Der Aufstieg eines Stadtstaates zu einer Weltmacht, die viele Bereiche unseres Lebens sogar heute noch prägt, obwohl sie seit über tausend Jahren nicht mehr exisitert, ist eines der faszinierensten Geschichtsabschnitte der Menschheit. Gemeint ist damit das römische Imperium, dass in seiner Blütezeit von Nordafrika bis England reichte und somit eines der größten Weltreiche der Menschheit war. Doch wie konnten es die Römer so weit bringen? Natürlich durch mich, denn ohne mich wären Städte wie Syracusae, Londinium oder Lugdunum höchstens unterentwickelte Slums geblieben. Durch meine gottgleichen Fähigkeiten als Stadthalter ermöglichte ich dem Imperium erst diese Grösse, denn nur große blühende Städte ermöglichten dem römischen Militärapparat den nötigen Rückhalt im eigenen Land. Doch genug der Selbstbeweihräucherung, ich will euch nun berichten, wie ich all diese unglaublichen Werke vollbringen konnte.
Um meine unglaublichen Fähigkeiten noch zu verfeinern wurde mir zuerst ein Lehrmeister zugeteilt um mich im Beruf des Stadthalters genauer zu unterweisen – der gewöhnliche Bürger nennt dies auch des öfteren Tutorial. Obgleich dieser niedere Patrizier keinem Vergleich mit meiner unerreichten Größe standhalten konnte, hatte er doch einige wichtige Informationen für mich auf Lager. Seine Erklärungen waren durchaus verständlich, doch manchmal etwas seltsam. So fordert mich dieser Pöbel vom Land doch wirklich auf, die Bürger meiner Stadt mit Altären und Gasthäusern zufrieden zu stellen, obwohl doch meine bloße Anwesenheit meine Untertanen schon zur genüge glücklich macht! Wie auch immer, baute ich dann doch einige Altäre, um die Bürger bis in das oberste Stockwerk meines Palastes frohlocken hören zu können, doch, wie seltsam, nicht einmal nach dem Bau von zwanzig Altären für dreißig Bürger war der Pöbel glücklich sondern verlangte immer noch nach Gelegenheiten, um seinen Göttern zu huldigen. Ihr könnt mir glauben, das arbeitende Volk war mir noch nie geheuer, doch dieses Verhalten ist skandalös. Mein Lehrmeister äußerte die Befürchtung, dass ich es hier mit einem Bug zu tun hätte – was immer er auch damit meinte…
Nach meinen, teils etwas verdrießlichen, Erfahrungen mit dem Tutorial war ich danach, ohne es richtig zu bemerken, schon voll im Einsatz und landete anfangs in Londinium. Der Imperator war der Meinung, dieser unbedeutende Aussenposten sollte durch meine Hand zu einer blühenden Stadt werden um so die primitiven Barbaren von den britische Inseln mit den architektonischen Künsten des Reiches zu beeindrucken. Um seine Forderung auch in angemessener Zeit realisieren zu können, versorgte er mich mit ausreichend Materialien aus den südlicheren Provinzen, damit meine Lager immer voll und meine Sklaven immer beschäftigt blieben. Nur Gold musste ich selbst abbauen. Gold das ich dringend für den Ankauf von zusätzlichen Sklaven benötigte! Glücklicherweise konnte ich nicht nur auf ein Goldvorkommen in der Region zurückgreifen sondern auch Merkur war mir wohlgesonnen und ein schnell gebauter Handelsposten erwirtschaftete zusätzliche Geldmittel.
