Echtzeitstrategie der etwas anderen Art

Nach langer Entwicklungszeit haben Inhuman Games ihr post-apokalyptisches RTS-Game Trash fertig gestellt. Während sich im Moment alles um die Big Boys im Geschäft dreht, arbeiten unabhängige Entwickler an Softwareperlen, die meistens leider nur von ein paar wenigen gespielt werden. Trash kann mit den ganz Großen im Genre zwar nicht mithalten, wer aber schnelle, actionreiche Unterhaltung ohne überschüssige Features möchte, findet hier möglicherweise seine Erfüllung.

Wie in fast jedem Spiel dieses Genres wird der Spieler an ein ökonomisches System gekettet. Falls du die letzten 10 Jahre mindestens ein Echtzeitstrategiespiel gespielt hast, wirst du mit dem Ressourcenmanagement keine Probleme haben. Wie auch in anderen Vertretern dieser Art geht nunmal nichts ohne den jeweiligen Rohstoff. Nun, warum heisst Trash wie es heisst? Genau, weil sich fast alles um die Hauptenergiequelle dreht: nämlich den Schrott.

Dieser liegt gut verteilt überall auf der Karte herum und kann entsprechenden Fahrzeugen eingesammelt werden. Für Einheiten oder Upgrades wirst du alleine mit dem Trash aber nicht auskommen. Dafür brauchst du die jeweils zweite sammelbare Ressource im Spiel, was bei den Menschen das Gas und bei den Mutanten die Menschen sind. Die Mutanten holen sich ihre Menschen direkt aus den Huts, die ebenfalls überall auf der Karte verteilt sind. Die Menschen müssen Anlagen zum Einfangen des Gases über jeder Quelle errichten. Doch damit nicht genug: Anstatt das Gas nur schnöde einzusammeln, ist es auch möglich verschiedene Gebäude zu bauen, die deiner Armee zum Beispiel mehr Feuerkraft oder eine höhere Bewegungsrate verleihen.

Einige Gebäude sind dann wiederum nötig, um neue Einheiten freizuschalten. Nun ist der herrliche Zeitpunkt gekommen um euch die weiteren Materialien im Spiel vorzustellen. Zum einen ist da der toxic waste und zum anderen das precious metal. Diese Ressourcen kann man zwar nicht einsammeln, wohl aber Gebäude auf ihnen errichten, die bestimmten Einheitengruppen deiner Truppe verschiedene Boni zusprechen.

Auf unnötiges Schnickschnack wie stufenloses Zoomen oder Formationen für die Einheitenverbände wurde verzichtet, aber ganz ehrlich: Wer will schon den Scheitel seiner Infanterie auf Schuppen überprüfen? Hier geht es halt klar darum Einheiten zu bauen, Ressourcen abzuholzen und letztendlich die gesamte Karte unter seine Kontrolle zu bringen. Im Multiplayer werden auf jeder Karte 20 und mehr Spieler unterstützt. Ähnlich wie in Battlefield 2 vergrößert bzw. verkleinert sich der Kartenausschnitt je nach Spieleranzahl. Apropos Multiplayer:

Dort liegt auch ganz klar der Schwerpunkt des Spiels, denn wie ist es sonst zu erklären, dass es nicht einmal eine Singleplayer-Kampagne gibt? Durch das Fehlen dieser Kampagne leidet aber auch ein wenig der Bezug zur Story und darunter leidet die Spieltiefe erheblich. Außerdem stellen sich die CPU-Gegner zum Teil etwas dümmlich an. Da komme ich mit Lufteinheiten in des Gegners Basis geflogen und greife an. Selbst nach 10 Minuten des nervenaufreibenden Gefechtes ist der Computerspieler nicht in der Lage, Flugabwehr-Einheiten zu basteln.

So war es mir tatsächlich möglich, mit vier Gunships die gesamte Basis des Gegners zu beseitigen und dann mit meinen Bodeneinheiten den Rest zu erledigen. Das hört sich natürlich erstmal lustig an, fördert den Lernfaktor aber nicht sonderlich. Offline-Gamer werden beim Spiel also in etwa soviel Spaß haben wie ein an Klaustrophobie erkrankter Fahrstuhlfahrer. Im Multiplayer geht es dann aber richtig zur Sache. Täglich treffen sich vorwiegend amerikanische Spieler auf den Servern für ein kleines Match. Mäßige Englischkentnisse sind für eine ausreichende Kommunikation zwischen dir und deinen Verbündeten also die Vorraussetzung.

Oft werden im Internet sogenannte Team-Matches veranstaltet. Dort ist der Austausch mit deinen Partnern also besonders wichtig. Der Onlinemodus bietet für jeden Spieler übrigens eine kleine Statistik, die die Anzahl der Wins, Losses und die Disconnects anzeigt. Mit Hilfe dieser Werte ist es nun möglich, sich ein Bild von seinem jeweiligen Gegner zu machen, bevor man eine böse Überraschung erlebt. Das Spiel beinhaltet übrigens die Auswahl zwischen zwei Rassen: Das sind die Menschen und die Mutanten. Diese unterscheiden sich hauptsächlich in dem Ressourcenmanagement und einigen Einheiten. Letztendlich haben aber beide Rassen ihre Lufteinheit und Fern- sowie Nahkämpfer.

Technisch kann Trash natürlich nicht mit den ganz Großen mithalten. Trotzdem ist die Grafik durchaus ansehnlich und in einem Warcraft 3 ähnlichen Comic-Stil gehalten. Die Effekte der Waffen und Explosionen sind ebenfalls nett. Das post-apokalyptische Szenario wird jedenfalls atmosphärisch rübergebracht. Auf Hintergrundmusik wurde leider verzichtet. Die Soundeffekte beschränken sich auf das Nötigste, also Explosionen, Gebäudebau und ähnliches.

Trash schafft es hervorragend, sehr viel unnötige Komplexität aus dem Genre zu nehmen. So ist es auch jedem Anfänger möglich, einmal in die Echtzeitstrategie reinzuschnuppern. Spielerisch geht das gute Stück zurück zu den Wurzeln, welche nunmal aus Gebäudebau, Ressourcenmanagement und Zerstörung bestehen. Für Einzelspieler wird einem hier vergleichsweise wenig geboten. Wie Lead Designer Mark Currie aber bestätigte, muss sich ein kleines Team nunmal Prioritäten setzen – und diese liegen ganz klar im Multiplayer Bereich. Dort findet jeder interessierte Spieler herrlich unbeschwerte Massenschlachten mit bis zu 24 Spielern auf einer Map. Durch die automatische Anpassung der Kartengröße rückt man dem Gegner wenigstens nicht zu nah auf die Pelle. Außerdem hat sich inzwischen eine hilfsbereite und freundliche Community um das Spiel gebildet. Das können einige größere Produktionen nicht bieten. Insgesamt hat Inhuman Games einen wirklich guten Job gemacht. Für 19,9 $ bekommt man gute Unterhaltung für ein spannendes Multiplayer-Erlebnis.

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