Es gibt Entscheidungen, die würde man im Nachhinein betrachtet bestimmt anders machen. Ede Stoiber würde heute nicht mehr verfrüht als „Wahlgewinner“ vor die Kameras treten, 3D Realms ein Spiel nicht schon 10 Jahre vor dem Release ankündigen und Wolfgang Schüssel sicher keine Koalition mit der FPÖ… – Nun ja, gut! – Es kann schließlich nicht jeder aus seinen Fehlern lernen. Major Greg D. Callahan wäre aber sicher in seiner gemütlichen Beton-Gefängniszelle geblieben, hätte er gewusst welche Nebenwirkungen die vermeintliche Freiheit mit sich bringt.
In The Gladiators tut er das aber nicht. Die Story beginnt ebenso schnell wie sie nebensächlich ist. Die US-Army hat in den letzten Jahren eine Methode entwickelt durch Schwarze Löcher zu reisen. Natürlich braucht man für das erste Mal immer ein erfahrenes Versuchskaninchen, in diesem Fall fällt die Wahl auf Callahan. An Bord eines Raumschiffs begibt er sich also mitsamt seiner Crew durch das Schwarze Loch. Auf der anderen Seite angekommen erwarten den ersten von den drei Helden des Spiels aber keine freunlichen Empfangskomitees sondern knallhart böse Aliens. Wieder landet der coole Callahan in einem Gefängnis, wenn auch die Gitterstäbe jetzt durch hübsche bläulich schimmernde Laserschranken ersetzt werden. Aber auch hier bekommt er wieder die Chance sich zu befreien. Dazu braucht er nichts anderes zu tun als für die fesche Prinzessin Lydia einige Gladiatorenkämpfe zu gewinnen. Wer würde angesichts der drohenden Todesstrafe nicht den Weg in den Kampf bevorzugen, wenn ihn auch noch ein hübsches Gesicht darum bittet?
Das ist der Beginn von The Gladiators, der euch in einem gewöhnungsbedürftigen Comic-Intro präsentiert wird. Die meisten Storysequenzen des Spiels sind aber direkt in der Spielgrafik vorzufinden. Diese hat auch insgesamt betrachtet einige Reize, obwohl sie nicht an die optischen Referenztitel des Genres heranreicht. Die zahlreichen Explosionen sind schön anzusehen, die Texturen bunt und ohne Schwächen und auch die Animationen der Figuren kann man durchaus als gelungen bezeichnen.
Das 3D-Terrain macht auch spielerisch Sinn, was ihr sofort nach dem ersten Start bemerken werdet. Ihr führt eine Gruppe von Soldaten über die insgesamt 18 Maps. Dabei solltet ihr genau auf Erhebungen in der Landschaft und Dickichte achten. In Letzteren könnt ihr euch nämlich dank der echtzeitberechneten Sichtlinien nicht nur selber kurzzeitig vor euren Feinden verstecken, auch diese lauern gerne hinter Bäumen und Büschen um euch ein wenig einzuheizen. Besonders schwerwiegend ist das, wenn sich die Kontrahenten auf einem Hügel oder Turm verschanzt haben. Von dort aus sieht man weiter und geniest auch eine erhöhte Reichweite. Zum Glück gibt es aber sehr oft mehrere Wege um eine Stellung auszuhebeln. Wenn ihr beim ersten Mal in einer Schlucht eiskalt erwischt werdet, dann solltet ihr im zweiten Anlauf vielleicht den etwas weiteren Weg auf euch nehmen und den Widersachern den Hintern aufreißen.
Dabei helfen zahlreiche Power-ups. Die heilen eure Soldaten, verstärken ihre Rüstung, lassen sie schneller rennen oder verbessern einfach die Durchschlagskraft ihrer Waffen. Der Einsatz jener Kurzzeit-Upgrades kostet Ressourcen, die man in Form von Joker-Cards auf dem Spielfeld verstreut findet. Manche von denen tauchen nach einigen Sekunden wieder auf. Ihr könnt sie dann erneut einsammeln. Meistens sind solche in der Nähe der sogenannten Spawn-Zonen zu finden, die es oftmals zu erobern gilt. Dort könnt ihr, ebenfalls im Eintausch gegen die Ressourcen, neue Einheiten erschaffen um eure Reihen wieder aufzufüllen.
Im Laufe der drei Kampagnen (zu Beginn ist nur die menschliche verfügbar, später wechselt man auch auf die Seite der fiesen Außerirdischen) bekommt ihr wirklich cool entworfene Kämpfer zu Gesicht. Einige von denen haben Spezialfähigkeiten und können beispielsweise kriechen oder werden für kurze Zeit unsichtbar. Auch Flugvehikel und Fahrzeuge stehen euch zur Verfügung. Insgesamt sind 24 verschiedene Einheiten (acht pro Partei) eingebaut worden.
Der Einsatz der Fähigkeiten eurer Recken und der euch zur Verfügung stehenden Upgrades ist durchaus empfehlenswert. Besonders wenn große Gegnerhorden auf euch zustürmen (und das wird sicher passieren) solltet ihr genügend Extras im Rucksack haben.
Eine tolle Atmosphäre bietet auch der Sound. Schon die Waffeneffekte sind nett umgesetzt worden, ein richtig großes Plus sind aber die Begeisterungsanfälle des Publikums. Für manche mag es jetzt etwas makaber klingen, wenn die Zuseher bei größeren Ballereien applaudieren und jubeln, dank der comichaften und niemals vollkommen ernsten Präsentation von The Gladiators kommt aber nie ein bedrückendes Gefühl auf wenn ihr einen Alien in die ewigen Jagdgründe seiner Vorfahren schickt. Der Spaß steht im ganzen Spielverlauf eindeutig im Vordergrund. Um noch mal auf den Sound zurück zu kommen: Musikalisch wird das Spiel von schnellen und harten Techno-Klängen begleitet. Die von uns getestete englische Version ist auch mit professionellen und soliden Sprechern ausgestattet.
Drei Varianten stehen im Multiplayer-Modus zur Verfügung. Während ihr mit dem Deathbowl-Mode eine Shootern ähnelnde Deathmatch-Variante findet, dürft ihr euch auch noch an einem netten Cooperative- und einem herkömmlichen „Eliminiere jeden“-Modus erfreuen.
Eigentlich habe ich im Vorfeld nie wirklich viel von The Gladiators gehört und auch als die Testversion in die Redaktion flatterte war ich dem Titel gegenüber noch skeptisch. Zahlreiche Spielstunden später hat mich Arxel Tribes’ Action-Strategiespiel aber eindrucksvoll eines Besseren belehrt. Die temporeichen Missionen machen wirklich viel Spaß, das Spielprinzip ist trotz der komplexen taktischen Möglichkeiten nach wenigen Sekunden in Fleisch und Blut übergegangen und auch die Steuerung macht keine Problem.
Schade, dass das Spiel an der breiten Masse wohl unbeachtet vorbeigeht. Freunde von actionreichen Strategiespielen sollten unbedingt zugreifen, denn auch nach dem Ende der Kampagnen ist The Gladiators noch öfters für kurze Matches zwischendurch geeignet und wird wohl noch eine Weile auf meiner Festplatte verweilen.