Der König ist tot, es lebe der König! So kennt man es aus Romanen oder Spielen, die ihr Szenario im Mittelalter gefunden haben. Anders in Empires and Dungeons – dort ist der Thronfolger zwar abgetreten, jedoch gibt es keinen offensichtlichen Nachfolger. Die Folgen sind fatal, sind doch jetzt alle Edelleute des Landes der Meinung, der rechtmäßige Thronfolger zu sein. Auch ihr verkörpert einen dieser Edlen und eurem Spielgeschick ist es überlassen, ob das Land wieder vereint werden kann oder alles in ewigem Leid und Chaos untergehen wird.
Empires and Dungeons kombiniert mehrere verschiedene Spieltypen, die bereits mehr oder minder erfolgreich am Markt sind, und versucht sie zu einem süchtig machendem Konzept zu vereinen. Die Hauptansicht zeigt eine Karte mit Städten, Rohstoffen, Burgen und Dungeons, die es zu erforschen gilt. Hier ist man als Held immer mit einer Armee unterwegs, die sich in der Heimatburg rekrutieren lässt. Je nach Ausbaustufe der Burg lassen sich verschiedene Typen von Soldaten rekrutieren. Zur Verfügung stehen Fußsoldaten, Bogenschützen, Ritter und Katapulte, mit deren Hilfe der Gegner geplättet werden kann. Nachdem diese Ratten nun einmal dem schnöden Mammon mehr geneigt sind als dem Dienst für das Königreich, muss man irgendwie an Gold gelangen um sie ansprechend zu bezahlen.
Bare Münze ist nicht nur zum Rekrutieren von Soldaten notwendig, sondern auch, um die Burgen mit diversen Gebäuden oder Wällen auszurüsten. Doch woher nehmen? Am meisten ist zu holen, wenn man die Städte im Umland einnimmt und deren Einwohner brav Steuern zahlen. Zu dumm nur, dass auch Städte eine Armee haben, die manchmal sogar eine respektable Größe besitzen. Die nächste Möglichkeit ist das Verkaufen von Ressourcen an Händler, wovon man beides meist im näherem Umland der Burg findet – allerdings dauert das viel zu lange und man benötigt viele Ressourcen selbst für den Bau von Gebäuden. Die größte Geldquelle sind zufällig auftauchende Dungeons, die nur der Held alleine betreten kann. Dort lauern haufenweise Monster von angemessener Stärke, die geschächtet werden wollen, um danach allerlei Goldschätze ihrem Henker preiszugeben – selbstverständlich immer nach der Reihe, zwei Monster gleichzeitig treten niemals auf. Ein Dungeon beherbergt aber auch noch andere Geheimnisse, wie zum Beispiel irre Zauberer oder seltsame Händler. Auch seltene Gegenstände, Waffen oder Heiltränke sind in den Höhlen des Bösen zu finden – und Ehre! Wer einen Dungeon von sämtlichen Monstern befreit und auch das immer zwei Stufen bessere Boss-Monster besiegt, erntet Ehre, die man zum Bauen gewisser Gebäude braucht.
Eines muss man Niels Bauer, dem Entwickler des Spiels, lassen. Er versteht es bei jedem seiner Titel, eine absolut intuitive und einsteigerfreundliche Steuerung einzubauen. Es ist fast unmöglich, Empires and Dungeons nicht sofort, ohne auch nur einen Blick auf das Tutorial geworfen zu haben, zu verstehen. Alles funktioniert mit Mausklicks, es gibt keine verschnörkelten Hotkeys, Kombinationen oder seltsam anmutende Symbole am Bildschirm. Trotzdem wurde noch ein Tutorial eingebaut, das alles haarklein beschreibt und absolut nichts auslässt. Gerade diese Einsteigerfreundlichkeit macht das Spiel ideal für eine kleine Runde zwischendurch. Für viel mehr ist es allerdings auch nicht geeignet, da einfach der Tiefgang fehlt.
