Major Michael R. Falkner war gerade dabei, sich am Mars die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen, während seine Truppen einen Stützpunkt der Lunar Corporation in Staub verwandelten, als plötzlich ein ekelhaftes, schleimiges Monster des Weges kam, um sich gewaltsam seines Gehirns zu bemächtigen. Wer oder was genau war das? Jörg Haider? Ein Neun-Live Moderator? Oder war es vielleicht sogar Condoleezza Rice ohne Schminke nachdem sie ihren Visagisten aufgrund erhöhtem Terrorverdachts auf Guantanamo internieren ließ? Nachdem Major Falkner zu den Männern gehört, die schneller schießen als ihr Schatten, pustete er dem ‚Ding‘ zuerst einmal das weg, was er als Kopf vermutete und tatsächlich brach nach kurzer Zeit die Feinmotorik zusammen. Trotzdem stellten sich für ihn einige Fragen, da er derartige Wesen vorher noch nie gesehen hatte.
Auch dem Leser stellen sich jetzt wohl einige Fragen. Wer ist Major Michael R. Falkner? Was macht er auf dem Mars und seit wann kann man sich dort so einfach die Sonne ins Gesicht scheinen lassen? Die Antworten sind erschreckend simpel: Michael R. Falkner ist ein Offizier der ‚ED‘ – Eurasian Dynasty, welche sich für die Explosion der Erde mitverantwortlich zeichnet (Naja, eigentlich wurde die Erde von seltsamen Wesen weggesprengt, da durch genau diese Koordinaten ein interstellarer Highway geplant ist, aber der Einfachheit halber ist es besser wir machen die Menschen für die Explosion der Erde verantwortlich, klingt auch realistischer). Nachdem die Erde also vor zehn Jahren explodiert ist, hat es die ‚ED‘ noch geschafft, mit riesigen Evakuierungsschiffen den Planeten zu verlassen um den Mars zu kolonisieren. Aber auch der damalige Kriegsgegner, die UCS, hatte ein gigantisches Schiff mit tausenden Flüchtlingen kurz vor der Explosion auf Kurs gebracht – nur kam das Schiff niemals am Mars an und gilt seitdem als vermisst.
In der Kurzfassung sieht der Beginn des Spiels also so aus: Die ED hat begonnen, den Mars zu kolonialisieren, stößt aber auf Widerstand der LC (Lunar Corporation) – eine Firma die schon seit langem mit der Erschließung des Mars beschäftigt ist und sich im Zuge des Krieges auf der Erde von dieser abgekoppelt hat um nun völlig autark zu existieren – die schon seit langem hier ist und den Planeten für sich beansprucht. Die UCS ist eigentlich gar nicht da, aber manchmal taucht wieder mal ein seltsamer Roboter auf, der eindeutig aus UCS-Technologie besteht. Natürlich ist die Menschheit absolut nicht einsichtig was territoriale Ansprüche angeht und das selbe Spiel, das zehn Jahre vorher auf der Erde ablief, ist nun am Mars wieder am laufen. Es gibt also Krieg zwischen der ED und der LC. Um das ganze noch mit etwas zusätzlicher Würze zu garnieren kommen nun auch noch diese seltsamen Alienwesen hinzu, die jetzt zwar gegen niemanden persönlich etwas haben, aber offensichtlich mit der Gesamtsituation unzufrieden sind. Das bringen sie auch mit Angriffen gegen alles was ausser ihnen noch so herumläuft stark zum Ausdruck .
Man sieht also, das Szenario ist (bis auf die Aliens) wirklich realistisch und ergibt in Summe eine wirklich gute Storyline, die euch im Singleplayer, grob geschätzt, 80 Stunden fesseln wird. Dafür sorgt sowohl die Hintergrundstory, als auch die Helden, die in keiner Mission fehlen dürfen. Mit jeder Fraktion, die ihr spielt, dürft ihr einen eigenen Helden lenken, der auch ein wichtiger Part in der Storyline ist und dessen Attribute auch gesteigert werden können – so eine Art Mini-RPG-Stil sozusagen.
Dem Vorgänger, Earth 2150, wurde zwar immer exzellente technische Umsetzung zu gute gehalten, doch fehlte es dem Spiel an einer brauchbaren Story. Hier hat das Sequel gewaltig Boden wett gemacht, es vergeht von Anfang bis Ende des Spiels keine Minute wo es langweilig wird. Auch die gesprochenen Dialoge verbessern die Atmosphäre. Es ist einfach ein sehr positiver Faktor wenn man in ein Spiel gesprochene Dialoge und Bezugspersonen, wie Helden, einbaut.
