Habt ihr euch schon immer mal gefragt, was passiert, wenn ihr einen Zug der deutschen Bahn mit voller Geschwindigkeit in eine Kurve an einem Steilhang fahren lasst? Ihr wollt wirklich wissen was dann geschieht? Nun, ich könnte es euch inzwischen sagen – bin aber ein blöder Sack und tue es nicht. Trotzdem habe ich Trainz Railroad Simulator 2004 auf Herz und Nieren geprüft und meine, dass nicht nur Profis auf ihre Kosten kommen.
Was ihr am Anfang zuerst tun solltet, liegt eigentlich klar auf der Hand. Ihr befindet euch im Menü und wählt die Tutorials aus. Insgesamt kann man sagen, dass das Spielprinzip von Trainz dort tadellos erklärt wird. Schade eigentlich, dass die Entwickler von Auran es nicht für nötig empfunden haben, das ganze noch mit einer sympatischen Stimme zu unterlegen. Also müsst ihr schon selber die Texte lesen. Sobald ihr aber diese erste und wirklich anstrengene Aufgabe erledigt habt, kann es eigentlich richtig losgehen. Ihr habt die Auswahl, ob ihr gleich eines der vorgefertigten Szenarios anspielt, oder ob ihr erstmal Gott spielt und mit dem einfach zu handhabenden Editor eure eigene kleine Welt aufbaut. Der Editor ist wirklich umfangreich ausgefallen, und trotzdem erzielt man schnelle Ergebnisse. Ein paar Klicks hier und da und schon habt ihr die zweiten Alpen erschaffen. Nun noch ein paar Dörfer und eine kleine Stadt dazu und das Ganze ist perfekt.
Bei den Häusern gibt es unzählige Varianten. Anders als beim Vorgänger haben einige von ihnen sogar endlich eine Bedeutung. Wohnhäuser haben zwar nach wie vor keinen Sinn, aber wenn ihr zum Beispiel ein Kraftwerk baut, könnt ihr es später im Spiel für Aufgaben verwenden. Die Welt von Trainz hat nämlich ein richtig kleines Wirtschaftssytem, welches komplett Bahn-abhängig ist. Braucht beispielsweise ein Kraftwerk geschnittenes Holz, müsst ihr als aller erstes in ein Holzlager fahren, um den Rohstoff zu holen. Danach geht es ab zum Sägewerk usw. Was sich nun schon nach gar nicht so leichter Arbeit anhört, solltet ihr mal versuchen, wenn ihr zwei bis drei Züge zugleich manövriert. Dort habt ihr dann zwar KI-Fahrer, welche euch helfen, dennoch wird die Arbeit schnell stressig. Aber nicht nur die Wirtschaft will versorgt sein, nein, auch Fahrgäste müssen transportiert werden. Dabei müsst ihr einen strikt vorgegebenen Fahrplan einhalten, schafft ihr das nicht, werden euch Punkte abgezogen, schafft ihr es, bekommt ihr welche dazu. So könnt ihr euch später in der Highscore eintragen und vor euren Freunden protzen.
Trainz bietet nicht nur für Profis Spielspaß pur, wie man es vielleicht aus anderen Simulationen gewohnt ist.
Denn Einsteiger-tauglich ist die Simulation alle mal geworden. Ein Anfängermodus beschränkt die Tätigkeiten des Zugführers auf ein Minumum, was letztendlich nicht mehr als Gas geben und abbremsen bedeutet. Für die Spieler, die etwas mehr wollen, ist dann noch der Profimodus vorhanden. Dort müssen dann auch kryptischere Dinge wie der Bremsdruck ect. im Auge behalten werden, sonst kann das schlimme Folgen haben.
Leider ist auch Trainz nicht tadellos. Auch wenn das Spiel richtig Spaß macht, lässt die Grafik zu wünschen übrig. Die Landschaft sieht erstens irgendwie trocken und undetailliert aus, und zweitens poppt sie oft am Horizont auf. So habt ihr ständig irgendwelche flimmernden Bäume vor eurem Zug. Wenigstens wurden die Loks und Wagons schön gestaltet. Zwar fehlen hier auch ein paar Details, die kann man aber verschmerzen. Der mäßige Eindruck bei der Optik überwiegt aber gegenüber den positiven Augenblicken. Soundtechnisch ist Trainz weder gut noch schlecht. Gehobener Durchschnitt eben – ohne besondere Höhen oder Tiefen.
Trainz ist schon jetzt eine der besten Simulationen die ich jemals spielen durfte. Trotz grafischer Schwächen, übt es ein unheimliches Suchtpotential auf mich aus. Leider wirken die Szenarien nach einiger Zeit ziemlich eintönig. Dafür hat Auran eine riesige Onlinedatenbank, auf der neue Objekte, Szenarien und Züge zu finden sind.
Schwächen des Vorgängers wurden größtenteils stark überarbeitet und deutlich ausgebessert. Besonders das kleine Wirtschaftssystem hat es mir angetan. So habt ihr die Kontrolle über eine ganze Stadt. Hinzu kommt noch die offizielle Lizenz der deutschen Bahn. Wenn nun noch weiter an den Details und der Grafik geschraubt wird, könnte Trainz in Zukunft ein echter Kandidat für einen Award werden. Warten wir einfach mal ab.
Achja, bevor ich es vergesse, eine kleine Idee für die Entwickler: Wollt ihr euch nicht auch einmal an eine Flugsimulation heranwagen? Ich meine, gezeigt, dass ihr die Ansprüche von Profis und Anfängern in einem Spiel vereinen könnt, habt ihr ja schon.