Gespielt wird Rundenweise, außer es kommt zu Kämpfen, dann wird auf Echtzeit umgestellt. Das heisst, eine Sanduhr zeigt an, wie lange es dauert, bis man wieder auf einen der drei Prügel-Knöpfe klicken kann (siehe Screenhot). Zusätzlich hat man manchmal die Möglichkeit, eine Heldenhafte Aktion, wie Heilen, einen vernichtenden Schlag oder Flucht durchzuführen. Bei sinkender Lebenskraft hilft auch ein Heiltrank. Durch die Kämpfe bekommt man Erfahrung, durch Erfahrung wird man stärker. Dies hilft zwar im direkten Kontakt mit euren Monster-Widersachern wenig, da sie vom Spiel der Stärke des Helden angepasst werden, doch eure Computergegner sind von dieser Regelung ausgenommen und müssen sich ihre Stärke ebenso wie der Spieler mühsam erkämpfen. Selbstverständlich liefert ein stärkeres Monster auch mehr Geld und erlaubt somit eine größere Armee. Bis zu acht Levels kann ein Held aufsteigen. Wenn man ihn zusätzlich noch mit adäquater Bewaffnung ausstattet, kann man so gut wie alles kurz und klein hauen.
Auch wenn die technischen Mittel von Niels Bauer äußerst limitiert sind, hat er sich große Mühe gegeben, ein ansprechendes Ambiente zu erschaffen. Die Portraits der Widersacher sowie des Helden sind detailliert und vor allem das Interface ist perfekt integriert und, wie die Steuerung, äußerst gut gelungen. Der Soundtrack ist zwar klein, aber durchwegs professionell gestaltet – fast eine Klasse zu gut für ein Indiegame dieser Sorte. Die Soundeffekte hingegen werden leider schnell nervtötend. Bei jedem Treffer muss man sich, bis auf wenige Ausnahmen, das selbe (schmerzerfüllte?) Grunzen oder Stöhnen seiner Gegner anhören.
Am schlimmsten ist jedoch Größe des Spiels am Bildschirm. Obwohl, laut einer repräsentativen <a href="http://www.steampowered.com/status/survey.html" target="_blank">Steam-Umfrage</a>, nur noch etwas über drei Prozent der Spieler 800×600 nutzen, ist das Spiel nur in dieser Auflösung möglich optisch ansprechend. Sollte man eine höhere Auflösung verwenden, bekommt man den Rest mit blau-schwarzem Hintergrund zugekleistert. Wenn das Spiel wenigstens beim Start automatisch auf 800×600 umswitchen würde, wäre es wesentlich angenehmer. Vielleicht wäre auch ein Fenstermodus eine Idee, die sich einfach realisieren ließe.
Wie wäre es bloß ein Spiel zu haben, dass die Konzepte vieler toller Spiele der letzten Jahre vereint? Das metzeln von Monsterhorden in weit verzweigten Dungeons wie in Diablo, das Aufbauen einer Burg und Unterhalten einer Armee wie in Lords of the Realm und das Erkunden der Spielwelt wie in Heroes of Might and Magic – das wäre wohl ein perfektes Spiel für viele von uns. Empires and Dungeons versucht sich an dieser Kombination, kommt jedoch in keinster Weise an seine Vorbilder heran. Trotzdem kann es aufgrund der Sucht erzeugenden Konzepte lang am Bildschirm fesseln, obwohl es sowohl technisch als auch vom Gameplay her sehr simpel gestrickt ist. Vielleicht is aber auch gerade das der Reiz an der Sache. Starten und Spielen ohne viel nachzudenken und trotzdem dabei Spaß haben – ich kenne das von vielen unauffälligen Independent-Produktionen, zum Beispiel auch Weird Worlds oder Smugglers 3. Spielt einfach mal die Demo, ihr werdet sehr schnell herausfinden, ob Empires and Dungeons für euch brauchbar ist oder nicht.