Wir schreiben das Jahr 2010. Auf der ganzen Welt gibt es massenhaft Krisenherde doch die großen Staaten haben den Kampf gegen den Terror mittlerweile ad acta gelegt da sich die Bevölkerung querstellt. Damit ein Land ohne Einsatz einer Armee trotzdem seine "Interessen" in fremden Ländern vertreten kann gibt es Söldner. Und genau so einer seid ihr in JoWooD’s neuem Titel.
Normalerweise beginne ich meine Reviews meist mit einer mehr oder minder kurzen Beschreibung der Rahmenhandlung, diese Lappalie spare ich mir aber diesmal, da im ersten Absatz aber schon wirklich alles über die Story geschrieben wurde. Wie traurig. Wenden wir uns deshalb mal gleich zum leicht gemachten Einstieg ins Spiel, also zum Tutorial. Aber halt! Können wir uns auch gleich sparen, gibt es nämlich auch keins. Wo fangen wir dann eigentlich an, nachdem es bei Söldner eigentlich nicht viel gibt womit man anfangen könnte? Hmm, naja – das Erste was wirklich auffällt ist ein gut gemachtes Introvideo und danach ein Ladevorgang der selbst hartgesottene Geduldstiere in den Wahnsinn treibt. Mit Athlon XP3200+ und 512MB DDR RAM könnt ihr euch vom Starten des Spiels bis zum Erscheinen des Hauptmenüs mal locker einen Kaffee machen gehen oder eine Partie Schach mit dem Nachbarn starten. Laut Berichten von anderen geschädigten Personen dürfte es mit einem Gigabyte RAM auch nicht viel schneller gehen. Damit ihr einen Vergleich habt: Die Ladezeit am Anfang des Spiels entspricht in etwa der von Far Cry beim Laden der Levels. Allerdings war Far Cry technisch gesehen ein Hammer, was auf Söldner nicht wirklich zutrifft.
Solltet ihr es bis zum Hauptmenü geschafft haben erwartet euch ein Schmuck animierter Soldat der neben euren Auswahlmöglichkeiten rumsteht und ständig allerlei Faxen macht. Auswählen könnt ihr wie bei jedem Spiel Singleplayer, Multiplayer, Optionen und dergleichen. Das Tutorial fehlt, wie oben bereits erwähnt, was bei diesem Spiel ein bösartiger Fehler ist da es einfach sehr viele Aktionsmöglichkeiten gibt, die mehr als einer kurzen Erklärung im schlichten Handbuch bedürfen.
Kommen wir zum Singleplayerpart, auch Kampagnenmodus genannt. Normalerweise ist das meine Spielwiese und gut gemachte Stories kombiniert mit ausgereifter Grafik und Sound haben mich schon immer in ihren Bann gezogen. Anfangs könnt ihr euch im Optionsmenü einen eigenen Söldner designen wo vom amerikanisch-modischen G.I. bis zum konservativen Wiederbetätigungs-Look eigentlich alles möglich ist. Wenn ihr fertig seid, löst euer neu gebauter Soldat dann den Standard Menü Söldner ab und macht ab sofort an dessen Stelle seine Faxen neben den Auswahlmöglichkeiten im Hauptmenü. Danach noch kurz einen schönen Namen für die Kampagne ausgedacht und schon steht ihr im Basiscamp von wo ihr eure Einsätze koordinieren könnt.
Das Basiscamp ist ein relativ weitläufiges Areal wo ihr alles ausprobieren könnt und nachdem man in Söldner einiges an Fahrzeugen und Waffen benutzen kann, solltet ihr das auch tun bevor ihr euch in den Krieg stürzt. Zum Beispiel könnt ihr die Wirkung einer Panzerfaust auf einen Jeep austesten oder auch erleben wie seltsam sich selbiges Vehikel steuerungstechnisch verhält. Wenn ihr euch etwas umseht, werdet ihr bemerken, dass einige Gebäude einfach so in der Gegend rumstehen ohne einen wirklichen Nutzen zu haben. Das riecht sehr stark nach Zeitdruck der Developer da diese Gebäude die Basis für ein Tutorial wären, es aber keines gibt.
