Der Kontinent Etheria: Eine wahnsinnige Dunkelelfin namens Aravein versucht, einen vor tausenden Jahren verschollenen Zauberspruch wieder ausfindig zu machen. Vor langer Zeit wurde dieser schon einmal angewendet und brachte Chaos und Tod über das Land. Damals war Etheria sehr knapp am Armageddon vorbeigegangen, doch in letzter Sekunde konnte der Untergang noch gestoppt werden. Nun sieht sich die Welt vor dem selben Problem und irgendwer muss die kleine Psychopathin irgendwie aufhalten. Gut das es einen PC und haufenweise engagierte Spieler unter uns gibt um die Frau weg von krassen Experimenten und wieder zurück an den Herd zu schicken.
Wir befinden uns am Anfang eines langen Weges, der erstmal mit der Charakterwahl beginnt. Zuerst könnt Ihr euch mal ein passendes Bild für euren Retter der Welt aussuchen, sei’s männlich oder weiblich. Danach kann man, RPG-ähnlich, Charakter- und Fertigkeitspunkte vergeben und den Helden benennen. Unter den Fertigkeiten finden sich Sachen, die absolut RPG typisch sind wie z.B. Natur- oder Feuermagie. Natürlich könnt ihr euch auch auf das Wesentliche konzentrieren und einfach alles auf Kampffertigkeiten konzentrieren, was euch im Spiel unter anderem bessere Moral der Truppe beschert. Nach der Fertigstellung des Charakters beginnt das äusserst dürftige Intro und danach kommt man in die Übersichtskarte.
Dort sieht’s zu Beginn recht übel aus. Nur eine einzige Provinz ist euch loyal ergeben und der Rest wartet erst darauf erforscht und erobert zu werden. Wenn ihr den ersten Teil kennt, wisst ihr auch gleich wie die Karten bei Warlords IV aufgebaut sind. Beim Aufbau ansich alles beim Alten, aber mit leicht verfeinerter Grafik (aber wirklich nur leicht). Burgen, Türme und die üblichen Artefaktstätten warten darauf erobert und erforscht zu werden.
Prinzipiell gilt es zwischen zwei verschienen Armeetypen zu unterscheiden – mal abgesehen von den verschiedenen Völkern. Armeen mit und ohne Held. Der Held, der in eine Armee eingebunden ist verstärkt die Moral und auch die Kampfkraft der Einheit und kann magische Gegenstände aufnehmen, die man in verlassenen Ruinen und dergleichen finden kann. Dadurch kommt man an Geschwindigkeitsvorteile, Selbstheilung oder Zaubersprüche. Ohne Held geht’s natürlich auch, aber die Armee ist eben deutlich schwächer.
Alle Einheiten können durch ein Stufensystem stärker werden. Wenn ihr Kämpfe gewinnt, bekommt ihr automatisch XP (Experience Points), welche die Truppen stärker und langlebiger machen um einen Vorteil gegenüber euren Gegnern zu erlangen.
Noch ein paar Worte zum Kampfsystem: Wenn ihr eine Burg angreift und ihr habt z.B. acht Einheiten (was dem Einheitenmaximum einer Armee entspricht), habt ihr nicht den geringsten Vorteil gegenüber einem Gegner der nur sechs hat. Das Kampfsystem basiert, wie schon beim Original im eins-nach-dem-anderen Stil. Dass heisst, es können immer nur zwei Einheiten gegeneinander Kämpfen, egal wieviel ihr mitgenommen habt. Einfluss auf den Kampf hat man in der Hinsicht, dass man vor Beginn noch schnell einen Zauberspruch ablassen und sich aussuchen kann wen man von den acht Männern zuerst in den Tod schicken möchte.
Wie seine Vorgänger ist Warlords IV rundenbasierend. Zu bedienen ist es grundsätzlich auch wie eh und je. Per Point and Click System werden die Armeen über die Landkarte geschickt, welche auf Wunsch anfangs auch schon komplett aufgedeckt werden kann. Nachschub gibt’s über die Burgen. Das heißt je mehr Burgen ihr besitzt umso mehr Einheiten könnt ihr produzieren umso schneller könnt ihr eure Widersacher ausrotten. Ein einfaches Prinzip, welches eins zu eins aus dem Original übernommen wurde.
Grafisch hat uns Infinite wahrlich kein Highlight abgeliefert. In Zeiten von 3D, DirectX 9 und Grafikkarten mit 300MHz Taktfrequenz kommt Warlords IV mit altbackener, trister 2D Ansicht daher und bietet somit wirklich nichts neues auf diesem Sektor. Wie aber auch schon bei Teil eins sagen technische Details wenig über die Qualitäten des Spiels selbst aus. Die Musik ist eigendlich im Gegensatz zu den lausigen Effekten ganz nett, allerdings beschränkt sich die Auswahl auf ein Minimum. Da Warlords IV ein Titel ist, den man oft mehrere Stunden am Stück spielt wird’s bald nervig wenn immer das selbe heruntergedudelt wird. Wen störts – Spielmusik abdrehen und Dimmu Borgir aufdrehen, dann bekommt das Spiel auch gleich eine völlig andere Atmosphäre ;).
Multiplayer ist über Internet und per Hotseat möglich. Damit hat man mal wieder, nach Heroes und Worms, die Möglichkeit sich im Freundeskreis gemütlich zu Hause gegenseitig zu vernichten. Ein Problem dabei ist sicher die Rechenzeit, die KI-Gegner brauchen um einen Zug zu machen. Wenn ihr ein wenig länger Spielt und die KI schon einiges aufgebaut hat, kann es Ewigkeiten dauern bis ihr wieder mal mitspielen könnt. Vielleicht liegt’s ja auch daran dass ich nur einen 2200+ AMD habe, aber sogar das Original ging auf meinem 286er schneller..
Bei Warlords IV hab ich den gleichen Eindruck wie bei Robin Hood: Defender of the Crown: Die Zeiten in denen das Game Klasse hatte sind einfach vorbei. Vielleicht täusch‘ ich mich aber auch einfach und die Entwickler haben es nicht geschafft, eine zeitgemäße Umsetzung auf die Reihe zu kriegen. Vielleicht hab ich aber auch eine Meinung die 90% der Spielergemeinde nicht haben – was solls, für mich ist Warlords IV irgendwie die Bestätigung dass man einfach nicht mehr genug aus diesem Prinzip herausholen kann um ein konkurrenzfähiges Spiel zu machen.
Was man positiv hervorheben kann ist sicher die für heutige Maßstäbe überdurchschnittliche Spieldauer. Ich habe es bis dato nicht ganz durchspielen können und rechne mit circa. 30-40 Stunden auf normaler Schwierigkeit. Ausserdem ist eine kleine Hotseat Session in dunklen Winternächten einfach mal wieder eine tolle Sache (Man munkelt aber es soll Leute geben, die sogar zu dieser Jahreszeit was besseres zu tun hätten) – immer Heroes of Might and Magic IV ist nicht so das Wahre und Worms macht auch nur besoffen so richtig Spass.. ;)