Wie alt ist dein Gehirn?

Denksportaufgaben, mathematische Rätsel und IQ-Tests haben schon immer eine seltsame Faszination auf mich ausgeübt, obwohl Mathematik an sich früher nie zu meinen Lieblingsfächern zählte – sofern es überhaupt so etwas wie Lieblingsfächer gab. Jedenfalls konnte ich es mir daher nicht verkneifen, ‚Brain Age‘ für den Nintendo DS gleich zum US-Release zu bestellen, das mit dem Untertitel ‚How old is your brain?‘ verspricht, die geistigen Fähigkeiten des Spielers auf die Probe zu stellen und bei Bedarf zu trainieren. Ob das funktioniert?

Heute mal seitlich
Entwickelt wurde ‚Brain Age‘ auf Basis eines Buches des japanischen Wissenschaftlers Dr. Kawashima (fragt mich nicht nach seinem Vornamen), der sich dann tatsächlich auch im Spiel wiederfindet, euch in die Geheimnisse des Gehirns einweiht und Tipps gibt, wie ihr an die Aufgaben herangehen solltet. Dass ‚Brain Age‘ kein gewöhnliches DS-Spiel ist, fällt schon im Menü auf: Das ist nämlich um 90 Grad gedreht, so dass ihr den DS seitlich halten müsst, um etwas lesen zu können. Klingt ungewohnt, stellt sich aber als äußerst sinnvoll heraus, da ihr beide Bildschirme jederzeit im Blickfeld habt und die Steuerung ohnehin vollständig per Touchstick erfolgt.

‚Brain Age‘ besteht im Grunde aus zwei Teilen: Zum einen den Trainingsübungen, die man am besten täglich wiederholen sollte, um das im Zweifelsfall durchaus angestaubte Gehirn zu reaktivieren, zum anderen aus einem maximal einmal pro Tag zu absolvierendem Test, der das Alter eures Gehirns anhand von mehreren Aufgaben misst. Dabei beantwortet ihr simple Matheaufgaben, ordnet Zahlen nach ihrer Größe, zählt die Zahlen einer Farbe oder die Silben eines Satzes – und das alles natürlich auf Geschwindigkeit.

Black. Black! Black? BLACK!!!
Damit es zu keinen Verzögerungen bei der Messung eurer Werte kommt, schreibt ihr die Antworten einfach auf den Touchscreen. Das funktioniert mit ein wenig Übung problemlos. Gleiches gilt leider nicht für die Spracherkennung, die bei einigen Aufgaben ebenfalls zum Einsatz kommt.

Zum Glück lassen sich diese aber deaktivieren. Als Bonus für die US- und EU-Version von ‚Brain Age‘ hat Nintendo übrigens ein paar dutzend Aufgaben der mittlerweile sehr beliebten ‚Sudokus‘ eingebaut, die allerdings nicht direkt in das Training integriert wurden, sondern eher eine nette Beilage am Rand sind.

Die Herausforderung an ‚Brain Age‘ besteht natürlich darin, eines Tages das bestmögliche Gehirnalter von 20 Jahren zu erreichen. Anhand von Graphen könnt ihr eure Entwicklung über die Zeit hinweg verfolgen und euch ein Bild davon machen, welche Fortschritte ihr gemacht habt. Damit können wir auch die Frage beantworten, ob ‚Brain Age‘ überhaupt ein Spiel ist, damit wir nicht wieder in zig Review lesen müssen, wie schwierig es doch sei, ‚Brain Age‘ zu bewerten. Natürlich ist es ein Spiel. Es gibt ein Ziel, es gibt einen ansteigenden Schwierigkeitsgrad und es gibt sogar High-Score-Listen, über die ihr eure Resultate mit anderen Spielern vergleichen könnt. Nur weil die Aufgaben hier nicht Quests oder Missionen heißen und die Aufgabenstellung nicht das Töten von Gegnern enthält, ist ‚Brain Age‘ kein ‚Non-Game‘.

Wie alt ist dein Gehirn?
Überraschenderweise scheint ‚Brain Age‘ auch Menschen zu begeistern, die sich für gewöhnlich nicht für mathematische Rätsel erwärmen können. Das belegen zumindest meine selbstverständlich höchst empirischen Studien. Und auch ich hatte bislang meinen Spaß, auch wenn nach knapp einer Woche alle Aufgaben gesehen sind und die Zielgruppe wohl 40 Jahre oder noch älter ist. Das Gehirnalter von 20 Jahren hatte ich nämlich schon am zweiten Tag erreicht – nachdem ich dank der miesen Spracherkennung bei erfreulichen 77 Jahren eingestiegen war. Wer in meinem Alter und geistig auch nur halbwegs fit ist, sollte ‚Brain Age‘ daher nicht alleine spielen: Mich bewegt zum Weitermachen vor allem das Bestreben, Frau Maertens zu demütigen und aus allen High-Score-Listen zu werfen.

Zum Budget-Preis, zu dem ‚Brain Age‘ zumindest in Nordamerika und Japan veröffentlicht wurde, ist das Spiel daher sein Geld voll und ganz wert. Vor allem ist ‚Brain Age‘ zur Abwechslung mal ein Titel, den die ganze Familie verstehen und spielen kann. Und wer weiß, vielleicht können wir eines Tages ja doch noch behaupten, dass Videospiele gar nicht so dumm machen, wie gerne behauptet wird.

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