Irgendwann in der Zukunft hat es die Menschheit mal wieder geschafft und steht ohne bewohnbare Planeten da, weil ihr diese buchstäblich unter dem Arsch weggesprengt wurden. Wie das passieren konnte? Durch die ständige Ausdehnung des Universums wurden auch die Planeten ausgedehnt und konnten letztendlich nicht mehr standhalten. Die kümmerlichen Reste der wohl seltsamsten Rasse des Universums verteilen sich nun auf Raumstationen aller Art, die weit verstreut in verschiedenen Sektoren existieren. Leider sind das aber nicht die einzigen bewohnten Blechdosen im All, es gibt auch noch ein ausserirdisches Volk, das sich Scarrid nennt. Diese Zeitgenossen sind zwar nicht im offenen Krieg mit den Menschen, doch sind sie auf keinen Fall als verbündet oder wohlgesonnen anzusehen. Viel mehr warten sie auf einen Fehler der anderen Seite, um ihr ein schnelles Ende zu bereiten. Wie man sieht, gibt es auch dann, wenn Planeten bereits der Vergangenheit angehören, immer noch genug Zündstoff damit ordentlich die Fetzen fliegen. Wäre doch ewig schade, wenn man da nicht dabei sein dürfte – Flatspace 2 ermöglicht euch, ins Geschehen einzutauchen.
Der Einstieg in das zweidimensionale Universum von Flatspace 2 ist nicht besonders aufregend. Nur ein minimalistisches Intro taucht am Bildschirm auf und ist nicht gerade vielsagend, außer man gehört zu jenen Spielern, die bereits Erfahrungen mit dem ersten Teil des Spiels gemacht haben. Sogar bei meiner spärlichen obigen Einleitung musste ich mich von der offiziellen Website inspirieren lasssen, da man im Spiel nur spärliche Hinweise bekommt, worum es geht.
Das Grundprinzip von Flatspace 2 kann aber auch ohne Story süchtig machen. Sucht euch einen Namen, eine Rasse und eine Spezialisierung aus, um danach die unendlichen Weiten des Alls auf die eine oder andere Art unsicher zu machen. Je nach anfänglicher Auswahl fängt man mit verschiedenen Raumschiffen an, die nur eines gemeinsam haben: Es sind winzige Nußschalen, die nur mit verdammt viel Glück Beschuss irgendeiner Art überleben. Arbeit gibt es auf den Raumstationen genügend. Entweder tötet oder fängt man Verbrecher für Geld, kauft Ware um sie auf einer anderen Station gewinnbringend zu verkaufen oder transportiert Menschen und Güter zu bestimmten Zielen.
Je nach Schwierigkeitsgrad variiert auch die Bezahlung. Vom verdienten Geld kann man sein Raumschiff aufrüsten, oder vielleicht gleich ein neues kaufen. Möglichkeiten gibt es viele. Von der Minigun bis zum Plasmawerfer, vom fliegenden Klo bis zum mächtigen Schlachtschiff mit eigenen Jägerstaffeln an Bord gibt es alles zu erwerben. Das Ziel des Spiels ist einfach: Macht was ihr wollt, aber vernichtet am Ende eine der beiden Seiten, damit nur euer eigenes Volk zum Herrscher über das bekannte Universum wird.
Auch wenn das <a href="http://en.wikipedia.org/wiki/Elite_(computer_game)" target="_blank">Elite</a>-ähnliche Spiel die süchtigmachenden Aspekte des Sammelns, Bauens und Wachsens in sich vereint, ist es doch weit von Perfektion entfernt. Vor allem der Schwierigkeitsgrad ist für Einsteiger knallhart und man sollte ständig Speichern, um nicht schnell frustriert aufzugeben. Erst nachdem man sich einige Stunden im Spiel aufgehalten hat, beginnt Flatspace 2 Spaß zu machen, da man sich durch bessere Bewaffnung endlich einigermaßen wehren kann.
