Wie so viele andere Menschen bin ich bin der beste Autofahrer der Welt. Und das obwohl ich manchmal einen Hut dabei trage. Wenn F1 2009 auf der Wii angeworfen wird, liegt der Hut aber in der Ecke. Frei nach dem Motto: Wer bremst verliert. Wer später bremst, fährt länger schnell.
Ich bin eigentlich kein Formel 1-Fan. Das einzige was mir seit Jahren immer wieder einfällt (der Ton ist super zum Einschlafen an verregneten Sonntagnachmittagen), wenn ich die Rundenfahrer im Fernsehen sehe, ist dass ich gerne mal wieder ein F1-Game spielen würde. Die Trailer zum Codemasters-Spiel haben mich aber noch skeptisch gemacht: Das wirkte etwas schwammig. Und ganz grundsätzlich ist präzises Fahren mit der Wiimote ein wenig schwierig vorstellbar.
Das ist nicht ganz unbegründet. Mit einem High Tech-Force Feedback-Lenkrad hat die Plastikhülle am Wii natürlich nicht viel zu tun. Aber nach einigen gedrehten Runden glüht man dann doch schon erstaunlich gewollt um die Kurse. Im Verlauf der ersten Saison perfektioniert man sein Gefühl für schnelle Kurven. Eine schwierige Passage richtig zu erwischen befriedigt ungemein. In einem Rennjahr erstmals um den Titel mitzufahren, dazu braucht es Talent oder ein wenig Ausdauer. Anfangs freut man sich schon über die ersten Punkteränge riesig, bald sind auch Podests ein Thema, der letzte Schritt zum Seriensieger ist dann aber ein etwas längerer.
Der Faktor „What the fuck, ein bisschen schneller muss das doch noch gehen“ gilt dabei wie er es bei jedem Rennspiel tut. Ebenso wie der Ärger, wenn man sich in der letzten Runde dann doch noch raus dreht. Der kleine Fehler lässt sich eben nicht immer vermeiden, und so sind auch nach vielen Rennen Tagessiege gegen die KI noch nicht selbstverständlich. Hochkonzentriert gilt es dafür die Kurse Runde für Runde kennen zu lernen und dann die gesamte Renndauer über nicht den Kopf zu verlieren. Ohne Geduld läuft das nicht.
Die Grafik erinnert an ein schöneres Grand Prix 4, schon wahr. Von High End kann keine Rede sein. Irgendwie weiß ich nicht, ob das Rumpeln auf der Strecke von Unebenheiten kommt, oder davon, dass die Reifen nicht absolut rund sind. Aber wer mich kennt weiß, dass mir das relativ egal ist. Für mich sieht das Spiel gut genug aus, um mich ins Rennen eintauchen zu lassen. Und ja eh. Das Rumblen der Wiimote ist bestenfalls lieb (deutet aber doch sehr klar verständlich auf Probleme hin). Für abgebrühte Live for Speed-Cracks werden die Tuningoptionen möglicherweise nur einen Lacher wert sein, keine Ahnung.
Ein bisschen schwieriger zu verzeihen ist da schon, dass die Gegner-KI ganz und gar nichts mit den besten Autofahrern der Welt zu tun hat. Auf der Strecke tummeln sich eher Vollpfosten, was das Fahren im Verkehr natürlich besonders nervenzehrend macht. Darüber muss man hinwegsehen können.
Aber was einfach stimmt ist das Gefühl für Geschwindigkeit und Fights Heck an Heck. Das was bei Formel 1-Rennen halt zählt. „Ein realistisches Spielgefühl“, nennt man das in einem Spieltest dann halt, wenn auch in diesem Fall kein übertriebenes, das erstmal fünf Jahre Übung bedingt.
Ein besonderer Spaß ist die Angelgenheit natürlich zu zweit per Split-Screen. Aber seht zu, dass ihr euch brauchbare Gegner züchtet. Bis ein richtiger n00b sich konkurrenzfähig erweist, dauert es einfach zu lange. Das ist an einem Spieleabend nicht zu schaffen. Sonst muss man dazu nicht mehr viel sagen, man kennt das. Wenn der Gegner einem um die Ohren fährt, kann man in dem Modus immer noch den Ellbogen „unabsichtlich“ ausfahren. Online? Gibts nicht.
Mag die Formel 1 im echten Leben zwar langweilig wie wenig sonst sein, die Lizenz lässt sich immer noch in die spannendsten Rennspiele ummünzen. F1 2009 für den Wii ist da keine Ausnahme.