All praise Ogotai, Eater of Children

Wie lange hab ich jetzt auf Dominions 3 gewartet? Mittlerweile sind etwas über 1 1/2 Jahre seit der Veröffentlichung des Vorgängers verstrichen. Nun, was erwartet man sich vom Nachfolger des wahrscheinlich besten Rundenstrategiespiels nach Heroes of Might and Magic 2? Nun, man erwartet sich mehr Einheiten, mehr Nationen, mehr Zauber, mehr Helden und eine bessere Grafik – fast alles haben die Leute von Illwinter mit diesem Titel erfüllt, immerhin bekommt man Angst, wenn man das Handbuch auch nur aus der Ferne betrachtet.

Den Screenshots nach zu Urteilen hat sich nicht viel getan: Die Farben haben sich verändert und die Grafik sieht schrecklicher aus als zuvor, aber das täuscht. Ok, die Grafik ist wirklich mies, ich kann mir nicht erklären warum, aber irgendwie hat man es bewerkstelligt, eine wirklich grauenhafte Optik (im Vergleich zur teilweise recht ansehnlichen) des Vorgängers zu erstellen. Die Erkläung dafür ist aber sehr einfach – in Dominions 2 waren die Karten vorgefertigt und handgezeichnet, jetzt werden sie zufällig generiert. Die vorgefertigten Szenarien in diesem Spiel sind ebenfalls händisch erstellt und sehen optisch auch ganz brauchbar aus. Soviel dazu, aber worum gehts?

Schon während dem Spielstart fällt auf, dass das Spiel diesmal in drei Zeitspannen eingeteilt ist – während sich die erstere vorrangig mit Magie und nachrangig mit konventionellen Kämpfen beschäfigt, ist es in der dritten Periode genau umgekehrt und die zweite hält die Waage.

Für meinen Geschmack bevorzuge ich die erste Periode, da sie von der Spielmechanik bis auf wenige Ausnahmen stark an den Vorgänger erinnert. Es stehen zu Beginn übrigens einige verschiedene Fraktionen zur Verfügung – die maximale Spielerzahl wurde zugleich von 17 auf 21 erhöht. Die Qual der Wahl ist also noch schlimmer, schon im zweiten Teil ist die Auswahl mit 17 Fraktionen nahezu grenzenlos gewesen – das Interessante ist, dass die Balance trotz der vielen Nationen immer noch recht gut stimmt – grobe Ungleichgewichte gibt es im ersten Zeitalter keine, in den späteren Perioden ist Ermor mit seinen untoten Legionen allerdings ziemlich übervorteilt, nach einem längeren Spiel kommt es schon mal vor, dass man weit über 20.000 (!!!) Einheiten und hunderte Kommandaten gleichzeitig in der selben Streitmacht hat – in einem normalen Spiel sind Armeen mit 500 bis 1000 Einheiten und 10 Kommandern normalerweise schon extrem selten, aber hier hat man sich wohl etwas verschätzt. Es kann ja nicht sein, dass das berechnen eines Kampfes teilweise über 2 Stunden (!!!) dauert – und das bei einem flotten Rechner.

Wenn man sich nun endlich für seine Fraktion entschieden hat, geht es an das Erstellen des Gottes – hier kommen auch wieder viele neue Auswahlmöglichkeiten dazu. Von einfachen Obelisken bishin zu riesigen Tintenfischen oder Drachen ist für jeden etwas dabei.

Eine interessante Neuerung ist der Zeitpunkt des Erwachens der Gottheit. Man kann zwischen einem und drei Jahren Verzögerung für das Erwachen einstellen und erhält dafür einen ordentlichen Batzen Generierungspunkte. Der Gott steht so am Anfang nicht zur Verfügung, man kann also nur gewöhnliche Helden zum Kommandieren der Armee verwenden, aber hat wie gesagt den Vorteil der zusätzlichen Punkte, welche man zB in einen noch mächtigeren Avatar investieren kann.

