"JoHo Piraten, JoHo!". Tschuldigung, aber wer wäre nicht gerne ein Pirat von uns? Auf einem großen Schiff mit vielen anderen "netten" Leuten, einem großzügigem Captain und einem herzallerliebstem Papageien. Dazu immer schönes Wetter, da man sich ja in der Karibik oder sonst wo auf einer schmucken Insel befindet. Hört sich doch gut an, oder? Naja ganz so ist es dann wahrscheinlich nicht gewesen. Wie es dann war, wird uns auch nicht Pirates! bis ins letzte Detail verraten, allerdings wird sich schnell zeigen, dass das Piratenleben kein Zuckerschlecken oder vielmehr Rumsaufen war. Allerdings wird viel Klischeehaftes aufgegriffen, da die Jungs von Firaxis nicht wirklich Wert auf ein authentisches und historisch wertvolles Szenario legen wollen, sondern mehr den Spaßfaktor hervorheben.
Fangen wir erstmal am Anfang an: Ihr schlüpft, wie sollte es auch anders sein, in die Rolle eines Piraten. Dieser wird zuerst, wie in einem Rollenspiel, erstellt. Ihr wählt das Aussehen und könnt zudem noch Fähigkeitspunkte verteilen. Ob ihr nun besser im Duell, Schiffkampf, Navigation oder sonst irgendetwas sein wollt ist ganz euch und eurer Spielweise überlassen. Dann noch schnell eine der vier Nationalitäten ausgesucht und schon könnt ihr in See stechen.
Wenn die Charaktergeneration abgeschlossen ist, wird der Spieler, nicht wie im ersten Teil völlig auf sich selbst gestellt sein, sondern erhält einige Ratschläge, sowie Vor- und Nachteile, für den jeweiligen Weg eines Piraten. In Pirates! werdet ihr nämlich einen Haufen Freiheit erleben. Ganz nach der Philosophie der Piraten, die waren ja schließlich auch frei. Dass ihr in kaum einer Hinsicht eingeschränkt seid, kann man schon an der Spielzeit, die eben nicht beschränkt ist, sehen. Wenn ihr euer Piratenleben nach 20 Minuten an den Nagel hängen wollt – bitte sehr! Wollt ihr in jahrelanger Arbeit euch ein Imperium mit einem Kapitän aufbauen – auch das ist möglich. Auch die Art und Weise, die Härte eures Vorgehens und gegen wen ihr euch richten wollt, ist völlig euch überlassen. Natürlich könnt ihr nicht den ganzen Tag schöne Frauen und Rum zu euch nehmen, ein bisschen was müssen auch die Piraten für ihren Spaß tun.
Und zwar: Plündern! Das hört sich nicht nur nach harter Arbeit an, das ist es auch. Ihr befindet euch also mit eurem Kahn auf hoher See und plötzlich kommt euch ein anderes Schiff entgegen.
An diesem erkennt ihr woher es kommt, wohin es fahren will und an den Fähnchen die Stärke des Schiffes, samt Besatzung. Ist Letzteres für euch kein Problem, geht es los zum Angriff. Schon bei den Schiffgefechten wurde einiges getan. Die neue Technik macht’s möglich. Ihr könnt eure Schüsse jetzt richtig gezielt platzieren. Ob ihr nun die Besatzung, die Steuerelemente, die Kanonen oder das Schiff selber mit den schweren Kugeln beschießen wollt, will gut überlegt sein. Ist es vollbracht und eure Mannschaft ist bereit zum Entern, kann es auch schon weitergehen mit der Plünderung. Ihr findet euch dann auf dem Deck des Gegners wieder und kämpft dort dann gegen den Kapitän des Schiffes. Mit vielen verschiedenen Attacken und Bewegungen setzt ihr dem Möchtegern-Piraten richtig zu. Zusätzlich ist auch fast die gesamte Umgebung nutzbar. Specialmoves könnt ihr mit Treppen, Seilen und Eimern ausführen, wenn ihr gerade neben einem benutzbaren Gegenstand steht.
