Diablo wurde einzig von sich selber und zwar mit Diablo 2 geschlagen. Immernoch trohnt Blizzards Meisterwerk auf Platz 1 der Action-Rollenspiele. Schon viele Versuche gab es und viele waren auch nah dran, aber Dungeon Lords, ein im Vorfeld sehr hoch eingeschätzter Titel, ist nicht einmal in Reichweite um den Trohn auch nur berühren zu können. Lest einfach selbst wieso, weshalb, warum…
Zugegebenermaßen gab es auch bei dem diabolischen Vorbild keine tiefgründige Story (zur Erinnerung: Teufel zerstört Welt, Held losgehen um Teufel zu töten), allerdings sieht Dungeon Lords trotz eines David W. Bradley – einer Ikone auf diesem Gebiet – kein Stück besser aus. In Kurzfassung sieht das so aus: Prinzessin liebt einen Prinzen, den darf sie aber nicht heiraten, er wird weggesperrt, sie haut ab, der versprochene Ehemann ist sauer und hetzt seine dunkle Armee auf den König. Klingt nicht nur ausgelutscht, sondern das ist es auch. Ihr sollt nun wie so oft das Königreich vor dem Untergang bewahren.
Dies tut ihr mit eurem aus sieben Rassen und vier Klassen zusammengebastelten Alter Ego. Bei der Charakterentwicklung habt ihr allen Freiraum (außer in der Optik), den man sich vorstellen kann, was man auch als sehr positiv bewerten muss. Auch obwohl ihr beispielsweise den Schurken als Klasse gewählt habt, könnt ihr immernoch andere Fähigkeiten ausbauen, die zwar dann teurer sind (Währung sind die Erfahrungspunkte), aber eben nicht unmöglich zu bekommen sind.
Eine solch freie Charakterentwicklung sieht man selten in Rollenspielen. Später im Spiel könnt ihr natürlich auch eure Klassen erweitern und steigt dann zu Paladinen oder Kriegshexen auf. Letzteres können nur weibliche Charaktere erlernen, die wiederum nur bei Elfen und Menschen spielbar sind.
Haben wir das nun erledigt, starten wir das Spiel und werden mit durchschnittlichen Artwork-Cutscenes und einem etwas öden Sprecher abgespeist. Dieses Intro noch nichtmal verdaut, schwupps, steht auch schon unser Charakter mit dem Rücken zu uns auf dem Bildschirm. Dann kanns ja losgehen. Nachdem wir einen Brief erhalten haben, machen wir uns gleich auf. Als dann auch schon die ersten Gegner auf uns lauern (lauern deshalb weil in Dungeon Lords zufällige Begegnungen großgeschrieben werden), schwingen wir unsere Waffe gekonnt mit einem Klick und schnetzeln die erste Monster leicht und locker weg.
Schön wärs! Eher krüpelig und mit sehr niedriger Trefferquote bearbeiten wir die Ratten die einfach nicht sterben wollen. Das ist ein Nervpunkt, der euch im kompletten Spiel begleiten wird. Vor allem wenn es dann wie so oft im Spiel in Hack n’ Slay ausartet. Nahezu alle paar Minuten kommt es zu einem Kampf, bei dem ihr acht oder mehr Gegnern gegenübersteht und fast nur am Heiltränke schlürfen seid. Anders könnte man dieses Gemetzel auch kaum überstehen.
Kleiner Einschub: Sterbt ihr, so werdet ihr nicht etwa in die Stadt zurück geschickt oder müsst neu laden, ihr könnt euch einfach per Knopfdruck (kostet allerdings Erfahrungspunkte) oder per Zauber (kostenlos) wiederbeleben.
Sicherlich macht es einen Unterschied ob ich nun genau auf diese Waffen-Klasse meine Punkte gesetzt habe oder nicht. Allerdings wird die Steuerung nicht merklich besser wenn man in unterstützende Attribute wie beispielsweise Gewandheit seine Punkte einbringt. Was bringen mir Rollen zu den verschiedensten Seiten, wenn ich doch nicht gut ausweichen kann, weil der Held sich einfach zu abstrus bewegen lässt? Auch merkwürdig: Warum trifft man einen Gegner nicht oder er mich nicht, wenn man auf einer kleineren Erhöhung steht?
Wo wir auch schon beim größten aller Mankos wären: den Bugs.
Die Anzahl der Fehlerchen ist in Dungeon Lords so hoch, dass es schon fast eine Frechheit ist. Haben die Entwickler das selber nicht gemerkt? Wie kann man eine geplante Automap einfach vergessen und muss sie per Patch nachschieben? So etwas darf einfach nicht passieren. Ob nun Cliping-Fehler, Monster, die in der Wand stecken bleiben, oder hinter einer Veranda nicht hervorkommen, weil eines vor einem Holzpfahl hängen bleibt, diese Aufzählung stellt nur einen sehr kleinen Auszug der im Spiel befindlichen Bugs dar, die den Spielspaß richtig in den Keller drücken. Auch interessant, warum man keinen Ladebildschirm in das Spiel eingebaut hat. Betritt man eine Tür, friert das Spiel für den Zeitraum des Ladens genüsslich ein. Alles wirkt einfach irgendwie unfertig.