Los gehts in einem zufällig generierten Spiel mit einer mehr oder weniger gläubigen Provinz (je nach Einstellung des Dominion, immerhin erhält man nicht gerade wenig Generierungspunkte dazu, wenn man sich einen Haufen ungläubiger als Untertanen aussucht), dem Pretender God (sofern er bereits erwacht ist) und einer handvoll Einheiten und im Schnitt zwei Kommandern.

Wirtschaftlich und militärisch gesehen funktioniet Dominions 3 genauso wie sein Vorgänger, also im Grunde sehr simpel. Man produziert Vorräte, welche die Truppen versorgen und erhält Gold in Form von Steuereinahmen. Mit Gold und Vorräten lassen sich Einheiten und Kommandanten rekrutieren. Irgendwo logisch ist natürlich auch: mehr kontrollierte Provinzen gleich mehr Einnahmen, also gilt es natürlich gnadenlos zu expandieren.

Weil das aber alles recht langweilig wäre ist natürlich die Stärke des Glaubens an den Gott entscheidend, diese wird durch Kerzen (weisse für Gläubige und schwarze für Gläubige eines anderen Gottes) dargestellt entscheidend ist hierbei die Anzahl der Kerzen – etwas unübersichtlicher als die unterschiedlich lange Kerze aus dem Vorgänger.

Was man auf den Bildern nicht sehen kann, ist die Vertonung – die Musik selbst ist zwar wieder mittelalterlich und altbekannt, die Qualität ist allerdings um längen besser als im Vorgänger. Man kann die Hintergrundmusik getrost mehrer Stunden am Stück hören, ohne aus den Ohren zu bluten. Aber seien wir uns ehrlich – irgendwann geht die Musik in jedem Spiel auf die Nerven. Insbesondere bei rundenbasierenden Spielen, welche man gut mal über 2 oder 3 Wochen mit Freunden am Abend spielt, tritt dieser "Ich kann die verdammte Hintergrundmusik nicht mehr hören"-Gedanke relativ schnell auf, besonders beim Einschlafen wirds dann interessant: Man hört noch immer das Gedudel, das ist echt nervtötend.

Es wird Zeit, dass man sich hierfür eine Lösung einfallen lässt – schliesslich gibt es ogg audio und mp3 nicht erst seit gestern. Bei den etwa 550 MB, die Dominions 3 auf der CD belegt, hätte man ruhig mal ein bisschen mehr Musik draufpacken können – klar, die muss irgendwer komponieren, aber wer ein fast 300-seitiges Handbuch zu verfassen und 1500 unterschiedliche Icons für Einheiten zu malen und sich dann noch etwa 600 verschiedene Zauber ausdenkt, sollte dafür wohl Zeit haben.

Schade nur, dass der dritte Teil der Reihe auch wieder so enorm Komplex wie sein Vorgänger ist, wie gesagt, die Unterschiede selbst sind nicht sonderlich groß. Der Durchschnittsspieler wird wohl eher Heroes of Might and Magic bevorzugen – vom taktischen Standpunkt ist aber sicher Dominions 3 besser als Heroes 5 – auch wenn man das ganze nicht direkt miteinander vergleichen kann, immerhin kann man bei Dominions 3 schon wieder nicht aktiv in die Kämpfe eingreifen sondern nur vorher einstellen, was die Einheiten tun sollen – es gleicht also mehr Risiko als Heroes.

Zusammenfassend kann man sagen: wer Dominions 2 hat, braucht für Dominons 3 kein Geld auszugeben, zumal mir der Preis mit über 50 Dollar schon ziemlich happig erscheint. Vielleicht wird der vierte Teil (oder ein ganz neues Spiel) etwas weniger kompliziert, immerhin konzentriert sich das Spiel viel zu viel auf taktische Aspekte und zu wenig auf den Kampf selbst – ich will endlich auch bei Dominions in den Kampf eingreifen!

Cool? Dann erzähl doch anderen davon! Danke! :)