Die Kämpfe mit Gegnern aller Art sind zwar meistens zu schaffen, doch nachdem die Welt von Flatspace ein Eigenleben hat, das nur wenig Rücksicht auf den Spieler nimmt, kann es oft passieren, dass die Konsequenzen auch für einen kleinen Auftragsmord bereits verheerend sind. Wenn ihr einen Verbrecher liquidiert, steht ihr zwar bei der Polizei hoch im Kurs, die Cosa Nostra ist aber vermutlich sehr enttäuscht über diesen mangelnden Respekt und trachtet danach, euch mit in Kübeln einbetonierten Füßen ins All zu werfen. Jede Aktion verursacht eine Reaktion des Umfeldes. Das interaktive Universum ist zwar prinzipiell ein lobenswertes Feature, doch fehlt es hier am nötigen Feinschliff. Wenn man einen unauffälligen Verbrecher fängt, der ein Kopfgeld von vielleicht 1000 Credits bringt und kurz darauf einen Schlachtkreuzer mit zwanzig Jagdfliegern im Gepäck am Hals hat, ist das dem Fortkommen und der Motivation ein wenig hinderlich. Vielleicht werden hier kommende Patches Abhilfe schaffen können.
Zusätzlich sind noch einige bösartige Bugs unterwegs, die dem Spieler einen schnellen, ungewollten Tod bescheren, gegen den man nichts unternehmen kann. Während man sich zwischen den Sektoren mittels Sprungtriebwerk bewegt kommt es oft vor, dass man schon abgeknallt wird, bevor man überhaupt die Möglichkeit hatte irgendetwas zu unternehmen. Eine böse Überraschung ist auch das Materialisieren kurz vor einem Asteroiden, der mit hoher Geschwindikeit auf unausweichlichem Kollisionskurs ist. Manchmal wird man auch beim Verlassen oder Andocken an eine Raumstation liquidiert, ohne etwas dagegen tun zu können, da der Autopilot die Andocksequenz nicht unterbrechen möchte. Es gibt in Flatspace 2 viele Möglichkeiten zu sterben, für meinen Geschmack sind es zu viele.
Technisch ist Flatspace 2 nicht besonders aufregend gestaltet. Die Kombination von 3D-Effekten in einem zweidimensionalem Raum ist halbwegs gut gelungen, doch sind viele Raumstationen einfach etwas zu eckig geraten. Mit ein wenig Geduld seitens des Programmierers, Mark Sheeky, wäre das vielleicht ein wenig besser gegangen.
Die Vielfalt an Objekten ist mit Teil zwei des Spiels stark angewachsen und man findet jetzt mehr als immer nur die selben Raumstationen. Nun gibt es Farmen, Schulen, Außenposten und noch einiges mehr im Universum zu entdecken. Nur bei den Stationen der Außerirdischen Scarrid hätte mehr Abwechslung nicht geschadet.
Die Steuerung des Spiels erfolgt hauptsächlich mit der Maus. Rechte Maustaste zum beschleunigen, linke Maustaste zum Feuern. Sobald man aber in einen Kampf gerät oder speziellere Sachen, wie zum Beispiel das Scannen von vorbeifliegenden Schiffen, machen möchte, sollte man eine Hand voll Tastenshortcuts können, um im Ernstfall nicht verzweifelt auf die Tastatur zu hämmern, ohne das sich was tut.
Wer einen würdigen Nachfolger von Elite sucht und auf eine spannende Story verzichten kann, ist bei Flatspace 2 gut aufgehoben. Wer eine (wenn auch etwas plumpe) Story bevorzugt, die zum Weiterspielen motivieren soll, ist vielleicht mit Freelancer besser bedient, das mittlerweile auch schon für zehn Euro zu haben ist – was somit nur die Hälfte von Flatspace kostet und mit besserer technischer Umsetzung glänzt. Trotzdem sollten interessierte Weltraum-Import-Export-Veteranen auf jeden Fall einen Blick auf die Demo werfen, die schon einen halbwegs brauchbaren Einblick ins Spiel ermöglicht. Übrigens ist der Soundtrack wirklich erstklassig und wer sich zum Kauf des Spiels entscheidet, sollte auch die zusätzlich erhältlichen Musikstücke erwerben.