Im Jahre 3364 nach Christus hat sich die Menschheit im Universum stark ausgebreitet. Durch die gewaltigen Kolonisationsvorhaben der Erde sind fünf eigenständige Reiche entstanden die zusammen über das von Menschen bewohnte Gebiet, die sogenannte Innere Sphäre herrschen und ständig um die Vorherrschaft in derselben kämpfen. Diese Reiche repräsentieren auch bestimmte Volksgruppen der Erde.
Nicht, dass es schon genug wäre, dass sich diese Gruppen selbst bekämpfen, kommt auch noch die Invasion der Clans dazu, die der Meinung sind, die rechtmäßigen Herrscher der Inneren Sphäre zu sein. Ständig toben brutale Kriege zwischen den Reichen, während auch noch die Clans irgendwie aufgehalten werden müssen. Die Kriege der Zukunft werden zwar auch mit konventionellen Mitteln wie mit Panzern oder Hubschraubern geführt, doch die wahren Könige des Schlachtfeldes sind die Battle-Mechs. Riesige, an die menschliche Statur erinnernde Maschinen. Zehn bis vierzehn Meter groß, zwischen 20 und 100 Tonnen schwer, mit den vernichtendsten Waffen der menschlichen Geschichte ausgestattet und mit tollkühnen Piloten gelten sie als die wahren Entscheidungsträger in jeder Schlacht.
In diesen Zeiten wo immer Mangel an guten Battle-Mech-Fronteinheiten besteht und die Kämpfe in der Inneren Sphäre an ihrem bisherigen Höhepunkt angelangt sind, mischen auch Söldnertruppen mit die gegen entsprechende Bezahlung für jede Seite in die Schlacht ziehen. Wie uns der Titel Mercenaries schon vermuten lässt, zieht man als einer dieser Söldnereinheiten in die Schlacht. Ausnahmsweise gehts auch mal nicht um Ruhm und Ehre sondern um Geld, welches man für jeden erledigten Einsatz kassiert.
Als Einstiegs-Söldner darf ich anfangs ein paar Tutorials mit einem netten Kerl vom MERCNET, der zentralen Söldnervermittlung, durchführen. Nach den recht hilfreichen Lehrstunden gehts noch unter einer letzten Bedingung an die Front. Eine erfahrene Söldnereinheit muss sozusagen die ‚Patronanz‘ über meine kleine Einheit übernehmen, für die ich dann als eine Art Untereinheit dienen und auch deren Insignien tragen darf. Wählbar sind folgende Söldnereinheiten: Kell Hounds, Northwind Highlanders, Wolf’s Dragoner und die Gray Death Legion. Je nach Zugehörigkeit meiner Truppe bekomme ich zum Anfangen verschiedene Mechs und ein mehr oder weniger gefülltes Konto. Ich entscheide mich natürlich für die Gray Death Legion (was für ein Zufall), welche mir acht Millionen C-Bills und eine Mischung aus vier leichten und mittelschweren Mechs zum Start zur Verfügung stellt.
Es gibt fast immer mehrere Einsätze auf verschiedenen Planeten auszuwählen, ich entscheide mich für meinen ersten Kampf auf Eaton. Der Sold ist zwar nicht gerade berauschend, aber ich habe volle Bergungsrechte was dieses Manko wieder ausgleichen sollte. Der Sprung nach Eaton kostet Geld, genauso wie die Bezahlung meiner Mitstreiter und die Erhaltung meiner Battle-Mechs, die je nach Größe meiner Einheit pro Spielwoche einen nicht unerheblichen Betrag von meinem virtuellen Konto abbucht.
Vor dem Einsatz geht’s noch kurz ins Mech-Lab, wo ich jede meiner Maschinen fast ohne Einschränkungen nach eigenem Ermessen mit Bewaffnung, Panzerung und einigen speziellen Features wie z.B. Sprungdüsen oder Raketenabwehrsystemen ausrüsten kann. Das Mech-Lab ist ein sehr wichtiger Bestandteil von Mercenaries. Wer jeden Mech in seiner Standardkonfiguration belässt, kann große Probleme bekommen. Ein Awesome, ein schwerer Angriffsmech mit 80 Tonnen, ist ‚ab Werk‘ mit drei PPK’s (Partikelprojektorkanonen) ausgerüstet, welche zwar sehr effektiv sind aber ein gewaltiges Hitzeproblem verursachen. Energiewaffen verursachen generell, je nach Stärke, Hitze die mit in den Mechs integrierten Wärmetauschern abgebaut werden muss. Sollte man jetzt auf einem glühend heißen Wüstenplaneten die obige Bewaffnung abfeuern, wird der Mech sofort überhitzen und eine Notabschaltung einleiten. So etwas kann in einem wilden Gefecht fatale Folgen haben..
Nachdem ich nun also im Labor meine Mechs den Umständen entsprechend bewaffnet und mich am freien Markt mit passenden Geschützen und Piloten eingedeckt habe, bin ich bereit um den ersten Einsatz am Planeten Eaton zu starten. Kurz vor dem Start teilt mir eine sympathische Frauenstimme noch die Missionsziele mit. In diesem Fall gilt es im Auftrag der Skye Separatisten einen Steiner-Geleitzug zu stoppen, was für den Anfang nicht allzu schwer fallen dürfte.
Video’s oder dergleichen wird man vergeblich
suchen, stattdessen kommt ein In-Game Briefing direkt am Planeten, welches auf der Grafikengine basiert. Die Stimmen wurden in der deutschen Version übrigens vorzüglich synchronisiert, was in meinen Augen eine Seltenheit ist.
