Niewinter nach dem Sommer

Drei Jahre Entwicklungszeit und einen Entwicklerwechsel von BioWare zu Obsidian Entertainment hat Neverwinter Nights 2 bereits auf dem Buckel. Was die Amerikaner, die schon für Knights of the Old Republic 2: The Sith Lords verantwortlich waren, auf die Beine gestellt haben, konnte wir auf der Games Convention begutachten.

Niewinter hat seine Wunden geleckt und nun steht bereits die nächste Katastrophe bevor. In Westhafen, einem kleinen Dorf, wütet das Chaos. „Der König der Schatten“ ist dafür verantwortlich. Wer oder was genau hinter diesem Namen steckt, gilt es herauszufinden. Und derjenige seid natürlich ihr. Neverwinter Nights 2 spielt natürlich wieder in den Forgotten Realms und basiert auf der neusten Version (3.5) des Dungeons & Dragons Regelwerkes. Somit sind so ziemlich alle vorstellbaren Charaktere auch spielbar. Zu den „Normalos“ kommt aber beispielsweise noch der Warlock hinzu, der bisher noch nicht spielbar war. Zusätzlich wurden auch noch sogenannte Prestigeklassen hinzugefügt, die ihr dann ab einem bestimmten Level auswählen könnt und eine größere Spezialisierung der eigentliche Klasse ermöglichen. In der Charaktergeneration selber könnt ihr alles einstellen was das Rollenspielerherz begehrt. Farben, Haare, Gesichter, Gesinnung, Charaktereigenschaften und –werte… Die Möglichkeiten sind ziemlich unbegrenzt. Natürlich kann ein fieser Dunkelelf keine gute Gesinnung annehmen, weil dies einfach nicht in die Rolle passen würde. Gerade aber für Einsteiger sind die ganzen Einstellungsmöglichkeiten wohl zu viel. Darum gibt es auch wieder vorgefertigte Charaktere, die den sofortigen Spieleinstieg ermöglichen. Dieser gestaltet sich in einem sehr schmuken Tutorial, welches nicht einfach nur aus öden Texteinblendungen besteht. Wahlweise kann man dieses aber direkt abbrechen und dann sofort starten. In den 40 Stunden Spielzeit werdet ihr, sobald in Niewinter angekommen, alle Entscheidungsfreiheiten haben, die ihr braucht. Eure Begleitung auf dem Weg wird ebenfalls sehr nett in Szene gesetzt. Die Leute, die mit euch mitgehen wollen, gehen eigentlich nur aus einem bestimmten Grund mit euch mit. Ob sie bleiben liegt ganz daran wie sehr ihr deren Interessen verfolgt und natürlich ob die Stimmung passt. Habt ihr beispielsweise einen chaotisch bösen Mitstreiter in eurer, bis zu vier Mann großen, Partie, wollt aber nur den guten Menschen helfen und verschont alle Unschuldigen, so wird der Rambo schon sehr bald von dannen ziehen. Auch alle anderen Entscheidungen sollen einen bleibenden Effekt in Niewinter und Umgebung haben.

Interessant gestalten sich die Kämpfe, die nun sehr viel kontrollierter ablaufen als noch in Teil 1. So könnt ihr wieder mit der Leertaste das Spielgeschen anhalten und ganz in Ruhe eure nächste Angriffe planen. Dies geht jetzt aber soweit, dass ihr euren Mitstreitern bis zu 4 Befehle erteilen könnt, die dann nacheinander ausgeführt werden. Dieses Mittel bringt nicht nur mehr taktische Tiefe in die Gefecht, sondern sorgt gleichzeitig auch für mehr Spannung, durch mehr Möglichkeiten. Am imposantesten allerdings fielen die riesigen Schlachten in der Burg aus. Ihr bekommt im Laufe des Spiels eine Burg, die ihr nicht nur vor Angriffen schützen müsst, sondern in der ihr auch Rekruten trainiert, das Innendesign ändert oder einfach die Seele baumeln lasst. In den Gefechten aber geht es heiß her. Ihr wählt zuvor aus euren Rekruten die Besten aus und begebt euch dann nach draußen, wo bereits Feuerbälle fliegen, Blitze zucken und Schwerter schwingen. Sterben diese im Kampf, sind sie später in der Burg aber wieder am Leben und fleißig am Trainieren. Noch nicht ganz klar war es, wie oft und warum eure Burg überhaupt angegriffen wird. Eindrucksvoll sah das aber alle mal aus.

Mit wievielen Effekten man in einem Spiel seinen Spass haben kann, dass wurde uns in der Präsentation sehr deutlich gemacht. Von leuchtenden Partikeleffekten, über Hitzeflimmern, bis hin zu Licht- und Schattenspielen ist in Neverwinter Nights 2 alles mit dabei. Die Grafik sieht in den gezeigten Szenarien schnörkellos und sehr abwechslungsreich im Setting aus. Die Animationen allerdings gefallen noch nicht in jeder Hinsicht. Zwar sieht der Druide als Bär extrem böse und gefährlich aus, allerdings sieht die Verwandlung noch etwas hakelig aus, um nur ein Beispiel zu nennen. Die Zaubereffekte können sich aber schon sehen lassen. Der Burgkampf hat uns aber am besten gefallen. Im Hintergrund fliegt wirklich alles was Magier zaubern können durch die Luft und vorne geht der Kampf auch nicht gerade zimperlich mit irgendwelchen Effekten um. Wenn die Kämpfe dann nur halb so spannend sind und vor allem so bleiben, wie sie beim Zuschauen in der kleinen Vorführung waren, dann wird das ein riesen Spass. Natürlich darf dramatische orchestralische Musik in einem guten Rollenspiel nicht fehlen und dafür wurde auch gesorgt.

Zu guter Letzt sprechen wir noch über das Herzstück von Neverwinter Nights. Der außerordentlich gute Editor, bringt noch heute immer neue Szenarien ins Internet und die Fans können von den wirklich erstklassigen Mods nicht genug bekommen. Dieser ist natürlich auch wieder mit dabei und erfreut sich einigen Neuerungen. Eigentlich könnt ihr alles genauso machen wie die Entwickler selber. Texteinblendungen, Dialoge, Emotions, Effekte, Events und und und. Dass der Modmaker ziemlich einfach zu bedienen ist, aber dafür eine riesige Fülle an Möglichkeiten besitzt, brauch ich wohl nicht mehr zu sagen. Damit werden die Fans auf jeden Fall wieder eine Menge Spass haben.

Neverwinter Nights 2 macht nicht vieles anders als Neverwinter Nights, aber es macht einiges besser.“ So sieht es auch bisher aus. Alles wirkte bei der Präsentation doch sehr lebendig und vor allem glaubhaft. Leider fehlte der letzte Einblick in die Questgestaltung, Story und ein paar andere wichtige Dinge, die eben ein Spiel auf Langzeit gesehen interessant halten. Ein Mittel allerdings sah bereits sehr motivierend aus. Die Burg und vor allem die Gestaltungs- und Ausbaumöglichkeiten werden mit Sicherheit sehr viel Spass machen. In Kombination mit der vorhandenen Technik und dem wiedereinmal sehr gelungen Editor, wird Neverwinter Nights 2 mit großer Wahrscheinlichkeit ein Wörtchen bei der Vergabe um den Rollenspielthron dieses Jahr mitreden.

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