Dann gibt es noch ein paar Terminals auf denen verschiedene Symbole prangen. Dort könnt ihr Waffen, Ausrüstung und Fahrzeuge anfordern. Diese Terminals sind auch in den folgenden Missionen immer vorhanden, da ihr immer von einem Basiscamp aus in den Krieg zieht. Im Basiscamp könnt ihr euch dann eine Mission aussuchen, indem ihr euch vor einem kleinen Tisch mit Zeug drauf stellt und ihn ‚benutzt‘. Dann erscheinen sämtliche möglichen Missionen, der Auftraggeber und die Belohnung die ihr bekommt wenn ihr die Mission erfolgreich beendet. Darunter finden sich Genre-typische Einsätze wie Geisel befreien, irgendwas in die Luft sprengen, Fahrzeuge entführen oder irgendwelche Personen irgendwo hin eskortieren. Hier könnt ihr auch eure aktuelle Mission einsehen und die bereits abgeschlossenen Einsätze begutachten.
Die Grafik wurde bei Söldner ja als Revolutionär angepriesen aber nachdem wir wissen das solche Aussagen der Spieleindustrie meistens etwas übertrieben sind, hatte ich eigentlich nie wirklich diese Erwartung. Tatsächlich ist es so das ich die Grafik eher mit gemischten Gefühlen bewerte. Einerseits sind die Animationen der Fahrzeuge und Soldaten wirklich sehr gut gelungen, andererseits sehen einige Texturen wirklich peinlich aus. Es reicht heutzutage einfach nicht mehr eine grüne Fläche mit ein paar Pixeligen Gras Texturen zu überziehen um auf diesem Sektor konkurrenzfähig zu bleiben. Meist sieht alles recht eintönig aus und es gibt keine auffallenden Besonderheiten an der Umgebungsgrafik außer dass es zeitweise wirklich peinlich eckig wird. Bei den Fahrzeugen sieht das aber wieder komplett anders aus. Wenn ein Abrams Panzer auf euch zurollt und vor eurer Nase ein zwei Meter tiefes Loch in den Boden schießt ist das schon wesentlich beeindruckender. Genauso ist es wenn ein Lada sich einen Hügel hinunter überschlägt (mit anschließender, effektvoller Explosion versteht sich). Was auch sehr verwunderlich ist: Oft läuft oder fährt man bis zu drei Kilometern zum Einsatzziel und quert auch einige Siedlungen. Doch Einwohner konnte ich (bis auf vereinzelte Terroristen) bisher nicht einen einzigen finden. Was ist passiert? Super Gau? Giftgas? Und wenn dem so ist wieso leben die Terroristen aber alle anderen (bis auf mich und mein Team) sind tot? Fragen über Fragen…
Natürlich ist auch eine Soundkulisse vorhanden und siedelt sich bewertungstechnisch zwischen ‚ist mir egal‘ und ‚was soll das‘ an. Viel Musik hatte ich bis dato nicht wirklich mitbekommen, außer ein einziges Liedchen was zwar relativ lang ist aber es fängt einfach irgendwann zu nerven an wenn man nie etwas anderes hört.
Stabilität und Kompatibiltät sind Dinge die man in Söldner zumindest in der ausgelieferten Version vergeblich sucht. . Bei mir äußerte sich das meistens in einem kommentarlosem Spielende mit anschliessender, verwunderter Desktop Betrachtungsphase und einer netten Aufforderung ein Mail mit dem Crashlog an Wings Simulations zu senden welches löblicherweise automatisch generiert wird. Mein Redaktionskollege, suit, schaffte es nichteinmal das Spiel ordnungsgemäß zu installieren – und nach stundenlangem Probieren verwehrten ihm die Grafikfehler jegliche Möglichkeit einen anständigen Review zu liefern (was vor unserem Datenbankcrash auch auf Rebell nachzulesen war). Allerdings schafft der neueste Patch hier wirklich effizient Abhilfe. Mit Version 29354 Funktioniert das Game anstandslos und es dürften die grössten Probleme behoben sein.