Ziel der ganzen Säbelschwingerei ist es den anderen Captian von Bord zu stoßen. Aber nicht nur auf dem Schiff wird mit den scharfen Schwertern rumhantiert. Auch an Land kann es zu Auseinandersetzungen kommen. Da alle Inseln komplett betretbar sind, könnt ihr euch auch in deren Städten umschauen, wenn ihr diese nicht erst infiltrieren müsst. Beispielsweise könnt ihr an Land euch in eine Taverne setzen, welche vor allem als Informationspunkt dient. Hier bekommt ihr neben neuen Quests auch zum Teil Schatzkarten zugesteckt. Diese sind zu Anfang, bis auf die Umrisse der Insel, leer. Wenn ihr aber mit Leuten in Verbindung setzt bekommt ihr immer mehr Informationen, wo denn der Schatz liegen könnte. Die Inselumrisse von der Karte, müsst ihr dann nur noch mit denen von eurer Weltkarte abgleichen, sofern ihr schon sehr viel entdeckt habt, und der wertvolle Fund gehört schon bald euch. Zudem ist die Schenke der perfekte Anlaufpunkt für neue Crewmitglieder.
Allerdings ist die Taverne nicht der einzige interessante Platz für einen Piraten. Auch ein Schiffsshop steht euch zur Verfügung. Hier könnt ihr eure Schiffe reparieren und upgraden. Bei einer Flotte mit bis zu acht Schiffen ist es sehr wichtig die richtige Abstimmung zwischen schnellen und starken Booten zu schaffen, um Erfolg zu haben. Upgrades für nahezu alle Teile des Schiffes stehen euch dann zur Verfügung, die aber alle sehr viele Goldmünzen kosten werden. Was also tun? Den Mist, den ihr von anderen Schiffen erbeutet habt, beim nächsten Händler so schnell es geht loswerden.
So ganz ohne Politik geht es auch bei den Piraten nicht. Das zeigt uns, dass es im Spiel eine wichtige Person, den Gouverneur, gibt. Bei diesem holt ihr euch die neuesten weltlichen Informationen darüber ein, wer gerade wieder mit wem im Krieg ist und so weiter und so fort. Ihr könnt aber auch euer Prestige bei dieser politischen Instanz durch einige "Gefallen" steigern. Nicht nur, dass ihr dann mehr Informationen und bessere Aufträge bekommt, wer sagt denn, dass es schlecht ist einen Militär- Oberbefehlshaber als Freund zu haben?
Frauen werden bei all dieser Action fragen, wo da die Liebe bleibt? Alle Männer die jetzt in lautes Gelächter ausbrechen, können sich wieder gepflegt hinsetzen und nichts mehr sagen. Ja auch Liebe spielt eine Rolle in Pirates!. Aber statt Macho-Sprüchen oder Geschenken müsst ihr doch nur tanzen. Und wir alle lieben doch tanzen oder? (Reite ich mich gerade noch weiter rein?) Mal im Ernst: Wenn ihr euch langsam mit der Gouverneurs Tochter angefreundet habt, werdet ihr irgendwann auf einen Ball eingeladen. Hier müsst ihr all euer Können auf die Tanzfläche bringen. Die Abfolge hört sich erstmal gar nicht so schwer an, da ihr der Frau alles nachtanzen müsst. Allerdings gibt sie nur kleine Hinweise vor, welcher ihr nächster Schritt sein wird und ihr müsst prompt darauf reagieren. Tut ihr dies nicht, seid ihr nicht, wie gewünscht, John Travolta, sondern hampelt ziellos durch die Gegend, wahrscheinlich wie die meisten an einem Samstagabend betrunken in der Disco. Witzig ist das schon, aber leider uneffektiv. Aus der großen Liebe wird dann erstmal nichts.
