Das neue Spiel von Steve Ince

Als wir uns vor rund einem halben Jahr mit Steve Ince unterhalten haben, liefen die Arbeiten an ‚Mr. Smoozles Goes Nutso‘ gerade auf Hochtouren. Jetzt nähert sich das Spiel seiner Fertigstellung und wir hatten die Möglichkeit, einen näheren Blick auf den interessanten Mix aus Arcadespiel und Adventure zu werfen.

Ein Kater läuft Amok
‚Mr. Smoozles Goes Nutso‘ basiert auf den Comics von Steve Ince, die er in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen auf seiner Website veröffentlicht. Ähnlich wie beispielsweise bei Penny-Arcade geht es vor allem um Spiele – nur sind die Charaktere bei Steve keine typischen Nerds, sondern Tiere, was den Comics eine etwas andere Note verleiht. Eines dieser Tiere ist der Kater Ed und dem wird in ‚Mr. Smoozles Goes Nutso‘ übel mitgespielt: Die fiesen Garagonen greifen die friedliche Welt an, sperren Eds Freunde ein und verwandeln den eigentlich harmlosen Mr. Smoozles in eine Killermaschine. Und da sag‘ noch einer, Spiele machen nicht aggressiv…

Ein Adventure von oben
Wie aber spielt sich eigentlich ein Arcade-Adventure? Nun, Steves erste Idee war es wohl, eine Art ‚Pacman‘-Klon zu entwickeln, wie er in unserem Interview auch eingestand. Doch dann kamen immer neue Ideen hinzu, so dass sich die aktuelle Version des Spiels tatsächlich so anfühlt wie ein Adventure: Ihr sammelt Gegenstände auf, holt euch in Gesprächen Tipps, müsst verschlossene Türen öffnen, anderen Charakteren Dienste erweisen und so weiter und so fort. Abgesehen davon, dass ihr ‚Mr. Smoozles Goes Nutso‘ direkt mit der Tastatur steuert und statt der Adventure-üblichen Seitenansicht eine klassische Draufsicht verwendet wird, sind die Unterschiede gering. Der Arcadeanteil beschränkt sich darauf, den Schüssen des durchgedrehten Mr. Smoozles auszuweichen und vereinzelt simple Geschicklichkeitspassagen zu bewältigen – etwa, indem ihr sich bewegende Minen umgehen müsst.

Die Entwicklung der Idee von ‚Pacman‘ zu einem Arcade-Adventure ist im Spiel klar erkenntlich: Während ihr in den ersten zwei, drei Räumen tatsächlich vor allem vor Mr. Smoozles flieht und dabei Diamanten als eine Art Währung aufsammelt, wird die Welt danach mit einem Mal erstaunlich groß und die Arcade-Elemente treten in den Hintergrund. Zahlreiche Schauplätze und Räume stehen euch offen, wollen untersucht und erkundet werden. Wenn es nicht vorangeht, bittet ihr eure eingesperrten Kameraden um Hilfe. Sowohl der Schwierigkeitsgrad der Rätsel als auch der Arcadeelemente lässt sich übrigens festlegen, damit auch die trägen Adventurespieler nicht verzweifeln.

Das ist nicht Baphomets Fluch!
‚Mr. Smoozles Goes Nutso‘ lebt nicht zuletzt von seinem Humor und den wirklich großartig geschriebenen Dialogen. Eine Szene, die wahrscheinlich jedem Adventure-Fan ein Lächeln auf die Lippen zaubern wird, findet in einem Raum mit Kisten statt. Ed schaut sich die Kisten an und kann dem spieletypischen Drang nicht widerstehen, sie herumschubsen zu wollen. Doch ein anderer Charakter widerspricht: „Das ist doch hier nicht Baphomets Fluch“ – ein wundervoller Seitenhieb auf die nervtötenden Kistenrätsel des letzten Teils, an dem Steve damals übrigens selbst noch bei Revolution mitgearbeitet hat.

Obwohl unsere Preview-Version technisch bereits einen guten Eindruck machte, sind bis zum Release noch ein paar Details zu verbessern: Die Geschwindigkeit, mit der Ed die bisweilen recht weiten Wege geht, ist ermüdend, die Kollisionsabfrage bei den Arcadeelementen nicht perfekt. Davon abgesehen hat mir ‚Mr. Smoozles Goes Nutso‘ wirklich Spaß gemacht, auch wenn man natürlich merkt, dass kein großes Entwicklerteam dahintersteckt. Für das Casual-Segment, über das wir vor kurzem erst geschrieben haben, könnte es dank des überdurchschnittlichen Anspruchs aber eine echte Bereicherung werden.

