…we salute you!" – Treffender als AC/DC könnte selbst die PR-Abteilung von Activision die Zielgruppe von Guitar Hero 3 kaum beschreiben. Und auch für diesen Artikel gilt: alle unter euch, die gerne abrocken, sind dazu eingeladen, an dieser Stelle weiter zu lesen, für den Rest gilt: "[…]whimps and posers leave the hall[…]" (Manowar – Metal Warriors).
Schlagartig offenbart das harte Licht der Spots die angespannt wartende Masse in der Halle. Alle stehen sie da und warten, bereit alles für diesen Abend zu geben, sich bis zum Kollaps der Musik hinzugeben. Noch ist nur der Bühnenvorhang zu sehen, doch dahinter, das ist gewiss, stehen sie, die Götter, die Legenden des Rock. Nur noch Sekunden trennen die treuen Fans von ihren Angebeteten. Doch die Sekunden scheinen sich wie eine Ewigkeit über das Geschehen zu legen. Doch plötzlich: Es knallt. Der Vorhang fällt, die ersten Töne sind zu hören und die Masse rastet aus. Wild im Takt werden Köpfe geschwungen, Schulter rasselt an Schulter. Die ersten Reihen verwandeln sich in einen Hexenkessel, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint. Wie das Meer einem eigenen Rhytmus zu folgen scheint, so bewegen sich auch die Horden von Fans wie eine Welle zum Takt der Musik. Der Sänger setzt an: "Late at night all systems go / You have come to see the show / We do our best You’re the rest / You make it real you know / There is a feeling deep inside / That drives you fuckin‘ mad / A feeling of a hammerhead / You need it oh so bad" (Metallica – Whiplash).
Es ist dieses Gefühl, was seit Jahrzenten Fans auf Konzerte treibt. Hier geht es darum, seinen Körper der Musik hinzugeben, sich gehen zu lassen und dabei seine Helden abzufeiern. Das ist es, was Rockkonzerte zu einer Art Sucht macht. Nur eins wünscht ihr euch als Fan sicherlich noch mehr als das nächste Konzert eurer Lieblingsband: ihr wollt einmal selbst da oben stehen, einmal selbst eure eigenen Fans im Moshpit sehen, Riffs aus der Gitarre schütteln, die Wände einreißen, eure Untergeben rumkommandieren, anfeuern und die Stimmung überkochen lassen. Es gibt nur einen Haken an der Sache und da wären wir mal wieder bei AC/DC: "It’s a long way to the top, if you wanna rock’n’roll" Wollt ihr diesen beschwerlichen Weg nicht gehen, kauft euch einfach Guitar Hero 3.
Das Spielprinzip dürfte mittlerweile ja bekannt sein. Ihr habt eine Plastikgitarre samt fünf bunter Knöpfe am Hals und einer Wippe am Corpus. Dieses außergewöhnliche Exemplar von Eingabegerät ist also eure Ersatzgitarre. Nun ist euer Rhytmusgefühl und eure Fingerfertigkeit gefragt. Auf dem Bildschirm werden in unterschiedichen Tempi die verschiedensten Farbkombinationen abgebildet. Ihr müsst diese nun möglichts exakt nachspielen. Je nach Schwierigkeitsgrad – insgesamt gibt es vier verschiedene Modi – werden dabei die Kombinationen schwerer und auch das Tempo höher. Dazu kommt, dass ihr auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad nur drei Tasten gleichzeitig bedienen müsst, auf dem höchsten jedoch fünf Tasten gedrückt werden wollen. Guitar Hero 3 fängt also leicht an, zieht dann jedoch recht schnell den Schwierigkeitsgrad an.
Das ist jedoch zuerst Nebensache. Wie im Rockbusiness üblich fangt ihr als kleine Garagenband an und arbeitet euch dann zur wahren Rocktitanen hoch. Auf dem Weg bis ganz oben müsst ihr aber auch wahre Legenden besiegen. Slash, ehemals Gitarrist von Guns’n’Roses ist dabei genau so neidisch auf euren Erfolg wie Tom Morello von den inzwischen wiedervereinten Rage Against the Machine. Seid ihr dann auf der Spitze des Rockolymp angekommen müsst ihr nur noch Lou aus dem Weg räumen ehe ihr euch an der Gitarren-Ornanie "Through the Fire and Flames" von DragonForce versuchen dürft.
Bei Guitar Hero ist die oberste Maxime auf diesem Weg: "Nur Übung macht den wahren Meister". Wer glaubt, jeden Song auf anhieb perfekt spielen zu können, wird schnell disillusioniert. Zu Anfang dürfte man mit dieser Praxis noch Erfolg haben. Spätestens bei "Reign in Blood" von Slayer wird aber deutlich, das nur der weiterkommt, der die Notenabfolge im Blut hat. Sonst werden beim Refrain die Buh-Rufe lauter als das Gitarrenspiel und das Konzert wird jäh unterbrochen. Wie gut ihr spielt, wird euch immer anhand einer Statusanzeige präsentiert. Ist diese im grünen Bereich ist alles okay und ihr müsst euch keine Sorgen machen, sobald ihr jedoch im wahrsten Sinne des Wortes nur noch rot seht, solltet ihr schnellst möglich besser spielen, sonst ist euer Gig vorzeitig zu Ende.
Schreiende Fans, ein tobender Mishpit, cooles Gepose, lautstarke Chöre im einem übervollen Stadion. Bis ihr das alles erleben dürft, werdet ihr des Öfteren eure Gitarre gegen die Wand geschmissen haben. Guitar Hero 3 belohnt klar den fleisigen Spieler, der wird dafür aber ein sehr intensives und unvergleichliches Spielerlebnis haben. Schließlich ist das Spielerlebnis auch im dritten Anlauf nicht minder imposant als bei seinen Vorgängern. Einzig der Aha-Effekt lässt etwas nach, da können auch freispielbare Bonussongs sowie neue Gitarren und Outfits nichts dran ändern.
P.S.: Natürlich hängt die Motivation, Guitar Hero 3 zu spielen, stark von den verfügbaren Songs ab. Eine Liste dieser findet ihr <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Guitar_Hero#Guitar_Hero_III:_Legends_of_Rock" target="_blank"> hier bei Wikipedia.</a>