"Cut your engines and prepare to be boarded!" – Eigentlich wollte ich schon immer Pirat sein, mit Augenklappe und Holzbein konnte ich mich aber nie so richtig anfreunden. Wing Commander: Privateer hab ich aber immer recht gerne gespielt, nur böse konnte man da nicht sein … Wer auch mal auf große Fahrt zum Plündern und Brandschatzen mit eigenem Raumschiff gehen will, sollte Space Empires: Starfury auf keinen Fall versäumen.
2215, der Durchbruch auf dem Gebiet der Ionenantriebsforschung hatte der Menschheit Tür und Tor für die Erkundung unseres Sonnensystems geöffnet. Reisen in andere Systeme lagen aber noch außerhalb unserer Möglichkeiten. Im Jahr 2223 wurden in den äußeren Bereichen des Sonnensystems gewisse Unregelmäßigkeiten in Sachen Gravitation, jedoch ohne erkennbare Quelle, festgestellt. Durch weitere Forschung konnte man schliesslich die Existenz eines Wurmlochs zum anderen Ende der Milchstrasse beweisen.
2246 war es dann so weit: der Ionenantrieb wurde dahingehend modifiziert, um diese "Warp Punkte" zu passieren und schliesslich nach Vendrin Junction zu gelangen. Man fand schliesslich heraus, dass die Warp Punkte kein einzigartiges Phänomen waren – die Gravitation bei der Entstehung eines neuen Sterns erzeugt in den Randbereichen eines Systems auch ein oder mehrere Wurmlöcher. So machte sich also eine gewisse Aufbruchsstimmung breit, die Nationen der Erde kolonisierten alle bewohnbaren Planeten und Monde in den uns bekannten Teilen der Galaxie.
In den nächsten hundert Jahren entdeckten wir auch, dass wir nicht alleine waren – was zugegebenermaßen auch einer ordentlichen Platzverschwendung gleichkäme. Einige fremde Rassen waren freundlicher Natur, einige nicht …
Zuerst trafen wir im Brama System auf die Xiati, eine humanoide Rasse mit vielen cybernetischen Spielerein im Körper. Zu dieser Zeit waren die Xiati technologisch etwas rückständig aber dennoch sehr kriegerisch veranlagt. Sechs Jahre später, als die Angriffe auf unverteidigte Kolonien zunahmen, wurde die Terranische Konföderation gegründet. Schnell begriff die Menschheit, dass man sich nicht mit kleinen Streitigkeiten auf dem eigenen Heimatplaneten beschäftigen konnte, hier ging es um das Überleben einer – unserer – Spezies. In den nächsten zehn Jahren herrschte Krieg und letztendlich wurden die Xiati in ihren Winkel des Universums zurückgedrängt.
Nachdem wieder Frieden eingekehrt war, konnte man sich wieder der Erforschung unserer Galaxie widmen. Zu Beginn des 24. Jahrhunderts trafen wir im Percina System auf die Fazrah – sie waren nicht viel freundlicher als die Xiati und blöderweise mit ihnen alliiert. Glücklicherweise warem sie ein nomadisches Volk und eher in Clans organisiert. Nie ist es zu einem richtigen Krieg gekommen, aber bis heute gibt es an den Grenzen immer wieder kleine Geplänkel – eine ganz natürliche Erscheinung offenbar.
Die erste richtige Allianz kam 2347 eher zufällig mit der Rettung eines unbekannten Schiffs zustande. Einer unserer Kreuzer verteidigte eben dieses unbekannte Schiff gegen zwei Xiati-Zerstörer. Das Schiff gehörte den Abbidon, einer Rasse die nur zu gern mit uns verbündet sein wollte – daran hat sich auch bis heute nichts geändert. Die Abbidon sind eine friedliebende Rasse, die vorwiegend auf Gas-Giganten beheimatet ist – diese sind natürlich für humanoide Lebensformen nicht besonders gut geeignet.
Heute, 90 Jahre später, sind die Grenzen quasi gezogen – eine große, neutrale Zone erstreckt sich zwischen Parteien – der Handel ist die momentan vorherrschende Macht in unseren Breiten. Kürzlich wurde eine neue Rasse, die Amonkrie, entdeckt – wir wissen nicht viel über sie, nur dass sie organische Technologie und lebendige Raumschiffe verwenden. Zwar haben wir versucht mit ihnen in Kontakt zu treten, doch sie scheinen nicht interessiert zu sein …
Soweit zur Geschichte, doch jetzt zu mir: ich bin vor fünf Jahren zur Navy gekommen um meiner Heimat zu entfliehen, grob gesagt war sie nämlich am Arsch des Universums. Mittlerweile bin ich Leutnant und bereit, mein erstes, eigenes Kommando auf einem Schiff zu bekommen. Kurz bevor es so weit war, wurde ich von meinem Vorgesetzten zur Seite gepfiffen …
Ich soll fuer die GIC (Galactic Intelligence Command, also die CIA der Terranischen Konföderation) arbeiten und mich mit General Halsey auf der Terra Basis im Sol-System treffen. Sie haben mir einen völlig veralteten Zerstörer und eine verlauste Crew gegeben, in einem noch wackligeren Shuttle soll ich nun zur Raumstation rüberfliegen und mich mit diesen General treffen.
Kaum angekommen, wartet auch schon der erste Auftrag auf mich: Ich soll Undercover arbeiten und mir im hiesigen Söldern und Frächtergeschäft einen Namen machen – 50.000 Credits muss ich hiefür sammeln! Eine Menge Zaster für jemanden, der jeden Credit zwei Mal umdrehen muss.
