Spate: Spielbarer Absturz im Absinthrausch

Die Reise in Bluths Innenleben führt durch surreale Umgebungen.
Die Reise in Bluths Innenleben führt durch surreale Umgebungen.

Mitte 2012 wollte Eric Provan auf Kickstarter 12.000 Dollar haben, um einen „2,5D-Platformer“ mit Steampunk-Szenario fertig zu entwickeln Mit etwas 14.430 Dollar wurde die Angelegenheit eine eher knappe Sache. Nach über einem Jahr Verzögerung ist Spate nun fertig.

Detective, übernehmen Sie

Der Spieler übernimmt in dem Titel die Rolle von Detective Bluth, einem Ermittler auf der Jagd nach einem Geschäftsmann. Dieser hält sich in der „Xzone“ auf, einer einst wunderschönen Insel, die nach seltsamen Vorgängen zur verbotenen Zone wurde.  Wind, Regen und surreale Landschaften prägen die Umgebung, während man bald sehr viel mehr als bloß eine Person sucht.

Man trifft einen seltsamen, doch freundlichen Roboter, erforscht immer mehr und mehr den Hintergrund der Zone und taucht tief ins Seelenleben des Protagonisten und einer Familientragödie ab. Diese hat Bluth seelisch zerrüttet und ihn zum Absinth getrieben. Die „grüne Fee“ führt man sodann auch komfortabel in einem Fläschen mit sich und darf sich jederzeit an ihrer Wirkung erfreuen.

Neben allerlei surrealen Landschaften
Neben allerlei surrealen Landschaften…

Kein spielerisches Innovationswunder,…

An dieser Stelle sei vorausgeschickt: In Sachen Spielmechanik ist Spate kein Innovationswunder. Vielmehr beinhaltet der Titel durchwegs klassische Elemente des Genres, die von Geschicklichkeitseinlagen bis hin zu einfachen, physikbasierten Rätseln reichen. Auch der Schwierigkeitsgrad liegt eher niedrig.

Geübte Spieler werden maximal an zwei bis drei Stellen vielleicht kurz ein Problem haben und bereits nach anderthalb bis zwei Stunden am Ende angelangt sein. Andererseits freilich kostet der Titel auch nur zehn Dollar oder aktuell 7,23 Euro.

...trifft man auch auf skurrile Gestalten.
…trifft man auch auf skurrile Gestalten.

…aber umwerfend atmosphärisch

Doch was in dieser Zeit geboten wird, ist einmalig und macht das Spiel zu einem Indie-Highlight des jungen Jahres. Alle Umgebungen sind enorm liebevoll gestaltet, prächtige Farbenspiele verstärken die melancholische Atmosphäre. Vom Stil her wirkt Spate wie ein eigenwilliges Crossover aus Bioshock und Machinarium. Und selten hat man ein Game erlebt, das mit Unschärfeeffekten, Scrolling, Perspektivenwechseln und gelegentlichen Kamerafahrten ein derart starkes Gefühl für Größe und Dimension transportiert.

Auch in puncto Vertonung bietet das Spiel hohes Niveau. Die regelmäßigen Erzählungen wirken professionell und sind meist sehr passend vertont. Alle Geräusche fügen sich gut ins Gesamtbild ein. Untermalt wird das Geschehen von einem Cello-lastigen Soundtrack, der nicht nur extrem gut die melancholische Grundstimmung transportiert, sondern ganz generell großartig ist. Dass man abschnittsweise auch mal einfach nur dahingeht, fällt angesichts der enormen atmosphärischen Dichte nicht auf.

Kaufen, kaufen, kaufen

Wer die zehn Dollar auf der Kante hat und sich von grandios inszenierten Titeln wie Limbo oder Braid angesprochen fühlt, darf Spate getrost als Pflichtkauf betrachten. Allen anderen Genrefans sei der prachtvolle, spielbare Absinthrausch ebenfalls nahegelegt. Denn man muss es einfach so sagen: Spate ist ein künstlerisches Meisterwerk, das man nicht verpassen sollte.

Spate: Trailer

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