Nach dem Erscheinen <a href="http://futurezone.orf.at/it/stories/235576/" target="_blank">dieses Berichts der ORF Futurezone</a> herrschte im Wiener Spielerlager Ratlosigkeit und im gesamten deutschsprachigen Raum Spott für die vermeintlichen Jugendschutzideen der Stadt Wien. Die im Bericht zitierte Vorgehensweise hätte schlussendlich den Verbot von Importware mit sich gebracht. Wir traten deshalb in Kontakt mit der zuständigen Stadträtin Grete Laska und baten um Klärung. Hier das Ergebnis im Wortlaut.
Unsere Frage
Sehr geehrte Frau Laska,
ich bin 22 Jahre alt und Videospieler. In der ORF Futurezone ist mir ein Bericht untergekommen, wonach sie im Jänner ein Gesetz für die Stadt Wien einbringen werden, wonach der Verkauf von Spielen verboten sein wird, die keine PEGI-Alterslennzeichnung haben. Nun besitze ich mehrere Importe aus Japan und den USA, die zwar kein Fünkchen Gewaltdarstellung in sich tragen (und deshalb nicht einmal in den Träumen konservativster Jugendschützer gefährlich sein könnten), gemäß dieser Art Jugendschutz aber nicht mehr in Wien verkauft werden dürfen. Das Gesetz würde angesichts globaler Einkaufsmöglichkeiten (und der Möglichkeit, dass sich selbst 10-jährige jedes unerhältliche Spiel einfach illegal aus dem Internet herunterladen) natürlich nur eines tun: Die ohnehin bereits spärlich gesäten Spielehändler in Wien treffen und den Komfort tausender hier angesiedelter Spieler einschränken.
Wie gedenken Sie, diesen entmündigenden Unsinn erwachsener Bürger zu verhindern?
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Schaffer
Chefredakteur von Rebell.at
Die Antwort
Sehr geehrter Herr Schaffer!
Nach einem Amoklauf an einer deutschen Schule mit Toten gab es auch in Wien von einigen Parteien und Medien die Tendenz, diese Tat auf den Konsum von Computerspielen mit Gewaltgehalt zurückzuführen, und der Ruf nach Verboten wurde laut. Ich selbst – ich bin vom Ursprungsberuf Pädagogin – halte als Mutter von vier Kindern und als Politikerin relativ wenig von Verboten – Verbotenes ist immer besonders reizvoll. Ich setze daher auf Information und Aufklärung und auf die sachliche Auseinandersetzung. Daher habe ich eine Expertenrunde eingeladen, gemeinsam mit VertreterInnen aller Parteien Überlegungen zu diesem Thema anzustellen. In dem Gremium waren u.a. JugendpsychologInnen und -psychiater, Gamer und die Spieleindustrie, die größtes Interesse an einem positiven Image hat, vertreten. Ich verfolge keineswegs das Ziel, Menschen zu entmündigen, sondern möchte einen kritischen und selbstbewussten Umgang mit Medien ermöglichen. Dennoch gilt im Jugendschutzbereich für Computerspiele nichts anderes als für andere Spiele, Bücher oder Filme – wichtig ist, dass wir alle miteinander dafür Sorge tragen, dass Inhalte altersadäquat vermittelt werden.
Nun konkret zu Ihrer Frage: Es gibt offene Fragen betreffend Spiele, die auch zukünftig voraussichtlich keine PEGI-Auszeichnung haben werden – und zwar Spiele, die von Non-Profit-Vereinen erstellt und zur Verteilung gebracht werden, sowie Spiele, die aus den USA und aus Japan importiert werden. Es wird daher Mitte Dezember eine neuerliche Sitzung der ExpertInnen geben, die u.a. auch prüfen, wie der Umgang mit importierter Ware aus den USA und aus Asien gehandhabt werden kann. Regelungen hinsichtlich jener Inhalte, die aus dem Internet heruntergeladen werden können, sind meiner Ansicht nach zumindest auf europäischer Ebene zu diskutieren, nicht jedoch im lokalen Bereich.
Mit freundlichen Grüßen
Grete Laska
Vizebürgermeisterin und Landeshauptmann-Stellvertreterin
Amtsführende Stadträtin für
Bildung, Jugend, Information und Sport