Ist es euch auch schon mal so ergangen? Sie gehen am Abend noch kurz in einen Schnellimbiss, ein bisschen lesen und einen Kaffee trinken.. und auf einmal steht ihr in der Toilette und euer Opfer liegt erstochen zu euren Füssen? Nein? Dann ist Fahrenheit die Gelegenheit sich auf so etwas vorzubereiten!
Unsere Hauptfigur ist Lucas Kane, ein mehr oder minder gewöhnlicher Systemadmin im New York des Jahres 2009. Während einer untypischen Kältewelle (der einzige Bezug zum Titel Fahrenheit übrigens.. ich finde die amerikanische Bezeichnung "Prophecy of the Indigo Child" zum Spielinhalt wesentlich passender, aber nun gut.) will der werte Lucas nun also nach einem arbeitsreichem Tag nur noch entspannt einen Kaffee trinken und in seinem Buch schmökern.. doch dann kommt alles anders.
Das Spiel beginnt, indem es eindrucksvoll zeigt wie sich ein unbedarfter Herr erleichtert, während der besessene Lucas sich unbemerkt von ihm auf der Toilette sitzend seltsame Zeichen in den Arm ritzt. Dann macht er sich, von Visionen geplagt wie marionettenmäßig gesteuert auf, sein Opfer regelrecht abzuschlachten. Nach getaner Tat kommt der arme Lucas erst wieder zu Verstand und hier kommt nun auch der Spieler zum Zug der ihm aus dieser vertrackten Situation helfen muss.
Jedoch steuert man Lucas auch nur solange bis dieser aus dem Imbiss und der ersten Gefahr raus ist, dann gibts auch schon den, für das Spiel typischen, ersten Personenwechsel und der Spieler lernt die beiden Polizisten Tyler Miles und Carla Valenti kennen, welche diesen Fall übernehmen.
Diese drei Personen steuert der Spieler auch den Großteil des Spiels über, und sieht somit die Entwicklung der Story auch immer aus unterschiedlichen Perspektiven (so versteckt man zum Beispiel mit Lucas Beweise bevor man ihn als Polizist verhört). Die vierte Figur ist Markus Kane, seines Zeichens Priester und Lucas stets an seiner geistigen Gesundheit zweifelnder Bruder.
Das Spiel selbst präsentiert sich in schön gezeichneter Grafik und sehr angenehmer, stimmmungsvoller Sounduntermalung. Die Entwickler haben sehr viel Wert auf Kleinigkeiten gelegt, so kann man zum Beispiel in diversen Situationen relativ frei entscheiden ob man diverse kleine Minispielchen machen möchte (welche sich nebenbei positiv auf die Gemüter unserer Hauptfiguren auswirken..eine der wichtigsten Eigenschaften in dem Spiel.. denn sinkt der Gemütszustand einer der Figuren auf Null so verlieren sie entweder Job, Geistesgesundheit oder gar das Leben.. jedenfalls ist das Spiel vorbei ), einfach mal Musik anmacht, fernsieht oder sich sonstwie entspannt.
Sodass trotz des stets vorgezeichneten und teils unter Zeitdruck stehenden Spielverlaufs ein gewisses Gefühl der Freiheit bleibt. Positiv hierbei ist auch die Möglichkeit jeden Abschnitt der Geschichte jederzeit wieder spielen zu können, um so zum Beispiel andere Dialogoptionen oder sonstige Entscheidungen auszuprobieren.
Zur Steuerung kann man sagen dass sie sehr intuitiv anzeigt was man mit einem Gegenstand machen kann, sobald man über ihn gleitet. Die Steuerung der Actionsequenzen wiederrum mag zu den umstritteneren Aspekten des Spiels gehören, ist es doch zweigeteilt in ein einfaches R1-R2 Balance Drücken oder ein, an gewisse andere Spiele erinnerndes Farbdrücken, d.h. der Spieler muss die jeweiligen Buttons in der Reihenfolge wie sie auf dem Bildschirm aufblinken möglichst schnell drücken.
Einerseits zwar eine Belebung zum Adventureteil, jedoch verliert man leicht das Spielgeschehen aus den Augen vor Konzentration auf die Blinkfelder.
Womit wir auch zum zweiten kleineren Kritikpunkt kommen, nämlich der Übersicht.
Die Kamera schwenkt meistens intuitiv, jedoch nicht unbedingt auch immer passend.
Motivationsfördernd ist neben der sich entwickelnden Story und dem Gefühlsleben der, meiner Meinung nach, durchwegs gut kreierten und sympathischen Figuren auch das stete Suchen nach Boni mit welchen man sowohl Soundtrack wie auch einige unterhaltsame Videoclips und Bildern mit Informationen der Entstehung des Spiels oder auch nur mit witzigen Szenen aus dem Spiel.
Fahrenheit hat mir persönlich sehr gut gefallen (mit Ausnahme der nervigen Kindheitserinnerungen, welche von der Steuerung her ein oftmaliges Probieren notwendig machen) ein sehr stimmiges und spannendes Adventure mit gutem Soundtrack, schöner Grafik und interessanten Extras.
Die Idee das Adventure aus so unterschiedlichen Blickwinkeln zu sehen und teilweise sogar die anderen Figuren beeinflussen zu können ist ebenso gelungen wie die Mischung aus ruhigen und Zeitdruckabschnitten.
Allein die Actionsequenzen hätte man vielleicht etwas besser lösen können.
Wenn jemand nicht weiß was er sich von den Extras als erstes kaufen soll kann ich ihm neben dem genialen Soundtrackstücken die Tanzeinlage übrigens wärmstes ans Herz legen.