Auf der Game City in Wien konnten wir Ende letzter Woche Ori and the Blind Forest anspielen. Das ist der Debüt-Titel der Moon Studios, die der früher bei Blizzard engagierte Österreicher Thomas Mahler gegründet hat. Ganz ehrlich: Das Spiel war uns vor dieser Gelegenheit ziemlich unter dem Radar durchgerutscht. Wir sind froh, dass sich das geändert hat, denn das Metroidvania war eines der besten, vielleicht sogar das beste Spiel auf der Game City.
Ein Metroidvania ist – falls es jemand noch nicht weiß – ein rätsellastiges 2D-Actionspiel. Das Genre zeichnet sich auch durch Spielwelten aus, die wachsen, wenn ihr durch neue Fähigkeiten an bisher verborgene Orte vorstoßen könnet. In Ori and the Blind Forest schlüpft ihr in die Rolle eines Kindes. „Am Anfang kannst du noch nicht viel“, erklärte uns Mahler, wie die Spielfigur auch logisch mit diesem Spielkonzept in Einklang zu bringen ist.
Und wie das so ist: ein Kind wächst mit seiner Erfahrung. Nach und nach lernt Ori neue Skills. Früh bekommt man etwa den Walljump ins Repertoire, später auch richtig kreative, Bewegungsmöglichkeiten, die man so in Spielen noch nicht gesehen hat. Anstatt uns Spielern regelmäßig riesige Bossgegner vor die Nase zu setzen, verlangt das Spiel diese Fähigkeiten zu beherrschen und das in besonders herausfordernden, aufwändig inszenierten Situationen zu beweisen. Eine Ahnung davon gibt das zur Gamescom veröffentlichte Gameplaymaterial.
Diese Fähigkeiten werden linear an Schlüsselstellen des Spiels vergeben. Zusätzlich dazu dürft ihr Erfahrung sammeln und diese Ressource in sekundäre Skills investieren, die verschiedene Stile unterstützen – etwa bessere Kampfeskünste. Ein wesentlicher Skill ist die (aufrüstbare) Fähigkeit zu speichern. Prinzipiell könnt ihr eure Checkpoints zwar (fast) überall setzen, wo ihr wollt. Allerdings verbraucht das genauso Energie, wie eure anderen Skills. Wer alle Erfahrungspunkte des laut Mahler rund 10 Stunden langen Spiels entdeckt und einsammelt, kann theoretisch auch alle Skills erlernen.
Gute Reflexe und Voraussicht zeigten sich dabei in unserer Demo von Ori and the Blind Forest teilweise als nötig. Etwa wenn ein Gegner plötzlich überraschend wie ein Rammbock auf euch zurennt oder wenn man vor einem hohen Fall erstmal warten sollte, bis die Kamera euch den Boden zeigt, um nicht in gefährlichen Ranken zu landen.
Wichtig ist Mahler, der früher bei Blizzard an StarCraft 2 arbeitete, außerdem die Geschichte, in der es grob gesagt um das Erwachsenwerden geht. Im Bereich des Storytellings sei man mit dem Zustand der Industrie „nicht zufrieden“ und wolle neue Wege gehen, damit sich Spieler emotional auf die Charaktere besser einlassen könne. Wir sind gespannt, wie das im fertigen Spiel gelingt.
Wunderschön
Auf den ersten Blick ins Auge stach natürlich die wunderbare 2D-Grafik ins Auge. Die handgezeichneten Levels und aufwändigen Animationen gingen in ein stimmungsvolles Gesamtbild über. Moon Studios, die übrigens ein virtuelles Studio mit über den Globus verteilten Mitarbeitern sind, haben da wahnsinnig gute Arbeit geleistet. Bei der Game City hat ihnen Aussteller Microsoft leider etwas zu leistungsschwache Grafikkarten in die Präsentations-PCs gepackt, weshalb die Szenerie etwas ruckelte und laggte.
Aber Microsoft finanziert das ganze Projekt und Mahler wirkte alles in allem sehr glücklich über den Partner. Man genieße vor allem komplette kreative Freiheit, könne aber gleichzeitig auf das Knowhow der Redmonder zurückgreifen. Nur bei der Vermarktung und Infopolitik scheinen die Zügel etwas strenger zu sitzen. Über den genauen Releasetermin („Holiday 2014“ für Xbox One und PC, 2015 dann für Xbox 360) und Themen wie DLC und Multiplayer durfte Mahler uns noch nicht aufklären.
Wenn Ori and the Blind Forest hält, was wir uns nach dem Anspielen davon versprechen, werden wir das aber locker verschmerzen. Wir fiebern der Veröffentlichung entgegen.
Verpasst in den nächsten Tagen nicht unser Preview zu The Division, das wir neben anderen Spielen auf der Game City auch sehen konnten.