Das Wikingervolk gehört wohl zu den Völkern, bei denen Alkohol schon vor Jahrhunderten regen Zuspruch fand. Während die Frauen zuhause schuften mussten und ihnen die Kinder noch nebenbei auf die Nerven gingen, waren die Männer auf hoher See unterwegs um an unbekannten Orten anzulanden und die dortige Bevölkerung auszurauben. Nach erfolgreichem Raubzug mit anschließendem Abhauen auf das offene Meer wurde natürlich, zur Feier des Tages, gesoffen. Aber auch auf Schiffen sind Alkolenker ein Problem und so kommt es, dass auch nach jüngstem Raubzug der Steuermann dermaßen blau war, dass er das Schiff in unbekannte Gewässer lenkte. Das alles bekommen die tapferen Wikinger erst mit, als es am nächsten Morgen kracht weil das Schiff an den Klippen einer tropischen Insel zerschellt ist, der Kapitän entführt und sämtliche Beutestücke geklaut wurden. Auch wenn die Wikinger vorerst nicht genau wissen, was sie machen sollten, kommt ihnen nach dem üblichen morgendlichem Saufgelage die Idee: Wenn sie schon an unbekannten Inseln gestrandet sind, dann sollte man die dortige Bevölkerung, die sowieo nur aus ein paar Wilden mit Knochen in der Nase besteht, auch kräftigst ausrauben. Natürlich wollen sich die Wilden das nicht ohne Gegenwehr gefallen lassen, aber einen Nordmann halten derartige Lapalien nicht auf – in den Krieg, Männer!
Zu bauen gibt es in Tribal Trouble nicht viel. Sowohl die Ureinwohner als auch die Wikinger haben drei verschiedene Gebäudetypen, die bei beiden Völkern den selben Zweck erfüllen.
<li>Das Wohnhaus: Schickt zwei oder mehr eurer Männer hinein und sie werden beginnen sich auf wundersame Weise wie die Karnickel zu vermehren. Wie diese Art der gleichgeschlechtlichen Vermehrung funktioniert, wird – und soll (Igitt!) – uns immer ein Rätsel bleiben. Unnötig zu erwähnen, dass sich höhere Zahlenl an Männern schneller vermehren.</li>
<li>Die Schmiede: Schickt hier alle Männer hinein, die ihr vorher in eurem Wohnhaus gezüchtet habt, um sie für Ressourcenabbau, Waffenerzeugung und den Einsatz als Krieger einsetzen zu können.</li>
<li>Der Turm: Eine hervorragende Art, Gegner zu blockieren oder den eigenen kleinen Stützpunkt zu verteidigen. Schickt einen eurer Krieger hinein und er wird das Umland von feindlichen Aktivitäten säubern – bis der Gegner den Turm niederbrennt, was aber einige Zeit dauert.</li>
Das Prinzip des Spiels ist sehr einfach gehalten. Züchtet einfach riesige Mengen an Arbeitern, schickt diese in die Schmiede und erstellt damit ein Heer um die Eingeborenenwelt in Angst und Schrecken zu versetzen. Siegen wird meist der, der es schafft, eine größere Menge an Männern in der Schmiede zu Kriegern zu machen als der andere.
Nicht nur die Menge der Krieger entscheidet eine Schlacht, auch deren Qualität spielt eine gewichtige Rolle.
Ihr könnt vier verschiedene Typen von Einheiten in eurer Schmiede erstellen. Stein-, Eisen- und Hühnchenkrieger, wofür es immer eine gewisse Menge der entsprechenden Ressourcen abzubauen gilt. Wenn ihr jetzt glaubt, dass mit dem Hühnchenkrieger sei ein Scherz, seid ihr daneben. Obige Reihenfolge ist vom schwächsten zum stärksten Einheitentyp sortiert, der Hühnchenkrieger ist also die ultimative Elitekampfmaschine. Die Bewaffnung für diese Killereinheit wird aus den Überresten von tropischen Hühnchen gemacht, die überall auf den Inseln herumlaufen und von euren Arbeitern gefangen werden können. Zusätzlich gibt es noch die Über-Einheit, den Chieftain. Dieser kann in den Wohnhütten aus zehn Arbeitern erstellt werden und beherrscht einige interessante Fähigkeiten, die eure Schlagkraft signifikant erhöhen können.