Ich möchte an dieser Stelle festhalten, dass eine funktionierende Stadt immer mindestens soviele Sklaven benötigt wie sie an Bürgern beherbergt. Sklaven übernehmen viele Aufgaben, die ein normaler Römer nicht im Traum erledigen würde – schließlich hat auch der geringste Bürger einen gewissen Stolz. Sie schleppen Waren von Lagernhäusern zu Tavernen und Märkten, sie versorgen die Baumeister mit Materialien und sie halten sämtliche Häuser instand. Einmal geschah es, trotz meiner legendären Unfehlbarkeit, dass ich aus akutem Goldmangel für fünfzig meiner Bürger nur dreißig Sklaven bereitstellte. Die Folgen waren katastrophal! Die Häuser meiner Stadt gingen mangels sorgfältiger Instandhaltung in Flammen auf, die Märkte und Tavernen erhielten keine Waren mehr und der Pöbel begann aufgrund der Warenknappheiten zu randalieren! Nur dem Einsatz meiner tüchtigen Präfekten verdankte ich damals, dass nicht die komplette Stadt in Flammen aufging. Ihr seht also, Sklaven sind einer der wichtigsten Faktoren im Aufbau einer funktionierenden römischen Siedlung. Sollten Sie in zu viel Arbeit untergehen, werden Sie sich mit rauhen Worten oder sogar mit illegalen Aufständen bemerkbar machen.
Londinium war durch meine gottgleiche Regentschaft aufgeblüht, als mich der Imperator abermals vorlud. Er war von meiner Arbeit ebenso wie ich selbst und meine Untergebenen begeistert und ließ mir, nach meiner großartigen Leistung im Norden des Reiches, zukünftig freie Hand bei der Auswahl meiner Aufgaben. So kam es, dass ich in Massilia dafür sorgte, dass eine philosophische Akademie den Stadtkern verschönerte, in Karthagena ein riesiges Kolosseum zur Belustigung des Pöbels errichtete und auch Syracusae wurde durch meine Hand zu einer riesigen Stadt in der sich der gehobene Stand sogar in Bädern entspannen oder in Theatern der abendlichen Unterhaltung frönen konnte.
Wo auch immer ich hinsah, es erfreute mich, meine Untertanen bei Ihrer täglichen Beschäftigung zu beobachten. Auf den Straßen meiner Städte herrschte immer lebhaftes Treiben, doch auch die Schneiderinnen, Bauern und Heilerinnen waren fleißige Bürger, derer sich Rom nicht zu schämen brauchte. Nachdem ich allerdings in meinem von blühenden Gärten und herrlichen Statuen umgebenen Stadthalterpalast residierte, war es mir niemals möglich, meine Untertanen genauer kennenzulernen. Ihre Gesichter und Körper wirkten aus der Ferne sogar etwas unförmig und erinnerten mich an das unschöne Wort Einheitsbrei. Vielleicht ist die Tatsache, dass ich meine Untertanen, sowie die meinen Palast umgebende Landschaft oft nur verwaschen und ungenau wahrnehme, auf Kurzsichtigkeit zurück zu führen, doch ein Medicus bescheinigte mir erst vor kurzem gute Sehfähigkeiten. Ich werde ihn wohl nochmals konsultieren müssen, denn wenn ich nach getaner Arbeit aus den Fenstern meines Palastes blicke, wünsche ich mir immer die volle Pracht meiner bauten genießen zu können, die oft bis zum Horizont reichen.
Die Römer ist ein Spiel für lange Winterabende. Leider kam es Ende Juni raus und versaute mir so einen haufen Sonnentage, die ein normaler Mensch am See, in den Bergen oder am Fahrrad verbracht hätte. Eigentlich hätte ich auch sowas in der Art vorgehabt, nur leider saß ich wegen diesem Spiel ziemlich lang vor meinem PC, was in gewisser Weise deutlich für den Titel spricht.
Das Treiben der Menge und die, bis auf etwas verwaschene Texturen, tolle Grafik schaffen eine Atmosphäre die den Spieler oft stundenlang fesseln kann – sofern er nicht einem Bug zum Opfer fällt. Hier wären wir auch bei der Kehrseite der Medaille. Die Römer benötigt auf jeden Fall noch mindestens einen Patch, bis die schlimmsten Bugs Geschichte sind. Vor allem die Selbstzerstörung von Savegames ist sehr ärgerlich. Trotzdem sollten passionierte Städtebauer den Kauf wagen, denn sie werden ihn keinesfalls bereuen.