Eines vorweg: Legion Arena ist kein Klon des Prinzips von Rome: TW, sondern völlig anders. Nur für den Fall, dass ihr etwas ähnliches sucht und dadurch auf dieses Spiel gekommen seid. Trotzdem ist es auf jeden Fall einen Blick wert.
Die Deutsche Version wird auf zwei CDs ausgeliefert, wobei eine davon nur die synchronisierten Sprachdaten enthält. Ich warne euch: Eine andere Sprache als Englisch treibt euch die Tränen in die Augen. Die deutschen Sprecher sind weder gut noch hört man auch nur den geringsten Motivationsfaktor in ihrer Stimme mit. Der gesprochene – stilistisch kann man es auch gebrochen, im Sinne von sich übergeben, nennen – deutsche Text von Legion Arena versaut das Spiel gnadenlos. Es wird dadurch unspielbar, armselig, atmosphärelos und landet in der nächsten Ecke zum Verstauben. Daraus folgt: Entweder ihr könnt Englisch, oder ihr könnt euch ein anderes Spiel kaufen.
Gesteuert wird alles mit der Maus und ein paar Tastenkürzeln. Ihr könnt damit rechnen, dass ihr innerhalb von fünf Minuten über das grundlegende Wissen verfügt, das Interface zu beherrschen. Solltet ihr trotzdem nicht zurechtkommen, könnt ihr euch auf ein übersichtliches und verständliches Handbuch freuen, das im Lieferumfang enthalten ist. Für ein Spiel dieser Preisklasse ist das gar nicht mehr so selbstverständlich.
Das Spiel gliedert sich in eine Kampfvorbereitungsphase und den eigentlichen Kampf. Im Kampf könnt ihr den Armeen dabei zusehen, wie sie sich gegenseitig die Schädel einschlagen, die Vorbereitungsphase ist der eigentliche Teil des Spiels. Hier seht ihr von oben herab eure Armee und, meist gegenüber, auch die des Feindes. Nun könnt ihr eure Einheiten platzieren und ihnen schon vorab Anweisung für das kommende Gefecht geben. Es ist auch wichtig die verschiedenen Truppentypen auf dem für sie besten Terrain einzusetzen. Leichte Infanterie hat bei steinigem Untergrund zum Beispiel starke Vorteil gegenüber schwer bewaffneten Soldaten und so könnt ihr vielleicht sogar mit eurer Miliz, wenn ihr sie optimal platziert, einen Verband feindlicher Speerträger zurückschlagen. Auch das richtige Timing und die Moral der Truppe spielt eine große Rolle. Nachdem eure Soldaten und auch die des Gegners prinzipiell immer nach vorne stürmen wollen, könnt ihr die gegnerischen Truppen auch völlig ins Leere laufen lassen, sofern dieser nicht den selben Plan hatte.
Es gibt einige Faktoren, die Legion Arena aus der Masse der Strategietitel hervoheben. Zum einen wäre da die geschichtliche Authentizität. Ihr könnt sowohl mit den römischen Legionen als auch mit den gallischen Kriegerhorden Schlachten nachspielen, die auch wirklich stattgefunden haben. So werdet ihr die Armee des berühmten Phyrrus, der euch vielleicht durch das Wort Phyrrussieg bekannt ist, genauso treffen wie den legendären karthagischen Feldherr Hannibal Barca. Die spartanischen Zwischensequenzen liefern euch im Spielverlauf auch Informationen zu den geschichtlichen Hintergründen der Zeit, durch die ihr euch gerade metzelt.
Ungleich anderer Titel ist es bei Legion Arena sehr wichtig, einen passenden Plan vor jeder Schlacht zu entwerfen, denn im Gefecht habt ihr eure Truppen nicht mehr unter ständiger Kontrolle. Der Kommandant eurer Armee hat eine gewisse Anzahl an Kommandopunkten und jeder Befehl, den ihr einer Einheit erteilt, benötigt ein paar dieser Punkte. Wenn ihr im Gefecht euren Einheiten ständig neue Befehle gebt, werdet ihr bald merken, dass nach kurzer Zeit ein lustiger Ton, der gewisse Ähnlichkeiten mit dem agressionsförderndem Windows-Sound Stern hat, erklingt und eure Truppen weiter machen wie bisher. Daher sollte man in der Vorbereitungsphase auf die kommende Schlacht schon so viele Befehle wie möglich erteilt haben, damit man im Eifer des Geschehens nur mehr die nötigsten Kommandos geben muss.
