Ich hasse Free-to-Play (F2P). „Whot?“, höre ich manche sagen. Kostenlose Spiele hassen? Wie kann er nur? Die Gründ sind simpel. Erstens liebe ich Spiele, und zweitens bin ich geizig sparsam.
Ich habe zahlreichen F2P-Spielen eine Chance gegeben. Zuletzt war es glaube ich The Banner Saga: Factions. Aber das war da nicht anders als Age of Empires: Online (oder praktisch jedes andere F2P-Game, das mir zwischen Facebook, iPad und PC jemals untergekommen wäre): Im Grunde ein solides Spiel mit Potential, aber am Ende hat es mich angepisst.
Die Bezeichnung „Free-to-Play“ ist irreführendes Marketing. Zwar kann man sich gratis anfixen lassen (die ersten paar Erfahrungen in diesen Spielen sind meistens durchaus unterhaltsam), doch ein gutes Spiel kann nie der grundlegende Hintergedanke eines solchen Produkts sein. Wäre ein Gratisspiel befriedigend, würde niemand Geld dafür ausgeben. Und Geld zu verdienen, das ist immer noch eine primäre Aufgabe von Spieleproduzenten.
Free-to-Pay
Deshalb steht man früher oder später vor einer dramaturgischen Länge: Einer künstlichen Bremse im Fortschritt. Beispielsweise ist ein Level-Up nur mit unzähligen Wiederholungen der immergleichen Aufgaben erreichbar. Für diese „hunderten Stunden Spielspaß“ benötigt man also Geduld und Frustresistenz – zwei Dingen die man mit genussvollem Spielen nicht sofort verbinden dürfte. Oder eben – zwinker-zwinker – eine kleine Dopingspritze mit der Kreditkarte.
Ein guter Gamedesigner würde diese Stellen vermeiden wollen – wie ein guter Autor die langweiligen Kapitel aus seinem Buch streicht und ein guter Regisseur versucht, die Zuseher nie auf die Uhr blicken zu lassen. Doch bei F2P-Spielen tritt das Spielprinzip nicht nur – wie im klassischen Publishing – hinter angenommenen Markterwartungen zurück, sondern auch hinter ein Profitdenken. Eher Free-to-Pay statt Free-to-Play.
Manche Menschen, man denke nur an Spielsüchtige, könnten durch dieses Modell in Versuchung geraten, enorme Summen für ein Spiel auszugeben. Tatsächlich ist das Geschäftsmodell darauf ausgerichtet, dass man durch die kostenlose Verteilung sehr viele Spieler erreicht, wovon die meisten gar nichts, ein paar recht wenig und sehr wenige sehr viel für ein Spiel ausgeben. Für mich selbst ist das aber nur ein untergeordnetes Problem. Wahrscheinlich würde ich bei F2P-Spielen günstiger davonkommen, als wenn ich Spiele um 40 Euro vorab kaufe.
Aber ich starte ein Spiel, um es zu genießen. Ich möchte für die ein oder andere Stunde in einer anderen Welt abtauchen, den Wettbewerb oder eine Geschichte genießen, mein Geschick beweisen und es meistern. Muss ich ständig abwägen, ob ich den nächsten Fortschritt mit meiner (sehr realen) Brieftasche erkaufe (und im realen Leben denken vernünftige Leute auch über das Ausgeben von kleineren Summen nach) oder gelangweilt erarbeite, dann wird dieser Wunsch mit Füßen getreten.
Da endet dann entweder das Prinzip „Gratis“ oder das Prinzip „Spiel“.