Operation Exodus

Wir schreiben das Jahr.. – keine Ahnung auf jeden Fall irgendwann in ferner Zukunft hat sich die Menschheit ordentlich im Universum breit gemacht. Sogar so ordentlich, dass der Kontakt zu Heimatwelt "Erde" in den äußeren Gebieten, welche sich zur Nordstern Allianz zusammengeschlossen haben, komplett abgebrochen ist und niemand mehr so genau weiß, was dort abgeht. Gerüchte von einem grauenvollen Regime auf den "alten" Welten gehen um. Die Erde könnte unter diktatorischer Herrschaft sein und das Militär unterdrückt Zivilisten…

Eines Tages ist es dann so weit und die Schwarzseher und Gerüchteverbreiter sollten recht behalten. Eine riesige Streitmacht der Terraner (so wird die alte "Erd-Allianz" genannt) fällt in das Territorium der NSA ein und scheint unaufhaltsam. Nach kurzer Zeit schon kämpft die NSA am eigenen Heimatplaneten ums nackte Überleben und es scheint nur noch eine Frage der Zeit bis die die Demokratie und die florierende Wirtschaft durch knallharte Saddam-Style Unterdrücker-Methoden der terranischen Armee abgelöst wird. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt wie man so schön sagt und ein Soldat namens Jacob Angelus wird plötzlich zum ernsthaften Problem für die terranischen Streitkräfte, welche sich ihres Sieges schon sicher waren. Wie sollte es anders sein, ihr übernehmt die Rolle von Jacob Angelus und dürft euch daran versuchen den brutalen Ansturm der Terraner aufzuhalten.

Das erste was euch auffallen dürfte ist eine wirklich gut gemachte Introsequenz gefolgt von einem in erstklassigem 3D-animiertem Hauptmenü in dem ihr zwischen Kampagne und Multiplayer via "Massive Gate" wählen könnt.

Anfangs stehen Tutorial, NSA-Kampagne und Vironen-Kampagne zur Auswahl. Ich möchte euch gleich darauf hinweisen das ihr tunlichst alles nach der Reihe durchspielen solltet um der Storyline auch richtig folgen zu können, inklusive dem Tutorial. Als erstes also (wie ichs euch befohlen habe) das Tutorial starten und schon seht ihr einiges was Ground Control 2 vom typischen RTS Kram abhebt. Anstatt eine Basis zu bauen um sich einzubunkern und danach den Feind in typischer C&C Manier zu überrennen müsst ihr bei Ground Control 2 mit Nachschub aus einem Landungsschiff auskommen und sowas wie Ressourcen Abbau gibt es nicht. Wie kommt man also zum nötigen Kleingeld um sich ordendlich Nachschub vom Landungsschiff zu holen? Das Prinzip zur Gewinnung von "BP" (das ist die Währung) ist von einem richtig alten Klassiker unter den RTS Spielen, nämlich Z abgekupfert. Ihr müsst also nur auf der Karte eingezeichnete Landungs- und Siegpunkte erobern um an mehr Knete zu kommen und den Gegner mit der Zeit in die Enge zu treiben. Für den Gegner gilt natürlich dasselbe. Je mehr Siegpunkte der hat umso mehr wird er euch das Leben zu Hölle machen.

Um das genretypische "Bunkern" zu verhindern haben sich die Entwickler etwas besonderes einfallen lassen: Je mehr Einheiten ihr im Feld habt umso weniger schnell wird euer BP-Wert steigen. Ist ja auch klar, da die NSA die Ressourcen nur in sehr begrenzten Mengen zur Verfügung hat und deswegen auf eine effiziente Kriegsführung eurerseits angewiesen ist. Die typischen C&C-Massenschlachten gibt es bei Ground Control 2 nicht.

Wie sieht also eine "effiziente" Kriegsführung aus? Ihr könnt zum Beispiel eure Infanterie in Häusern oder Wäldern verstecken und sie wird nicht mehr so gut gesehen und ist auch wesentlich widerstandsfähiger. Ein paar dicke Panzer auf einem Hügel wirken wahre Wunder gegen gegnerische Erstürmungsversuche und das Artilleriesperrfeuer darf natürlich auch nicht fehlen. Die Sekundärfeuermodi der (meisten) Einheiten sind auch sehr interessant und es ist wichtig diese auch zu benutzen. Als Beispiel nehmen wir einfach die leichte Angriffsinfanterie: Im Primärmodus könnt ihr andere Infanteristen angreifen und vielleicht ein paar fliegende Einheiten vom Himmel semmeln, gegen Panzer und dergleichen sieht es aber vergleichsweise schlecht aus. Sollten euch also plötzlich ein paar grimmige Vernichter Terrradyns (eine Art Hovercraft-Panzer) vor eure Infanteristen kommen wird’s Zeit den Sekundärmodus zu aktivieren und flugs stecken eure Jungs die Spielzeugpistole ins Halfter und packen eine fette Panzerfaust aus. Ein einzelner Infanterist sieht dann zwar noch immer alt aus gegen einen Panzer, aber mit einem richtig nettem Haufen dieser Kerle könnt ihr so ziemlich alles erledigen was der Gegner zu bieten hat. Mit einer kleinen Ausnahme, wobei wir dann wohl bei der mobilen Artilleriestellung angekommen wären die sehr bösartige Wirkung auf jegliche Art von Infanterie und zusätzlich noch eine sehr unangenehme Streuwirkung hat.