Nach einem Sieg über wen-auch-immer gibt es Erfahrungspunkte, Geld und die Möglichkeit, eure Verluste wieder auszugleichen. Erfahrung bringt euch viele Vorteile. Mit ihrer Hilfe könnt ihr mehr Kommandopunkte bekommen, euren Einheiten spezielle Fähigkeiten beibringen oder bessere Formationen bilden. Mit Geld könnt ihr neue Einheiten kaufen oder eure bestehenden Einheiten mit besserer Bewaffnung oder Rüstung ausstatten. Somit liegt es komplett an euch eine schlagkräftige Armee aufzubauen und auszustatten, um von Sieg zu Sieg eilen zu können. Wenn ihr aber mal nicht siegt, ist das auch nicht so schlimm, jede Schlacht lässt sich wiederholen. Gaius Julius Cäsar hätte für dieses Feature seine Mutter gemeuchelt, ich finde aber, dass auch echtes Verlieren dazugehören sollte, was durch das streng lineare Gameplay aber leider nicht möglich ist.
Die Musikstücke von Legion Arena sind toll und motivierend, leider aber einfach zu wenig an der Zahl. Einen Vorgeschmack könnt ihr auf der offiziellen Website zum Spiel finden. Sound und Grafik sind nicht übel, aber es fehlt das gewisse Etwas, um die Macht und Größe der teilweise riesigen Armeen zu widerspiegeln. Hier geht es um Kleinigkeiten, die einfach fehlen und die bei Rome sehr viel zur Atmosphäre beigetragen hatten – zum Beispiel die Staubwolken, die marschierende Legionäre aufwirbeln oder das Gebrüll und die provozierenden Gesten der Einheiten vor dem Angriff. Es ist alles eben ein wenig kleiner, unspektakulärer und harmloser.
Die Realitätsnähe von Legion Arena ist, soweit ich das 2300 Jahre später überhaupt beurteilen kann, extrem hoch und kann ein wenig frustrieren. Vor allem frustriert es, wenn ein Teil eurer Truppen auf der linken Seite herumsteht während ihr auf der rechten Seite zusehen könnt, wie eure Leute niedergemäht werden. So war es eben früher, ein Kommandant konnte nicht immer überall sein und nicht alle Befehle konnten immer jeden erreichen. Kein Wunder, damals war die Mobilfunknetzabdeckung auch noch wesentlich schlechter als heute. Wenn ihr auf das Kommandopunktefeature verzichten wollt, könnt ihr es natürlich abschalten, ich aber halte es für eine tolle Erfindung, die das Spiel wesentlich fordernder und auch spielenswerter macht.
Ein sehr auffälliges Feature sind die geschichtlichen Informationen, die euch das Spiel bietet. Jede Schlacht und jede im Spiel enthaltene Einheit ist so gut wie möglich seinen antiken Originalen nachempfunden. Die Entwickler haben hier vermutlich Tonnen an Büchern über diese Zeit gelesen, um diese riesigen Mengen an Informationen ins Spiel zu bekommen. Der englische Sprecher erzählt euch zusätzlich noch in angenehmer Tonlage einiges, was auch die extremen Geschichtsfanatiker unter euch vermutlich noch nicht wussten.
Der Multiplayerpart war mir, aufgrund irgendwelcher, mir nicht nachvollziehbarer, Probleme mit meiner Hardwarefirewall leider verwehrt, doch auch im Singleplayermodus ist das Spiel für Fans von antiker Geschichte einen Kauf auf jeden Fall wert und auch die Rollenspielelemente mit Erfahrungspunkten und der Möglichkeit seine Truppen zu verbessern sind interessante Features.