Patches – Commandos und Stoked Rider

Der Grund warum wir noch keinen Commandos: Strike Force-Test haben, war ein Bug der das Weiterspielen unmöglich machte. Mit dem heute erschienenen Patch 1.2 wurde dieser und andere behoben. Auch zu Österreichs aktuellem Vorzeigespiel Stoked Rider ft. Tommy Brunner gibt es einen ersten Patch. Der verbessert die Balance und die optische Qualität auf langsameren Rechnern und wird über den Ingame Updater beim Spielstart automatisch heruntergeladen.

Vorschau: Die Kristallkugel spricht.

Es ist jedes Jahr das Gleiche mit der E3: Schon Wochen zuvor fiebere ich der Messe entgegen, hoffe auf spannende Ankündigungen und viel versprechende Spiele. Und wenn die E3 dann vorbei ist, bin ich enttäuscht, dass meine Hoffnungen nicht erfüllt wurden und in den nächsten Monaten doch wieder fast nur Spiele erscheinen, die mich langweilen. Aber das Spekulieren im Vorfeld macht einfach zu viel Spaß, als dass ich darauf verzichten könnte. Deshalb hier – rund vier Wochen vor der E3 – eine kleine Vorschau auf die weltgrößte Messe für PC- und Videospiele.

Microsofts Kampf um die Vorherrschaft
Unter anderen Voraussetzungen als Sony und Nintendo wird Microsoft die E3 2006 bestreiten: Da man als erster der drei Konsolenhersteller schon im vergangenen Herbst in die nächste Generation gestartet ist, steht in diesem Jahr nicht die Hard- sondern die Software im Mittelpunkt des Interesses. Das wichtigste Spiel für die Xbox 360 wird dabei zweifellos der neue Titel von Bungie werden – egal, ob es nun ‚Halo 3‘ oder doch etwas anderes ist. Da die meisten gut aussehenden Third-Party-Spiele auch für den PC und/oder die PlayStation 3 auf den Markt kommen, wird es interessant sein, zu beobachten, was Microsoft selbst auffährt. Ein neues ‚Fable‘ gilt nahezu als sicher, auch von Rare werden wir zweifellos etwas zu sehen bekommen. Ob es sich dabei aber um das ersehnte ‚Killer Instinct 3‘ handelt, darf bezweifelt werden. Zuviele Sequels? Nun, mit ‚Too Human‘ von Silicon Knights darf man sich zumindest auf ein vollkommen neues Spiel freuen.

Microsofts zweiter Schwerpunkt wird die Erweiterung von Xbox Live sein: Der Marketplace, über den bislang Demos und Trailer heruntergeladen werden, könnte im Herbst für den Download von Songs und Filmen ausgebaut werden – nach dem Vorbild von Apples iTunes. Des Weiteren gilt es als sicher, dass Microsoft Spiele der alten Xbox über den Marketplace zum kostenpflichtigen Download bereitstellen wird, vielleicht auch den ein oder anderen Dreamcast-Titel. Im Zuge dessen sollte im Herbst eine neue, größere Version der Xbox-360-Festplatte erscheinen. Dass eine Preissenkung der Xbox 360 schon auf der E3 bestätigt wird, ist hingegen unwahrscheinlich. Wir tippen auf die Games Convention.

Sonys Kampf um die Glaubwürdigkeit
Was Sony in Los Angeles zeigen wird, ist klar: Die PlayStation 3, die ab November weltweit in den Läden stehen soll, und ihre Spiele. Viele Fragen wollen beantwortet werden: Was ist die Konsole tatsächlich zu leisten im Stande? Wie sieht das finale Design des Controller aus? Wie stark wird sich Sonys Onlineangebot an dem von Microsoft orientieren? Und natürlich: Wie teuer wird die PlayStation 3 sein? Ob es tatsächlich auf jede dieser Fragen eine Antwort geben wird, wollen wir mal bezweifeln – zumindest die technischen Fähigkeiten werden wir nach der E3 aber einschätzen können. Titel wie ‚Metal Gear Solid 4‘, ‚Devil May Cry 4‘ und ‚Resistance‘ werden spielbar sein, Präsentationen von ‚Final Fantasy 13‘, ‚Killzone 2‘ oder auch ‚The Getaway 3‘ gelten als wahrscheinlich. Aber ob auch nur ansatzweise die Qualität erreichen wird, die im Vorjahr in Videoform präsentiert wurde?

