Sorry Babe, ich geh sandspielen…

Es war im Jahre 1990 als ein Designer namens Jordan Mechner sein Spiel Prince of Persia veröffentlichte. Damit war es um mich geschehen und ich fünf Jahre alter Wicht verfiel zum ersten Mal der Faszination eines Computerspiels. Das ist jetzt 14 Jahre her und dazwischen gab es noch zwei weitere Abenteuer in Persien zu bestehen. Jetzt habe ich mich voll Freude auch in die aktuelle vierte Geschichte aus 1001 Nacht gestürzt…

Ich blöder Dummkopf! Was habe ich nur getan? In meinem jugendlichen Leichtsinn hat mich der Verräter meines Vaters dazu getrieben den Sand der Zeit zu entfesseln, und damit habe ich viele Menschen in wandelnde Tote verwandelt. Natürlich darf ich die Suppe jetzt wieder ausbaden, zum Glück hilft mir aber diese hübsche Sultanstochter dabei…

So in der Art müssen die Gedanken des Helden aus Prince of Persia: The Sands of Time anhören, denn er hat ordentlichen Mist gebaut. Nun macht er sich daran, den Salat wieder zu bereinigen – mit Hilfe seines Dolchs und Säbels. Erstgenannter hat eine ganz herausragende Eigenschaft – damit kann man nämlich die Zeit kontrollieren.

Diese Besonderheit muss man sich auch unbedingt zunutze machen, denn die Rätsel in Prince of Persia sind fast immer durch waghalsige Sprungkombinationen zu absolvieren. Wer es dabei einmal zu weit treibt kann die Zeit einfach ein paar Sekunden zurückdrehen. Wie oft das geht, hängt davon ab, wie viel Sand ihr eingesammelt habt. Das geht entweder über das Töten von Gegnern oder Aufnehmen von Sandquellen. Wer sich trotzdem einmal verletzt kann seine Lebensenergie an den zahlreichen Brunnen und Thermal-Bädern wieder auffüllen in dem er einen Schluck Wasser trinkt. Andere Puzzles gibt es übrigens auch: Schalter- und Logikrätsel sind zwar deutlich in der Unterzahl, dafür werden sie aber an sinnvollen Punkten eingesetzt.

Sprungeinlagen über ausfahrbare Stacheln sind also wie schon im ersten Teil immer noch das große Kapital des Spiels. Im Gegensatz zu Prince of Persia 3D von 1999 sind sie aber absolut fair ausgefallen und wissen auch durch originelle Ideen zu gefallen. So muss man Beispielsweise im Matrix-Stil an Wänden entlanglaufen, oder Splinter Cell-Hauptfigur Sam Fisher durch coole Von-Wand-zu-Wand-spring-Aktionen vom Neid zerfressen lassen. Der Prinz aus Persien hat haufenweise Fähigkeiten, die man als Spieler sinnvoll einsetzen muss. Dabei liegt die Lösung zumeist auf der Hand, manchmal hat man sich die Umgebung aber genauer anzusehen um auf die Lösung zu kommen.

Als kleine Hilfe gibt es an jedem Speicherpunkt (die sind übrigens fair gesetzt) eine kleine Vision, in der ihr die kommenden Aufgaben in wenigen Sekunden als Zusammenschnitt vorgespielt bekommt.

Aber das Spiel hat noch so manch anderes Highlight zu bieten. So verschlägt es uns in den wunderschön designten und optisch extrem ansprechenden Levels immer wieder in Kämpfe mit Zombie-artigen Kreaturen und irgendwelchem Ungetier. Die Kämpfe sind vor allem in späteren Levels nur durch gekonnte Moves zu schaffen, vor allem die Bossgegner fordern euer Können voll und ganz heraus. Sowohl bei den Rätsel-Einlagen als auch in den Fights funktioniert die Steuerung vollkommen problemlos. Man merkt, dass die Entwickler von Ubi Soft das Spiel ausgiebig getestet haben. Nur an seltenen Punkten wird der Prinz von der Wand wie magisch angezogen, und läuft vollkommen unerwartet in den Tod – das kommt allerdings höchsten zwei bis drei Mal während den knapp 15 Stunden Spielzeit.

Um noch einmal kurz auf die Grafik zurück zu kommen: Man sieht dem Spiel ausnahmsweise einmal nicht an, dass es auf mehreren Plattformen erscheint. Die PC-Version ist perfekt optimiert, die Texturen lassen keinerlei Wünsche offen und das Programm schafft es eigentlich in jeder Sekunde den Spieler ins Staunen zu versetzen – egal ob in dampfenden Thermalbädern oder beim Blick von einem Balkom über eine ganze Schlossanlage. An der Faszination mitbeteiligt ist sicher auch der grandiose Soundtrack und die auch in den Cutscenes gelungene deutsche Synchronisation. Besonders witzig ist es, wenn ihr in den Tod stürzt, und der Erzähler der Geschichte plötzlich sagt: "Nein, nein, nein! So ist es natürlich nicht passiert." – Der Humor kommt also auch nicht zu kurz…

So stelle ich mir ein Computerspiel vor! Im Jahr 1990 hat die Serie mich zum PC-Nerd gemacht, heute schafft der Prinz es wieder mich nächtelang vor den Monitor zu fesseln. Derzeit setzt alle Spiele-Welt auf immer mehr Realismus – Ubi Soft verzichtet zum Glück darauf. Es macht unheimlichen Spaß über Fallen gespickte Innenhöfe zu balancieren oder an Wänden entlang zu laufen während Kreissägen-artige Maschinen mich in Stücke schneiden wollen. Auch die Gemetzel sind einfach nur cool, und zusätzlich noch eine Augenweide – außerdem kommen sie nicht zu oft vor. Man spürt förmlich, dass das Spielerlebnis den Entwicklern wichtiger war als ein realistisches Leveldesign. Wer auch nur das geringste Interesse an einem Action-Adventure mit Hirn hat, der darf sich Prince of Persia: The Sands of Time einfach nicht entgehen lassen. Das ist der nächste evolutionäre Schritt im Jump & Run-Genre!

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