Die Grafik ist ein richtiger Hingucker geworden und hat auch einiges an Abwechslung zu bieten. Obwohl es anfangs scheint, alles spiele sich nur auf dem Mars ab, werdet ihr später auch andere Locations kennelernen. Weiters wurden, was das Visuelle angeht, technisch nahezu alle Register gezogen um Earth 2160 perfekt zu präsentieren.
Qualitativ hochwertige Texturen, wunderbare Einheitenmodelle und Gebäude die an Details nicht reicher sein könnten beeindrucken das Auge von der ersten Spielsekunde an. Generell ist Earth 2160 wesentlich Detailverliebter als so mancher anderer Genrekollege. Auch der Soundtrack und die Sprachausgabe ist nicht zu bemängeln. Als akustisches Zugpferd wurde Manfred Lehman (die Synchronstimme von Bruce Willis) als Sprecher von Major Michael R. Falkner verpflichtet und dieser macht seine Arbeit auch gewohnt gut. Manchmal kommen bei der Sprachausgabe aber doch etwas eigenartige Momente auf, da man merkt dass der Rest der angeheuerten Sprecher nicht mit Manfred Lehmann mithalten kann. Lustigerweise ist es auch so, das Michael R. Falkner erst nach der Installation eines Patches diese Stimme bekommt und in der Basisversion des Spiels auch über eine ‚Standardstimme‘ verfügt.
Der Multiplayerpart hat sich – bis auf wenige Ausnahmen – im Vergleich zum Vorgänger nicht besonders verändert. Es wurden zwar einige Features eingebaut, die mit Sicherheit als innovativ gelten, allerdings helfen die aufgrund eines kleinen Problems nicht, Earth 2160 im Multiplayer oder Skirmishmode aus der Masse der Strategiespiele hervorzuheben. Das Spielprinzip ist dem von Command & Conquer entfernt ähnlich. Damit hat man im Multiplayer eigentlich immer das Problem, dass es generell zu Massenschlachten und zum Wettproduzieren kommt, was ich für nicht besonders interessant halte. Es gibt schon massenhaft andere Titel die derartiges anbieten. Die Möglichkeit, mittels Söldnern z.B. zeitweise gewisse Attribute seiner Einheiten zu steigern geht in einer Massenschlacht einfach unter. Da das Spiel von Beginn an schon etwas hardwarehungrig ist, fängt es bei Multiplayerpartien dann auch gerne an zu ruckeln.
Earth 2160 ist am RTS-Sektor bis dato noch ungeschlagen das beste Singleplayerspiel des Jahres und ich war deprimiert, dass ich es so schnell durchgespielt hatte, obwohl es ja eigentlich einge ganze Menge Zeit gebraucht hatte um es beenden zu können. Der Schwierigkeitsgrad ist angemessen, die Story ist genial und die Grafik ist beeindruckend. Vermutlich konnte ich deswegen nicht aufhören zu spielen bis ich es komplett durch hatte und ebenfalls aus diesem Grund möchte ich hiermit gleich Zuxxez und Reality Pump dazu auffordern, schnellstens ein Addon zu veröffentlichen. Ich brauche ein Addon, oder ich möchte die Persön züchtigen dürfen, die für dieses unglaublich fiese offene Ende verantwortlich ist! Nebenbei sei noch eines gesagt: Was Zuxxez in Sachen Verpackung und Handbuch geleistet hat, ist eine löbliche Ausnahme unter all den DVD-Cases mit Handbuch im .PDF Format und ‚Registrieren sie sich‘- Schundzettel als Inlay. Ein zusätzliches Plus ist noch der Umstand, dass man die Spiel-CD nach Installation getrost wieder wegpacken kann und bei Bedarf auch eine Sicherungskopie möglich ist – der nicht vorhandene Kopierschutz machts möglich. Im Gegenzug muss Earth 2160 aber verbindlich aktiviert werden – ähnlich wie Microsoft Windows XP
Tja, wer nach dem Lesen dieses Reviews noch nicht weiss ob er das Spiel kaufen soll oder nicht dem teile ich es jetzt nochmals in aller Deutlichkeit mit: Wenn du einen PC hast, dann kaufe Earth 2160, denn auch wenn du Strategiespiele nicht magst liegt immerhin noch eine eigene Soundtrack-CD bei die du in deiner Stereoanlage abspielen kannst!