Natürlich vernachlässigt Sony auch die PlayStation 2 nicht, für die das hauseigene ‚God of War 2‘ oder Segas ‚Yakuza‘ zu den meisterwarteten Spielen zählen. Schlechter sieht es für den PSP aus, dessen Software-Angebot weiterhin dürftig ist. Ob Sony daran etwas ändern will, weiß keiner so genau: Die neue PSP-Version, die in Los Angeles wohl angekündigt werden wird, soll eine Kamera sowie einen integrierten Speicher enthalten und somit noch mehr auf Multimedia-Features statt Spiele setzen. Zumal die kürzlich bestätigte Veröffentlichung von PSone-Spielen für den PSP schon vielsagend ist – auf ein neues ‚Final Fantasy‘ oder ‚Devil May Cry‘ für den PSP (also keine Umsetzung / Remake) würden wir jedenfalls kein Geld setzen.

Nintendos Kampf um das Image
Hach ja, Nintendo. Der DS. Die Revolution. Wenn ich an Nintendo denke, komme ich seit einer Weile immer ins Schwärmen – stellt das Unternehmen, das ich in meiner jugendlichen Dummheit vor Jahren oft als Kiddie-Entwickler bezeichnet haben, doch neuerdings fast durchweg Spiele und Hardware her, welche die Bezeichnungen „innovativ“ und „alternativ“ tatsächlich verdienen. Aufgrund des großen Erfolgs des Nintendo DS wird die neue Konsole bei Nintendo gar nicht mal so im Mittelpunkt stehen wie bei Sony und Microsoft. Auch wenn natürlich alle Welt gespannt darauf wartet, den Controller in Aktion erleben und die ersten Spiele sehen zu dürfen. Nintendo will sich noch mindestens eine große Überraschung bezüglich der Revolution für die E3 aufgesparrt haben – was das ist, kann man wirklich nur raten: Eine Art Force-Feedback für den Controller gilt als eine Möglichkeit. Zu den wichtigsten Revolution-Spielen werden ‚Super Smash Bros. 3‘, ‚Metroid Prime 3‘ und vielleicht auch ‚Mario 128‘ zählen, zudem ist die Vorstellung eines brandneuen Franchises geplant.

Bei dem DS geht es zum einem um den Launch des DS lite, der voraussichtlich Mitte Mai in Nordamerika und Ende Juni in Europa zusammen mit ‚New Super Mario Bros.‘ erscheinen wird, zum anderen um selbstverständlich Spiele: Neben dem besagten neuen ‚Mario‘-Abenteuer steht ‚The Legend of Zelda: The Phantom Hourglass‘ im Mittelpunkt des Geschehens. Spannend wird vor allem die Frage sein, ob Nintendo das großartige Line-Up des Vorjahres noch überbieten kann, in dem Spiele wie ‚Animal Crossing: Wild World‘, ‚Mario Kart DS‘ und ‚Nintendogs‘ veröffentlicht wurden. Ein neues ‚Nintendogs‘ gilt übrigens gar nicht als so unrealistisch, außerdem ist ein onlinefähiges ‚Mario Party‘ für den DS sehr wahrscheinlich.

PC und Multiplattform
War es auf der E3 2005 angesichts der neuen Konsolen noch sehr ruhig um den PC, könnte er in diesem Jahr ein kleines Comeback feiern: Mit Exklusivtiteln wie ‚Enemy Territory: Quake Wars‘, ‚Supreme Commander‘ oder auch ‚Hellgate: London‘ steht den großen Exklusivtiteln der Konsolen wieder etwas Schlagkräftiges gegenüber – auch wenn Electronic Arts mit ‚Die Schlacht um Mittelerde 2‘ nun auch die Echtzeit-Strategiespiele als letztes verbliebenes PC-only-Genre auf die Konsolen bringen will. Und dann gibt es da ja noch die zahlreichen Multiplattformtitel wie ‚Spore‘, ‚Alan Wake‘ oder ‚Prey‘, welche die Herzen der Spieler höherschlagen lassen. Was werden wir wohl von den noch auf der vergangenen Games Convention in Leipzig groß angekündigten neuen Rollenspielhoffnungen in Los Angeles sehen? Damit ist nicht ein neues Schnippselchen aus ‚Gothic 3‘ gemeint, sondern Titel wie ‚Elveon‘ oder ‚The Witcher‘. Es ist doch ziemlich still um diese überall zu neuen Genre-Hoffnungen hochgeschriebenen Spiele geworden.