Nun gut, also auf zum nächstbesten Planten um einen Auftrag zu ergattern – hierbei stellt sich die Frage ob ich lieber den schnellen, illegalen oder den langsamen, legalen Weg wähle. Klar! Antimateriewaffen schmuggeln hört sich gut an – einen mit ca. 8000 Credits dotierten Auftrag hab ich schon so gut wie in der Tasche. Leider hab‘ ich die Rechung ohne der TCN, meinem Ex-Arbeitgeber, gemacht. Die Jungs sind ganz wild auf Schmuggler und feindliche Aliens – das gilt auch für richtige Piraten, die mir liebend gern meine Fracht abluchsen und auf dem Schwarzmarkt verkaufen wollen.
Für den Anfang wende ich mich also doch besser den legalen Geschäften zu, denn mühsam ernährt sich das Eichhörnchen – hat schon meine Großmutter immer gesagt und die muss es ja wissen.
Am Anfang kommt es oft vor, dass man in extrem missliche Lagen kommt, dafür gibt’s auch ein paar gute Gründe: allem vorweg natürlich das überaus schrottige Schiff, in dem man eine Zeit lang herumgondeln darf. Leider trägt die Steuerung und auch das Interface einiges zum Anfangsfrust bei – aber dafür gibt’s mittlerweile schon einen Patch, welcher alles um ein großes Stück einfacher macht. Die Hauptfunktionen des Interface beschränken sich auf’s Keyboard, fast alles wird mit Shortcuts und Hotkeys ausgeführt, man hat’s zwar schnell begriffen, aber intuitiv ist es leider Gottes nicht.
Auch grafisch macht das Spiel nicht sonderlich viel her: wer von "Genregrößen" wie z.B. Freelancer und deren optischen Feuerwerk geblendet ist, wird wohl kaum Gefallen an SE: Starfury finden – die Proportionen der Planeten, Raumbasen und Schiffe stimmen überhaupt nicht zusammen, reichen aber für die Andeutung des Szenarios völlig aus. Der Sinn ist eindeutig die Spieltiefe und nicht die gnadenlos perfekte Simulation des uns bekannten Weltraums (hierbei kann z.B. der zuvor genannte Titel auch nicht Punkten, da die Proportionen im Grunde genommen auch nicht stimmen).
Diejenigen unter euch, die Space Empires IV kennen, werden sich recht leicht zurecht finden – die Ausstattung der Raumschiffe wurde fast eins zu eins übernommen. Sogar die kleinen Bildchen der Einzelteile stimmen überein. Also ist es ein Leichtes, sein Schiff nach eigenen Wünschen auszurüsten. Gewicht, verfügbare Hardpoints und Entwicklungsstufe der einzelnen Komponenten müssen genauestens abgewogen werden, um kein bisschen Platz oder Geld zu vergeuden.
Nur Panzerung, Schilde und dicke Wummen lassen sich auf einem kleinen Schiff selten unterbringen, zumal der Energiebedarf von großen Gerätschaften ins unermessliche steigt und die Reaktoren auch irgendwo Platz finden müssen. So hat jedes Schiff (wie in einem guten Strategiespiel) seine Existenzberechtigung: klein, flink und leicht bewaffnet oder groß, träge und schwer bewaffnet – die Wahl liegt beim Captain.
Die Engine wurde eigens für dieses Spiel (und als Vorstadium für Space Empires 5) geschaffen – dabei wurde vor allem Wert auf flexible und leicht bearbeitbare Einzelkomponenten gelegt. Angefangen von den Sounds, über die Schiffseigenschaften bis hin zu den 3D-Objekten ist alles in Dateiformaten gehalten, für die keine teure Software oder exotische SDK-Tools notwendig sind. Mod-Entwicklern steht hier ein breites Spektrum an Möglichkeiten zur Verfügung, ein neues Spiel zu kreieren oder einfach nur ein paar neue Waffen zu erstellen.
Irgendwie war ich etwas enttäuscht, als ich mitbekommen habe, dass Starfury anstelle von Space Empires 5 erscheinen würde – aber nach unserem Interview mit Aaron Hall wurden einige Zweifel an diesem Entschluss ausgeräumt.
Die Sache hat Hand und Fuß: kein einziger Bug, der mich aus dem Spiel geworfen hat, keine frustrierende Stelle an der ich nicht mehr weiter wusste – die Jungs von Malfador Machinations haben sich echt Mühe gegeben, ein gutes Spiel auf den Markt zu bringen. Wie schon gesagt ist die Grafik nicht so überzeugend, auch an den Soundeffekten wurde etwas gespart aber die Spieltiefe und der Motivationsfaktor sind enorm – allein der Drang immer mehr und größere Mengen an Credits für sein Schiff auszugeben, neue Schiffe zu kaufen und alles und jedem den Krieg zu erklären, sind es wert, das Spiel zu zocken.
Starfury hat mir bisweilen etwa drei Wochen Spielspaß beschert, allerdings hab‘ ich erst eine der drei Kampagnen durchgespielt. So gern ich noch spielen würde, muss ich mich leider doch anderen Dingen widmen.
Nachdem das Spiel nicht so hohe Anforderungen hat und auch auf älteren Rechnern sicher mühelos läuft, eignet sich Starfury insbesondere für die Schule oder den Arbeitsplatz – leider gibt’s keinerlei Multiplayer-Funktionalität, schade eigentlich.