Technisch ist Tribal Trouble ein Einzelstück. Da es komplett auf Java und OpenGL aufgebaut ist, kann es leicht auf sehr vielen Plattformen angeboten werden – Es gibt Versionen für Windows, Linux und Mac OS. Gerade für Linuxbesitzer ein Segen, da es für diese Plattform lange nicht die Auswahl an Spielen gibt. Die Grafik ist, gemessen an der Installationsgröße von 29 Megabyte, beeindruckend gut geworden und bietet satte Farben und sehenswerte Terraintexturen. Die Einheiten sind ordentlich überzeichnet und verleihen dem Spiel, neben der spaßig erzählten Kampagne, eine kräftige Portion Humor. Schade nur, dass sämtliche Wasserflächen nicht animiert sind und somit eigentlich nur aus optisch ansprechenden, aber unbeweglichen helllauen Flächen bestehen.
Einige böse Gameplayschnitzer geben leider Anlass zur Kritik. Da Tribal Trouble ein Spiel ist, welches Massen von Einheiten als übliches Szenario birgt, ist es schade, dass es keinen Hotkey für untätige Arbeiter gibt. Oft kann man in den Massen an kleinen Männchen keine Übersicht mehr behalten. Wenn es schnell gehen muss, wird man – sollte man vorher nicht bereits Gruppen gebildet haben – seine Arbeiter mit in dem Kampf schicken. Eine Art Sturmglocke, die bei Anwendung alle Arbeiter in die Schmiede zurückschickt, wie wir es aus Age of Empires kennen, hätte hier auch schon gereicht. Ausserdem könnt ihr eure Arbeiter zwar auf die Reise schicken um bestimmte Ressourcen abzubauen, auf die selbe Weise zurückschicken könnt ihr sie aber nicht mehr. Wenn ihr also 15 Mann Holz hacken schickt und später der Meinung seid, zehn würden auch reichen, so müsst ihr diese per Hand wieder in die Schmiede schicken und das kostet Zeit die ihr meistens nicht habt. Zusätzlich fehlt noch eine Minimap, über dessen Bedarf sich natürlich aufgrund der relativ kleinen Inseln auch streiten lässt. Das sind Features, die eigentlich minimalen Programmieraufwand erfordern, aber einfach noch nicht eingebaut wurden – vielleicht wird das ja in späteren Versionen noch nachgereicht?
Beeindruckend, was ein paar dänische Studenten hier geschaffen haben. Manchmal frage ich mich, wieso manche Spieleproduktionen Millionen verschlingen, während Titel wie Tribal Trouble mit minimalem Budget und einer Portion Engagement durchaus mit heutigen Megaprojekten mithalten können. Sicher, Tribal Trouble ist nicht unheimlich komplex, das Gameplay ist simpel und die zwei Kampagnen sind vergleichsweise schnell durchgespielt. Die Spielidee selber ist aber toll und bietet auch für Multiplayerpartien kurzweilige Action – ohne den Einsatz irgendwelcher Drittprogramme wie Gamespy. Die Demo solltet ihr auf jeden Fall ausprobieren. Vor allem der Multiplayermodus ist für ein Spielchen zwischendurch perfekt geeignet, da die Aufbauphase sehr schnell vonstatten geht.
Sollten oben kritisierte Features noch eingebaut werden, wird Tribal Trouble ein wirklich empfehlenswerter Titel, der euch durchaus einige Wochen zu beschäftigen weiss. Da ein Independent Developer wie Oddlabs durchaus ein Ohr für Kritik und Verbesserungsvorschläge hat, ist das sehr wahrscheinlich.