Klingt sowieso alles viel zu gut? Nun, realistisch betrachtet, ist es kaum möglich, die E3 des Vorjahres noch zu unterbieten – was in der Breite an Einfallslosigkeit gezeigt wurde, war mehr als traurig. Aber natürlich werden wir auch in diesem Jahr um Sequels, Filmspiele, WW2- und Taktik-Shooter, zum Scheitern verurteilte MMORPGs und ideenlose Klone nicht herumkommen. ‚Tony Hawk‘, ‚Rainbow Six‘ und selbstverständlich große Teile von EAs Line-Up werden schon dafür sorgen. Turbine wird sich derweil anschicken, ’Lord of the Rings Online’ zu verhunzen, nachdem mit ’Dungeons & Dragons Online’ schon eine starke Lizenz versaut wurde. Vielleicht weiß Destination Games ja nun dieses Jahr endlich, was aus ’Tabula Rasa’ eigentlich werden soll? Codemasters wird es besser machen und uns bestimmt den nächsten billigen Schnarchimport aus Asien a la ’RF Online’ vollmundig präsentieren.

Geheimtipps…
Welche Spiele die E3 dominieren werden, ist nahezu klar. Aber sind es nicht die etwas anderen Titel, die uns viel mehr interessieren? Da gibt es zum Beispiel Segas ‚Yakuza‘ für die PlayStation 2, das die Detailliebe von ‚Shenmue‘ mit der Action eines ‚GTA‘ vereinen will. Und weil das Spiel in Japan unter dem Titel ‚Ryu Ga Gotoku‘ bereits veröffentlicht wurde, gibt es gleich vielleicht sogar auch das Sequel zu sehen, das für die PlayStation 3 entwickelt wird. Mit Spannung erwartet die Fachwelt auch EAs Projekte, die in Zusammenarbeit mit Steven Spielberg entstanden sind. Kann der Hollywood-Regisseur den Spielemarkt mit seinen Ideen bereichern? Noch bestehen Zweifel: Bei einem der Spiele soll es sich um eine Art ‚Splinter Cell‘ plus ‚Medal of Honor‘ im Zweiten Weltkrieg handeln…

Schon im Vorjahr sorgte ‚Metronome‘ für Aufsehen, ein Action-Adventure, in dem der Spieler nicht mit Pistolen und Gewehren, sondern mit Klängen kämpft. Angeblich haben die Entwickler endlich einen Publisher gefunden, so dass es auf der E3 endlich Neues von ‚Metronome‘ zu hören geben dürfte. Auch Quantic Dream, die mit ‚Fahrenheit‘ im Herbst ein großartiges Spiel hervorgebracht haben, wollen in Los Angeles etwas Neues zeigen: ‚Fahrenheit 2‘? Sony muss derweil beweisen, ob das im Vorjahr in Videoform präsentierte ‚Eyedentify‘ mehr ist als nur eine Techdemo: Kann sich der Spieler wirklich mit den Spielfiguren unterhalten? Oder gibt es ‚Eyedentify‘ überhaupt nicht? Ganz sicher gibt es ‚BioSource‘, das neue Spiel von Irrational Games, das in der Tradition der ‚System Shock‘-Reihe stehen soll – darauf bin ich besonders gespannt.

… und Gerüchte
Kommen wir zu den Gerüchten. Die gibt es wie immer zahlreich, einige sind aber besonders interessant. Etwa, dass Rockstar ‚GTA 7‘ für PlayStation 3 und Xbox 360 vorstellen wird. Ja, richtig, für beide Konsolen. Angeblich sind die Arbeiten schon weit fortgeschritten, so dass sogar ein Release im Herbst möglich wäre. EA soll mit ‚Lord of the Rings: The White Council‘ ein waschechtes MMORPG für PC, PlayStation 3 und Xbox 360 entwickeln, während Blizzard angeblich ‚StarCraft 2‘ vorstellt. Oder wird es doch ‚Diablo 3‘ sein? Vermutlich wird dann in Wahrheit doch wieder ein langweiliger, x-beliebiger neuer ’World of WarCraft’-Dungeon präsentiert. Aber wenn es Blizzard nicht kann, dann beglückt uns vielleicht NCSoft mit einem neuen ’Diablo’: ’Dungeon Runners’.

Nintendo wiederum lässt auf der Revolution erneut die ‚Pilotwings‘ fliegen und auf dem DS mit ‚Mario Paint‘ die Maler los. Dave Perry könnte mit Shiny nach zwei ‚Matrix‘-Flopps zu seinen Wurzeln zurückkehren und ein neues ‚Earthworm Jim‘ vorstellen. Auch ‚Shadowrun‘ soll auf der Xbox 360 wiederauferstehen. Square Enix wird angeblich ein nahezu fertiges ‚Final Fantasy 13‘ für die PlayStation 3 zeigen, Bethesda ‚Fallout 3‘ präsentieren. Und dann gibt es da ja noch ‚Duke Nukem Forever‘ – dass 3D Realms endlich wieder etwas zeigen wird, gilt als sehr wahrscheinlich. In rund einem Monat wissen wir mehr. Endlich…

Lederhosen und Dirndl-Kleider?

