Mmmmm, Schmieröl!

Scrapland, das ist ein Planet aus Blech – nur für Roboter. Alles was nicht aus Metall und Schmiergelenken besteht, wird rassistischerweise draußen gelassen. Kann uns aber egal sein, denn wir schlüpfen in die Rolle von D-Tritus. Der kommt frisch auf Scrapland an und wird gleich dem erstbesten Job zugeteilt. Während man in der richtigen Welt seine Karriere meist als Würstelbuden-Putzer oder bestenfalls Zeitungsausträger beginnt, darf D-Tritus gleich als rasender Reporter ran. Und damit ihm in der Eingewöhnungsphase auch nicht langweilig wird, darf er als ersten Interviewpartner gleich den Erzbischof befragen, der allerdings niemals Interviews gibt.

Just wird er abgewiesen, doch seine Story ist alles andere als abgeschlossen. Kurz darauf wird der korrupte Erzbischof von einem unbekannten Wesen in einer lustigen Zwischensequenz getötet. Das wäre auf Scrapland eigentlich kein Problem, schließlich sorgt die "Große Datenbank" dafür, dass alle Roboter nach ihrem Ableben wiederhergestellt werden können (solange sie genügend Ersatzleben beim Erzbischof gekauft haben). Auf mysteriöse Weise wurde jedoch die Matrix (also die Daten) des hohen "Geistlichen" überschrieben. Warum hat die Polizei Beweismaterial vom Tatort verschwinden lassen?

Es wäre vermessen das Szenario von Scrapland als Hommage an unsere echte Welt zu bezeichnen, dazu ist die ganze Geschichte leider etwas zu seicht. Dennoch sind einige augenzwinkernde Ansätze da.

Da wären neben dem Quasi-Ablasshandel des Bischofs (wer keine Moneten hat wird wieder hergestellt, landet aber im Knast) zum Beispiel Schutzgeld-erpressende Polizisiten, in deren Rolle ihr übrigens auch schlüpfen dürft. D-Tritus kann sich nämlich in die große Datenbank einhacken und die Gestalt von insgesamt 15 verschiedenen Charakteren annehmen. Das macht wegen deren unterschiedlichen Fähigkeiten Sinn. An manche Orte kommt man auch nur in einem bestimmten Körper. Scrapland sorgt aber dafür, dass es stehts im übersichtlichen Rahmen bleibt.

Wenn man gerade in keinem Gebäude ist, wetzt man mit seinem Raumgleiter durch die recht große Stadt. Die hat dank ihrem futuristisch-bunten Stil zwar durchaus einen gewissen Charme, es fehlen aber einfach wirklich markante Orte. Während man in GTA sofort bemerkt wenn man an einem Ort schon einmal war, wirkt die Kulisse von Scrapland großteils leider austauschbar. Für ein paar Gefechte (man kann jeden alles und jeden angreifen) und einige Rennen zwischendurch ist das Ganze zwar gut, zu früh wird es aber langweilig. Da helfen auch die "irren Wetten" des sogenannten "Irren Spielers" nichts, bei denen man sich in mehr oder weniger waghalsigen Aktionen beispielsweise Upgrades für sein Flugvehikel erspielen kann.

Optisch bleibt der Titel von Mercury Steam über jeden Zweifel erhaben. Flüssige Animationen, tolle Effekte, ordentliche Texturen und ein insgesamt schön buntes Design der gesamten Spielwelt – da lacht das Spielerherz. Vertont ist Scrapland allerdings mit Sicherheit diskussionswürdig. Irgendwie passen die leicht … homoerotisch … angehauchten Stimmen durchaus in die abgefahrene Welt, andererseits ist das bestimmt nicht jedermanns Geschmack. Und ein paar Sprecher haben ihre Aufgabe auch nicht gerade begeisternd gelöst. Mit der durchschnittlichen musikalischen Untermalung kombiniert kann die Bewertung der akustischen Aspekte von Scrapland damit leider nicht mehr anders als durchschnittlich ausfallen.

Einen Multiplayermodus gibt es auch. Dort könnt ihr euch in zwei Modi, Capture the Flag und Deathmatch, mit bis zu 64 Gegnern matchen. Nicht ungewöhnlich aufregend, wäre aber für ein paar Partien zwischendurch sicher einigermaßen geeignet, wenn die Server nicht dermaßen rar und leer wären.

Was für ein zweischneidiges Schwert. Während die Welt von Scrapland liebevoll erdacht ist, und die Story auch durchaus interessant beginnt, öden das eher langweilige Leveldesign und die zähen Leerläufe im späteren Verlauf der Geschichte schnell an. Charaktere wie D-Triuts‘ leicht verblödet wirkender Kollege Berto machen für mich den größten Reiz am Spiel aus. Es kommt leider nicht allzu häufig vor, dass ein Spiel mich zum Lachen bringt, und das ist hier während den kontrovers vertonten Dialogen durchaus einige Male der Fall. Das rechne ich den Entwicklern hoch an. Was fehlt sind die Langzeitmotivation und der letzte Schliff, die Scrapland in deutlich höhere Wertungsregionen katapultiert hätten. So bleibt eine Empfehlung für jene unter euch, die sich vor ungeöhnlichen Szenarios nicht fürchten und gerne lachen.

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