Ein wenig überascht war ich schon, als ich Crazy Machines II aus unserem Postkasten entnahm. Die Verpackung glänzt, hat einen nostalgisch anmutenden Prägedruck, ist im klassischen Format gehalten und beherbergt ein Jewel Case mit zugehörigem Datenträger (CD-ROM). Vielleicht ist meine Erwartungshaltung gesunken und ich nehme einfach pauschal an, dass man mir eine einfache Videobox ("DVD-Hülle") in die Hand drückt. Diese Verpackung verdient Lob! Etwas komisch finde ich übrigens das Bild des Professors auf der Vorderseite – der erinnert doch irgendwie an die Albert-Einstein-Rolle, die Walter Matthau in I.Q. – Liebe ist relativ hatte.
Crazy Machines II ist ein Spiel, bei dem man (im positiven Sinn) im Hauptmenü stecken bleibt – anstatt sich mit den Menüpunkten zu beschäftigen, kann man hier mit sich physikalisch korrekt verhaltenden Bauklötzchen umherwerfen, Dart spielen oder auf einer Tafel herumkritzeln – der Sinn dahinter hat sich mir zwar noch nicht offenbart, aber für die Idee selbst gibt’s schon mal ein Plus im Anmerkheft.
Nachdem man sich sein Spielerkonto angelegt hat, kanns auch schon losgehen – wer Crazy Machines oder The Incredible Machine kennt oder zumindest einige Ambitionen von Tim Taylor übernommen hat, kann direkt im Karrieremodus beginnen – Mädchen, Weicheier und sonstige Spieler können sich in einem detailreichen Tutorial mit den Gegenständen, Gerätschaften und der Steuerung vertraut machen.
Neu in diesem Titel ist die 3D-Umgebung mit Hitzeflimmern (z.B. bei Bunsenbrennern), Blooming (beim Feuerwerk) oder einfach nur Rauch- und Staubwolken – besonders wenns kracht. Auch die einzelnen Gegenstände sind visuell überarbeitet: auf den ersten Blick sieht für alte Hasen wie mich eigentlich alles gleich aus. Nach ein paar gespielten Puzzles gewöhnt sich das Auge aber langsam an die neuen visuellen Gegebenheiten – zudem werden die Experimente in einer Art Weltreise (das hat man sich wohl von TubeTwist abgeschaut) nach Themen behandelt und einzeln vorgestellt.
Im ersten Kapitel befindet man sich offensichtlich in Deutschland. Fachwerkhäuser, der örtliche Kegelverein und die Brauerei brauchen gelegentlich Hilfe und so wird natürlich allerhand herumgerollt (Kugeln, Bierfässer, …).
Für Normalsterbliche stehen so das Tutorial und 15 Kapitel (mit jeweils zehn Experimenten) zur Auswahl. Innerhalb eines Kapitels kann man das Puzzle frei wählen – wenn alle geschafft sind, wird das nächste Kapitel freigeschaltet. Zusätzlich gibt’s 20 Extra-Experimente für Besitzer einer Ageia-PhysX-Karte und nochmal 20 für alle mit einem Internet-Zugang.
Besonders cool finde ich das Punkesystem beim Lösen der Aufgaben – das hat mich an bisherigen Spielen dieser Art immer geärgert. Einerseits gibt es ein oder mehrere Hauptziele (diese müssen gelöst werden), andererseits sind Nebenziele deklariert. Können diese auch gelöst werden, bringt das Extrapunkte, ebenso wie jedes nicht verbaute Teil. Inbesondere bei Rätseln mit sehr vielen Teilen gibts schon mal eine Lösung, die an der intendierten vorbeigeht und mit einigen (oder vielen) Teilen weniger auskommt. Mit diesen Punkten kann man sich dann im übrigen online mit anderen messen und seine Baupläne vergleichen.
Weil wir grade beim Online-Modus sind: man kann hier natürlich auch selbst mit dem mitgelieferten Baukasten Experimente erstellen und diese von anderen Spielern austüfteln und bewerten lassen. Der Puzzlevorrat dürfte in wenigen Monaten tendentiell gegen unendlich gehen – ich bin mir sicher, dass sich viele Leute für dieses Spiel begeistern und lange spielen werden!
Wenn euch die Fingerfertigkeit für Matador oder Fischertechnik fehlt, wenn ihr verzweifelt versucht habt, mit einem Tennisball ein Würstchen zu Grillen oder euch Mutti verboten hat Hör‘ mal, wer da hämmert anzuschaun, dürfte Crazy Machines II genau das richtige für jetzt sein (nicht erst auf Weihnachten warten!).