Schwer bepackt zieht unser wackerer Schwertmagier king_erni in die nächste Spelunke. Seine goldene Rüstung blitzt noch einmal auf, ehe sich sein wuchtiger Leib in der Dunkelheit der offenen Tür verliert. Zielstrebig geht unser edler Held auf einen kleinen Tisch in der Ecke der Gaststätte zu. Hier wartet schon ein weiterer, nicht weniger tapferer Held darauf, sich über die Welt in der die beide eigentlich Leben mal so richtig auzuko… äh zu beschweren. Anders gesagt: Rebell.at testet Oblivion mal auf die etwas andere Art. Auf den kommenden vier Seiten werden sich unsere beiden norddeutschen Jungspunde Jan "flint" Friedrichsen und Konrad "king_erni" Kelch in einem Interview ausführlich mit dem vierten Teil der Elder Scrolls-Serie befassen. Showmaster wird wie immer unsere Lästertante Honk sein.

Honk: So ihr beiden edlen Herren, ich möchte mich mit meiner Maid vergnügen und habe daher wenig Zeit, macht also hinne!

flint: Ähm, aber edler Herr, wie sollen wir bei so etwas Schönem "hinne machen", die Maid muss wohl warten.

Honk: *grml* Nun gut… Wo fangen wir an. Von vielen Seiten wurden mir Berichte zugetragen, einer euphorischer als der andere. Ich zitiere den Hofnarren P.C. aus G. mit den Worten "Das wichtigste Spiel 2006". Was meint ihr dazu?

king_erni: Ja, die vielen Stimmen der Boten wurden mir auch zugetragen und ich muss sagen, der Pfeil schlug knapp daneben ein. Ich habe unsere Welt noch nie so schön zuvor in meinem Leben gesehen. Da wiegen Bäume und Gras im Wind, spiegelt sich die Sonne in den endlosen Wasserflächen und die Pferde schreiten voller Anmut an mir vorbei. Manchmal ist’s schon kitschiger als in meinen Kindheitsträumen. Aber es wirkt halt alles so lebensecht, manchmal vergesse ich glatt, dass ich leider nur virtuell existiere *schluchz*. Oblivion ist schon sehr glaubwürdig geworden. Und was es heutzutage alles zu entdecken gibt. Unglaublich: hier ein Dungeon, da ein kleiner Nebenverdienst. Ich komm‘ manchmal gar nicht mehr dazu, meiner Hauptbeschäftigung nachzugehen. Oblivion, oh du honkigster aller Honks, ist ein Spiel zum drin Versinken. Süchtiger macht aktuell wohl nur noch World of WarCraft.

flint: Da haben Lord Erni und ich fast die selbe Meinung. Lässt man sich erst einmal auf die Welt von Oblivion ein, ist es wahrhaft schwer sich dort wieder loszureißen. Das eigentliche Hauptziel gerät fast völlig ins Hintertreffen bei den enormen Möglichkeiten die einem geboten werden. Leider sehe ich da auch eine kleine Schwachstelle. Denn das erinnert mich an die alten Tage, an Morrowind. Oblivion wirkt stellenweise wie ein grafisch äußerst hochwertiges Morrowind, da hätte ich auf etwas mehr gehofft.

Honk: Ihr seid also der Schönheit Oblivions vollends verfallen? Ist dadurch euer Sinn fürs Kritische denn nicht total geblendet und versucht ihr nicht bloß, uns hier alle hinters Licht zu führen?

flint: Nein nein, so ist es doch nicht. Wie könnt Ihr so etwas auch nur denken? Natürlich hat Oblivion Schwächen, die natürlich auch Erwähnung finden sollen.

Honk: Jetzt spann deinen Königsbären nicht so auf die Folter, sonst lass ich dich erst Strecken, dann Teeren und Federn und schließlich Hängen, eventuell auch Köpfen, und damit das Ganze hier nicht zu überladen wirkt, natürlich auch noch Vierteilen!!

flint: Nun gut, zum einen haben wir die unerträglichen Fehler in der Welt. Es ist einfach furchtbar, wenn man große Aufgaben meistern möchte, dazu aber nicht in der Lage ist. Auch bei der Übersetzung wurde grob fahrlässig gehandelt. Teilweise werden deutsche Texte mit englischen Schriften vermischt. Es kommt auch vor, dass eine Multiple-Choice-Antwort nicht komplett angezeigt werden kann, so weiß man nie genau was man eigentlich sagt, bis es zu spät ist. Für mich aber das größte Manko: Die Atmosphäre! Man erkennt schon einen deutlichen Fortschritt zum Vorgänger, aber das geht mir nicht weit genug. Viele Spiele haben es vorgemacht, warum sehen die Städte in Oblivion dann stellenweise so enorm unterbevölkert aus? So etwas muss einfach nicht sein. Und auch die Dungeons kommen mir des öfteren recht gleich vor… Dabei wurde es anders versprochen.

