Habt ihr jemals ein gerendertes Intro gesehen, das in einem mittelalterlichen Fantasy-Szenario ein gewisses Star Wars-Flair versprüht, mit Matrix-Actioneinlagen aufwartet, pompöse Monsterschlachten beinhaltet und trotzdem nicht lächerlich sondern geradezu genial wirkt? Nein? Könnt ihr auch nicht, denn SpellForce ist erst seit einigen Tagen im Handel…
"Die Welt ist im Wandel…" – Worte die man sicher am Anfang von SpellForce sagen hätte können. Denn die Geschichte des ersten Werkes von Phenomic (gegr. von Siedler-Erfinder Volker Wertich) erinnert schon nach kurzer Zeit an Tolkien’s Herr der Ringe-Trilogie. Nach einem längst vergangenen großen Krieg zwischen den Völkern der Welt droht das ultimative Böse nun fast unbemerkt die Welt zu unterjochen. Eine Hoffnung bleibt der zerstrittenen Erdbevölkerung noch: ein Runenkrieger. Wenig überraschend schlüpfen wir als Spieler in dessen Rolle.
Was etwas unkreativ beginnt entpuppt sich schon nach wenigen Spielminuten als ein vollkommen neues und grandioses Spielerlebnis. Schon im Tuorial – in dem man noch nicht den eigens erstellten Charakter steuern darf, und das die Vorgeschichte des Spiels erzählt – macht SpellForce mehr Spaß als viele Konkurrenztitel während der gesamten Spieldauer. Ein Aspekt, der dem Genremix übrigens auch viele Pluspunkte bringt, denn anders als aktuelle Top-Titel strotzt SpellForce dem Trend kurzes Vergnügen zu bieten. Ein durchschnittlicher Zocker, der sämtliche Nebenquests anpackt, dürfte bis zu 100 Stunden daran sitzen.
Natürlich kann das Spiel nicht bis zur letzten Minute mit Abwechslungsreichtum aufwarten, aber zumindest langweilig wird SpellForce auch nicht. Immer wieder gibt es Phasen in denen ihr nur mit eurem Helden herumstreunt, der ähnlich wie in Action-RPGs à la Diablo verschiedene Fähigkeiten, Zaubersprüche und Kräfte erlangen kann. Meist ist das zu Beginn der Levels der Fall, bevor ihr euch um den Strategie-Part kümmert. Dann gilt es eine Basis zu erbauen und Rohstoffe bzw. Einheiten zu produzieren.
Eine weitere Besonderheit an SpellForce: Man kann mehrere Völker gleichzeitig steuern. Denn alles läuft über ein so genanntes Runensystem. Findet ihr einen solchen Klunker, dann dürft ihr ihn im Inventar in vorgegebene Slots einsetzen und könnt ab da die Einheiten der betroffenen Völker produzieren.
Im Verlauf des Spiels bekommt man immer mehr verschiedene Truppentypen und Baumöglichkeiten durch ein ähnliches Verfahren zur Verfügung gestellt – man findet einen Plan zur Herstellung eines Gebäudes oder einer Einheit und trägt ihn im Inventar ein.
Im Kampf unterstützen euch so nicht nur die Truppen von sechs verschiedenen Rassen, sondern auch weitere Helden, die man an dafür vorgesehenen Monumenten herbeirufen kann. Was die Armeen betrifft ist nur eines ärgerlich: Wenn man durch eines der Portale in ein anderes Level reist, und dann bemerkt, dass man wieder zurück muss, sind alle Einheiten verschwunden. Ein Designschnitzer, der bei einer kleinen Unachtsamkeit für eine nette Portion Frust sorgen kann.
Solche Kleinigkeiten sind es dann auch, die dem Spiel noch höhre Wertungsregionen verschließen. Denn auch wenn die Story abgekupfert wirkt, die Präsentation gelang Phenomic perfekt. Kein verhunztes Speichersystem, eine wunderschöne Optik mit passend designten Rassen und Levels und ein nahezu phänomenaler Soundtrack. Aufgewertet wird das ganze Spektakel auch noch durch professionelle Sprecher, die sämtliche Texte vertonen. Im Bereich der Steuerung trifft man wahlweise auf ein komfortables neues System (Click’n’Fight) in dem man zuerst die feindliche Einheit markiert, und dann bequem die möglichen Aktionen auswählen kann. Alternativ funktioniert auch noch das altbewährte Point & Click-System…
Probleme gibt es zumindest vorerst noch im Multiplayer-Modus. Wir werden euch, sobald diese behoben werden, einen seperaten Test über diesen Bereich des Spiels nachliefern und vergeben dafür noch keine Wertung.
Die Deutschen kommen! In meiner Hitliste 2003 rücken Produkte aus Europa, und speziell aus unserem nordwestlichen Nachbarland, immer weiter nach oben. Nicht nur das Addon zu Gothic 2, auch SpellForce landet in den persönlichen Tommy-Charts an der Spitze.
Was Siedler-Schöpfer Wertich hier abliefert braucht sich in keinem Bereich vor der bösen Konkurrenz zu verstecken. SpellForce wirkt zu jedem Zeitpunkt des Spiels durchdacht, innovativ und macht vor allem höllischen Spaß. Über gewisse Designschnitzer kann man getrost hinwegsehen, eventuell werden sie per Patch ja sogar noch ausgebessert.
Für das Addon und den Nachfolger wünsche ich mir nur eine etwas eigenständigere Story, und eventuell sollte man den Strategiepart etwas vertiefen; Strategen, die besonderen Wert auf ausgeklügelte Taktiken legen, sind nämlich unter Umständen falsch beraten, für alle anderen gilt unsere Kaufempfehlung.