So, jetzt aber mal wieder ein bisschen Action! Das Infiltrieren einer Stadt, wurde zwar angesprochen, aber noch nicht ganz ausgeführt. Wollt ihr also in eine befeindete Stadt rein, müsst ihr das entweder leise machen oder gleich die ganze Stadt umhauen. Ersterer Weg ist nicht einfacher als der Zweite. Ihr schafft es irgendwie durch die Tormauern, müsst euch dann aber gut von allen Lichtern in der Stadt fern halten, und irgendwie unbemerkt zu euren Kontaktmännern kommen. Diese geben euch dann weitere Instruktionen. Alle Kontaktmänner gefunden und alles ausgeführt, kann schon bald die Stadt euch gehören. Müsst ihr allerdings zu härteren Mitteln greifen, holt ihr eure Kanonen und Musketen und… Attacke! Aber warum alleine wenn es auch zusammen geht? Auf jeder Insel gibt es natürlich auch die guten, alten, unverstandenen und nicht respektierten Eingeborenen. Aber auch die wissen sich zu wehren. Also schlagt ihr euch kurzer Hand auf deren Seite und ein, zwei "Gefallen" später seid ihr auch schon dicke Freunde. Dann müsst ihr nur noch kurz anklopfen und sagen, dass ihr mal gerade eben diese und jene Stadt auf der Insel dem Erdboden gleich machen wollt und schon kann der Spaß losgehen. Mit den Eingeborenen im Rücken ist das ganze Prozedere gleich viel einfacher zu meistern.
Aber es gibt auch die Kehrseite der Medaille, die bei der ihr euch aus der Stadt rausschleichen müsst. Verliert ihr nämlich mal einen Kampf, ob auf See oder Land, seid ihr nicht etwa Game Over, nein so etwas gibt es bei einem freien Spiel nicht. Allerdings wird euch für 6 Spielmonate kurzer Hand die Freiheit genommen. Ab in den Kerker heißt es dann. Wenn ihr kein Lust habt ein halbes Jahr in einem verdreckten, siffigen, kleinen Loch zu wohnen und es wahrscheinlich noch mit drei anderen Verbrechern zu teilen, dann müsst ihr einfach ausbüchsen. Das läuft genauso ab wie das Infiltrieren nur eben anders herum. Ihr müsst auch hier Lichtern, Wachen und Bewohnern ausweichen und heil aus der Stadt entfliehen. Gelingt euch dies, geht das Spiel fast von neuem los. Ihr müsst euch ein neues Schiff organisieren und auch eine neue Crew zusammenbasteln. Ja das klingt nicht nur lästig, das ist es auch, deshalb lieber aufpassen, mit wem ihr euch anlegt.
Durch das ganze Spiel zieht sich ein herrlich detaillierter 3D-Comicstil, der durch die hübschen Animationen und sehr schicken Texturen noch jeden in seinen Bann reißen wird. Auch das wichtigste Element, das Wasser, auf dem ihr euch einen Großteil des Spiels befinden werdet, ist durch neue Effekte und realistische Physik sehr glaubwürdig dargestellt. Die Wetterumschwünge, wie ein Gewitter kombiniert mit einem Sturm oder Sonneschein mit sehr ruhiger See, sind nicht nur spielerische zu unterscheiden, sondern verwöhnen eure Augen mit tollen Licht- und Wassereffekten. Die Charaktere sehen auf den ersten Blick direkt sympathisch aus und vor allem so wie man sich Fantasy-Piraten vorstellen würde.
Das Charakterdesign passt also auch schon. Die Kampfsequenzen werden durch die tollen Animationen zu einen packenden Kampferlebnis, gerade wenn ihr zu einem Specialmove ansetzt. Viel Abwechslung an Farben und Texturen können wir uns allerdings nicht vorstellen, da wir uns in der Karibik befinden und Wasser sieht nun mal aus wie Wasser und Inseln können farblich auch nicht großartig variieren. Aber man wird sehen, was Firaxis sich noch alles überlegen wird.
Zusammengefasst kann ich nur sagen, dass ich mich schon sehr auf Pirates freue. Die Features hören sich alle schlüssig und vor allem motivierend an. Da die Spielzeit in keinster Weise begrenzt ist, ist eigentlich jeder Spielertyp angesprochen. Ob das Spiel allerdings nach 100 Stunden Spielzeit immer noch motivierend ist, wird man sehen. Die zahlreichen Minispielchen, Schatzsuchen und Kämpfe wirken allerdings schon sehr interessant. Dazu kommt noch, dass mir persönlich der Comicstil sehr zusagt und mich sogar ein wenig an Monkey Island erinnert, fragt mich aber nicht warum. Ein abschließender Satz: Pirates! wird den Fakten nach hoffentlich ein würdiger Nachfolger für den ersten Teil. Jo Ho Piraten! Jo Ho!