king_erni: Ruhig Blut, edler Herr. Haben Sie denn noch nicht Kunde von der großen Pest genommen die anno 2005 durch die Programmierer-Keller fegte? Damals hats doch glatt den kompletten Haufen an Charakterdesignern weggefegt. Da hatten die armen Knechte gar nicht mehr die Gelegenheit, die Charaktergenerierung komplett fertig zu stellen. So hab ich zwar die Möglichkeit, meine Nase in 14 verschiedenen Attributen zu verändern, meine Frisur jedoch kann ich nur im Rahmen der Möglichkeiten eines unterirdischen Dorffriseurs aufmotzen. Pisspottschnitt oder Langhaar-Affe, mehr Auswahl gibt es schon fast nicht. Wenn Lord Oblivion schon mit seiner dicken virtuellen Lanze angeben will, dann sollte er das wenigstens in jeder Hinsicht tun. Was würde denn Honks holde Maid sagen, wenn…

Honk (gereizt): Was?

king_erni: Ach nichts edler Bote, flint?!

flint: Vermutlich beleidigt in der Ecke stehen? Wenn es sie wirklich gäbe.

Zu diesem Zeitpunkt, muss das Interview kurzzeitig beendet werden, da Honk seinen Untergebenen flint durch diverse Räumlichkeiten seiner Burg jagt, sich in vielen Ecken übergibt und flint dazu verdonnert, einmal mehr in seinem Leben, diese Ekligkeiten aufzuwischen

flint: Fertig werter Honk, lasst uns zum Thema zurückkehren. Ich muss Lord "tripple k" zustimmen, wobei ich doch eine gewisse Zeit damit verbracht habe, meinen Charakter zu erstellen. Aber kommen wir nun doch zu den guten Seiten von Oblivion, die sicherlich überwiegen, z.B., Wie schon erwähnt, die ungeahnten Freiheiten. Obwohl die Welt im Vergleich mit dem Vorgänger etwas geschrumpft ist, scheinen die Möglichkeiten wesentlich zahlreicher geworden zu sein. Das stört dieses mal, anders als es in Morrowind der Fall war, allerdings kaum. Dort fühlte sich der eine oder andere Spieler zeitweise doch etwas überfordert, nicht zuletzt, weil das eigentliche Spielziel niemals klar war. Das ist nun anders: Man wird, vorrausgesetzt man möchte dies, sanft an die Welt herangeführt, erhält eine ordentliche Einführung, und weiß immer genau, was man eigentlich zu tun hat.

king_erni: Die Freiheiten sind schon famos. Ich für meinen Teil glaube auch, dass sich Oblivion dadurch am meisten auszeichnet. Es gibt halt überall etwas zu entdecken. Ich wage sogar zu behaupten, dass sich in Oblivion schnell das Flair eines Diablo 2 ausbreitet. Man erwischt sich ziemlich schnell dabei, wie man denkt: Ach, nur noch dieser Dungeon, dann bin ich ein Level weiter und vielleicht bekomm ich ja sogar noch ne bessere Rüstung oder gar ein neues, mächtigeres Schwert. Zu meiner Schande muss ich sogar gestehen, dass ich von der Hauptquest bis jetzt vielleicht gut die Hälfte geschafft hab‘ und mich die meiste Zeit durch irgendwelche x-beliebigen Dungeons gemeuchelt habe. Was im Übrigen auch mehr Spaß gemacht hat, als dem doch etwas uninteressanten roten Faden der Hintergrundgeschichte zu folgen.

flint: Wo Ihr gerade bei der Hintergrundgeschichte seid. Lasst mich zu dieser doch ein paar Worte verlieren. Die kaiserliche Familie soll ausgelöscht werden, irgendjemand hat ein paar Meuchelmörder auf den Kaiser Uriel Septim selbst und auf seine zwei Söhne angesetzt. Die Söhne erwischen diese Unholde auch sogleich, nur der alte Haudegen Uriel schafft es zu entkommen.. Sein Fluchtweg führt durch eine Zelle im Gefängnis und nun werter Honk, ratet einmal, wessen Zelle das ist?