Der erste Einsatz kommt einem Inferno gleich – zumindest für meine Gegnerschaft, welche hauptsächlich aus Panzern und Hubschraubern besteht die gegen meine Mechlanze chancenlos sind. Wer sich jetzt Fragen sollte, was eine ‚Lanze‘ ist: Eine Lanze ist eine Einheitsbezeichnung für Gruppen aus vier Battle-Mechs. Bei den Clan Invasoren heisst das selbe Stern und dieser besteht aus Gruppen zu fünf Maschinen.
Die Grafik ist nichts besonderes, aber durchaus okay. Natürlich gibt es Grafikbomben wie Unreal 2 und dergleichen, diese sind aber weder mit Mercenaries direkt vergleichbar noch kommen sie an dessen Spieltiefe heran. Auf den ersten Blick sieht das Spiel von der Storyline zwar unspektakulär aus (keine Videos, sehr kurze Briefings), aber obwohl man eine unabhängige Söldnereinheit verkörpert, muss man im Laufe des Spiels einmal Partei für Haus Steiner oder Victor Steiner-Davion ergreifen. Je nach Entscheidung wird die Story etwas später im Spiel dann in eine gewisse Richtung gelenkt. Wie es mit der Tendenz zu einem Regime steht, lässt sich jederzeit im Befehlszentrum, dem Kommandostand der Einheit, einsehen. Da uns Microsoft die deutsche Version freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat, weiss ich nicht wie es um die Originalstimmen steht, aber wie schon erwähnt, weiss die lokalisierte Version auf voller Linie zu überzeugen und hebt sich wohltuend von Katastrophen à la Unreal 2 ab.
Musikalisch ist das Spiel zwar ebenfalls recht gut ausgestattet, aber Musik wird nur an bestimmten Punkten eingesetzt. Die meiste Zeit muss man also ohne eine Untermahlung auskommen, was aber vielleicht auch besser ist, da die Soundeffekte dafür umso besser rüber kommen. Das Geschützfeuer einer ‚Rotary Autocannon‘ oder den Lärm beim Abschuss von 20 Raketen aus einem ‚Long Range Missile Launcher‘ muss man einfach gehört haben ! Hier zahlen sich gute Boxen aus, allerdings muss man auch hier ein wenig aufpassen, da die Nachbarn sehr schnell ihre Sachen packen und flüchten könnten in der Annahme eine Panzerdivision stößt auf ihre Veranda vor.
Sollte man irgendwann mal die Nase voll vom Singleplayerpart haben, kann man sich mal den Multiplayermodus zu Gemüte führen der viel zu bieten hat. Völlig unkompliziert ist es möglich, direkt über das Hauptmenü von Mercenaries ins Spielgeschehen einzusteigen. Sollte ein Patch benötigt werden, wird er automatisch heruntergeladen. Einen CO-OP Modus findet man erfreulicherweise vor. Besonders viel Spaß machen auch die Teamfight und Capture-The-Flag Modi die actionreiche Kurzweil mit angemessener Brutalität bieten. Auch hier darf man sich, ganz nach eigenem Ermessen, einen Mech zusammenstellen und sich danach sofort ins Geschehen stürzen. Der Unterschied zu Multiplayer Dauerbrennern wie z.B. Unreal Tournament ist, dass die Zusammenstellung des Mechs mit der gewählten Karte zusammenpassen sollte und über Leben und Tod (nach wenigen Sekunden) entscheidet. Wer mit Langstreckenwaffen ausgerüstet versucht, einen Häuserkampf zu führen, wird sehr schnell etwas demotiviert sein..
Mechwarrior: Mercenaries ist keinesfalls eine große Genrerevolution, aber bietet eigendlich alles, was ein Battle-Tech– oder Action-Simulations Fan braucht um sein Herz höher schlagen zu lassen. Eine solide, motivierende Story im Singleplayermodus und die Möglichkeit gegen bis zu 16 menschliche Gegner anzutreten lassen den Adrenalinspiegel gehörig ansteigen. Ich bin mir zwar nicht sicher ob es sich für Besitzer vom ursprünglichen Mechwarrior 4 lohnt umzusteigen, aber jeder der noch keinen Teil dieser Saga zuhause hat, sollte schleunigst zugreifen und in der Inneren Sphäre (gegen Barzahlung, versteht sich) mal kräftig aufräumen.
Also ehrlich gesagt habe ich momentan für ein Fazit keine Zeit, mein Templer-Mech muss noch ausgerüstet werden und ein Betrieb auf Wernke hat gerade um Hilfe gebeten und natürlich bin ich bei einem Sold von über elf Millionen C-Bills nicht abgeneigt, ein paar Steiner Sturmlanzen zu plätten. Aber genug der Lobhudelei.
Grafik und Musik ist zwar nicht wirklich ein Meilenstein, aber die starke Story und (endlich wieder mal) ein überzeugender Multiplayer Modus sind dafür umso besser. Da der Review doch ein wenig spät dran ist, möchte ich aber darauf hinweisen das sich seit der Zeit des Erscheinens von Mercenaries schon einiges am grafischen Sektor getan hat. Trotzdem noch immer gute Mittelklasse. Hätte ich das Spiel vor sechs Monaten bekommen wäre sich wohl ein Rebell Award of Excellence ausgegangen, so reichts „nur“ für eine äußerst gute Bewertung und eine Empfehlung für alle Sci-Fi-, Simulations- oder Action Fans.