Wie im "richtigen" Krieg gibt es gegen jedes Mittel des Gegners ein entsprechendes Gegenmittel. Gegen Panzer gibt es Helikopter, gegen Helikopter gibt es Infanteristen, gegen Infanteristen gibt es Artillerie und so weiter. Durch die, vor allem in höheren Schwierigkeitsgraden, sehr knapp gesetzten Einheitenlimits müsst ihr genau wissen was ihr wann baut um eine ordendliche Truppe bilden zu können.

Zu Steuern gibts bei Ground Control einiges, wodurch es Anfangs auch etwas schwierig erscheint alles gleichzeitig zu kontrollieren. Wenn man aber eine Stunde oder zwei mit dem Spiel verbracht hat, ist eigentlich schon alles intus und problemlos zu bedienen. Links unten seht ihr die Karte, in der Mitte die Gruppe oder Einheit die ihr ausgewählt habt und rechts gibt es noch die Befehle, die ihr für eure Einheiten auswählen könnt. Aber zwischen diesen zwei Dingen wurde noch eine kleine Menüleiste gequetscht, die euch im Spiel ein paar nette Vorteile bringen kann. Luftschläge, Aufklärung und dergleichen sind von dort aus wählbar und was wäre schöner als einen Bunker der Terraner mit einem gezielten "U.S. Airforce Style" (wenn wir treffen, treffen wir alles!) Bombenteppich auszuradieren?

Bis jetzt war die grafische Evolution immer den Ego-Shootern vorbehalten und wer die geilsten, am besten texturierten und effektvollsten Spiele wollte musste gezwungenermaßen einen solchen kaufen. Bis auf einige Ausnahmen konnten RTS Titel nicht annähernd mit der grafischen Qualität von Shootern wie Doom 3 mithalten. Ground Control kann es allerdings. Derartige Grafik war mir bei RTS Titeln bis dato fremd und irgendwie ist es auch etwas gewöhnungsbedürftig derartig geniale Grafik in diesem Spiel zu sehen. Es lenkt richtig vom Spielgeschehen ab wenn sich der Mond im Wasser spiegelt oder man absichtlich zoomt um die Soldaten durchs Gras laufen zu sehen. Am zielführendsten ist es natürlich, so weit wie möglich heraus zu zoomen um eine optimale Übersicht behalten zu können. Bleibt also nur zu sagen das dieses Spiel für ein RTS eine wunderbare Grafik mitbringt und euch bei entsprechender Hardware der Unterkiefer (vor Begeisterung) runterklappen wird.

Sound & Musik sind beachtlich gut gelungen und unterstützen das Gameplay wirklich gut. Vor allem die Musikuntermalung glänzt mit Abwechslung und variiert sehr gut. Die Sprachausgabe in der deutschen Version ist leider mal wieder etwas in die Hose gegangen und man merkt schon das der Sprecher von Jacob Angelus bei den Aufnahmen eigentlich lieber eine Wurstsemmel kauen würde oder gerade über sein mieses Gehalt nachdenkt anstatt ordentliche Sprachaufnahmen zu liefern. Im großen und ganzen kann man sich aber nicht beschweren. Leider sind gute Synchronisationen mittlerweile eigentlich nicht mehr üblich und ausser bei Blizzard Games wüsste ich jetzt auch keinen Publisher im RTS Genre der sich um gute Sprachaufnahmen auch nur irgendwas schert. Hauptsache schnell auf den Markt damit scheint die Devise.

Wer einen Blick auf den Multiplayer Modus werfen möchte wird nicht enttäuscht. Über das sogenannte Massgate könnt gegen bis zu acht menschliche Spieler antreten, natürlich auch im Team. Es gibt wie überall anders auch eigene Ranglisten, Clans und dergleichen. In irgendeiner Weise besonders wäre Ground Control 2 allerdings nicht, wäre da nicht eine Ausnahme: Der Coop-Modus! Alle wollen ihn, selten findet man ihn, wer einen Freund hat der das Spiel ebenfalls besitzt darf sich zu zweit in die Schlacht gegen die finsteren Terraner werfen.

Erwähnenswert ist auch noch die recht außergewöhnliche Möglichkeit sich in laufende Partien einzuklinken, was auch sehr gut funktioniert. Nur anfangs ist es etwas verwirrend wenn man plötzlich mitten in einer Massenschlacht mit einem Landungsschiff auftaucht welches mit kümmerlichen Infanteristen beladen ist. Aber dabei sein ist ja bekanntlich alles :)

Ground Control 2 ist wirklich ein Hammer. Endlich mal was anderes ausser Basis bauen und sinnlos Gegner überrennen, endlich ist ein RTS mit taktischem Schwerpunkt wirklich gut gelungen. Die Grafik wird euch aus den Socken heben und der Sound einschlagender Artilleriegeschosse ist – ein halbwegs ordendliches Soundsystem vorausgesetzt – einfach nur bombastisch.

Wer jemals wissen wollte wie ein 3D Strategiespiel mit guter Story, gelungenen Sounds und herrlicher Grafik (ich glaube das hab‘ ich schonmal erwähnt?) aussehen sollte der sollte auf der Stelle zu Ground Control 2 greifen. Ein Manko hat die Sache dann aber doch noch: Die Singleplayer Missionen sind recht schnell beendet. Wenn ihr einen angemessenen Schwierigkeitsgrad wählt habt ihr zwar einiges zu tun aber n00bs wie ich die (zu Testzwecken) lieber auf leicht spielen sind recht schnell durch.

Leider ist unser Review etwas verspätet fertig geworden (Honk hat das Testmuster in suits Dusche versteckt, da kommt selten jemand rein), aber das kann auch gutes für euch bedeuten! Ground Control 2 ist bereits als Budget Titel zu bekommen und ward schon für knappe 35€ gesehen.

Cool? Dann erzähl doch anderen davon! Danke! :)