefunden und haben mit dem neuen Design auch wieder starke Besucherzuwäche zu verzeichnen. Das letzte Design war ein Fehlgriff meinerseits. Das kann ich heute schon eingestehen – wobei ich mir bis heute nicht so sicher bin, ob es schlecht war. Klar, durch den iframe haben wir Google-Besucher verloren, aber das Kernpublikum scheint geblieben zu sein. Also ist Rebell entweder so gut, dass die Fans alles mitmachen, oder das Design war gut. Beides ist in Ordnung für mich.

Konrad: Nachdem wir gegen Herbst auch endlich unseren Augenkrebsfaktor verloren hatten – sry. Tom, aber r4 war allein von der Contentpräsentation schon unter aller Sau – gings gegen Ende das Jahres dann auch endlich wieder bergauf. Insgesamt bin ich mit Rebell dieses Jahr doch recht zufrieden, auch wenn man natürlich hier und da mit dem Gesamtkonzept sicherlich noch nicht am Ende der Möglichkeiten angelangt ist. Neue Ideen brauchen schließlich auch wir Rebellen manchmal um nicht komplett in unserer Entwicklung zu stagnieren. 2007 sollte da sicherlich noch so manch eine kleine Überraschung bringen.

Tom: In diesem Sinne: Danke an all unsere Leser und Unterstützer. Viel Glück und Freude 2007!

Rebell – Weihnachten und so weiter

Die Farbe Weiß ist den Weihnachtsarchitekten diesmal leider ausgegangen – die Welt ist auf wunderbar rebellische Weise grün (und trotzdem ist es draußen arschkalt). Egal! Wir Gamer sind ja bekanntlich eh nicht ungern drinnen im Warmen, wo unsere Konsolen und PC-Geräte uns gute Dienste erweisen. Darum bin ich auch guter Dinge, dass diese Botschaft noch so manchen unserer treuen Leser erreicht, bevor dann am Abend zur Bescherung geläutet wird.

Genug der einleitenden Worte. Wir möchten uns auf diesem Wege einfach noch einmal für die Unterstützung und die regelmäßigen Besucher all der vielen Leute bedanken, die sich uns Rebellen verschrieben haben.

Egal, woran der Einzelne auch glaubt (oder nicht glaubt). Egal, wie er oder sie zum Weihnachtsfest steht. Wir hoffen, ihr alle habt einfach einige geruhsame Tage, nutzt sie um geliebte Menschen um euch zu scharen und lose gewordene Kontakte wieder aufzufrischen. Egal was der Handel uns erzählt: das ist in Wahrheit das beste Geschenk, das man sich und anderen machen kann. Zwar nicht nur am 24. Dezember, aber das ist doch ein guter Zeitpunkt um sich darauf zu besinnen. :-)

PS: Und wer heute noch keinen Wii bekommt – ich krieg mein Exemplar auch erst in der zweiten Jännerwoche. Wii will survive. ;-)

Subversion – Neues Introversion Spiel

Darwinia und Defcon waren großartig, Uplink, von dem her was mir erzählt wurde, auch. Jetzt macht sich Introversion an das vierte Spiel heran. Das heißt Subversion und sieht auf ersten (völlig nichtssagenden) Konzeptskizzen aus wie eine Raumplanungs-Software. Nähere Informationen wollen die Briten noch nicht herausrücken. Nur soviel: es ist noch nicht einmal wirklich in der Prä-Produktionsphase und demnach wissen noch nicht einmal die Entwickler selbst, was sie da eigentlich basteln wollen.

Das nennt man dann wohl einen Hype auf Indie-Art.