So auch auf der grafischen Seite. Nach den ersten Bildern und Ingame-Szenen, die man vor ein, zwei Jahren gesehen hat, haben sich die Grafikdesigner wohl zur Ruhe gesetzt. Animationen sehen extrem hackelig und unschön aus. Texturenmatsch an Boden und Wänden und alles scheint gleich trist und dunkel auszusehen. Leider, leider muss man da sagen, denn manchmal blitzt das Können der Engine auf. Die Lichteffekte sind zwar nicht gerade pompös, bringen aber mal etwas Farbe ins Spiel. Ob nun bei Zaubern oder bei magischen Gegenständen, so ein Lichtblick versüßt einem das Spielgeschehen deutlich. Leider wird das einheitliche Dunkel nur leider nicht gerade oft mit etwas Licht durchflutet. Aber verschenktes Potential wird auch nicht durch schmucke Lichter wett gemacht. Was mich auch wundert ist, wenn es doch immer wieder Angriffe auf eine Stadt gibt, laufen doch keine normalen Bürger, sondern nur noch Wachen über die Straßen. So wirkt es auch in der Burganlage des Königs. Allerdings streifen dann doch ab und an mal ein Bürger einsam durch die dunklen Gassen. Also entweder ganz oder gar nicht. So wirkt das Ganze eher sparsam und öde. Atmosphäre ist was anderes.
Sparsam und öde sieht es auch bei der musikalischen Untermalung aus. Ein Soundtrack fehlt komplett. Denn nur im Installations- und Hauptmenü durfte man sich noch an sogar recht netten orchestralischen Klängen ergörtzen. Im Spiel brauch das ja keiner, oder doch? Zwischendurch oder bei Kämpfen hat man doch gerne mal ein wenig Atmosphäre und hört sich nicht nur das Grunzen von Goblins, das Sching des Schwertes oder die durchschnittlichen Zaubervorbereitungs- und abfeuer-Sounds an. Alles klingt danach, das man sich vor dem Release gedacht hat, dass man auf die Schnelle noch ein paar Soundeffekte bräuchte, weil es ganz ohne doch sehr trostlos klingt.
Multiplayertechnisch wird auch noch was geboten. Und zwar könnt ihr mit bis zu Acht-Spielern in den Genuss kommen, das Abenteuer von Dungeon Lords im Koop-Modus zu bestreiten. Das Ganze dann natürlich im Internet und im LAN und sogar mit euren Offline-Charakteren. Ich würde euch gerne noch mehr darüber erzählen, aber einzig bleibt mir zu sagen, dass ich nur einmal Gelegenheit hatte den Mehrspieler zu testen. Sonst war niemand, aber wirklich niemand online oder alle nicht ansprechbar.
Allerdings gab es hier außer dem kleineren Spassvorteil, da hier ja noch jemand bei mir war, keine großen Spielspass-Unterschiede. Denn die Fehler sind natürlich auch noch alle im Koop dabei.
Wie viele glaubte auch ich daran, dass Dungeon Lords ein wirklich gutes Rollenspiel werden konnte. Allerdings wurde ich sehr enttäuscht. Der Charakter steuert sich wie bei einer schlechten Konsolenumsetzung und grafisch kann man das auf das selbe zurückführen. Auf die Ohren bekommt hier auch niemand etwas, außer der der für die Soundeffekte zuständig war. Die Atmosphäre fehlt mir persönlich komplett bei dem Spiel. Normalerweise versetzt man sich gerne in die Rolle seines Helden und streift durch ihn durch die Welt. In der Welt von Dungeon Lords wollte ich aber einfach nicht sein.
Schade, schade kann man da nur sagen, denn von der Spielanlage her ist es gar nicht so schlecht. Die Charakterentwicklung ist interessant, nur leider kommt der komplette Rollenspielpart etwas zu kurz. Auch wenn man die Zufallskämpfe auf die kleinste Stufe stellt, ist es ein reines Hacken. Hack n’ Slay ist ja auch nicht schlecht, aber das haben andere Spiele (Bsp.: Severance: Blade of Darkness) um einiges besser gemacht. Ich bin mir relativ sicher, dass die Entwickler von den Fehlern wussten, verstehen kann ich dann aber nicht, warum man ein halbfertiges Spiel auf den Markt schmeisst. Denn so hat man sich das Grab selber gegraben. Dungeon Lords kann ich Leuten empfehlen die nicht nur über kleine, sondern auch große Fehler hinwegschaun mögen, eine wirklich interessante Charakterentwicklung mögen und eh nur eigene Musik beim Spielen hören. Alle anderen, auch wenn ihr Action-Rollenspiele, die des öfteren in Hack n’ Slay ausarten, wirklich mögt, spielt lieber was Altes, lohnen tut es sich auf jeden Fall mehr.