Multiplayer ist, nachdem der Singleplayer Part ein Witz ist, die einzige Möglichkeit mit Söldner richtig Spass zu haben – was zugegeben wohl auch so gedacht ist. Einfach im Menü auf ‚Multiplayer‘ klicken, einen Account anlegen und schon habt ihr unzählige Server zur Auswahl auf denen ihr euch mit anderen duellieren könnt. Der Netzwerkcode scheint sehr gut zu sein und schafft niedrige Pings im bereich von 20-40. Trotzdem gibt es im Spiel dann doch hin und wieder einige Lags. Obwohl laut JoWood bis zu 128 Spieler möglich wären findet man auch auf den offiziellen Servern nur ein Maximum von 32 Spielern. Da die Maps größtenteils wirklich riesig sind kann es bei geringer Spielerzahl wirklich langweilig werden. Es gibt die üblichen Modi wie Capture the Flag, Team DM und Standard DM. Eine wirklich gute Idee ist jedoch der Conquest Modus den ich euch jetzt noch näher beschreiben werde.
Zuerst sucht ihr euch ein Team aus, danach könnt ihr euch Waffen und Gerät an bereits beschriebenen Terminals besorgen. Da man zu Fuss über die riesen Maps nicht wirklich weit kommt muss meistens neben einem Gewehr noch ein Fahrzeug her. Wenn ein Teammitglied bereits eines hat könnt ihr auch einfach einsteigen und mitfahren. Bei Hubschraubern könnt ihr sogar mit einem Fallschirm über dem Zielgebiet wieder abspringen und bei einem Panzer fährt z.B. ein Kamerad und der zweite bedient die Geschütze. Für jeden Kill bekommt ihr Geld und für jede eingenommene Basis bekommt das Team im gesamten Geld was dann der Kommandant des Teams z.B. aufteilen kann damit ihr euch auch mal einen dicken Panzer leisten könnt. Der Kommandant des Teams wird von den anderen gewählt und kann seinen Leuten gewisse Aufgaben geben, meist handelt es sich um Wegpunkte die ihr erreichen sollt um den Gegner aufzuhalten. Über vordefinierte Tastenshortcuts könnt ihr dann noch Standardsätze wie ‚Brauche Luftabwehr‘, ‚Brauche Panzerabwehr‘ und dergleichen verwenden um eure Teamkollegen auf etwaige Mißstände hinzuweisen.
Söldner ist im MP Modus zweifelsohne einen Blick wert und vor allem wenn ihr einmal ein kleines Team habt welches mit euch zusammen in den Krieg zieht kann es schon ordendlich Spass machen. Ohne Teamgeist geht jedoch meistens nichts und die normalen Deathmatch Modi sind wohl eher unbrauchbar bzw. hatten wir schon ca. 3000 mal besser bei anderen Spielen.
Eines ist klar: Finger weg von Söldner wenn ihr keinen permanenten Internetzugang habt oder nicht beabsichtigt online zu Spielen! Der Singleplayer ist eine Frechheit. Weder durchdacht noch originell erinnert er an Counter-Strike mit Bots, wobei man sagen muss das die Bots in Söldner noch dazu saudämlich sind und das KI-Verhalten in etwa den Intelligenzquotienten einer Babykarotte erreicht. Panzer die gegen Häuser und Bäume knallen sind völlig normal und wer dem entgehen will muss in den Multiplayerpart fliehen. Da man dort keine Bots braucht ist es dann doch wesentlich erträglicher.
Der MP Modus macht wirklich Spass und auch wenn die Karten für die momentanen Spielerzahlen zu groß sind, kommt schon ordendliche Schlachtfeldstimmung auf wenn ihr mit eurem Lada einen Heckenschützen überfährt (hehe) oder ein Apache Longbow mit einer Stinger vom Himmel geholt wird. Generell kann ich sagen: Battlefield ist mit Sicherheit besser aber Counterstrike wird von Söldner allemal getoppt und was ihr bei Fahrzeugen an Auswahlmöglichkeiten habt ist bisher noch nie da gewesen.