Im Hause Fischbacher herrscht ein erbitterter Kampf. Nein, damit meine ich nicht den Kampf zwischen Söhnchen und mir, ob Zähneputzzeit ist und auch nicht zwischen meiner Frau und mir, ob ein neuer Full-HD TV überlebenswichtig ist – tz, allein diese Frage zu STELLEN. Nein, ein Kampf gut gegen böse, Albion gegen Mojave.
Fable 3 versus Fallout 3 : New Vegas
Das Problem ist einfach und doch essentiell: diese beiden Spiele sind in ihrem Umfang gigantisch. Die Spieldauer liegt bei beiden weit über 20 Stunden… für den ersten Durchgang! Will man alles sehen und probieren, spielt man wohl doppelt oder dreimal so lange. Ich für meinen Teil muss gestehen, dass ich an solchen Titanen oft scheitere. Zu oft kommt etwas dazwischen und man verliert den Faden. Wichtig für mich ist daher, wie mich die Spiele bei Laune halten. Das gute an den Beiden ist, dass sie jeweils in eine andere Gemütslage fallen. Fable ist bunt und irgendwie quietschig, während Fallout durch Endzeitstimmung und, naja, Mordlust glänzt. Je nach Stimmung kann man da schön wechseln.
Am Anfang war das Huhn!
So erstaunlich schwer mir ein Bericht über Fallout: New Vegas auch fiel, so erstaunlich leicht machte es mir Fable 3 jetzt. Während ich den ersten Teil komplett ignoriert habe (hatte auch noch keine XBox), konnte mich der Nachfolger anfangs zwar fesseln, Begeisterung kam jedoch irgendwie nie so richtig auf. Natürlich war Fable 2 ein gutes Spiel und typisch für Lionhead und Herrn Molyneux konnte es mit vielen guten Ideen und einer hervorragenden Geschichte aufwarten. Leider wirkte vieles aber zu aufgesetzt, passte nicht ganz in die Spielewelt. Auch wenn Fable 3 beginnt wie seine Vorgänger (in allen Einleitungen kommt ein Vogel vor, Hühner spielen oft eine tragende Rolle) so macht es doch einiges besser.
Vorne weg gefallen mir vor allem die Kämpfe wesentlich besser. Magie kann nun ohne Wartezeit verwendet werden. Bereits von Anfang an hat man bereits alle Fähigkeiten (z.B. Kontern, Blocken, Zielen, usw.), über die Zeit hinweg werden lediglich die Schadensattribute verbessert. Gut gefallen, wenn auch etwas gewöhnungsbedürftig, hat mir auch das neue „Pausen-Menü“. Per Start kommt man in den „Unterschlupf“ der die Karte, Kleidung, Schatzkammer, Waffen und eben auch die klassischen Spieloptionen bereit hält. Auch die Übersichtskarte ist wesentlich verbessert. In der geringsten Zoomstufe sieht man Albion mit den diversen Dörfern, in welche man dann direkt Zoomen kann und so sogar einzelne NPC erkennt. So lassen sich sowohl die Immobilien leicht verwalten und auch die Quests direkt wählen und anreisen.
Technisch gesehen gibt es auch wenig zu meckern. Grafisch ist man top, man hätte sich lediglich etwas mehr „Leben“, also zum Beispiel Wild oder Vögel in den Wäldern, gewünscht. Echte Fehler habe ich in meinem ersten Durchgang kaum entdeckt, die leider schon üblichen Standards wie Clipping und aufpoppende Texturen ausgenommen. Hin und wieder gab es extreme Stotterer und Hänger, allerdings immer nur kurz und in unkritischen Momenten.
Das einzige was mich über die gesamte Spieldauer etwas gestört hat, ist die hakelige Steuerung, oft werden die Controllerbefehle nicht ausgeführt. Während ich in Kampfsituationen noch nicht wirklich das System hinter dem Problem erkannt habe, ist mir aber beim Öffnen von Kisten aufgefallen, dass man nicht „zu schnell“ die Interaktionstaste drücken sollte. Gleiches gilt bei Gesprächen, da das Gegenüber dann schlichtweg nicht auf einen reagiert. So muss man sich wieder einige Meter entfernen und einen neuen Anlauf wagen. Unkritisch, aber sehr nervig. Allerdings möchte ich hier speziell den Umgang mit Fehlern loben. Lionhead hat extra eine Seite für Fehlermeldungen eingerichtet, wo völlig unkompliziert Erfahrungen mitgeteilt werden können. Lobenswert, solange die Meldungen auch wirklich berücksichtigt werden.
Auch bei der Geschichte gibt es wenig Kritikpunkte. Einige nette aber vorhersehbare Wendungen, abwechslungsreiche Nebenquests und sogar die nicht storyrelevanten NPC fallen in die Kategorie „unterhaltsam“. Auch sehr witzig sind die vielen versteckten Andeutungen auf Vorgänger und andere Spiele und der irgendwie britische Humor. Einzig nicht gefallen hat mir das Ende samt Oberbösewicht. Während sich die Spannung über die ersten Zweidrittel gut aufbaut, flacht sie im letzten Teil nach der Machtübernahme sehr ab und das Ende entschädigt leider auch nicht. Ohne zu spoilern kann ich nur sagen, dass die entscheidende Schlacht bei mir keine 20 Minuten gedauert hat, wovon wiederum keine 5 Minuten auf den ach so mächtigen Bösewicht entfielen. Da kommt doch das Gefühl auf, hier wurde geschludert und vielleicht vorschnell veröffentlicht?
Und so endet die Geschichte…
meines Erfahrungsberichtes. Nach dem ersten Durchgang als strahlender Gutmensch freue ich mich auf den Zweiten als dunkler Lord – auch wenn der etwas Warten muss, da ich von einigen anderen Spielen abgelenkt bin. Im Großen und ganzen kann ich allerdings nur jedem empfehlen, sich das Spiel zu holen. Es verspricht viele spaßige Stunden und den Erfahrungen nach, erwarten uns noch einige schöne Erweiterungen.
Zuletzt möchte ich noch etwas erwähnen. Ich bin in diesem Bericht auf zwei Elemente nicht eingegangen, welche von vielen Fable Spielern als „essentiell“ angesehen werden: soziale Kontakte im Spiel, also Heirat und Kinder, und rund um das Spiel, also Koop. Ersteres habe ich bereits im Vorgänger mehr oder weniger ignoriert. Ich habe einen 18 Monate alten Sohn und bin glücklich verheiratet und froh wenn ich beides nicht auch noch im Spiel haben muss… hoffentlich liest das meine Frau nicht. Bezüglich Koop kann ich ebenfalls mangels Erfahrung wenig berichten. Ich werde in meinem zweiten Durchlauf von Albion auf beides extra eingehen und hier wiedergeben.