Honk: Ich befürchte ja durch die von dir, was dir Gelegenheit gibt weiter zu plappern.

flint: Ihr seid zu gütig Mylord! Richtig, der Kaiser kommt durch unsere Zelle und somit werden wir befreit, wenn auch nicht ganz gewollt. Wie dem auch sei. Auch der Kaiser kann nicht gerettet werden und nun gibt es keine Thronerben mehr. Deshalb öffnen sich die Tore nach Oblivion nicht gut für die Menschen im Reich. Unser Auftrag ist klar, nicht wahr?

Honk: Ach Gottchen, halt bloß die Kla-… ich meine natürlich: Halt ein! Ich bin ein Metzel-Bär. King_Erni, kann man eigentlich auch ordentlich Gegner verdreschen?

king_erni: Klar, Ihr könnt so ziemlich alles verdreschen was zwei oder manchmal auch mehr Beine hat. Nur sollte man sich gut überlegen, mit wem man sich anlegt. Es interessiert zwar außerhalb der Stadt niemanden, wenn man die olle Ische vom Weinberg vermöbelt, sobald man sich dann allerdings innerhalb der Gemäuer blicken lässt, gibts gleich einen auf die Zwölf. In den Dungeon selbst streunen neben dem üblichen Fantasy-Gesocks wie Skeletten, Ghoulen, Goblins und Zwergen auch spezielle Bossgegner rum, die besonders wertvolle Gegenstände fallen lassen. Die Kämpfe selbst laufen dabei übrigens meist nach Schema F ab: Solange der Gegner noch weit entfernt ist, diesen entweder mit Feuerbällen, Blitzen oder einem stinknormalen Bogen beharken. Im Nahkampf dann immer schon brav blocken und dem Kontrahenten dann im richtigen Augenblick eins mit dem Langschwert überziehen. Timing ist halt alles und genau das macht die Scharmützel dann auch interessant. Wobei man klar sagen muss, das einhändige Waffen hier vorzuziehen sind, da man so ein extra Schild mitführen kann. Dies erleichtert einem das Abwehren von Schlägen eindeutig. Kämpfer die zweihändig unterwegs sind habens da um einiges schwerer. Aber genug aus king_ernis kleiner Waffenschule, flint hat sicherlich noch mehr zu berichten.

flint: Zu gütig junger Sky… äh Erniwalker. Nun, ich habe die meiste Zeit mit dem Bogen verbracht. Insgesamt kann man sagen, läuft der Kampf ganz simpel ab und besonders Fernkampfwaffen lassen sich wie in einem Egoshooter benutzen. Übrigens können benutzte Pfeile später wieder eingesammelt werden. Mit jedem verschossenen Stöckchen erhöht sich dann auch sogleich mein Erfahrungswert am Bogen. Mit dem Verfahren lassen sich übrigens alle Talente steigern, wer viel durch die Welt hüpft wird schon bald ein Akrobatik-Genie sein. Und Steigern muss man seine Fähigkeiten, sonst wird es nämlich nichts mit dem Levelaufstieg.

Honk: Ja interessant, das versteht ja jedes Prinzenkind, Fähigkeiten benutzten, besser werden, Level aufsteigen. Aber noch einmal husch husch zur Technik, was ist mit dem Sound, der Musik?

flint: Ich würde behaupten durchaus gelungen. Auch wenn die Sprachausgabe, dank der Bugs, ab und an mal aussetzt, sind die Sprecher stimmig. Und über den Soundtrack muss meine Wenigkeit wohl nicht mehr viele Worte verlieren. Toll! Niemals ermüdend, niemals unpassend, da haben sich die Erschaffer wirklich selbst übertroffen, oder seid Ihr anderer Meinung, king_erni?

king_erni: Manch einen Sprecher fand ich dann doch etwas zu emotionslos, aber ansonsten bin ich mit der Leistung der Synchronsprecher durchaus zufrieden. Trotzdem ist die Übersetzung, gerade die der Bildschermtexte, für so ein Spiel überhaupt nicht in Ordnung. Vom elenden Abkürzungswahn für Tränke und besonderen Gegenstände mal abgesehen, fehlt manchmal innerhalb der Gespräche einfach die deutsche Übersetzung und der Gegenüber plappert auf Englisch weiter. Allgemein gibt es für meinen Geschmack viel zu viele kleinere Unstimmigkeiten. Da hängen Gegner an Ecken fest oder fallen einem selbst so unglücklich vor die Füße, dass man sich nicht mehr von der Stelle bewegen kann. Neu laden heißt es dann und das nervt schon, wenn man das letzte Mal vor zwei Stunden gespeichert hat. Fehler dieser Art findet man übrigens noch öfters im Spiel vor. So stimmen z.B. die Preise für die Häuser nicht. Für ein Spiel mit einer derart langen Entwicklungszeit wahrlich nicht gerade eine Glanzleistung.

