Wer mit ethisch fragwürdigen Entscheidungen nicht gut klarkommt, sollte diesen Artikel nicht lesen. Größenwahnsinnige und xenophobe Kleindiktatoren welche nach leichter Unterhaltung suchen, dürfen sich schon mal etwas Popcorn zurechtmachen und die Lesebrille aufsetzen. Vorweg möchte ich etwas Asche auf mein Haupt schütten und mich outen: ich habe die beiden Vorgänger (Aftermath und Aftershock) nicht gespielt – das letzte Spiel der "Reihe" war für mich Terror from the Deep und natürlich bin auch ich mit Enemy Unknown groß geworden.
Worum geht’s also? Nun, die Retikulaner, eine Klischee-Alien-Rasse (grau, schwarze Augen) führen Krieg mit der Erde, die Menschheit verliert und wird teilweise zwangsumgesiedelt (auf den Mars). Dort wird eine Station erreichtet in der ein kleines Wissenschaftlerteam daran arbeitet, den Mars per Terraforming für die zehntausenden andere Menschen bewohnbar machen sollen. Diese anderen Menschen genießen übrigens aktuell ihr Dasein in Kyrostase – mit anderen Worten: sie wurden geeiswürfelt. Das ist irgendwo um die 50 Jahren her, aber diese flachbrüstigen Wissenschaflter haben in der Zeit kein Gramm erreicht. Weder das Terraformingprojekt wurde gestartet noch wurde der Mars um seine natürlichen Resourcen erleichtert. Man hat offenbar gerademal eine Wasserpipeline vom Nordpol des Planeten zur Forschungsstation gelegt. Aber all das ist egal, denn jetzt kann man als Spieler eingreifen und diese Säcke mal ordentlich herumscheuchen.
Ziel ist es in einem stategischen und einem taktischen Teil den kompletten Planeten zu akquirieren und nach Möglichkeit die fremden Rassen für seine Zwecke zu missbrauchen und dann einen Vernichtungskrieg zu führen. Das alles hört sich jetzt politisch gesehen etwas bedenklich an, aber es ist dem Herrn sei dank nur ein Spiel und die anderen Rassen sind eben grauhäutige Aliens, Tierwesen und Mechanoide – die Menschheit selbst kennt im Spiel keine Rassenunterschiede: das finden wir löblich.
Egal, zurück zum Thema: der stategische Teil selbst ist diese nette Marsübersicht, dort werden Territorien kontrolliert, Rohstoffe abgebaut und Einsätze koordiniert, Invasionen gestartet – das Übliche. In einigen Untermenüpunkten werden Waffen und Ausrüstung erstellt, Diplomatische Verhandlungen geführt (die laufen eigentlich nur drauf raus, dass man früher oder später jedem dem Krieg erklärt, immerhin will man ja keine Rohstoffe teilen) oder das Personal eingeteilt. Meiner Ansicht nach ist das Ganze etwas langweilig, etwa wie die stategische Ansicht in Jagged Alliance 2 nur mit viel mehr Verwaltungsaufwand – etwas simpleres – ich meine VIEL simpleres – wie in Syndicate Wars oder in Jagged Alliance: Deadly Games würd‘ ich persönlich ansprechender finden.
Andererseits ist der Taktikpart recht gelungen, eine Mischung aus Echtzeit und Rundenstategie – das Spiel wird an bestimmten Punkten durch eine automatische Pause angehalten, so kann man seinen Leuten neue Befehle geben – natürlich kann man auch manuell pausieren, in etwa so wie in Baldur’s Gate.
Leider ist dies auch das Übel des Spiels, es ist kein echtes rundenbasierendes System mit Aktionspunkten – Multiplayer mit Hot-Seat wäre so unmöglich, gut dass das aber keien Rolle spielt, Multiplayer-Part gibts nämlich keinen. Das Spiel ist so konzipiert, dass man eben als einzelner Spieler still in seinem Kämmerchen sitzt und die Story geniesst. Viele gesprochene Passagen lockern das "Missionshasten" auf und sorgen für vergnügliche Stunden mit moderat langer Spielzeit. Wenn ihr nicht grade mit Barbies spielt und auf knuffige Hunde steht, dürfte UFO: Afterlight einen Blick wert sein.