Sansa Fuze+ – ein Triumph der Technik?

Sansa Fuze+

Wer heutzutage Musik hören will, hat im Sortiment der portablen Player die Qual der Wahl. Meine fiel, anno 2007 und entgegen dem iPod-Trend, auf einen Sansa e260. 4 GB hatte das gute Teil, einen microSD-Slot, Radio-, Video-, Bilder- und Aufnahmefunktion. Heute steht die übernächste Generation der SanDisk-Player in den Startlöchern. Fuze+ nennt sich das Gerät, und es schickt sich an, den Platz in meiner Jackentasche zu übernehmen.

Mit 8 GB Kapazität kommt mein „Neuer“ daher und wers größer oder kleiner mag, kann sich auch für ein 4 oder 16 GB-Modell in insgesamt fünf Farben entscheiden. Wer sich später wünscht, doch mehr Speicher zu haben, kann wie gehabt eine miniSD-Karte zur Erweiterung heranziehen. Die von damals bekannten Features sind alle mit dabei: Musik hören, Hörbücher hören (müssen allerdings mit ID3-Tags versehen werden), Radio hören und aufnehmen, Tonaufnahmen, Bilder und Videos ansehen.

Was mein Player damals schon konnte…

Allesamt recht nützliche Features, wobei die Bilder- und Videofunktion trotz problemloser Funktion von mir weiterhin verschmäht wird. Der Bildschirm produziert ansehnliche Farben, ist aber für den dauerhaften Genuss stehender und bewegter Bilder schlicht zu grobkörnig und zu klein. Wie schon vom Clip+ bekannt, bringt auch der Fuze+ „slotRadio“ mit. Und nach wie vor halte ich den Verkauf von mit DRM gesicherter Musik-Compilations vorbespielter Speicherkarten für ein schwer überholtes Modell. Kein Negativpunkt also, aber auch kein Extra, das je einen Innovationspreis gewinnen wird.

Am Player befinden sich schon ein paar Lieder, und die nette Sammlung wurde endlich einmal erneuert. Wer die mitgelieferten Songs nicht mag, kann sie problemlos löschen. Der Fuze+ lässt sich, wie seine Vorgänger, im Massenspeicher- und MTP-Modus (Music Transfer Protocol) betreiben.

Modern = praktisch?

Nun steht also fest: Der Fuze+ kann, was seine Vorgänger schon beherrschten. Aber was macht er anders?

Da wäre zum einen die Optik. „Industrie-Design“ nennt SanDisk die elegant-eigenwillige Gestaltung des Players. Hier scheiden sich wohl die Geister – mir gefällt der Fuze+. Die Glanzoptik finde ich schick, die Oberfläche ist aber leider sehr empfänglich für Fingerabdrücke. Da sie wenig Reibung bietet, rutscht der Fuze+ gerne mal aus der mitgelieferten, wenn auch sehr rudimentären Hülle.

Der Bildschirm ist größer als bei den Vorgängermodellen, was ein wenig mehr Übersicht in die Menüführung bringt. Die ist übrigens weitgehend logisch und verständlich gehalten.

Endlich hat SanDisk das proprietäre Anschlusskabel aufgegeben und mit jenem microUSB-Anschluss ersetzt, der zukünftig in den meisten Handies zu finden sein wird. Damit entfällt der Kauf teurer Original-Ersatzteile, sollte das Kabel einmal verloren gehen. Etwas problematisch ist die Anbringung des Klinkeneingangs auf der Unterseite des Gerät – denn so muss man es kabelschonenderweise stets verkehrt in die Tasche stecken.

Gänzlich neu ist die Bedienung des Players. Die mechanischen Tasten sind – bis auf die Lautstärkeregelung und den Ein/Aus-Schalter – vollständig gewichen, und auch das vom iPod abgeschaute Navigationsrad wurde entsorgt. Anstatt derer prangen nun zwei Touch-Buttons und ein Vier-Wege-Touchfeld auf der Vorderseite des Fuze+. Das ist für jemanden wie mich – der seinen bisherigen Player schon im Blindflug bedienen konnte – dezent gewöhnungsbedürftig. Folglich brauchte es seine Zeit, bis ich rausgefunden hatte, wie man seinen Daumen am besten über das Bedienfeld schiebt, um schnell von A nach B zu kommen.

Mittlerweile klappt das immerhin ganz gut, denn auch diese Eingabemethode ist logisch aufgebaut. Die Oldschool-Navigation war trotzdem den einen oder anderen Tick schneller.

Verbesserungspotential

Die aktuelle Firmware ist zudem noch nicht undertprozentig ausgereift, wobei die Probleme im Detail liegen. Der Fuze+ merkt sich zwar nach dem Ausschalten, welches Lied und an welcher Stelle ich zuletzt war, spielt aber nach dem Einschalten erst nach Aufforderung weiter. Dabei erinnert er sich auch an den allgemeinen Abspielmodus (zB. „Shuffle“), aber nicht daran, dass ich alle Sänger/Bands darin inkludiert hatte. Sprich: Statt nach dem Einschalten meine komplette Musiksammlung in die Playlist einzubeziehen, mischt er nur die Lieder des zuletzt gehörten Interpreten durch Ein Ärgernis sicherlich, wenn auch temporär leicht behebbar. (Update vom 20.12.: Dieser Fehler ist mittlerweile behoben worden).

Zudem bin ich zuversichtlich, dass dieses Manko in zukünftigen Firmwareupdates behoben wird. Dazu bietet SanDisk ein praktisches Tool, mit dem sich die neueste Betriebssoftware und aktualisierte Handbücher herunterladen lassen. Hier kann man auch als ungeübter Nutzer wenig verkehrt machen.

Fazit

Nüchtern betrachtet bietet der Fuze+ im Vergleich mit älteren Sansa-Modellen wenig Neues – sieht man vom eher unsinnigen slotRadio ab. Dem Stillstand in Sachen Features steht eine Entwicklung der Hardware gegenüber, die ich mit einer gewissen Skepsis betrachte.

Wer kein Problem damit hat, auf einem Musikplayer Bilder und Videos anzusehen, wird auch mit der etwas pixeligen Darbietung des Fuze+ klar kommen. Und sich über den etwas größeren Bildschirm freuen. Freunde von Hörbüchern und Podcasts können sich unterwegs auf den Fuze+ verlassen. Er beherrscht das, was er anbietet. Die Feature-Stagnation findet also auf einem hohen Niveau statt.

Während man über die Optik des neuen SanDisk-Geräts geteilter Meinung sein kann, mag man dem Fortschritt in Sachen Bedienung nicht viel Vorteilhaftes abgewinnen. Ja, die Navigation über das Touchfeld funktioniert, und die „Slide to Unlock“-Tastensperre erfüllt einen gewissen Stylefaktor. Schneller und eingängiger war aber das gute, alte Rad.

So bleibt der Fuze+ ein solider Player mit beständigem Akku, bei dessen Weiterentwicklung mehr Wert auf den Trend als auf Funktionalität gelegt wurde. SanDisk sind schon größere Würfe gelungen.

Den Sansa Fuze+ gibt es bei Amazon.de im Preisbereich von 60 bis 90 Euro.

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