Honk: Genug der Worte, irgendwann müssen wir ja schließlich mal zum Schluss kommen. Was mich noch interessiert: Muss ich in Oblivion immer noch die chinesische Mauer entlang krakseln wenn ich zum nächsten Ort will, oder hab ich jetzt zumindest nen ollen Esel als Gehilfe dabei?

flint: Ohja, das wäre doch fast unerwähnt geblieben. Hier hat Bethesda sich die Kritik der Spieler sehr zu herzen genommen. Zum einen bekommt man schon recht früh im Spiel seinen ersten Gaul. Das einzige Manko: Man(n) kann leider nicht vom Pferd aus kämpfen, wie es z.b. in Mount&Blade möglich ist. Das ist etwas schade und kann auch leicht nervig werden, aber sehen wir darüber großzügig hinweg. Wer möchte, kann die besuchten Orte auch ganz einfach auf einer Landkarte anklicken und wird quasi unverzüglich dorthin teleportiert. Wer das allerdings macht, verpasst das Schönste, die Landschaft.

king_erni: Wie Flint schon erkannt hat, birgt die Schnellreisefunktion auch ein paar Gefahren mit sich. Wer will, kann sich damit nämlich die komplette Atmosphäre Oblivions kaputt machen. Es wird einem schlicht und ergreifend zu leicht gemacht, sich von Stadt zu Stadt fortzubewegen. Einfach auf die Karte klicken und schon ist man da. So verkommt Oblivion schnell zu einem Fastfood-RPG und man verbaut sich selbst die Möglichkeit, mal eben einen Abstecher in das nächste Dungeon zu machen, um dort ein bisserl rumzusauen. Weil aber gerade das den großen Reiz an Oblivion ausmacht, sollte man die Schnellreisefunktion mit großer Vorsicht genießen.

Honk: Wie? Ihr seit fertig? Kaum zu glauben! Danke für die vielen *hust* wichtigen Informationen. Ihr entschuldigt mich dann, ich hab schließlich noch zu tun.

Konrads Fazit:
Dichte Atmosphäre, atemberaubende Grafik, epische Klangkulisse und eine bis auf die Bildschirmtexte und ein paar kleine Aussetzer gelungene Synchronisation. Das alles hört sich nach dem Paradies für Rollenspieler an und Anfangs ist es das auch. Nur hat Oblivion für diese Entwicklungszeit einfach zu viele Macken im Detail. Da stimmt die Wegfindung der Gegner nicht, ist die Hintergrundgeschichte mit neun Stunden Nettospielzeit viel zu kurz und selbst große Städte wirken so wie ein verschlafenes Provinznest.

Alles Fehler, die den Trend hin zur Gameplayoffenbarung klar verbauen und Oblivion in der berühmt berüchtigten B-Note einiges an wertvollen Prozentpünktchen kosten. Im Endeffekt ist Oblivion aber momentan das Rollenspiel mit dem besten Mittendrin-Effekt seit Ultima 7. Dazu gesinnt sich dann noch die große Auswahl an Charakterklassen und die gut durchdachte und logisch nachzuvollziehende Charakterentwicklung. Kurz: Wer Oblivion noch nicht gespielt hat ist entweder kein Rollenspieler oder hat die passende Hardware einfach nicht zur Hand. Letzteres braucht es dann schon, um wenigstens annähernd in den Genuss der Grafikpracht zu kommen.

Meine Wertung: 8.8

Jans Fazit:
Was bleibt mir da noch hinzuzufügen? Die Konkurrenz wirds enorm schwer haben mit Bethesdas Meisterwerk mitzuhalten, soviel steht schon mal fest. Trotzdem ist Oblivion für mich nicht der erwartete Überflieger. Vielleicht waren auch meine Erwartungen einfach zu hoch. Wie „tripple K“ schon erwähnte, steckt der Fehlerteufel im Detail, alles Sachen die nicht hätten sein müssen. Aber da hoffe ich auf entsprechende Patches, meintwegen auch für die X-Box-Junkies.

Meine Wertung: 8.5

Red Steel – Erste Nintendo Revolution Screens!

Erste (als In Game Grafik bestätigte) Magazinscans zu Red Steel, einem Launchtitel für die Nintendo Revolution, sind veröffentlicht worden. Der Shooter von Ubisoft Paris (Prince of Persia, Ghost Recon, Far Cry Instincts…) macht darauf einen fantastischen Eindruck. Wenn DAS die Grafik ist, die wir auf der angeblich so unterlegenen Revo erwarten dürfen, werden die Argumente für eine Xbox und PS3 immer dürftiger.