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Von „Killerspielen“ zur „Gamerszene“: Die alte Debatte ist wieder da

Wer sich in den letzten Tagen in den Medien und der Politiklandschaft umgesehen hat wird festgestellt haben, dass man teilweise glaubt eine Zeitreise in die späten 90er gemacht zu haben. Der Begriff „Killerspiele“ und das Verbot solcher Titel inklusive der Idee die „Gamer-Szene“ unter Generalverdacht zu stellen ist allgegenwärtig.

Die Rebellen nehmen auf der längsten Gaming Couch der Welt platz um das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten: Historisch und auch die aktuelle Debatte. Fakt und Fiktion wird im aktuellen Rebell.at Gaming Podcast sauber getrennt – also cool bleiben und reinhören!

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Killerspiele 2.0 = Tötungs-Simulations-Software

Counterstrike
Hatz auf Tötungs-Simulations-Software

Kurz vorweg: Ja das ist eine Meinung zur Killerspiel-Diskussion. Wenn ihr meint: „Schon wieder?“, dann dürft ihr jetzt aufhören zu lesen. Für alle anderen: bitte weiter lesen.

Eines Nachts im Nachtcafé auf dem SWR wundere ich mich doch wieder sehr über so genannte Professoren, die sich angeblich extrem gut mit dem menschlichen Hirn auskennen. Das mag ja auch der Fall sein, aber leider lassen mich Aussagen wie „Jeder, der Killerspiele spielt, wird irgendwann zu einem Mörder“ doch stark an der Professur zweifeln. Ich glaube man muss kein Rechengenie sein, um zu erkennen, dass wir innerhalb von ein paar wenigen Jahren ausgestorben sein müssten. Genau dieser Professor und „Spezialist für Medien“ behauptet sogar weiter, dass es Spiele auf dem Markt gibt, bei denen sich zwei Spieler „ins Gesicht treten müssen. Stundenlang“. Zugelassen ist dieses ominöse Spiel auch noch ab 12 Jahren. Dank geschickter Ausnutzung eines psychologischen Tricks, glaubt jetzt wieder jeder Zweite Elternteil daran, dass es tatsächlich solche Programme gibt. Der Trick? Naja Professoren genießen hohes gesellschaftliches Ansehen und dadurch wird dieser Gruppe viel Authentizität zugesprochen. Kurz: das ist so, weil er das sagt.

Außerdem untermauert dieser Professor seine Aussagen mit allerhand Studien. Killerspiele stumpfen ab. Killerspiele schaffen es sogar, dass Leuten nicht mehr geholfen wird. Der Aufbau: ein Probant sitzt in einem Raum und muss einen Ego-Shooter spielen. Im Nebenraum kracht es. Ein Frau schreit. Nun wird geschaut wann der Probant sich denn aufmacht der Frau im Nebenraum zu helfen. Natürlich passiert bei vielen eher wenig.

Zeichen von Abstumpfung? Ich denke nicht. Getestet wurde das auch schon von anderen Studien. Menschen sind, gerade wenn sie alleine sind, eher ängstlich. Da können auch Mädchen in der Fußgängerzone verschleppt werden und niemand macht etwas. Alles Videospieler?

Killerspiele ist als Begriff bereits schon out. Der Neue lautet: Tötungs-Simulations-Software. Diese Software schult, wie genau man Menschen töten kann. Im Schützenverein lernt man so etwas nicht. Da schießt man ja schließlich auch nur auf Scheiben und nicht auf Polygone.

Es muss über das Thema gesprochen werden. Spiele wie Postal 2 oder andere Programme in der Brutalität müssen und dürfen auch nicht sein. Das ist geschmacklos und vor allem sinnlos. Wofür überhaupt Ego-Shooter? Ganz einfach. Wofür brauch jemand am Sonntagabend seinen Tatort? Zur Unterhaltung. Spiele ab 16 oder 18 Jahren gehören nicht in die Hände von 12-jährigen, so viel steht fest. Aber das ist vor allem die Aufgabe der Eltern. Dazu benötigt es Aufklärung. Und Aufklärung sieht ganz anders aus, als es in den Medien dargestellt wird. Denn schließlich sind wir Rebellen auch ein friedliches Volk und wen wird es wundern, auch wir spielen Ego-Shooter. Jeder der Killerspiele spielt, wird irgendwann zu einem Killer? Dummfug.

P.S.: Respekt für den Auftritt von Ibrahim Mazari (Pressesprecher ESL) an diesem Abend.

19-jähriger enthauptet sich selbst

Nein, es ist nicht schon wieder passiert – niemand ist Amok gelaufen und niemand hat dutzende Menschen mit einem Computerspiel als Vorbild abgeschlachtet.

Ein 19-jähriger Oberösterreicher hat sich mit einer Kettensäge enthauptet – er wurde wohl an seinem letzten Arbeitsplatz gehänselt und gemobbt, zudem hatte er auch sonst einige private Probleme.

Währed der ORF meldet, dass die Ursachen für sein Handeln und die Hintergründe noch unklar sind, kann man auf oe24.at lesen, dass wohl „ein ultrabrutales Machwerk, bei dem es darum geht, ekelerregende Monster zu töten“ (namentlich Resident Evil 4) dafür verantworlich zu machen ist. In österreichs Waschblatt #1 (der Kronen Zeitung) kann man sogar lesen, dass er durch das Spiel zu seiner Tat erst inspiriert wurde.

Nun, mir ist kein Spiel bekannt (auch nicht Resident Evil 4) bei dem sich der Spieler selbst enthaupten muss – egal. Ist vielleicht jemandem in den Sinn gekommen, dass diese Verzeiflungstat vor 30 Jahren auch stattfinden hätte können? Damals gab’s noch keine „ultrabrutalen Machwerke“ die man als Vorbild hätte nehmen können, damals hat man sich gepflegt vor einen Zug geworfen, hat sich erhängt oder ist ohne Airbag gegen eine Betonwand gebrettert – aber hat man da versucht Lokomotiven, Stricke und Betonwände dafür verantwortlich zu machen?

Natürlich mag ein Spiel eine Inspiration für gewisse Verhaltensmuster sein, sozusagen der Ideengeben für die Vorgehensweise sein – aber sicher nicht der Auslöser für einen Selbstmord – wie bereits erwähnt wurde der junge Mann (lt. den Ermittlungen der österreichischen Polizei) am Arbeitsplatz gemobbt und hatte private Probleme – vielleicht sollte man sich darauf konzentrieren.

Deutsche Koalition gegen ‚Killerspiele‘

Der veröffentlichte Vertragsentwurf der deutschen Koalitionsverhandlungen beinhaltet zumindest eine äußerst kuriose Formulierung. In dem Vertrag wird nämlich auf Zeile 5147 festgehalten, dass ein „Verbot von ‚Killerspielen‘“ (man beachte den wahnsinnig wissenschaftlichen, seriösen und genau definierten Begriff) angestrebt wird. Wie ernst man das nehmen muss und was der Blödsinn überhaupt schon wieder bedeuten soll, bleibt abzuwarten.

Nicht minder interessant ist das direkt darauffolgende Vorhaben, sich für „Internet-Mindeststandards“ auf internationaler Ebene einzusetzen. Eine genaue Definition bleibt man auch hier schuldig.

Man muss als gespannt und auch wach die nächsten Monate und Jahre der deutschen Politik verfolgen. Ein neues Jugendschutzgesetz soll deutlich vor März 2008 erscheinen, so die Angabe im Koalitionsvertrag. Bitter ist, dass eventuelle tiegreifende Änderungen in Deutschland natürlich auch Auswirkungen auf Österreich haben würden.